#HomeOfficeGLAM-Challenge

#HomeOfficeGLAM-Challenge

Jeden Dienstag posten wir unter dem Hashtag #DepotDienstag Objekte aus unserer Sammlung. Heute am #DepotDienstag beteiligen wir uns auch an der sogenannten #HomeOfficeGLAM-Challenge. GLAM ist ein englisches Akronym, das für Galleries, Libraries, Archives und Museums steht und als Sammelbegriff Institutionen umfasst, die sich mit dem Sammeln, Bewahren und Erschließen von Kulturgütern beschäftigen. Bei der #HomeOfficeGLAM-Challenge sollen Objekte und Bilder gezeigt werden, die einen (humorvollen) Bezug zum Phänomen des Zu-Hause-Arbeitens herstellen. Wir zeigen Euch technische Hilfsmittel aus der Vergangenheit und Gegenwart aus unserer Sammlung, die die (Schreib-) Arbeit zu Hause erleichtern sollten.


Federhalter für Damen aus dem frühen 20. Jahrhundert

Den Anfang macht dieser stilsichere Federhalter für Damen aus Silber, der mit einer abgeschrägten Stahlfeder für ein elegantes Schriftbild sorgte. Die Verzierungen im angesagten Jugendstil des frühen 20. Jahrhunderts mit Andeutungen von Blüten, Blättern und Zweigen ermöglichten bei aller Tristesse in den eigenen vier Wänden die nötige Verbindung zur Natur.

Mechanisches Schreiben: Mit der Germania No.5

 

Wem tintenverschmierte Hände auf Dauer zu lästig wurden, griff alsbald zur mechanischen Schreibmaschine, etwa der Germania No.5. Diese war ein Lizenzprodukt der Schreibmaschinenfabrik W. Elschner, Berlin, das auf dem Design eines amerikanischen Herstellers beruhte. Bereits um 1900 hatte sich das QWERTZ-Format der Tastenbelegung durchgesetzt. Wie es zu gerade dieser Anordnung der Buchstaben kam, erfahrt ihr hier:

 

QWERTZ – Woher kommt unsere Tastaturbelegung?

von CONSTANTIN GOLDANN / SWR

Wenn auch die Arbeit mit der Schreibmaschine einiges erleichterte, so blieb die Benutzung doch umständlich. Zum Prüfen des geschriebenen Textes musste im Falle der Germania der sogenannte Wagen (fehlt bei unserem Modell) hochgeklappt werden. Auch Tippfehler verziehen die Geräte nicht. Da hieß es bei wichtigen Dokumenten wohl oder übel, nochmal neu anzufangen.

Der Osborne Executive-Rechner für mobiles Arbeiten von zu Hause

 

Da war es schon eine große Erleichterung, wenn man die Eingabe noch einmal am Bildschirm überprüfen konnte – auch wenn dieser, wie im Falle des Osborne Executive, nicht viel größer war als ein heutiges Smartphone-Display. Zur Markteinführung im Jahr 1983 war dies jedoch eine deutliche Verbesserung. Mit handlichen 13kg und ausgestattet mit moderner Software zur Text- und Datenverarbeitung war der Executive die ideale Wahl für ein bequemes mobiles Arbeiten von zu Hause.


Der Osborne Executive in Aktion


Spielerisches Lernen mit dem MagiPen-Laptop

 

Für anspruchsvollere HomeOffice-Expert*innen ist das freilich nur die absolut nötigste Grundausstattung. Sie greifen auf entsprechende High-End-Geräte, wie den MagiPen-Laptop von VTech zurück und erfreuen sich an der einfachen Bedienbarkeit über die Tastatur oder den Bildschirmstift. Schreibfehler werden hier direkt erkannt und korrigiert. Design und Software sind optimal auf die Nutzer*innen zugeschnitten und ermöglichen ein lebenslanges spielerisches Lernen beim mobilen Arbeiten von zu Hause.

 


Wofür steht GLAM?

