#DepotDienstag: wirbleibenzuhause

#DepotDienstag: wirbleibenzuhause

Mehr Inhalte für mehr Geld: Die Idee des Bezahlfernsehens kam in den USA schon in den 1950er-Jahren auf. Nach Deutschland kam es mit dem Teleclub 1986, der ab 1991 premiere und heute Sky heißt. Waren es am Anfang vor allem Sportereignisse, wie Boxen in den USA und Fußball hierzulande, kann man heute fast alles dazukaufen.

Mit dem Fernsehen kommt die Fernsehkritik

Wir müssen im Moment zu Hause bleiben. Viele von uns greifen da gerne auch zur Fernbedieung und sorgen damit für etwas Abwechslung. Doch längst nicht alles, was da über die Kanäle läuft, findet unseren Zuspruch. Das war auch früher nicht anders. Mit dem Fernsehen kam auch die Fernsehkritik. So ließ der damalige Bundestagspräsident Hermann Ehlers 1953 den Intendaten des NWDR Adolf Grimme in einem Telegramm wissen:

“Sah eben Fernsehprogramm. Bedauere, dass Technik uns kein Mittel gibt, darauf zu schießen”.

Wo sonst als im Mutterland des Fernsehens, den USA, kam entsprechend schon in den 1950er-Jahren die Idee auf, ‘bessere’ Inhalte gegen eine Gebühr anzubieten. Das Zenith Phonevision-System war einer der ersten Pay-TV-Testläufe und begann 1951 in den Vereinigten Staaten. Das verschlüsselt gesendete Signal wurde mit einem über die Telefonleitung übertragenen Signal decodiert. Eine allgemeine Betriebserlaubnis wurde allerdings nicht erteilt. Nachfolgende Projekte konnten sich aber durchaus am Markt etablieren.

Vom Schweizer Teleclub zu premiere und Sky

In Deutschland kam als erstes Angebot 1986 der Schweizer Teleclub auf den Markt, allerdings nur lokal in Hannover. Aus diesem Angebot entwickelte sich premiere, das 1991 den Betrieb aufnahm und heute Sky heißt.

Mit der Einführung des digitalen Fernsehens DVB wurde die technische Umsetzung einfacher und das Angebot reichhaltiger. 1996 kam das von der Kirch-Gruppe gegründete und auf Spartenprogramm spezialisierte DF1 dazu, das über die so genannte d-box empfangen wurde. Eine Smartcard lieferte die Daten zur Entschlüsselung. Durch den zunehmenden Ausbau des Breitband-Internets war es den Kabelnetzbetreibern ab Mitte der 2000er Jahre möglich, Bezahlfernsehen im Rahmen ihrer Kabelanschluss-Pakete anzubieten. Ebenfalls zu dieser Zeit setzte ein Boom bei so genannten Video-on-demand oder Streamingdiensten wie netflix oder maxdome ein.

Waren zu Beginn des Bezahlfernsehens Sportübertragungen, in den USA besonders Boxkämpfe, hierzulande Fußball, sehr gefragt, kann man heute ein breites Angebot an Inhalten von Sport über eigens produzierte Serien bis hin zu Spartensendungen erwerben oder auch gegen eine Extragebühr die frei verfügbaren Inhalte des Privatfernsehen in HD-Qualität ansehen.

Autorin: Tina Kubot 
14. April 2020

Stay at Home-Podcasttipps: #BigData

Stay at Home-Podcasttipps: #BigData

Für viele Menschen gilt derzeit: Stay at Home – Bleibt zuhause! Räumliche Distanzierung muss aber nicht soziale Distanzierung bedeuten. Es gibt viele Medienformate, die es uns ermöglichen, uns auszutauschen, voneinander zu Lernen und Geschichten zu erzählen. “Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam sind” erklärte Angela Merkel in ihrer Fernsehansprache zum Stand der COVID-19-Maßnahmen der Bundesregierung. Mit “Stay at Home-Podcasttipps” stellen wir regelmässig Podcasts zu Themen der Digitalisierung vor.

