Schwierige Dinge

Schwierige Dinge

Buchübergabe Restitution Jüdisches Museum Heilbrunn

Im Zuge eines Forschungsprojekts konnte die Herkunftsgeschichte eines spannenden Sammlungsobjekts der Museumsstiftung Post & Telekommunikation näher beleuchtet werden. Der “Handlungs-Addreß-Kalender von Frankfurt (Main) 1807“ des Frankfurter Justiziars Dr. Ludwig Heilbrunn wurde im März 2021 dem Jüdischen Museum Frankfurt übergeben.

Restitution eines Buches des Frankfurter Justizrats Dr. Ludwig Heilbrunn

Bei Provenienzrecherchen fand sich in der Bibliothek des Museums für Kommunikation ein Band mit dem Exlibris von Ludwig Heilbrunn. Der “Handlungs-Addreß-Kalender von Frankfurt (Main) auf das Jahr 1807“ des jüdischen Frankfurter Justizrates Dr. Ludwig Heilbrunn wurde im März 2021 dem Jüdischen Museum Frankfurt übergeben. Als Praktikantin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatte ich die Chance, an diesem informellen Termin im coronabedingt geschlossenen Museum teilzunehmen.

Handels-Addreßkalender Heilbrunn

Die Beschäftigung mit der Herkunft von Sammlungsobjekten gehört zu den essentiellen Aufgaben der Forschung im Museum. Insbesondere bei Kulturgut, das während der Zeit des Nationalsozialismus in Sammlungen aufgenommen wurde, ist eine kritische Untersuchung wichtig. Denn mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut verbindet sich in der Forschung nach der Herkunft der Dinge, der „Provenienzforschung“, auch eine moralisch-ethische Frage. Häufig stehen dabei die unrechtmäßig enteigneten hochpreisigen Werke der bildenden Kunst wie beispielsweise im Fall Gurlitt im Fokus. Provenienzforschung nimmt aber auch die alltäglichen Dinge wie hier ein kleines Adressbuch in den Blick.

Dafür gibt es speziell ausgebildete Forscher: Von 2018 bis 2020 Peter Hirschmiller im Rahmen eines durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) geförderten Provenienzforschungsprojekts die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut.

Peter Hirschmiller überprüfte alle Objekteingänge, Ankäufe und Schenkungen des ehemaligen Reichspostmuseums von Händlern und von Privatpersonen. Grundlage waren die Erwerbsakten des Reichspostmuseums, der Vorgängerinstitution der Museumsstiftung, aus den Jahren 1933 bis 1945. Die Aufgabe war umfangreich: Von der Bibliothek, der Philatelie, historischen Beständen der Brief-, Schreib- und Feldpostkultur über Objekte wie Telegraphen, Telefone, Briefkästen und Fernseher bis hin zu Großobjekten wie Postkutschen, umfasst die Sammlung der Museumsstiftung viele unterschiedliche Exponate, die heute an drei verschiedenen Sammlungsstandorten in der Bundesrepublik aufbewahrt werden.

Die Druckstöcke von Helgoland: Provenienzforschung am Museum für Kommunikation Berlin

Die Frankfurter Persönlichkeit Ludwig Heilbrunn

Bei seiner Recherche stieß Hirschmiller auf den „Handlungs-Addreß-Kalender von Frankfurt (Main) auf das Jahr 1807“. Das Reichspostmuseum hatte das Büchlein am 25. Oktober 1939 von dem Frankfurter Antiquariat Albert Glücksmann für 20,- RM erworben. Nach der Tabelle der Bundesbank war die Kaufkraftberechnung für 1939 1 RM = 4,3 €, was einem Wert des Büchleins um 80 € entsprechen würde. Zur besseren Einschätzung: der Durchschnittslohn betrug 1939 2.092,- Reichsmark. Ein kunstvolles Exlibris – ein Stempel auf der Innenseite des Buchdeckels, der Auskunft über den/die Eigentümer*in gibt – weist darauf hin, dass es sich um ein Buch aus dem Besitz des Rechtsanwaltes Ludwig Heilbrunn handelt. Nach dem Novemberpogrom im Jahre 1938 war ihm die Flucht aus Frankfurt nach Großbritannien geglückt.

Ludwig Heilbrunn

Fotografie von Dr. Ludwig Heilbrunn

© Jüdisches Museum Frankfurt

Dr. jur. Dr. rer. pol. h. c. Ludwig Heilbrunn, geboren am 6. Oktober 1870 in Frankfurt/Main, war, wie ich in Erfahrung bringen konnte, ein angesehener Jurist, Politiker, Autor und Mäzen, der im Frankfurter Gesellschaftsleben eine  Rolle spielte. Er war Ehrenmitglied der Frankfurter Anwaltskammer und des Deutschen Anwaltsvereins und bekleidete ab 1910 auch verschiedene politische Posten. Als Freund und enger Mitarbeiter des Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes unterstützte er dessen Ideen und politische Pläne im Stadtparlament. Auch die Gründung der Frankfurter Universität, deren Kuratoriumsmitglied und späterer Ehrenbürger er war, unterstützte er von Beginn an.

Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 zerstörte das Leben der Familie Heilbrunn völlig. Zunächst wurde Heilbrunn gezwungen, sein Ausscheiden aus der Anwaltskammer zu erklären, kurze Zeit später wurde ihm das Notariat entzogen. Nachdem seine Ehefrau Clara (geb. Koch) 1936 verstorben war, die beiden Söhne Rudolf Moritz und Robert Hermann bereits emigriert waren und er neben zahlreichen anderen Demütigungen mit einem Berufsverbot belegt worden war, rettete sich Ludwig Heilbrunn 1939 mit knapp 70 Jahren nach Großbritannien, wo er isoliert und verarmt lebte. Der Grundbesitz der Familie wurde 1938/39 zwangsveräußert, auch Teile der wertvollen Privatbibliothek Ludwig Heilbrunns gingen im Zuge der Emigration verloren. „Ich selbst lebe als Bettler in London“, schrieb Heilbrunn 1945 in einem Brief an seinen Sohn Rudolf. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, zog jedoch bis zu seinem Lebensende 1951 nicht mehr nach Frankfurt.

Das Buch

Bei dem Buch selbst handelt es sich um den „Handlungs-Addreß-Kalender von Frankfurt (Main) auf das Jahr 1807 bei Johann Philipp Streng“. Auf der letzten Seite des Buches ist handschriftlich vermerkt, es handle sich um eine „Grosse Seltenheit! [sic]“. Der Eintrag stammt wohl von dem Antiquar, der das Buch dem Reichspostmuseum angeboten hat, nicht von seinem früheren Besitzer Ludwig Heilbrunn. Der „Handlungs-Addreß-Kalender“ umfasst nicht nur die Adressen der diversen Frankfurter Handelsfirmen, sondern auch nützliche Informationen über Marktzeiten und jüdische Feiertage, Bekanntmachungen, Post- und Kurierrouten sowie übliche Zustelldauern, Portopreise, An- und Abfahrtszeiten der Marktschiffe, Quartiereinteilungen der Frankfurter Innenstadt und vieles mehr. So stellte der Kalender in der Zeit seines Erscheinens sicherlich einen unschätzbaren informativen Wert für jeden dar, der in den Handel der Stadt involviert war. Heute bietet er einen faszinierenden Einblick in die Welt des Frankfurter Handels und zeichnet ein spannendes Bild der florierenden Handelsstadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Restitution und Buchübergabe
Erste Seite Heilbrunn

Bei der Recherche nach möglichen Erben stellte sich heraus, dass die zwei Söhne von Ludwig Heilbrunn, Rudolf und Robert, 1939 ebenfalls das Deutsche Reich verlassen hatten. Während sich die Spur des nach Amerika ausgewanderten Sohnes Robert verlor, war Rudolf Heilbrunn in die Niederlande ausgewandert und nach 1945 wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Seinen Nachlass hatte Rudolf dem Jüdischen Museum in Frankfurt vermacht. Daher erschien die Übergabe des Buches an das Jüdische Museum Frankfurt einer Restitution am nächsten zu kommen. Das Jüdische Museum verfügt über eine umfangreiche Sammlung zu Leben und Wirken Ludwig Heilbrunns und bewahrt das Familienarchiv sowie Teile der Privatbibliothek von Rudolf M. Heilbrunn auf. Darum kümmert sich u. a. die wissenschaftliche Mitarbeiterin für Zeitgeschichte Heike Drummer. Sie stimmte zu, das Buch in die Sammlung aufzunehmen. So wurde das Buch am 9. März dieses Jahres aus dem Besitz der Museumsstiftung Post und Telekommunikation an das Jüdische Museum Frankfurt übergeben.