GLAM ist ein englisches Akronym, das für Galleries, Libraries, Archives und Museums steht und als Sammelbegriff Institutionen umfasst, die sich mit dem Sammeln, Bewahren und Erschließen von Kulturgütern beschäftigen. Bei der HomeOffice-Challenge sollen Objekte und Bilder gezeigt werden, die einen (humorvollen) Bezug zum Phänomen des Zu-Hause-Arbeitens herstellen.

 

Besucht auch unsere Sammlungsdatenbank! Hier findet Ihr noch viele weitere spannende Objekte, die von zu Hause aus erforscht werden können.


Text: Matthias Lieb, 31. März 2020

Asterix bei den Medien. Oder: Vom Textophon zum Tonband

Asterix bei den Medien. Oder: Vom Textophon zum Tonband

Ein bisschen klingt es wie aus dem Universum der unbeugsamen Gallier, der Band könnte heißen „Asterix bei den Medien“, und der kleine Textophon wäre so ein pfiffiges kleines Kerlchen wie Pepe aus dem Band „Asterix bei den Spaniern“. Plappernd ohne Punkt und Komma, seine Eltern Drahtton und Telegraphon mit permanenten Fragen fordernd: „Wann reisen wir nach Paris zur Weltausstellung?“, „Wie lange dauert es noch, bis mit Drahttongeräten Aufzeichnungen von einer halben Stunde gemacht werden können“ oder auch „Werde ich mal berühmt, weil ich der Urahne des ersten iPods bin?“

Die Online-Ausstellung „Von Drahtton über das Textaphon zum Tonband“ zeichnet eine Entwicklungslinie von 1898 bis 2001 nach. Das erste Gerät, das zur elektromagnetischen Aufzeichnung von Schall diente, besaß noch die Ausmaße eines modernen Standkühlschranks. Später wurden die Aufnahmedauer länger, die Tonqualität besser und die Geräte immer kleiner, bis zu den Mitnahmegeräten Ghettoblaster und schließlich dem iPod.

Aufzeichnung von Schall auf Draht
In Zeiten von Corona bilden die Online-Ausstellungen im virtuellen Museum eine Alternative zum analogen Museumsbesuch. Ich habe den Leiter der Sammlung und Kurator der Ausstellung Frank Gnegel gefragt, was die Präsentation auszeichnet und wie sie kuratiert wurde. Den Impuls setzte unser Kooperationspartner Google Arts & Culture, der alle teilnehmenden Museen einlud, Ausstellungen zum Thema „Inventions and Discoveries/Erfindungen und Entdeckungen“ zu entwickeln.
Die Aufzeichnung von Schall auf Draht mit Hilfe des Elektromagnetismus ist solch eine bahnbrechende Erfindung gewesen. Sie geht auf den Ingenieur Valdemar Poulsen zurück, der 1898 das Telegraphon für die Kopenhagener Telefongesellschaft erfand. Es wurde 1900 auf der Weltausstellung in Paris vorgeführt und wurde zur Sensation. Sogar der österreichische Kaiser Franz Joseph I. sprach in ein Telegraphon. Das Tondokument ist von großer Seltenheit und in der Online-Ausstellung zu hören.

Schritt für Schritt vom Drahtton über das Textophon zum Tonband

Die Google Arts & Culture-Ausstellung bietet eine gute Gelegenheit, die Entwicklung von Aufnahme- und Abspielgeräten mit magnetischen Speichermedien Schritt für Schritt zu zeigen. Insgesamt sind es 17 Geräte aus der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Heusenstamm, die dafür ausgewählt wurden. So viel physischen Raum hat das Museum in seiner Dauerausstellung „Mediengeschichte/n neu erzählt“ nicht zur Verfügung, um die Geschichte eines Mediums zu veranschaulichen. Und es wäre schade, wenn diese besonders wertvollen Objekte aus der Sammlung gar nicht oder nur sehr selten in Sonderausstellungen gezeigt werden könnten. Als Online-Präsentation sind sie digital immer präsent. 