Big Data

Bei der Wahl der Themen orientieren wir uns zunächst an den Episoden unseres Erklärpodcasts zum Digitalen Wandel. Der Leben X.0-Podcast ist im Sommer 2019 gestartet und erklärt Schlagwörter der Digitalisierung. Zu dem jeweiligen Themenfeld existieren natürlich viele weitere Podcast-Episoden anderer Podcastproduzent*innen, mit denen man ebenso seinem Horizont erweitern kann. Wir stellen einzelne Episoden zu Big Data vor.

 

Leben X.0-Erklärpodcast zum digitalen Wandel

Der Leben X.0-Podcast ist Teil unseres Dialogprojekts “Leben & Lernen X.0”, in dem im Dialog mit der Bürgerschaft Fragen zur Zukunft der Bildung, Abeit und Demokratie verhandelt werden. In der fünften Episode des Erklärpodcasts zum Digitalen Wandel fragt Gastgeberin Tine Nowak des Leben X.0-Podcasts: Was ist Big Data? Die ehem. Direktorin des Museums für Kommunikation Nürnberg Marion Grether ist in dieser Episode als Co-Moderatorin dabei. Mit einem Blick in die Wikipedia und mit drei unterschiedlichen Perspektiven auf den Begriff von Valentin Dander, Julia Krüger und Stephan Bartholmei, diskutieren Tine Nowak und Marion Grether gemeinsam über Big Data.

1000 Antworten (SWR) Was ist “Big Data”?

Kürzer als in 34 Sekunden kann man die Frage nach Big Data kaum beantworten. “1000 Antworten” ist ein wöchentliches Format des SWR, in dem Hörer*innenfragen von Wissenschaftler*innen beantwortet werden. Das Audio ist meist nur 1-2 Minuten lang und es gibt die Antworten als Podcast und als App gesammelt zum Nachschlagen und Nachhören.

Wissenswelle: Philosophin Judith Simon im Gespräch über Big Data und Ethik in der Informationstechnologie
In der ersten Episode des Wissenspodcast der Universität Hamburg unterhält sich Daniel Messner mit der Professorin Dr. Judith Simon. Die Philosophin hat am Institut für Informatik den Lehrstuhl der Ethik in der Informationstechnologie und sie spricht über ihre Forschungsperspektive zu Chancen und Risiken von Big Data zwischen Post-Privacy und Verschlüsselung.

Zeitfragen-Magazin (DLF Kultur) Big Data und die Coronakrise – China überwacht per App

Der China-Korrespondent der ARD Axel Dorloff berichtet aus Peking. Der Beitrag ist von der Machart eine kurze Radioreportage, welche im Deutschlandfunk Kultur gesendet und nun als Podcast nachgehört werden kann. Er gibt einen Einblick in Apps und Überwachung in China anlässlich der Corona-Epedemie. Da aktuell die Diskussion um Corona-Apps auch in Deutschland angekommen ist, bietet sich hier eine gute Hinführung an das Thema vor dem Hintergrund von Big Data.

Zur Vertiefung empfehle ich den neuen Podcast des Otherwise-Networks im Blick zu behalten, der sich in der aktuell ersten und – geplant  – auch in den weiteren Episoden mit dem Thema Corona-Apps beschäftigen wird: Episode 01: COVID-APP (1) – Einstieg

Weitere Podcasts zu Big Data:

Zum Füllen Eurer Podcast-Vorräte habe ich bei der Podcast-Suchmaschine FYYD eine Kuration erstellt und zudem hier eine Linkliste mit Episoden zum Thema Big Data zusammengetragen. Bei Fyyd kann man thematisch nach weiteren Podcasts suchen, wer genau schaut, findet dort eine detaillierte Suchfunktion, die man nach Sprache, Episodenlänge und Erscheinugszeitraum verfeinern kann.

 

Autorin: Tine Nowak
29. März 2020

 

“Frohe Ostern” und andere Grusskarten

“Frohe Ostern” und andere Grusskarten

Ostergrüße mit der Post zu verschicken dürfte in diesem Jahr eine gefragte Variante sein, lieben Freundinnen und der Familie ein paar nette Zeilen zukommen zu lassen. Wenn ein persönlicher Besuch schon nicht möglich ist, so sollen doch zumindest die passenden Motive zu den Feiertagen Freude bereiten. Trotz aller gestalterischer Unterschiede waren auch vor mehr als 100 Jahren bereits Ostereier, Osterhasen und Osterküken die erste Wahl, wie unsere kleine Auswahl an Postkarten aus den Jahren 1902 und 1908 zeigt. Unsere Kolleginnen vom Museum für Kommunikation Nürnberg haben für Euch die Hintergründe dieser Oster-Motive recherchiert.