Die Veranstaltung

Anlässlich des 120. Geburtstags von Rudolf M. Heilbrunn findet am 20. April 2021 um 19 Uhr eine öffentliche Veranstaltung zur Buchübergabe im Jüdischen Museum statt. Hier wird Peter Hirschmiller im Gespräch mit Dr. Corinna Engel (Museum für Kommunikation Frankfurt) und Heike Drummer (Jüdisches Museum Frankfurt) die Zusammenhänge und die Geschichte des Objekts näher erläutern.

Die Veranstaltung wird aufgrund der Pandemielage per Livestream übertragen und kann auf der Facebook-Seite und dem YouTube-Kanal des Jüdischen Museums Frankfurt verfolgt werden.

Anmeldungen zur Veranstaltung sind möglich unter: besuch.jmf@stadt-frankfurt.de.

 

Im Rahmen des Projekts “Schwierige Dinge!” beschäftigte sich 2018 auch das Stadtlabor des Historischen Museums Frankfurt mit Unterstützung des Fritz Bauer Instituts sowie des Jüdischen Museums Frankfurt mit der Provenienzforschung bei Alltagsgegenständen für die Zeit des Nationalsozialismus. Ergebnisse dieser Arbeit werden hier in kurzen Videos präsentiert.

 

Autorin: Violetta Wohland, 14.04.2021

Episode 6: Medien, Technologie, Internet

Episode 6: Medien, Technologie, Internet

VoloMuPo – Volontariat, Museum, Podcast

 

Das wissenschaftliche Volontariat ist so etwas wie die “Ausbildung” zum Museumsmenschen. Innerhalb von zwei Jahren erhält man Einblicke in alle Bereiche der Museumsarbeit. Vom Sammeln und Bewahren hin zur Museumspädagogik und Verwaltung. Doch wie sieht das genau aus? Was gibt es alles zu tun und welche möglichen Herausforderungen können einen erwarten? Diesen Fragen geht der VoloMuPo nach. Ein Podcast zum Informieren, Vernetzen und Austauschen für Volontär*innen, Interessierte und alle, die mal einen Blick hinter die Kulissen der Museumslandschaft schauen wollen.

Du absolvierst zurzeit dein wissenschaftliches Volontariat und möchtest gerne im VoloMuPo über deine Erfahrungen austauschen? Dann melde dich hier!

 

 

Museum + Objekt + Vitrine: Fertig? Weit verfehlt! Technologien und Medienvielfalt in der Ausstellung und auch Innovationen im Digitalem. Museen sind schon lange mehr als nur staubige Ausstellungshallen. Technologisierung und Digitalisierung spielen in kleinen Heimatmuseen bis zu großen Häusern gleichermaßen eine Rolle. Welche Möglichkeiten gibt es? Und wie sehen mögliche Umsetzungen aus?

Lasst uns darüber mal reden…

 

00:00:45 – Begrüßung

Wir sind mittlerweile bei Episode 6 angelangt und so viel sei verraten: Damit sind wir bei weitem noch nicht am Ende angekommen. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle Volontär*innen, die bisher bei diesem Projekt mitgewirkt haben und wir freuen uns schon auf alle, die da noch kommen werden.

00:01:41 – Heute zu Gast

Heute meldet sich der PS.SPEICHER aus dem niedersächsischen Einbeck. Heute spricht Christian Bihn mit Cäcilia Plata und Constanze Klein. Beide absolvieren seit Sommer 2020 ihr wissenschaftliches Volontariat in einer der größten Fahrzeugsammlungen Europas. Ein Paradies für alle PS-Liebhaber*innen.

00:03:07 – Was ist der PS.SPEICHER

Der PS.SPEICHER ist in einem denkmalgeschützten ehemaligen Kornspeicher untergebracht. Auf sechs Etagen wird hier eine Zeitreise durch 200 Jahre Mobilitätsgeschichte präsentiert. Egal ob zwei, drei oder vier Räder. In weiteren Depots präsentiert der PS.SPEICHER seine umfassende Sammlung.

00:07:47 – Ein schwärmender Historiker

Christian kann seine Freude nicht verheimlichen. Schließlich kommt man, wenn man in der Opel-Stadt Rüsselsheim geboren wurde, an Technik- und Industriegeschichte vorbei. Kombiniert man das mit einer Sonderausstellung zu Opel-Automobilen, die im PS.SPEICHER gezeigt wird, erhält man einen überglücklichen Historiker.

00:10:10 – Das heutige Thema

Aber worum geht es in der heutigen Episode? Wir unterhalten uns über ein Thema, dass wirklich jedes Museum betrifft. Es geht um Medien und Technologien, die in der Museumsarbeit und Ausstellungen verwendet werden sowie Internetauftritte und der Bandbreite an Möglichkeiten, die darin zu finden sind, Wissen zu vermitteln.

00:15:50 – Ausstellungsgestaltung für alle Altersgruppen

Museen wollen natürlich alle Alters- und Gesellschaftsgruppen ansprechen, daher spielt die Ausstellungsgestaltung bereits eine große Rolle, um Zielgruppen für das ausgestellte Thema zu gewinnen. Für jedes Thema gibt es natürlich Liebhaber*innen, die man schnell überzeugen kann, aber erst, wenn für jeden etwas dabei ist, kann eine Ausstellung wirklich erfolgreich sein.

00:18:09 – Beacon-Technologie

Viele Museen setzen auf Audioguides, die man sich an der Museumskasse ausleihen kann. Diese decken eine Vielfalt an Medieninhalten ab. Sie können eine zusätzliche Inhaltsebene darstellen, Fremdsprachenführungen ermöglichen oder den inklusiven Zugang zur Ausstellung ermöglichen, z.B. durch Führungen in Leichter und Einfacher Sprache. Cäcilia berichten von der Beacon-Technologie, die das Eingeben von Zahlenkombinationen oder Scannen von QR-Codes erübrigt. Beacons starten Medieninhalte bereits beim Betreten eines Raums, sogar auf dem eigenen Smartphone.

00:22:40 – Digitale Ansätze, Internet und Social Media

Auch Museen kommen an der Digitalisierung nicht vorbei. Facebook, Instagram und Twitter zählen mittlerweile zur Grundausstattung jedes Hauses. Wie diese sozialen Medien jedoch genutzt werden, ist von Haus zu Haus unterschiedlich. Mal experimentell, mal zurückhaltender.

00:38:06 – Fahrzeug-Nostalgie

Klar ist, dass der PS.SPEICHER vor allem bei Technik-Freaks punkten kann. Aber das muss nicht heißen, dass man die Funktion von jedem Schräubchen an einem Motor kennen muss. Einmal in einen Oldtimer seine Runden drehen, kann schon ins Schwärmen bringen. Selbst eine verregnete Ausfahrt zum südhessischen Kornsand auf einem knapp 70 Jahre alten Moped mit sperriger Gangschaltung, wie Christian berichtet.

00:45:42 – Digitale Führungen und andere Angebote // Mut zur Imperfektion

Gerade in Zeiten von Corona rücken digitale Angebote immer häufiger in den Fokus von Museen, vor allem dann, wenn der Besuch im Haus aufgrund geschlossener Türen nicht möglich ist. Das dafür nicht immer direkt eine Medienagentur beauftragt werden muss, zeigen Beispiele aus eigener Produktion, die eines beweisen: Es muss nicht immer perfekt sein. Mut zur Imperfektion, so kann man es nennen, wenn Videos mal wackeln, Podcasts mit Internetproblemen zu kämpfen haben oder ein digitales Angebot mal zum Anfang nicht rund läuft. Fest steht: Man muss kein Medienprofi sein, um gute digitale Angebote zu schaffen, es reicht oftmals nur Neugier und Experimentierfreude.