 

Boom der Aufnahmegeräte
Speichermedien mit Magnetaufnahmeverfahren gibt es noch heute. So sind die Streifen auf Kreditkarten und Festplatten in großen Servern Poulsens Erfindung zu verdanken. Ab 1927 ersetzte das „Tonband“ – ein Papierstreifen, auf dem gehärteter Stahlstaub mit Lack fixiert wird – den Drahtton. Dies ebnete den Weg zur Massenproduktion. 1935 wurde das Ton-Band von der BASF aus Kunststoff hergestellt, Aufnahmen in Studioqualität waren damit möglich. Wie so häufig wurden die Geräte im Krieg eingesetzt, um daraus strategische Vorteile zu erzielen. Die Wehrmacht nutzte Tonschreiber zur Aufzeichnung von Telefongesprächen und des feindlichen Funkverkehrs.    

Nachdem Tonbandgeräte in den Nachkriegsjahren zunächst sehr teuer waren, boomten erschwingliche Aufnahmegeräte wie die der Firma Grundig in 1960er Jahren. Ich erinnere mich noch, wie ich als Kinder vor laufendem Tonbandgerät von meinem Vater interviewt wurde und Alltagsgeschehen für Oma und Opa erzählen sollte: „Was gab es denn heute zum Mittagessen?“, „Wer hat denn alles mitgegessen?“ „Hat das geschmeckt?“ Erzählt von ihrer dreijährigen Mutter, könnten meine Kinder solche Aufzeichnungen heute vielleicht wegen der Sprachqualität und der Wortwahl unterhaltsam finden. 

 

Wie die Geräte in die Sammlung kamen?

Die ersten Apparate haben Entwicklerfirmen wie Mix & Genest, Telephon- und Telegraphenwerke Aktiengesellschaft noch selbst an das 1872 von Heinrich von Stephan gegründete Reichspostmuseum gesandt. Im 20. Jahrhundert erwarben die Museumsmitarbeiter regelmäßig Objekte, die neu auf den Markt kamen für die Sammlung. Und nach der Gründung der Museumsstiftung 1995 wurde nach Sammlungskonzepten gearbeitet und es wurde gezielt nach Objekten gesucht um die Entwicklung lückenlos dokumentieren zu können. 

 

Online Präsentation von fragilem Sammlungsgut

 

Aktuell kann die Ausstellung „Germania. Mythos und Marke“ wegen der Corona-Schließung nicht im Museum besucht werden. Wir planen eine Verlängerung über den letzten Zeigetag, den 31. Mai, hinaus, weil sich sehr viele Interessierte an uns gewandt und gefragt haben, ob sie die originalen Entwurfszeichnungen für die berühmte Germania-Marke noch sehen können. Da die Marken aktuell nur spärlichem Licht ausgesetzt sind, ist dies aus konservatorischer Sicht vertretbar. Ebenfalls in Arbeit ist aber auch die Online-Präsentation bei Google Arts & Culture. Denn mit der Gestaltung der Marke als Propagandainstrument zur Kommunikation eines geeinten Deutschland im Zeichen der Germania, stellt auch sie eine bemerkenswerte Erfindung dar. Zuvor war auf Briefmarken bis auf wenige Ausnahmen der Geldwert für den Versand des Briefs abgedruckt. Mit der Gestaltung der Germania gerät eine durchdachte künstlerische Komposition en miniature auf dem kleinen Papier in den Blick von Millionen Empfängern. Wir informieren darüber, wenn die Ausstellung online ist. Bis dahin heißt es zuversichtlich und gesund bleiben!