Postkartengrüße

Offenbar sind einige Motive, besonders solche zu Feiertagen, zeitlos und kehren in abgewandelter Form wieder. Dies haben auch die Kuratoren der Ausstellung „Mehr als Worte – 150 Jahre Postkartengrüße“ festgestellt. Mehr dazu im Text “Kultur, Politik und Grüße aus der Fremde” (PDF) von Veit Didczuneit, Thomas Jabs, Dijon Menchén (DAS ARCHIV, 2/2019). Für die Ausstellung, die bis Anfang Februar im Museum für Kommunikation in Berlin zu sehen war, haben sie sich durch die reichhaltige Sammlung von rund 200.000 Exemplaren gearbeitet und die Geschichte der Postkarte recherchiert und aufbereitet. Der Expotizer zur Ausstellung zeigt die Wandlungen, die dieses Medium durchlaufen hat und wie vielfältig die Anlässe waren, zu denen in der Vergangenheit Postkarten versandt wurden.

 

 

Für Dijon Menchén, Wissenschaftlicher Volontär am Berliner Haus und einer der Kuratoren der Ausstellung, sind es gerade diese Wandlungen und damit auch Neuerfindungen des Mediums, die die Geschiche der Postkarte so faszinierend machen. Dabei betont er die besondere Perspektive, die mit Hilfe der Postkarten ermöglicht würde. Sie gebe den ‚einfachen‘ Menschen eine Stimme, mache Einzelschicksale erlebbar und verschaffe so ganz neue Blick auf große, historische Ereignisse, die man sonst nur aus den Geschichtsbüchern kenne.

Nachdem das Team gemeinsam die Themengebiete der Ausstellung erarbeitet hatte, wartete eine besonders große Herausforderung auf sie. So galt es, aus der umfangreichen Sammlung, die rund 200.000 Postkarten umfasst, eine Auswahl von 500 Exemplaren für die Ausstellung zu treffen. Dieser Prozess dauerte letztlich mehrere Monate und ähnelte im Ablauf den ‚Castings‘ und ‚Recalls‘ einer Fernsehshow, wie Menchen berichtet.

Die ausgewählten Exemplare eigneten sich aus Sicht des Kuratoren besonders gut, um die Geschichte eines Landes oder einer Region über einen bestimmten Zeitraum auf verschiedenen Ebenen nachzuerzählen. Etwa über die Darstellungen auf den Postkarten, die Einblicke in das damalige Leben, wichtige Ereignisse oder in die Gestaltung- und Technik der jeweiligen Zeit geben würden.

Die geschriebenen Nachrichten erzählten zusätzlich von persönlichen Schicksalen und Geschichten, ob glücklich oder traurig, so Dijon Menchén. Wie der Kurator betont, liege im Expotizer wie auch in der Ausstellung der Fokus auf den Darstellungen und Inhalten der Postkarten, wobei der zeithistorische Kontext dabei eine wichtige Rolle spiele. Das Angebot ermöglicht es nun, die Ausstellung, auch unabhängig von einem physischen Besuch, digital erlebbar zu machen. Wir wünschen Euch viel Spaß dabei!

Oster-Postkarten

Unsere drei Osterpostkarten und viele weitere Objekte unserer Sammlung findet Ihr auch in der Online-Datenbank, in der Ihr nach Lust und Laune stöbern könnt.

Tolle Vorlagen zum Ausmalen findet Ihr zudem hier: https://www.mfk-nuernberg.de/frohe-ostern/

 

Autor: Matthias Lieb
24. März 2020

Big Data is watching you!

Big Data is watching you!