01:05:51 – Letzter Werbeblock // Verabschiedung

Wenn es euch mal nach Niedersachsen verschlägt, schaut doch einmal in Einbeck beim PS.SPEICHER vorbei. Dasselbe gilt natürlich auch für die Museen für Kommunikation in Nürnberg, Frankfurt und Berlin. Ein ganz großes Dankeschön an Cäcilia und Constanze und an alle, die hier zuhören.

 

Zu Gast: Cäcilia Plata und Constanze Klein (PS.SPEICHER Einbeck)
Redaktion/Moderation:
 Christian Bihn
Intro- und Outro-Musik: “Hau ab!” von der CD: „Bruders große Reise“, mit freundlicher Genehmigung von Stephan Völker (www.stephan-voelker.de)

Ein Projekt der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Autor: Christian Bihn, 07.04.2021

Episode 5: Freilichtmuseen

Episode 5: Freilichtmuseen

VoloMuPo – Volontariat, Museum, Podcast

 

Das wissenschaftliche Volontariat ist so etwas wie die “Ausbildung” zum Museumsmenschen. Innerhalb von zwei Jahren erhält man Einblicke in alle Bereiche der Museumsarbeit. Vom Sammeln und Bewahren hin zur Museumspädagogik und Verwaltung. Doch wie sieht das genau aus? Was gibt es alles zu tun und welche möglichen Herausforderungen können einen erwarten? Diesen Fragen geht der VoloMuPo nach. Ein Podcast zum Informieren, Vernetzen und Austauschen für Volontär*innen, Interessierte und alle, die mal einen Blick hinter die Kulissen der Museumslandschaft schauen wollen.

Du absolvierst zurzeit dein wissenschaftliches Volontariat und möchtest gerne im VoloMuPo über deine Erfahrungen austauschen? Dann melde dich hier!

 

 

Eine wissenschaftliches Volontariat zwischen Fachwerkhäusern und Museumstieren? In Freilichtmuseen ist so etwas möglich. Hier treffen klassische Museumsarbeit auf hautnahe Vermittlungsangebote zu längst vergangenen Lebenswelten. Wie sieht ein Volontariat in einem Freilichtmuseum aus? Und was haben Reenactments und ein Schlachtfest damit zu tun?

Lasst uns darüber mal reden…

 

00:00:45 – Begrüßung

Willkommen zur fünften Episode des VoloMuPo. Heute werfen wir einen Blick auf eine besondere Museumsart und wie dort ein wissenschaftliches Volontariat aussehen kann.

00:01:18 – Heute zu Gast

Heute mit dabei sind Nicole Naumann, wissenschaftliche Volontärin im Freilichtmuseum am Kiekeberg bei Hamburg und Jonas Blum, wissenschaftlicher Volontär im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim.

00:02:29 – Nicole Naumann (Freilichtmuseum am Kiekeberg)

Nicole hat es von Süddeutschland in den hohen Norden gezogen. Seit Februar 2020 ist sie Volontärin am Kiekeberg. Sie ist vor allem im Bereich Agrargeschichte eingesetzt und verbringt ihren Arbeitstag zwischen Schreibtisch, Feld und Ställen.

00:03:38 – Jonas Blum (Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim)

Jonas ist seit Juli 2019 im fränkischen Bad Windsheim. Passend zu seinem Studium begleitet er den Aufbau einer historischen Synagoge auf dem Museumsgelände und hilft fleißig an der Entwicklung der Dauer- und Sonderausstellungen.

00:05:15 – Das heutige Thema

Wir schauen uns Freilichtmuseen als eine besondere Form von Ausstellungen etwas genauer an. Welche Unterschiede gibt z.B. zu einem klassischen Haus? Kommenden im Freilichtmuseum Methoden zum Einsatz, die im klassischen Ausstellungshaus vielleicht nicht funktionieren? Und wie wirkt sich das auf die Arbeit von wissenschaftlichen Volontär:innen aus?

00:12:53 – Living History // Vermittlungskonzepte

Der wohl größte Vorteil von Freilichtmuseen ist die Erlebbarkeit vergangener Lebenswelten. In rekonstruierten Gebäuden können Objekte in einer natürlicheren Atmosphäre präsentiert und thematisiert werden, als es z.B. in einem klassischen Ausstellungshaus der Fall wäre. Hinzu kommt die Einbindung von Living History, d.h. das Nachstellen von Dorf- und Handwerksalltag. Feldarbeit, Schmiedearbeit oder sogar ein Schlachtfest machen Vergangenheit auf mehreren Ebenen erlebbarer, als die bloße Präsentation der notwendigen Werkzeuge und Materialien.

00:28:57 – Besucher*innenwahrnehmung

Jedoch sollte dabei nicht der Eindruck eines heimeligen Idylls entstehen. Oftmals ist ein historisches Reenactment in Form von Living History eine Gratwanderung zwischen historisch-korrekter Darstellung und nostalgischer Romantisierung. Nicole und Jonas berichten darüber, wie man einem solchen Idyll entgegenwirken kann.

00:36:10 – Jüdische Geschichte in Ausstellungen // Synagoge in Bad WIndsheim

Die Rekonstruktion einer Synagoge im Freilandmuseum Bad Windsheim führt uns zu einem kleinen Exkurs  zur Art und Weise, wie jüdische Geschichte in Museen dargestellt wird. Wie kann eine rekonstruierte Synagoge eingesetzt werden, um das alltägliche jüdische Leben in einer Gemeinde darzustellen? Und welche verknüpft man das mit religiösen Gemeinden in der Gegenwart.

00:44:30 – Führungen im Freilichtmuseum

Wie sieht eigentlich eine Führung durch ein Freilichtmuseum aus? Welche Themen können behandelt werden und welche Rolle spielen praktische Erfahrungen dabei? Natürlich darf auch die versöhnliche Antworte der Museumspädagogik „Inhalt der Führung ist von der Gruppe abhängig“ nicht fehlen.

00:51:00 – Das Tier und Wir

Zu Freilichtmuseen gehören in der Regel auch Museumstiere, egal ob historische oder regionale Rassen. Und die müssen selbstverständlich auch versorgt werden. Ein Themenfeld, dass im klassischen Museum ausbleibt und ein Highlight nicht nur für Besucher:innen, sondern auch die Mitarbeiter*innen.

01:01:30 – Letzter Werbeblock // Verabschiedung

Auch abseits von Schulausflügen lohnt sich der Besuch in Freilichtmuseen. Bringt viel Zeit und gutes Wetter mit, wenn ihr euch auf den Weg zum Kiekeberg oder nach Bad Windsheim macht. Vielen Dank an Nicole und Jonas für ihre Einblicke und vielen Dank fürs Zuhören.

 

Zu Gast: Nicole Naumann (Freilichtmuseum am Kiekeberg), Jonas Blum (Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim)
Redaktion/Moderation:
 Christian Bihn
Intro- und Outro-Musik: “Hau ab!” von der CD: „Bruders große Reise“, mit freundlicher Genehmigung von Stephan Völker (www.stephan-voelker.de)

Ein Projekt der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Autor: Christian Bihn, 31.03.2021

Wie hast Du Dir die Zukunft vorgestellt?

Wie hast Du Dir die Zukunft vorgestellt?

Während der Laufzeit unserer Ausstellung BACK TO FUTURE. TECHNIKVISIONEN ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT erzählen unsere Mitarbeiter*innen, welche Gedanken sie sich früher über die Zukunft gemacht haben! Wir werfen damit einen Blick auf die Zukunftsvisionen von gestern.