 

Corinna Engel, 30. März 2020

Stay at Home-Podcasttipps: #Algorithmen

Stay at Home-Podcasttipps: #Algorithmen

Für viele Menschen gilt derzeit: Stay at Home – Bleibt zuhause! Räumliche Distanzierung muss aber nicht soziale Distanzierung bedeuten. Es gibt viele Medienformate, die es uns ermöglichen, uns auszutauschen, voneinander zu Lernen und Geschichten zu erzählen. “Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam sind” erklärte Angela Merkel in ihrer Fernsehansprache zum Stand der COVID-19-Maßnahmen der Bundesregierung. Mit “Stay at Home-Podcasttipps” stellen wir regelmässig Podcasts zu Themen der Digitalisierung vor.

Algorithmen

Bei der Wahl der Themen orientieren wir uns zunächst an den Episoden unseres Erklärpodcasts zum Digitalen Wandel. Der Leben X.0-Podcast ist im Sommer 2019 gestartet und erklärt Schlagwörter der Digitalisierung. Zu dem jeweiligen Themenfeld existieren natürlich viele weitere Podcast-Episoden anderer Podcastproduzent*innen, mit denen man ebenso seinem Horizont erweitern kann. Wir stellen einzelne Episoden zu Algorithmen vor.

 

Leben X.0-Erklärpodcast zum digitalen Wandel

Der Leben X.0-Podcast ist Teil unseres Dialogprojekts “Leben & Lernen X.0”, in dem im Dialog mit der Bürgerschaft Fragen zur Zukunft der Bildung, Abeit und Demokratie verhandelt werden. Die Episode fragt: “Was sind Algorithmen?” Als Gastgeberin begleitet mich Anjuli Spieker (damals noch Wiss. Volontärin – jetzt Wiss. Mitarbeiterin –  am Museum) als Co-Moderatorin. Mit einem Blick in die Wikipedia und mit Jörn Müller-Quade (KIT), Nele Heise (Otherwise Network) und Jeanne Charlotte Vogt (NODE e.V/ Jugend hackt Frankfurt) versuchen wir uns dem Begriff Algorithmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln im Gespräch zu nähern.

Mensch, Frau Nora! Der Algorithmus selbst kann nichts

Die Journalistin Nora Hespers führt in diesem freien Podcast nahbare und persönliche Gespräche mit unterschiedlichen Frauen. In dieser Episode spricht sie mit der Ingenieurinformatikerin Stephanie Borgert. Von Künstlicher Intelligenz, Social Scoring über Autonomes Fahren bis zu Machine Learning reicht die Bandbreite der Themen. Das Gespräch kehrt immer wieder zu den Algorithmen selbst zurück, die all den aufgezählten Phänomen als Prinzip zugrundeliegen.

Planet B | Ideen für den Neuanfang Algorithmen, Ethik und Künstliche Intelligenz
Im Planet B-Podcast lotet Michael Seemann zusammen mitwechselnden Gästen Gesellschaftsvisionen, Gedankenexperimente und Utopien aus. Als Gästin ist Lorena Jaume-Palasí in dieser Episode dabei. Sie ist Gründerin von The Ethical Tech Society, eine gemeinnützige Organisation, die das Ziel verfolgt, Prozesse der Automatisierung und Digitalisierung zu erforschen und in Bezug auf ihre gesellschaftliche Relevanz normativ einzuordnen. Mit ihr denkt Michael Seemann über Künstliche Intelligenz, Big Data und Algorithmen nach. Die Episode zeigt u.a. eine politische Dimension mit der Frage nach der Regulierung von Algorithmen auf.

Netzpolitik Podcast Wie trainiert man einen feministischen Algorithmus?

Im Podcast der Netzpolitik-Redaktion sind in jeder Episode Autor*innen in unterschiedlicher Besetzung in Interviews und zu thematischen Schwerpunkten zu hören. In dieser Episode unterhält sich Netzpolitik-Redakteurin Chris Köver im Kontext der re:publica 2019 mit Caroline Sinders. Das Gespräch wird in englisch geführt und führt das Thema von Sinders re:publica-Talk weiter. Dort berichtete sie von einem feministischen Daten-Set, welches sie erstellt hatte, um Algorithmen zu trainieren.

