Literaturtipps zum Welttag des Buches 2022

Literaturtipps zum Welttag des Buches 2022

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Am 23. April feiern wir zum 27. Mal den UNESCO-Welttag des Buches. Aus diesem Anlass möchte die Bibliothek des Museums für Kommunikation Frankfurt drei frisch in die Bestände aufgenommene Bücher vorstellen.

Unsere diesjährigen Buchtipps behandeln ein breites Themenspektrum von Politik über (Kultur-)Geschichte bis zu den Naturwissenschaften.  Wir möchten mit unserer Auswahl die Neugierde der Leser:innen wecken und zum Nachdenken und miteinander Diskutieren anregen, kurz um: zum Kommunizieren. 

Ein moderner Briefwechsel

Briefe schreiben ist veraltet? No way! Das beweisen die in „Wie hättet ihr uns denn gerne? Ein Briefwechsel zur deutschen Realität“ gesammelten Briefe zwischen Özlem Topçu, Tochter türkischer Einwanderer, und Richard C(haim) Schneider, Sohn ungarischer Shoah-Überlebender – ein Briefwechsel zwischen Kulturen und Generationen.

In ihren Briefen teilen die in Hamburg wohnende Leiterin des Spiegel Auslandsressorts und der ARD/BR-Editor at Large, der in Tel Aviv lebt, ihre Gedanken und Erlebnisse im Zeitraum von November 2020 bis November 2021. Sie schreiben über deutsche und internationale Diskurse, Soziale Netzwerke und Privates.

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln blicken die beiden Journalisten auf die Geschehnisse des Jahres und gesellschaftliche Debatten: auf Vorurteile, Rassismus, Antisemitismus, Identitätspolitik und vieles mehr. Oft ernst und immer geradeheraus, da darf auch mal (schwarzer) Humor nicht fehlen.

So ergibt sich ein authentischer und persönlicher Eindruck – eine ehrliche und ungehemmte Unterhaltung zwischen zwei Freunden, verpackt in eine aktuelle und auch zukünftig relevante Lektüre, die viele (Vor-) urteile hinterfragt und zurecht kritisiert.

Topçu, Özlem; Schneider, Richard C.: Wie hättet ihr uns denn gerne? Ein Briefwechsel zur deutschen Realität. München: Droemer Verlag 2022. 265 Seiten. ISBN 978-3-426-27867-3.

Lesen bildet. Kunst auch.

Jan Roß, Redakteur des Politik-Ressorts der Wochenzeitung „Die ZEIT“, liefert in „Bildung. Eine Anleitung“ ein Plädoyer für Bildung, die keineswegs verstaubt oder elitär sein soll. Dafür nimmt uns der Autor mit auf seine persönliche Bildungsreise.

Die Lektüre liefert interessante Fakten, gepaart mit unterhaltsamen Anekdoten aus dem Leben des Autors. Die Themen sind breit gefächert von Philosophie, Literatur, verschiedenen Künsten (nicht nur der bildenden Kunst) bis zu Politik.

Dabei wird klar: Jan Roß ist ein klassischer Humanist. Maßgeblich prägt die Antike das Weltbild des Autors – und Europas. Doch auch Impressionen aus seinem 5-jährigen berufsbedingten Indienaufenthalt dürfen nicht fehlen. So bewegt sich das Buch von einem Eurozentrismus weg und vermittelt, dass Bildung eben nicht nur in (alten) Büchern zu finden ist.

Kritiker:innen stören sich vielleicht daran, dass Jan Roß als privilegierter Sohn aus dem Bildungsbürgertum auf die Thematik blickt. Doch arrogant oder belehrend, wie man vermuten könnte, ist das Buch keineswegs geschrieben. Jan Roß versteht Bildung als seine Lebensbegleiterin, nicht als Statussymbol – eine schöne, bodenständige Sichtweise.

Roß, Jan: Bildung. Eine Anleitung. Berlin: Rowohlt Verlag 2020. 319 Seiten. ISBN 978-3-7371-0047-2.

 

Irrungen und Wirrungen der Naturwissenschaften

Fabian Scheidler möchte mit „Der Stoff aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen“ aufräumen – mit „Irrfahrten der Physik und Biologie“. Der Publizist vertritt die These, dass so manche Forschungspraktiken die Rätsel der Menschheit eher vertieft als gelöst haben. Daraus resultieren schwerwiegende Folgen:

Die zunehmende Technisierung sorgt für die Entfremdung des Menschen von der Natur. Wissenschaft und Wirtschaft sind eng miteinander verknüpft und das ist gefährlich. Finanzielle Interessen dürfen nicht die Zukunft der Menschheit aufs Spiel setzen. Ein gesellschaftlicher Wandel kann nur dann stattfinden, wenn ein neues Naturverständnis erlangt wird. Denn die Welt ist, anders als die Ansicht vieler Wissenschaftler:innen, keine vollständig berechenbare Maschine.

Fabian Scheidlers Auffassungen sollen dazu anregen, das bisherige Bild des Universums und der menschlichen Existenz zu überdenken. Ziel des Autors ist, den Schleier der „technokratischen Ideologie“ zu lüften. Er ruft dazu auf, die Schattenseiten der technischen Revolution zu beachten, denn die Ressourcen der Erde sind nicht unerschöpflich.

„Der Stoff aus dem wir sind“ zeigt einen anderen Blickwinkel auf die Wissenschaften auf, der zu einer Verschiebung der Perspektiven einlädt und zum Nachdenken anregt. Die Technisierung bringt auch Schattenseiten mit sich, welche im Angesicht der drohenden Klimakatastrophe unbedingt zu einem Umdenken führen müssen.

Scheidler, Fabian: Der Stoff aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen. München: Piper Verlag 2021. 300 Seiten. ISBN: 978-3-492-07060-7

 

Mehr Informationen zum Thema

Neugierig geworden? Im Online-Katalog findest du unsere Bibliotheksbestände rund um das Thema Kommunikation. Viel Spaß bei der Literatursuche!

Hier findest du unseren Beitrag über die Frankfurter Museumsbibliotheken anlässlich des Welttag des Buches 2020.

 

Autorin: Xenia Gärtner, 22.4.2022