 

Ceren Topcu – Referentin Digitale Medien, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Meine Vorstellung von der Zukunft war sehr optimistisch und fortschrittsorientiert. Sicherlich beeinflusst durch Science-Fiction-Literatur und Zeichentrickfilme, z. B. Die Jetsons, die ich als Kind gerne gesehen habe. Als Kind war ich mir sicher, dass es in der Zukunft Roboter geben wird, die uns den Alltag erleichtern. Das tun sie auch jetzt schon, aber nicht in Form von menschenähnlichen Kreaturen. Ich war auch fasziniert von der Idee der Teleportation, die mit den Bildtelefonen teilweise Wirklichkeit geworden ist. Ich glaubte auch an Konzepte wie “Essen in der Pille (Meal-in-the-pill)”, fliegende Autos und die Kolonisierung des Weltraums. Leider ist die Realität oft weniger spektakulär als die Fiktion.

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Muna Mawassii -Event Managment / Vermietungen

“Mein Bild von der Zukunft war schon früh sehr ambivalent geprägt. So las ich Gudrun Pausewangs Bücher „Die Wolke“ und „Die letzten Kinder von Schewenborn“ wodurch mir die Gefahr atomarer Energie bewusst wurde. Statt die Zukunft schwarz zu malen wollte ich jedoch handeln und beschäftigte mich früh mit Umweltthemen. In einer Umwelt-AG an meiner Schule lernten wir, was unser Beitrag zu einem gesunden Planeten und damit einer besseren Zukunft sein könnte. Ich phantasierte über Tanks, die man an den Auspuff von Autos stecken könnte, um die Abgase einzufangen und im Nachhinein chemisch aufzubereiten und träumte von einer grüneren Welt mit weniger stinkenden Autos.
Auch wenn ich meine Abgastank-Idee nie zur Marktreife gebracht habe, haben sich meine Zukunftsvisionen kaum verändert. Ich erhoffe mir immer noch eine Zukunft, in der wir in besserem Einklang mit der Natur leben, eine grünere Art von Verkehr etablieren und auch künftigen Generationen eine lebenswerte Welt bieten.”

 

 

 

 

Ruken Eroglu, Praktikantin – Ausstellungsmanagement/-organisation

In meiner Kindheit verband ich mit dem Begriff „Zukunft“ ausschließlich nur Positives. Mit der Zeit wurde die Frage nach dem, was zukünftig noch alles an technisch Neuem kommen wird, immer größer. Zugleich stimmte es mich aber auch ängstlich, wenn ich allein daran gedacht habe, dass meine geliebten CD-Player und Kassetten-Recorder eines Tages nicht mehr in der Form auf dem Markt erhältlich und stattdessen nur noch digitalisiert irgendwo im World Wide Web abrufbar sein werden. Heute kann und will ich auf diese nicht verzichten, da ich die Möglichkeit, Musik ohne die Notwendigkeit eines Wlan-Zuganges (aber leider noch mit Strom-Anschluss) als praktisch erachte.
Der fortschreitenden Digitalisierung unserer Alltagswelt gegenüber verspüre ich nicht allein nur Neugierde und Hoffnung, sondern vielmehr auch Wehmut: Waren es gestern noch bspw. ausgedruckte Eintrittskarten für das Konzert der Lieblingsband – die nach Gebrauch als materielle bzw. allgegenwärtig präsente Erinnerungsstücke fungieren können – sind es morgen immaterielle bzw. physisch nicht-greifbare, digitalisierte Eintrittsbefugnisse. Das klassische „In-Erinnerung-schwelgen“ nimmt so durch die Absenz der haptischen Wahrnehmung an Bedeutung ab, was ich sehr bedauerlich finde.
Der Standardspruch „Aus Fehlern lernt man“ begegnet einem nicht nur im Alltag sondern auch in der Technik- bzw. Innovationswelt, wenn es darum geht bereits existierende Erfindungen immer wieder aufs Neue zu verbessern und damit auch weiterzuentwickeln. Die digitale Revolution mitsamt u.a. der immer smarter werdenden Maschinen wird den Menschen bei weitem nicht zufrieden stellen, da das individuelle psychische und physische Wohlbefinden bekanntlich immer wieder von ihm optimiert werden muss.
Fakt ist: Der Technologie gegenüber habe ich einen riesigen Respekt, besonders im Hinblick auf ihre Fähigkeit, Raum und Zeit überwinden zu können. Sie macht mich in vielerlei Hinsicht sprachlos: Hoffen wir doch, dass diese Sprachlosigkeit zukünftig ausschließlich positiv konnotiert bleibt bzw. ist.

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Timo Gertler – Wissenschaftlicher Volontär

Als Kind habe ich erwartet, dass man in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts sanft und geräuschlos vom eigenen Auto durch die Luft transportiert wird. Inzwischen bin ich mir annährend sicher, dass die Zukunft, wie man sie sich ausmalt, nicht eintreten wird. Manch fantasierte Entwicklung wurde zwischenzeitlich bereits überholt oder ad acta gelegt, anderes konnte sich zum Glück nie durchsetzen. Stattdessen wurde die Welt und unsere Kommunikation vom Internet und später vom Smartphone revolutioniert, was auch als (fast) digital native nicht unbedingt zu antizipieren war. Der Überraschungsfaktor ist also immer dabei.

Eigentlich ist es fast schade, wenn man so darüber nachdenkt, wie sich die eigene Vorstellung der Zukunft entwickelt hat. Gerne würde ich sagen, dass sich meine eigene Kreativität grenzenlos Bahn brach, indes waren es wohl auch viele medial vermittelte Zukunftsvorstellungen, die das Bild nachhaltig geprägt haben – und weiterhin prägen.
Als Kind waren es die Jetsons, welche mir eine erste Idee über die technische Zukunft in den Kopf setzten. Später hatten sicher auch Star Wars, das fünfte Element und Matrix einen Anteil daran. Romane von Asimov, Huxley, Samjatin und Orwell zeichneten mit Ihrer Mischung aus technischer Faszination und gesellschaftspolitischen Zwängen ein sehr gruseliges Bild der Zukunft, welche auch durch Computerspiele wie beispielsweise Deus Ex nicht unbedingt rosiger erschien. Da wünscht man sich fast die niedlichen Cartoons zurück.

Aber zum Glück leben wir weder von Nanites verändert noch von Soma sediert, sondern die Realität liegt irgendwo zwischen den erdachten Dystopien und Utopien. Das Prinzip Hoffnung mitsamt technischer Neugier scheint mir eine recht gute Strategie zu sein. Und auch wenn die Zukunft nicht genau so sein wird, wie erwartet, lohnt es sicher darüber nachzudenken, jenes zu verarbeiten, was man wahrnimmt und letztlich auch selbst zu Fantasieren. Nur auf mein schwebendes Transportmittel muss ich wohl noch etwas warten.

 

 

 

Marina Schilke – Praktikantin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

„Meine Zukunftsvorstellungen schwankten zwischen Neugierde und Resignation. Auf der einen Seite könnte man jetzt schon anfangen zu trauern, wenn man an Filme wie „Wall-e: Der Letzte räumt die Erde auf“ aus dem Jahr 2008 denkt. Kleine Roboter werden dazu verdonnert die Erde aufzuräumen, da diese durch die Umweltverschmutzung unbewohnbar geworden ist. Wird das ein Teil der zukünftigen Realität sein? Machen wir uns dann alle in autarken Raumschiffen davon und lassen die Erde zurück? Das Ende des Filmes lässt einen Hoffnungsschimmer zurück, nämlich den Wiederaufbau der Erde gemeinsam durchgeführt von den Menschen und Robotern. Auf der anderen Seite ist vielleicht auch gerade der gemeinschaftliche Aspekt etwas Positives. Dazu fallen mir auch andere Filme und Serien von früher ein wie „Avatar – Aufbruch nach Pandora“, „Men in Black“ und „Futurama“. Da schien das Zusammenleben der verschiedenen Lebensformen ja mehr oder weniger gut zu funktionieren. Vielleicht etwas ungewohnt, aber auch Teil meiner Zukunftsvorstellung war/ist es daher, dass wir im Universum nicht alleine sind. Und die Vorstellung in der Zukunft nicht ganz auf sich alleine gestellt zu sein, ist doch auch etwas sehr Schönes.“

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Katharina Kohl – Praktikantin für das Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“

Als Kind war ich fasziniert von Heldinnen und Helden, die durch ihre Fantasie, ihre Unerschrockenheit und ihren Mut spannende Abenteuer erlebten. Alice im Wunderland, Pippi Langstrumpf, Nils Holgersson oder Wicki ließen sich durch Probleme und Hindernisse nicht von ihrem Weg abbringen und „machten sich ihre Welt, wie sie ihnen gefällt“. Ganz so übertragen lässt sich diese kindliche Sicht in der realen Welt selbstverständlich nicht und doch prägte es mich in der Hinsicht, auch für mein Leben einen eigenen Weg zu finden. Ich beschäftigte mich mit der Frage: Wie möchte ich später einmal leben?