Mann am Detektor, 1920er, Foto: MSPT

Weitere Podcasts zu Algorithmen:

Zum Füllen Eurer Podcast-Vorräte habe ich bei der Podcast-Suchmaschine FYYD eine Kuration erstellt und zudem hier eine Linkliste mit Episoden zum Thema Algorithmen zusammengetragen. Bei Fyyd kann man thematisch nach weiteren Podcasts suchen, wer genau schaut, findet dort eine detaillierte Suchfunktion, die man nach Sprache, Episodenlänge und Erscheinugszeitraum verfeinern kann.

 

Autorin: Tine Nowak
29. März 2020

 

Digitale Teilhabe im Museumsalltag

Digitale Teilhabe im Museumsalltag

Jeden Samstag beleuchten wir ein Phänomen unserer Dauerausstellung vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse, schlagen Verbindungen und nehmen ein passendes kommunikationswissenschaftliches Thema in den Fokus: Heute das Phänomen Teilhabe. In Zeiten der Corona-Pandemie verschiebt sich der Museumsalltag mehr und mehr ins Digitale und fordert das Museumsteam immer wieder zu kreativen Lösungen heraus. Am letzten Mittwoch sollte die Eröffnung der Ausstellung „#neuland: Ich wir & die Digitalisierung“ stattfinden. Aufgrund der aktuellen Situation war an eine klassische Eröffnung nicht zu denken. Blieben die Lichter an dem Abend im Museum aus – gingen die digitalen Museumtüren auf und luden alle Besucher*innen zu einer „digitale Sneak-Preview“ ein. So konnten die Gäste zumindest einen ersten Blick auf die neue Ausstellung erhaschen, online das Gespräch zu den Kurator*innen suchen und digital an einem Museumsevent teilhaben. Wahres Neuland für unser Museum. 
Soziale Medien, Zeitungen, Radio, Fernsehen – Sie informieren uns über das Weltgeschehen. Durch Internet und Smartphone können wir nun aktiver Teil von digitalen Gemeinschaften werden: Wir teilen unsere Meinungen, Erfahrungen und Neuigkeiten.

In Zeiten des Corona-Virus verschiebt sich Teilhabe – in allen Lebensbereichen mehr und mehr ins Digitale. So auch der Museumsbesuch. Es entsteht eine neue Form der digitalen Gemeinschaft.

Die vereinte Welt – Globales Miteinander oder digitale Ausgrenzung?

Theoretisch – denn nicht jede*r kann oder will sich beteiligen. Nicht jede*r besitzt einen Internetzugang oder ein Endgerät um sich digital zu vernetzen. Die Gründe hierfür sind divers: finanziellen Möglichkeiten, schlechte oder nicht vorhandene Infrastrukturen. Auch kann es auch am Zugang zu Wissen und an der Kompetenz für die Anwendung scheitern. Über diese Voraussetzungen verfügt nicht jede*r, weltweit sind viele Menschen ausgeschlossen.

 

Radio – das erste elektronische Massenmedium

 

Es ist heutzutage zu unserem selbstverständlichen Alltag geworden über die zahlreichen Kanäle an Informationen über das Weltgeschehen in Echtzeit heranzukommen. Vor fast 100 Jahren sah das in Deutschland noch ganz anders aus: 1923 schaltete der erste deutsche Radiosender auf Sendebetrieb. Die erste Radiosendung ging eine Stunde. Radiohören wurde zu einer sinnstiftenden Feierabendbeschäftigung und einte ganze Familien vor den mal größer mal kleineren Empfangs/Hörgeräten. Radio war für alle gedacht. Es sollte ein Unterhaltungs- und Informationsmedium für die Öffentlichkeit werden. Erstmals konnte eine große Masse an Menschen in Echtzeit an Informationen – später auch an Musik, Fußballspielen und Ansprachen teilhaben.