Jede Woche stellen wir euch ein Phänomen aus unserer Dauerausstellung mit Blick auf die Gegenwart vor. Heute das Phänomen Kontrolle. Daten sind zum wichtigsten Rohstoff des 21. Jahrhunderts geworden. Jede*r erzeugt durch scheinbar alltägliche Klicks Datenströme. Dabei hinterlassen wir Informationen darüber, was wir mögen, wen wir kennen und wer wir eigentlich sind. Die Summe aller Daten wird “Big Data” genannt. Um seine persönlichen Informationen und Nachrichten geheim zu halten, rückt die Wissenschaft die Verschlüsselung – die Kryptografie – immer wieder in den Mittelpunkt der breiten öffentlichen Debatte.

Beim Weg zur Arbeit navigieren wir mobil, beim Kauf von Lebensmitteln nutzen wir die Kundenkarte – zwischendrin verteilen wir bei Facebook und Co. noch ein paar Likes und bei einem spannend klingenden Newsletter setzen wir noch geschwind einen Haken – so hinterlassen wir unsichtbare jedoch kostbare Spuren.

Streng geheim!

Das Phänomen seine Nachrichten geheim zu halten ist nicht neu. Bereits seit der Antike wollen Menschen ihre Informationen vertraulich teilen. Julius Cäsar verwendet 50 v. Chr. für seine Briefe noch eine einfache Buchstabenverschiebung. Ab dem 15. Jahrhundert werden sogenannte Chiffrierverfahren immer raffinierter. Ab dem 19. Jahrhundert ändert sich dies, denn Telegramme und Postkarten können auch von Dritten gelesen werden. Korrespondenzen, die nicht für die Augen von Fremden gedacht sind, können von nun an chiffriert werden.

100 Quadrilliarden Kombinationsmöglichkeiten

Im ersten Weltkrieg verschlüsselt das deutsche Militär noch per Hand, sodass der Gegner die meisten Korrespondenzen mitlesen kann. Aus diesem Grund nutzt die Wehrmacht ab 1930 die Chiffriermaschine „Enigma“ (auf deutsch „Rätsel“) – welche 100 Quadrilliarden verschiedene Kombinationsmöglichkeiten hat und scheinbar nicht entschlüsselbar ist. Scheinbar – denn was die Deutschen nicht ahnen ist, dass bereits 1932 die polnischen Kryptologen die Arbeitsweise der Enigma nachvollziehen. So können die Alliierten 80.000 Funksprüche pro Monat entschlüsseln. Mit diesem Wissen entscheiden sie den Zweiten Weltkrieg für sich.

Boykott und Protest

Ein zeitgenössischeres Beispiel für den Kampf um die eigenen Daten ereignet sich in den 1980er-Jahren in Deutschland. Das statistische Bundesamt will 1987 eine Volkszählung durchführen. Ziel soll die Feststellung von veränderten Infrastrukturen und sozialem Gefüge sein, um diese gegebenenfalls anzupassen. Innerhalb wenigen Wochen bilden sich hunderte Bürgerinitiativen, die zum Protest und Boykott der Volkszählung aufrufen. Zentraler Kritikpunkt ist, dass die darin enthaltenen Fragen Rückschlüsse auf die Identität der Befragten zulassen. Somit verstößt die Erhebung gegen den Datenschutz – und folglich auch gegen das Grundgesetz. Die Angst der Akteur*innen vor dem „gläsernen Bürger*in“ und einem „Überwachungsstaat“ ist groß. Der Protest hat Erfolg. Die Befragung wird neu konzipiert, um die Anonymität der Bürger*innen besser zu gewährleisten.

Wir sind Daten!

Da sich unser Leben mehr und mehr ins Digitale verschiebt, brauchen wir nicht nur im Analogen Regulierungen und Kontrollen, die unsere persönlichen Informationen schützen. Immer bedeutsamer werden aus diesem Grund technologische Sicherheitsvorkehrungen, wie die Anonymisierung – denn eins ist gewiss: Wir sind Daten!

Text: Caroline Dörr, 11. April 2020

Stay at Home-Empfehlungen: Homo Deus

Stay at Home-Empfehlungen: Homo Deus

Auch das Museumsteam tummelt sich auf verschiedenen Webseiten, recherchiert in Literatur & sammelt Tipps, wie wir unseren Horizont in #stayathome-Zeiten erweitern können. Einige Ratschläge sind aus unserem Leben & Lernen X.0-Newsletter entnommen, der Euch regelmäßig über die neuesten Entwicklungen im Projekt informiert. Klickt mal über Euren digitalen Tellerrand hinaus! 