Wenn ich so zurückblicke, stelle ich interessanterweise fest, wie wenig ich mir im Gegensatz dazu als Kind Gedanken über zukünftige technische Entwicklungen machte. Technische Geräte wie Fernseher, Radio, Kassettenrecorder, Walkman, MP3-Player, der erste Computer und das erste Handy später das erste Smartphone integrierten sich in meinen Alltag, sodass ich die Gerätschaften nicht hinterfragte. Aus heutiger Sicht hat sich mein Blick dahingehend verändert, indem ich mich öfter frage: Welche technischen Möglichkeiten werden auf uns zukommen? Diese Frage ist seitdem ich als Projektassistentin am Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“ mitwirke noch einmal mehr in den Vordergrund gerückt. Das Projekt anlässlich des 25.-jährigen Geburtstags des Smartphones am 15. August führt mir vor Augen, wie schnell die Technik der letzten 25 Jahren voranschritt und das Smartphone zu einem Tausendsassa mit einer unglaublichen Funktionenvielfalt hat werden lassen. Die heutige Tendenz, immer schneller technische Neuheiten auf den Markt zu bringen, macht es spannend sich vorzustellen, wie das Smartphone sich weiterentwickeln wird und von was das Smartphone vielleicht eines Tages abgelöst wird.

 

 

Linus Wambach – Praktikant Ausstellungen

„Die Zukunftsvorstellung meiner Kindheit ist sicher geprägt von der Zeit, in der ich aufgewachsen bin. Da ich 1999 geboren wurde, habe ich natürlich noch einiges an analoger Technik erlebt. Allerdings war diese damals schon am Ende ihrer Nutzungszeit angelangt und verschwand nach und nach.
Am längsten unter den analogen Geräten hielt sich bei mir mein roter Kassettenrekorder von Sony (mit Pipi Langstrumpf Kassettenkoffer), den ich sehr gemocht habe. Noch nicht selbstverständlich war für mich damals, dass ich ihn ohne Kabel mit in den Garten des Kindergartens nehmen konnte, auch wenn die Batterien riesig waren und nicht lange hielten.
In meiner Grundschulzeit hatten wir dann auch schon einen Laptop, mit dem man einfach und schnell (das würde ich heute natürlich anders sehen) ins Internet konnte und der über eine Webcam verfügte und die ersten Menschen liefen mit Smartphones herum. Kameras hatten die Handys damals ohnehin bereits, selbst mein Nintendo DSi verfügte über Kamera und Touchscreen.
In meinen Augen war damit das Entwicklungspotential schon relativ ausgeschöpft, denn dass Laptops schneller und Handys flacher werden, sind ja in Bezug auf eine Zukunftsvorstellung nur Kleinigkeiten.
Beim Thema Verkehr verhält es sich ähnlich. Seit meiner Kindheit ist es möglich, von Frankfurt aus mit Zügen mit bis zu 300 Km/h durch Deutschland und ins benachbarte Ausland zu fahren und man erreicht mit dem Flugzeug fast jeden Kontinent nonstop. Auch den Meeresgrund kann man an seinen tiefsten Stellen erreichen und es flog regelmäßig ein Spaceshuttle zu einer internationalen Raumstation.
Einige Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet habe ich allerdings schon erwartet, wie zum Beispiel das Erreichen des Mars, das Fliegen mit vielfacher Schallgeschwindigkeit um die Erde oder Reisen durch Deutschland in einer Magnetschwebebahn. Bei Letzterem war ich mir auch eigentlich sicher, das noch mitzuerleben.
Besonders cool fand ich immer die Vorstellung von Luftkissenfahrzeugen, wie Lukes Landspeeder oder die Speederbikes für eine Person, wie man sie aus den Star Wars-Filmen kennt. Ich war mir als Kind schon ziemlich sicher, dass dies mal möglich sein wird, allerdings dachte ich auch damals schonan eine fernere Zukunft.“

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Daniel Voigt – Pressereferent

“Meine Zukunftsvisionen von gestern sind vor allem geprägt von Büchern. An eine Anekdote erinnere ich mich noch sehr gut. Im Bücherregal meiner Eltern fand ich in jungen Jahren, vielleicht war ich 10 Jahre alt, ein Buch mit einem seltsamen Cover: es zeigt den Kopf einer Person, die durch einen (Fenster?)-Rahmen schaut – oder besser gesagt, nicht der Kopf ist dort abgebildet, sondern lediglich eine futuristisch anmutende Gasmaske, aus der eine Vielzahl von Kabeln dringen, die sich wiederum mit besagtem Rahmen und dem Buchcover vereinen, so dass man das Gefühl hat, die nicht-identifizierbare Person sei nicht nur unter der Gasmaske gefangen, sondern gleichzeitig angekettet an den Rahmen des Buches.

Gleichzeitig verängstigt und begeistert, verschlang ich das Buch in Windeseile. Der dystopische Roman erzählt von einer fernen zukünftigen Zeit, in der Raumfahrt und der Besuch anderer Planeten etwas Alltägliches sind. Der Protagonist des Romans landet aufgrund unglücklicher Umstände auf dem Planeten Oxygenien, wo eine hochindustrialisierte Kultur lebt, die am Problem enormer Umweltverschmutzung leidet. Die Gesellschaft Oxygeniens ist stark hierarchisch strukturiert und unterliegt Regeln der Ungleichheit, die sich in Ausbeutung, Kontrolle und Beherrschung äußern: Sauerstoff wird rationiert, Gehirnaktivitäten und Triebverlangen werden durch synthetische Drogen gesteuert, soziale Interaktion ist beinahe unmöglich. Die Geschichte ist die einer Flucht des Protagonisten aus diesen widrigen Umständen … mehr will ich an dieser Stelle gar nicht verraten.

Erst später fand ich heraus, dass dies der Roman “Oxygenien” (1974) der ungarischen Autorin Klará Fehér war, der lediglich in der damaligen DDR in deutscher Sprache erschien. Das Buch von Fehér habe ich nun seit meiner Kindheit nicht mehr in der Hand gehabt – aber mit der jetzigen Auffrischung meiner Erinnerung verspüre ich große Lust, “Oxygenien” noch einmal zu lesen, um meine Visionen von Zukunft, die mir durch die Lektüre damals vermittelt wurden, einer aktuellen Bestandsaufnahme zu unterziehen.”

 

Niko Bogdan – Haustechnik

„Als Kind träumte ich von Abenteuern im Weltraum. Mit dem Raumschiff in den Urlaub auf andere Planeten fliegen zu können. Zum Mond oder noch lieber auf den Pluto. Verrückt, was in der Raumfahrt heute technisch schon möglich ist.
Ich stellte mir für die Zukunft aber auch vor, dass die soziale Situation für alle Menschen besser sein würde. Alle Krankheiten konnten geheilt werden und es würde keine Kriege mehr geben.“

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Susanne Uhl – Asisstenz Öffentlichkeitsarbeit

“Ich bin ein typisches Kassettenkind der 80er Jahre und habe u.a. die Science Fiction Hörspielserien ‘Jan Tenner’ und ‘Flash Gordon’ aber auch Klassiker wie Jule Vernes ‘20.000 Meilen unter dem Meer’ geliebt. Daher waren meine Bilder von der Zukunft stark von Maschinen, Robotern, sprechenden Computern und fantastischen Erfindungen wie z.B. dem ‘Flugserum’ und Zeitreisemaschinen durchsetzt. In meiner Vorstellung war die Zukunft ein riesengroßes technisches Wunderland. Allerdings kamen im Zuge des Älterwerdens auch eher düstere Aspekte hinzu: Filme wie Mad Max, Terminator oder Strange Days in Kombination mit ganz realen Ereignissen wie dem Reaktorunglück von Tschernobyl, der Explosion der Challenger und alltägliche Meldungen von Umweltverschmutzung und Arbeitslosigkeit machten teilweise beinahe Angst vor der Zukunft.