Radio-Pionier Hans Bredow prophezeite dem Radio eine große Zukunft

Weit über die Grenzen der Länder hinaus wird Radio einst Bedeutung haben. Es wird die Völker zu einer großen Gemeinde zusammenschließen, und ihnen durch tägliches gemeinsames Erleben die Erkenntnis vermitteln, dass sie alle Glieder einer einzigen großen geistigen Gemeinschaft sind.”
Hans Bredow


Vom Schmuckstück zum Nebenmedium

Wer in den 50er Jahren etwas von sich hielt, besaß eine repräsentative Musiktruhe. Dieses moderne Tonmöbel kombinierte Radio und Plattenspieler und enthielt gelegentlich sogar einen integrierten Fernseher. Dieses wurde zur zentralen Zierde des häuslichen Wohnzimmers. In unserer Dauerausstellung ist solch ein Schmuckstück ausgestellt. Zeitgleich wir das Radio mobil: Die großen Radios verschwinden auf einmal in kleinen Koffern und lassen sich handlich überall mit hinnehmen.
Große geistige Gemeinschaft?

In 100 Jahren hat sich viel getan: Die Endgeräte und die Informationskanäle haben sich vervielfältigt und passen sich mehr und mehr unseren Bedürfnissen an. Die Sehnsucht nach Individualität treibt diese Entwicklung voran. Ob wir zu einer großen geistigen Gemeinschaft geworden sind, wie es der Radiopionier Hans Bredow einst vorausgesagt hat? Im digitalen teilweise schon – doch ist es auch wichtig gerade in Zeiten der Corona-Pandemie Teilhabe auch im Analogen zu leben und so niemanden auszuschließen.

Text: Caroline Dörr, 27. März 2020
Die Liebe zur Literatur in Zeiten von Corona

Die Liebe zur Literatur in Zeiten von Corona

Am letzten Mittwoch haben wir aus der momentanen Ausnahmesituation das Beste gemacht und Eindrücke unserer neuen Ausstellung „#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung“ digital präsentiert. Auch unsere Museumsbibliothek ist von der Schließung zur Eindämmung von COVID-19 betroffen und kann zu unser aller Sicherheit derzeitig keine Besucher*innen empfangen. Wir sind aber trotzdem für Euch da und werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen über unsere Fachbibliothek zum Thema Kommunikation berichten.

Literaturtipps zur neuen Ausstellung #neuland

Die Bibliothek des Museums für Kommunikation in Frankfurt betreut das Projekt Leben & Lernen X.0 seit seinem Bestehen aktiv mit Literatur zu allen Themen der Digitalisierung, mit besonderem Schwerpunkt auf die Frage: was macht Digitalisierung mit unserer Kommunikation und in welch vielfältiger Weise sind wir als Gesellschaft vom digitalen Wandel betroffen. Aus unserem neuen Thementisch zu #neuland möchten wir Euch heute und in den nächsten Wochen ein paar Titel vorstellen:

Was ist eigentlich diese Digitalisierung, von der alle reden?

Auch wenn die meisten von uns schon mit der Digitalisierung leben, sind wir mit einer Fülle neuer Schlagwörter konfrontiert, deren Bedeutung man sich nicht immer erklären kann. Eine wunderbare Einführung in das Thema bietet der Überblick digitaler Begriffe im Buch „Die 50 wichtigsten Themen der Digitalisierung“ von Philip Specht. Der Autor selbst beschreibt sich als unbefangenen, neugierigen, digital affinen Menschen und möchte aus dieser Perspektive heraus all jenen ein hilfreiches Kompendium an die Hand geben, die sich ein Grundlagenverständnis von Digitalisierung möglichst schnell und doch umfassend aneignen wollen. Das gelingt ihm in prägnanten Kapiteln über technische Grundlagen wie Hardware, Clouds, Programmieren und Design Thinking bis zu den wichtigsten Technologietrends. Der Einfluss der Digitalisierung auf ausgewählte Lebensbereiche wie das Zuhause, den Arbeitsmarkt bis hin zum Thema Gesundheit, wird ebenso beleuchtet, wie die Frage nach der Zukunft des Menschen in Bezug auf eine digitale Ethik. 