 

Anjuli Spieker ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Kommunikation Frankfurt. Hier ist ihre Empfehlung für #stayathome:

 

In der aktuellen Situation verbringen die viele Menschen mehr Zeit zu Hause und widmen sich Aktivitäten, für die im Alltag sonst wenig Raum bleibt. Kochen, gärtnern, Podcast hören – oder richtig gute Bücher lesen! Besonders bereichernd wird das Leseerlebnis, wenn die ausgewählte Lektüre sowohl klug und informativ, als auch unterhaltsam geschrieben ist. Diese Mischung beherrscht der Universal Historiker Yuval Noah Harari exzellent – bereits bei seinem ersten Welterfolgswerk „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ hatte ich Mühe, das angefangene Buch beiseite zu legen. Mit Homo Deus legte Harari 2017 die hochgelobte Betrachtung eines neuen Kapitels Menschheitsgeschichte nach.

Yuval Noah Harari: Homo Deus

Yuval Noah Harari promovierte 2002 an der Oxford University und lehrt Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem mit einem Schwerpunkt auf Weltgeschichte. “Homo Deus” wurde 2017 von der Zeitschrift Bild der Wissenschaft zum Wissensbuch des Jahres gekürt und erhielt außerdem im selben Jahr den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis.

Scharfsinnig, wortgewaltig und gleichzeitig unterhaltsam – so entwirft er eine sowohl erhellende als auch erschreckende Vision des Morgen. Er beschreibt, wie der Mensch in einem Akt wachsender Selbstermächtigung zum Homo Deus – zum gottgleichen Geschöpf – avanciert und das neue Glaubenssystem des Data-ismus die bislang gesetzten humanistischen Größen Individualismus, Seele und freier Wille ablöst. Die Lektüre ist dank Hararis unverwechselbarem Schreibstil erneut kurzweilig und zugleich hochinformativ.

Wem gehören unsere Daten?

Beim Elevator Pitch zu “Homo Deus” von Yuval Noah Harari anlässlich der Verleihung des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2017 spricht Harari davon, dass Hungersnot, Krieg und Seuchen mittlerweile von den Menschen kontrolliert werden könnten. Andere Gefahren seien für die Gesellschaften bedrohlicher, wenn man in die Zukunft blickt. Die Überwindung des Todes mit uns als gottähnlichen Menschen könnte das nächste Ziel sein. Jetzt im Frühjahr 2020 wird deutlich, diese alten Plagen sind längst nicht Geschichte, die Szenarien aus “Homo Deus” mit der Frage, wem gehören die Daten der Menschen, wirken aber umso dringlicher fort.

Die Welt nach dem Coronavirus

Yuval Noah Hararis Analysen zu Vergangenheit und Zukunft der Menschheitsgeschichte sind präzise und machen Lust zum Weiterdenken. Deshalb ist auch seine im März 2020 in der Financial Times erschienene Analyse der ganz aktuellen Gegenwart unbedingt lesenswert.

Zitiert sei an dieser Stelle abschließend eine Passage (in deutscher Übersetzung) aus dem Beitrag, die mich persönlich besonders berührt hat, da sie deutlich macht, wie wichtig es ist, wie wir uns während der Corono-Pandemie verhalten:

In dieser Zeit der Krise stehen wir vor zwei besonders wichtigen Entscheidungen. Die erste ist zwischen totalitärer Überwachung und der Stärkung der Bürger. Die zweite ist zwischen nationalistischer Isolation und globaler Solidarität. (…)

Wenn wir zwischen Alternativen wählen, sollten wir uns nicht nur fragen, wie wir die unmittelbare Bedrohung überwinden können, sondern auch, welche Art von Welt wir bewohnen werden, wenn der Sturm vorüber ist. Ja, der Sturm wird vorübergehen, die Menschheit wird überleben, die meisten von uns werden noch am Leben sein – aber wir werden eine andere Welt bewohnen!

Yuval Noah Harari

“Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen” ist bei C.H. Beck erschienen.

 

Anjuli Spieker, 10. April 2020