Zwanzig Jahre nach dem mit Spannung erwarteten Jahrtausendwechsel bin ich froh, dass sich die Szenarien aus ‘Zurück in die Zukunft II’ im Jahr 2015 nicht bestätigt haben – auch wenn ich es bedauerlich finde, dass es immer noch keine Hoverboards gibt.”

Xenia Gärtner – Praktikantin Bibliothek MfK Frankfurt

“Wenn ich daran zurück denke, wie ich mir als Kind die Zukunft vorgestellt habe, fällt mir sofort der Film ‘Zurück in die Zukunft II’ ein, den ich erstmals etwa 15 Jahre nach der Erscheinung gesehen habe (die Ankunft Marty McFlys im Jahr 2015 rückte bereits näher).
Der zweite Teil der Kult-Trilogie ist geprägt von den Zukunftsvisionen der 1980er Jahre (man denke z.B. an die Mode, die sich die Filmproduzenten für die 2010er Jahre vorgestellt haben) und trotzdem beeinflusste der Film meine damaligen Vorstellungen der Zukunft, etwa durch fliegenden Autos oder Hoverboards.
Heute, im Jahr 2021, finde ich es immer noch sehr spannend, mich mit früheren Vorstellungen von der Zukunft zu beschäftigen- denn einige Visionen der Autoren haben sich ja durchaus bewahrheitet, wie die fortschreitende Digitalisierung mit Videotelefonie und Co.”

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Nina Voborsky – Medienpädagogin


Ich bin durch und durch Optimistin aber ich gestehe, ich habe eine Schwäche für dystopische Geschichten. Als Jugendliche war ich fasziniert von den Tagebucheinträgen von D-503 in Samjatins WIR und von Aldous Huxleys Schöner neuer konditionierter Welt, in der Religion, Kunst, Liebe, freies Denken und echte Emotionen nicht mehr vorkommen. Egal ob Orwells Überwachungsstaat oder Atwoods theokratische Diktatur (im Übrigen auch eine echte Serienempfehlung ‘The Handmaid’s Tale’) bieten sie alle auch Rebell*innen und Weltenretter*innen, die nach gesellschaftlichen Gegenentwürfen, Freiheit und Individualität streben. ‘Hurra die Welt geht unter’ ist nicht nur spannender, sondern beinhaltet auch die Frage nach dem und dann…?

In welcher Gesellschaft wollen wir leben und wie können wir diese mitgestalten?

Dystopien fördern mein utopisches Denken…und gegen zu viel düstere Zukunftsvisionen hilft ein Besuch in ‘Quality Land’.”

 

Violetta Wohland – Praktikantin Presse MfK Frankfurt

“Ich erinnere mich aus meiner Kinderzeit nur an wenige meiner konkreten Vorstellungen von neuen technischen Gerätschaften, die es künftig geben sollte – vieles von dem, was noch 10 oder 20 Jahre zuvor als Zukunftsmusik gegolten hatte (Videotelefonie! Internet! Intelligente Kühlschränke!), wurde ja schon während meiner Jugendzeit selbstverständlicher Teil des Alltags.

Vielmehr interessierte ich mich für die gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen, die die technische Innovation bringen würde. Ich erwartete, dass immer mehr physische Arbeiten von Maschinen bzw. Robotern übernommen werden und Herstellungsprozesse technisch optimiert würden und in der Folge die Menschen hier ebenso wie in anderen Teilen der Welt immer weniger und vor allem in weniger prekären Bedingungen arbeiten müssten. Ich malte mir eine Welt aus, in der es gerechter zuginge, in der es mehr Wohlstand und Bequemlichkeit für alle gäbe und in der 40-Stunden-Wochen, Lohnsklaverei und Ausbeutung von Menschen, Tieren und Ressourcen einer mittelalterlich anmutenden Vergangenheit angehörten.

Leider scheint diese Zukunftsvorstellung weiterhin in weiter Ferner zu liegen. Doch wer weiß, was die nächsten Jahrzehnte bringen!”

Alexandra Reimer – Archivarin


„Meine kindliche Vorstellung einer Zukunft wurde sehr durch Film, Fernsehen, Comics, Bücher und Hörspielkassetten der 1980er sowie 1990er geprägt. Insbesondere Filme wie „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, „Zurück in die Zukunft“ oder Serien wie „Star Trek: The Next Generation“ hatten dabei einen entscheidenden Einfluss auf meine Vorstellungskraft. Die menschliche Zivilisation war nicht mehr an die Erde gebunden, sondern hatte den Weltraum längst zu erobern begonnen und pflegte eine Ideologie der Toleranz gegenüber andersartigen Lebensformen. Raumschiffe, Überlichtgeschwindigkeit, künstliche Intelligenz in Form von kommunizierenden Computern, schwebende Fahrzeuge und Roboter, die kaum von Menschen zu unterscheiden waren, spielten dabei natürlich eine Rolle. Holodecks schienen unendliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu bieten und beamen ersetze Langstreckenflüge auf der Erde sowie anderen Planeten. Kommunikation fand über Computern ohne Bildschirm in 3-dimensionaler Form statt und ersetzte Telefon, Telefax sowie Anrufbeantworter. Nicht zu vergessen, in der Zukunft gab es natürlich auch Hoverboards! Diese Zukunftsvorstellungen waren in meiner kindlichen Welt jedoch weit entfernt und wenn ich heute darüber nachdenke, dass Teile davon sich schon realisiert haben, muss ich etwas schmunzeln und werde neugierig, was die Zukunft noch mit sich bringen wird.“

Matthias Lieb – Wissenschaftlicher Volontär MfK Frankfurt

„Meine Vorstellungen von der Zukunft als Kind waren geprägt von Eindrücken aus Filmen und Serien. Häufig wiederkehrende Themen waren dort mobile Kommunikationsmittel, die in jede Hosentasche passen, selbstfahrende Autos oder Computer, die auf große Wissensspeicher zugreifen können. Alles gar nicht so unbekannte Szenarien. Die rasanten und umwälzenden technischen Entwicklungen im realen Leben brachten bald viele Innovationen mit sich, die die Darstellungen im Fernsehen überholten. Die Beschäftigung mit diesen Neuerungen war dann oftmals so spannend, dass für einen Blick in die ferne Zukunft gar keine Zeit blieb.”

Dr. Corinna Engel – Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit

“Meine Vorstellung von der Zukunft war geprägt von der Idee, dass es möglich sein müsse, allen Menschen zu einem friedlichen und selbstbestimmten Leben in Wohlstand zu verhelfen. Dazu waren technische Erfindungen im Einsatz: autonom fahrende Betten, fließbandartige Bürgersteige und Automaten, die an Bäumen hängen und aus Obst auf Knopfdruck ein leckeres Gericht zaubern. Alle diese Geräte kommen in Erich Kästners Buch „Der 35. Mai“ vor. Meine kindlichen Ideen waren immer auch ein Paradies, „Arbeit“ kam darin nicht vor, alle Menschen taten, was ihnen gerade einfiel und Spaß machte. Dazu waren Haushalts- und Fertigungsroboter im Einsatz, wie sie in Star Wars und Star Trek vorkommen. Außerdem erinnere ich mich daran, dass wir bei Rollenspielen aus unserem Kassettenrekorder einen Übersetzer machten. Man musste nur seine Funktionen umkehren, in den Lautsprecher sprechen und mit dem Mikro am Ohr die Nachricht empfangen. Sofort konnte die außerirdische Prinzessin alles verstehen.”