Specht, Philip: Die wichtigsten Themen der Digitalisierung. München : Redline Verlag, 1. Aufl. 2018. ISBN: 978-3-86881-705-8

 

Herausforderungen der Digitalisierung für Unternehmen

 

Mit der Auswirkung der Digitalisierung im Arbeitsbereich beschäftigt sich das Buch „Radikal digital“ von Reinhard K. Sprenger. Der Autor beschreibt mit der Trias „Kunde – Kooperation – Kreativität“ die drei Kernaufgaben für Führungskräfte in Zeiten der Digitalisierung und postuliert die Notwendigkeit einer „Wiedereinführung“ dieser Aspekte in das Unternehmen. Entgegen anderer Positionen im Wirtschaftsbereich, die in der Digitalisierung vor allem ein Potential zur Reduzierung des (Kosten-) Faktors Personal sehen, entfaltet Sprenger die These, dass eine erfolgreiche Digitalisierung nur in der Konzentration auf das Wesentliche – nämlich auf die Leistung des Menschen – funktionieren kann und stellt die Frage: „Was muss Führung tun, um Digitalisierung zu ermöglichen?“ Antworten auf diese Frage könnten die 111 Rezepte zur „Führung in digitalen Zeiten“ geben.

Sprenger, Reinhard K.: Radikal digital: Weil der Mensch den Unterschied macht – 111 Führungsrezepte. München : DVA. 1. Aufl. 2018. ISBN: 978-3-421-4809-7

 

Alles digital? Ohne mich!

 

Viele der aktuellen Bücher zum Thema „Digitalisierung“ nehmen in der Beschreibung des Phänomens eine kritische Position ein, fokussiert auf Einzelaspekte der Datenüberwachung und der Gefahr für die Demokratie, bis hin zur Propagierung des Analogen als Verweigerung des Digitalen. In diese Kategorie gehört auch der Titel: „Offliner: Die Gegenkultur der Digitalisierung“ von Joël Luc Cachelin. Anhand der Beschreibung von sechzehn unterschiedlichen Gruppen von Offlinern, die Cachelin einteilt in eine „wirtschaftliche“, „politische“, „soziale“ und „technologische“ Fraktion, zeichnet der Autor das Bild einer Gegenkultur, die nach Alternativen zur hyperdigitalen Zukunft sucht. In ihrer Heterogenität aber von so unterschiedlichen Prioritäten geprägt, stellt das Buch die Frage nach deren Form und Wirksamkeit. Der Begriff „Offliner“ beschreibt hier nicht eine generelle Totalverweigerung gegenüber der Digitalisierung sondern formuliert den Wunsch nach Demokratisierung und Mitgestaltungsmöglichkeiten gegenüber den Treibern und Profiteuren. Das Buch entwickelt mögliche Szenarien der Koexistenz von Offlinern und Onlinern und stellt die Frage, wer es sich zukünftig noch leisten kann, offline zu sein.

Cachelin, Joël Luc: Offliner: Die Gegenkultur der Digitalisierung. Bern : Stämpfli Verlag. 1. Aufl. 2015. ISBN: 978-37272-1431-8

 

Mehr zu unseren Beständen im Online-Katalog

Auch wenn ihr uns im Moment nicht besuchen könnt, hoffen wir, Euch ein bisschen Vorfreude auf die Ausstellung #neuland gemacht zu haben und laden Euch ein, unser umfangreiches Literaturangebot zum Thema zu nutzen, sobald ein Besuch wieder möglich ist. Bis dahin könnt Ihr mit dem Stichwort „Leben & Lernen“ schon mal im Onlinekatalog stöbern. 

Wenn Euch die Tipps zum Buchkauf für die Couch angeregt haben, viele kleine Buchläden bieten im Moment einen super schnellen Lieferservice an und verdienen unsere Unterstützung.

Autorin: Sandy Lang, 27. März 2020