Regina Kölsch – Sekretariat Mfk Frankfurt

“Unendliche Weiten …Für mich sah als Kind die Zukunft ein wenig wie Raumschiff Enterprise aus, das ich so gerne im Fernsehen sah. Als im Freundeskreis der erste CD-Player auftauchte, dachten wir alle “das setzt sich doch nicht durch” – haha, jetzt gehört meine CD-Sammlung schon beinahe ins Museum. So ist es ein Mix: wir schreiben das Jahr 2021, und so viel anders fühlt sich alles nicht an, einerseits, aber andererseits gibt es da die ständige Erreichbarkeit und den schnelleren Takt. Ja, unser Tempo nähert sich manches Mal doch der Lichtgeschwindigkeit, dann gibt es nur einen Ausweg: Beam me up, Scotty.”

Susanne Höfer – Assistenz Verwaltung, Haushalt/Liegenschaften

“Als Kind/Jugendliche fand ich die Idee, ein Bild- bzw. Videotelefon zu haben ganz spannend und wollte gerne die andere Person nicht nur sprechen, sondern auch sehen. Ich wollte meinen Vater überreden, so etwas anzuschaffen. Er meinte, dass das die andere Person ja dann auch haben müsse, damit man sich gegenseitig sieht. Somit müsste ja eigentlich jeder so etwas haben und er konnte sich nicht vorstellen, dass es diese Möglichkeit geben wird. Das sei zu teuer. Zum Glück hat er sich geirrt.”

Sandy Lang – Museumsbibliothek

„Meine kindlichen Vorstellungen über die Zukunft kreisten fast immer um das Thema Fliegen. Das Fluggerät meiner Träume war leicht zu steuern und durchsichtig für möglichst viel Aussicht über den Wolken. Später fand ich die Idee einer Art Bildtelefon faszinierend, um ferne liebe Menschen zu sehen. Vor dem Hintergrund damals gebräuchlicher Geräte, beschränkte sich meine Vorstellung aber auf eine Art Verbindung von Festnetztelefon und grisseligem Röhrenfernseher. Dass wir heute auf kleinen mobilen Geräten Videochats mit der ganzen Welt halten können, geht weit über das hinaus, was sich mein kleines analog geprägtes Ich damals vorstellen konnte.“

Tine Nowak – Referentin Ausstellungen

“Als ich ein Kind war, habe ich mir die Technologien der Zukunft so vorgestellt, wie sie mir in Film, Fernsehen und Comics gezeigt wurden. Ich stellte mir vor, wie cool es wäre zu beamen, da ich dies durch “Raumschiff Enterprise” kannte. Ich dachte, wir würden vll. in Zukunft fliegende Fahrzeuge nutzen, wie in “Star Wars”. Ich wollte wissen, wie ich programmiere und Welten erschaffe, nachdem ich “Tron” gesehen hatte und ich tippte hilflos auf das BTX-Gerät im Postamt, als ich in “Jumping Jack Flash” gesehen hatte, dass man per Computer weltweit Nachrichten senden kann. Zwischen Vision und Realität gab es einen Graben der Umsetzbarkeit, aber durch diese Vorbilder war es zumindest möglich, meine Fantasie wandern zu lassen.

Mir fiel es jedoch schwer, darüber hinaus zu denken. Das Unvorstellbare und das Neue zu denken. Diesen Gedanken hab ich als extrem frustrierend erlebt, ich hatte das Gefühl, alles was möglich wäre, sei schon gedacht worden. Was nicht stimmen konnte, denn wie wären sonst in der Vergangenheit neue Dinge entstanden. Heute weiss ich, dass selten etwas komplett neu visioniert wird, sondern sich aus dem Vorherigen heraus entwickelt.”

Anne Wietschorke, Besucherservice:

„Erst dachte ich ja, ich hätte früher als Kind gar keine Zukunftsvisionen gehabt, jedenfalls keine technischen. Aber jetzt sind mir 2 Filme eingefallen, deren Innovationspotential mich schon damals sofort überzeugt hat. Das eine war das vollautomatische Haus von Jacques Tati, Staubsauer, die von alleine loslegen, wo sich Kühlschränke automatisch öffnen, Roboterhände alle Zutaten bereitstellen und den Rest machen Herd und Backofen natürlich auch von alleine. Und das 2. war Dudu, der Käfer, der je nach Not- und Lebenslage wahlweise fahren, schwimmen oder fliegen konnte. Geräte, die uns das Leben leichter machen, fand ich schon immer höchst attraktiv genau wie die Vorstellung, im Urlaubsstau einfach die Seitenflügel auszufahren und den Propeller anzuwerfen.“

 Magdalena Fichter, Besucherservice

“Unentdeckte Welten waren etwas, das ich auch als Kind mit einer gewissen Skepsis und mit Befremden betrachtet habe. Bei einem Malwettbewerb habe ich eine Unterwasserstadt gepinselt und nichtsahnend bin ich davon ausgegangen, dass es einfach eine meeresbiologische Forschungsstation in tieferen Gewässern ist, aber niemand unfreiwillig dort wohnen muss. Die erwachsenen Rezipienten des klecksigen Werks, hatten ganz andere, düstere Vorstellungen davon, was das sein soll und sie haben mir deswegen einen kleinen Preis für das Bild gegeben. Nicht die Zukunft an sich, die sich an den pfadabhängigen Möglichkeiten orientiert, die ja bereits in der Gegenwart existieren und angelegt sind, ist dabei unverständlich, sondern das Schwarz-Weiß-Denken der Menschen in Utopien und Dystopien, das darin Verharren und sich so der eigenen Verantwortung zu entziehen. Vielleicht werden da Dinge auf die lange Bank geschoben?

Warum sollten wir überhaupt auf dem Mars siedeln in der Zukunft und dafür künstliche Biosphären entwickeln, wenn wir jetzt auf die Erde aufpassen und dafür sorgen, dass die Ressourcen reichen? Warum suchen wir Erlösung in einer Technik einer fernen Zeit, die noch nicht existiert, wenn wir die Probleme selbst noch verhindern können und diese Schwierigkeiten absehbar sind? Warum wollen wir Gedanken lesen und kontrollieren können, wenn wir uns sonst darauf verständigen, den Willen jeder einzelnen Person zu respektieren? Das ist nicht konsequent und ein kultureller Rückschritt. Viele Fragen zu Zukunftsvisionen erscheinen mir also auch heute noch nicht besonders avantgardistisch, sondern wie die Begehrlichkeiten einer Person, die die menschliche Kultur und unser Verhalten als mächtigen Faktor der Gestaltung der Gegenwart abgeschrieben hat und stattdessen Erlösung in der Technik sucht. Anstatt sich den Träumereien hinzugeben, könnte man den jungen Aktivist*innen von Fridays for Future zuhören und endlich etwas in der Gegenwart tun.”

Konrad Künkel, Besucherservice

„Meine Vision von Zukunft in Kinderzeiten war stark von der TV-Optik wie „Raumpatrouille“ oder „UFO“ geprägt. Später war die spielerische Sicht eher dem Wandel der Realität gewichen: AKW’s, Umweltverschmutzung, etc. ähnlich wie die Fridays for Future – Bewegung heute, also eher bedrohlich. Es bleibt wie es ist: Früher war alles besser – sogar die Zukunft!“

Caroline Dörr, Wissenschaftliche Volontärin und Kuratorin der Back To Future Ausstellung

„Früher dachte ich, dass in der Zukunft alle Autos mit einem Helikoptersystem versehen sind. Bei langen Staus könnte man diesen aktivieren und dem Stau sprichwörtlich davonfliegen. Auch war ich davon überzeugt, dass wir nicht nur überirdisch, sondern auch in Unterwasserstädten einmal leben werden. Den Zugang würden schwimmende Aufzüge bilden, die die Menschen in ihre jeweilige Wohnung oder auf den Unterwasser-Marktplatz bringen würden. Beim Blick aus dem Fenster würde sich eine wunderschöne Unterwasserlandschaft präsentieren.“

Judith Ritter, Eventmanagement & Vermietungen

„Ich habe früher gedacht, dass es in der Zukunft (also ungefähr heute) keine Umweltverschmutzung mehr gibt, keine Armut, nur noch freundliche Menschen und fliegende Fortbewegungsmittel für alle, auch kleinere, wie die Karussell-Flugzeuge bei Jahrmärkten!”

Peter Mollenhauer, Ausstellungstechniker

“Für die Zukunft hatte ich mir vorgestellt, dass ich zu Hause in ein Verkehrsmittel einsteige, maximal das Ziel eingebe und autonom zum Ziel/ zur Arbeit gebracht werde… oder von zu Hause auf die Arbeit beamen. :-)”

Dr. Helmut Gold, Direktor des Museums für Kommunikation Frankfurt und Kurator der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

“Am allermeisten hat mich früher als Jugendlicher die Vorstellung von Zeitreisen und Zeitmaschinen fasziniert. Dazu gab (und gibt) es natürlich literarisch und filmisch viele und inspirierende Erzählungen und Varianten. Spannend an der Vorstellung war für mich zum einen, dadurch etwas von der Zukunft kennenzulernen, zu erfahren, wie sich die Welt oder nur meine nähere Umgebung entwickeln wird. Zum anderen aber, nicht minder spannend, sah ich die Chance, in die Vergangenheit eintauchen zu können mit dem Wissen von heute. In beiden Fällen konnte ich darüber phantasieren, ob und wie man die Geschehnisse dann beeinflussen könnte, dass Vergangenheit oder Zukunft einen anderen besseren Verlauf nehmen. Eigentlich bis heute eine faszinierende Idee.”

Ausstellung “Back To Future”: 18.11.2020 – 29.08.2021 im MfK Frankfurt

 

Caro Dörr/ Tine Nowak, 22. Januar 2021

Episode 4.5: Back to Future

Episode 4.5: Back to Future

VoloMuPo – Volontariat, Museum, Podcast

 

Das wissenschaftliche Volontariat ist so etwas wie die “Ausbildung” zum Museumsmenschen. Innerhalb von zwei Jahren erhält man Einblicke in alle Bereiche der Museumsarbeit. Vom Sammeln und Bewahren hin zur Museumspädagogik und Verwaltung. Doch wie sieht das genau aus? Was gibt es alles zu tun und welche möglichen Herausforderungen können einen erwarten? Diesen Fragen geht der VoloMuPo nach. Ein Podcast zum Informieren, Vernetzen und Austauschen für Volontär*innen, Interessierte und alle, die mal einen Blick hinter die Kulissen der Museumslandschaft schauen wollen.

Du absolvierst zurzeit dein wissenschaftliches Volontariat und möchtest gerne im VoloMuPo über deine Erfahrungen austauschen? Dann melde dich hier!

 

 

Es ist nun genau ein Jahr her, dass die Museen in Deutschland zum ersten Mal ihre Türen schließen mussten. Seitdem hat die Pandemie alles fest im Griff und trotzdem lief in den Museen die Arbeit weiter, schließlich gehört es auch zum Tagesgeschäft, Wechselausstellungen vorzubereiten und auf Wanderschaft zu schicken. Aber wie kann so etwas geschehen, zwischen Abstandsregeln, Maskenpflicht und Reisebeschränkungen?

Lasst uns darüber mal reden…

 

00:00:45 – Begrüßung

00:01:10 – Heute zu Gast

Heute zu Gast sind Caroline Dörr, wissenschaftliche Volontärin im Museum für Kommunikation Frankfurt, die ihr bereits aus der ersten Episode kennt und Tine Nowak, ebenfalls aus dem Frankfurter Haus.

00:01:50 – Das heutige Thema

Nach einem Jahr Pandemie werfen wir einen kleinen Blick zurück. Wie hat sich die Arbeit in den Museen verändert oder hat sie sich überhaupt allzu sehr geändert. Vor allem schauen wir auf die Wechselausstellung Back to Future, die im Museum für Kommunikation Frankfurt entstanden ist und deren Eröffnung dem Lockdown im November 2020 zum Opfer gefallen ist.

00:02:30 – Caroline Dörr (Museum für Kommunikation Frankfurt)

Caroline steht am Ende ihres wissenschaftlichen Volontariats. In ihren zwei Jahren im Frankfurter Haus standen unter dem Stern des Ausstellungsprojekts Back to Future, dass sie als Co-Kuratorin begleiten durfte.

00:03:55 – Tine Nowak (Museum für Kommunikation Frankfurt)

Tine ist zwar keine Volontärin mehr, sondern Ausstellungsmanagerin im Museum für Kommunikation in Frankfurt, aber trotzdem ist ihr das Volontariat nicht fremd, schließlich hat sie es auch im Frankfurter Haus absolviert. Nun kümmert sich um alle Belange, die bei der Produktion, Verwaltung und Weitergabe von Wechselausstellungen anfallen.

00:05:00 – Back to Future

Die Welt von Morgen, schon heute! So könnte man Back to Future zusammenfassen und doch ist da noch mehr. Die Ausstellung wirft einen Blick auf Zukunftsvisionen, moderne wie auch historische und greift dabei nicht nur auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurück, sondern auch diverse Beispiele aus Film und Literatur.

00:13:55 – Besuch per Zeit-Slot

Seit März 2021 sind erste Museumsöffnungen wieder möglich, wenn es die Situation ergibt, d.h. aber auch Besuche nur mit Anmeldung und Zeit-Slot. Das Museum für Kommunikation in Nürnberg hat zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits wieder geöffnet und Frankfurt arbeitet auf eine baldige Öffnung hin (Anm. Die Nürnberger Museen mussten zum 16.3. wieder schließen).

00:19:35 – Tagesgeschäft im Lockdown

Selbst hinter verschlossenen Museumstüren wird gearbeitet, auch wenn keine Besucher:innen in den Ausstellungsräumen anzutreffen sind. Fleißig wird an digitalen Angeboten gefeilt und Ausstellungen erarbeitet und für die Weitergabe vorbereitet, nun jedoch mit einigen Einschränkungen.

00:23:40 – Ausstellungseröffnungen in der Pandemie

Im Oktober eröffnete das Museum für Kommunikation Nürnberg die Wechselausstellung #neuland, pünktlich fünf Tage vor dem zweiten Lockdown. Frankfurt traf es noch härter: Die Eröffnung von Back to Future fiel in den November, somit war eine Eröffnung mit Publikum und vor allem Besucher:innen in der Ausstellung selbst nicht möglich.

00:41:25 – Museum medial

Mit der Pandemie mussten sich die Museen umorientieren, um, trotz geschlossener Türen, weiterhin ihre Inhalte weitergeben zu können. So wurde sie geplant und ein wenig ungeplant immer medialer und digitaler. Sicherlich zwei Eigenschaften und Erfahrungen, die auch in einer post-Pandemiezeit von Vorteil sein können.

00:45:00 – Mobilität der Zukunft

Kurz vor Schluss gibt Caroline noch einen kleinen Einblick in den Ausstellbereich von Back to Future, den sie kuratiert hat. Fortbewegung in der Zukunft, vom Flugtaxi zum Hyperloop ist alles dabei. Mehr wird aber nicht verraten, schließlich ist die Ausstellung auch bald vor Ort zu erleben.

00:55:30 – Aus-/Rückblick auf das Volontariat

Caroline blickt nochmal auf die letzten zwei Jahre in Frankfurt zurück und gibt auch einen kleinen Ausblick auf zukünftige Aufgaben und Angebote im Volontariat.

01:03:20 – Verabschiedung

 

Zu Gast: Caroline Dörr (Museum für Kommunikation Frankfurt), Tine Nowak (Museum für Kommunikation Frankfurt)
Redaktion/Moderation:
 Christian Bihn
Intro- und Outro-Musik: “Hau ab!” von der CD: „Bruders große Reise“, mit freundlicher Genehmigung von Stephan Völker (www.stephan-voelker.de)

Ein Projekt der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Autor: Christian Bihn, 24.03.2021