Ausstellungsaufbau ist wie Puzzeln – Ein Blick hinter die Museums-Kulisse

Ausstellungsaufbau ist wie Puzzeln – Ein Blick hinter die Museums-Kulisse

Freitag, 23. November 2020 ein 20-Tonnen LKW kommt auf der extra abgesperrten Parkfläche vor dem Museum für Kommunikation in Frankfurt zum Stehen. Was sich darin befindet? Eine ganze Ausstellung. Nun, zumindest die Ausstellungsarchitektur der neuen großen Wechselausstellung „Back to Future. Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ welche von hier an in dreieinhalb Wochen eröffnen wird. 

Dreieinhalb Wochen?

 

Doch was passiert in dieser Zeit bis zur Eröffnung der Ausstellung? Als Museumsbesucher*in sieht man in der Regel immer erst das fertige Endergebnis. Wir möchten das Ändern und nehmen euch mit auf eine kleine Ausstellungs-Aufbau Reise.

Doch einmal alles von Anfang an: Über anderthalb Jahre wurde an der neuen Wechselausstellung gearbeitet. Kuratorin und Ideengeberin ist Katja Weber, die zusammen mit ihrem in Deutschland verstreuten Kurator*innenteam die Ausstellungsinhalte erarbeitet hat. Um die Gestaltung und die Szenographie hat sich das Berliner Gestaltungsbüro Tecton federführend gekümmert. Inhalte und Szenographie müssen hier Hand in Hand gehen. Das Ergebnis dieser Arbeit sind die fertigen Puzzlestücke, die an das Museum geliefert werden und hier Stück für Stück von mehreren spezialisierten Baufirmen zusammengebaut werden und am Ende die fertige Ausstellung bilden.

Erste Aufbauwoche

 

In der ersten Aufbauwoche lag der Schwerpunkt darauf, die Ausstellungsarchitektur aufzubauen. Da die Ausstellung aus vier Themenräumen besteht wurden tatsächlich vier ganz individuelle große Räume in unserem knapp 600qm Ausstellungsraum gebaut. Die bereits vorproduzierten Wände wurden zusammengefügt und binnen drei Tagen stand die gesamte Ausstellungsarchitektur – und unser Wechselausstellungsraum erstrahlte in einem ganz neuen Glanz.

 

Zweite Aufbauwoche

Weiter ging es in Woche zwei mit der Grafik. Die am Computer vorgezeichneten Ausstellungswände, welche mit Texten und Bildern versehen sind werden auf Folien gedruckt und dann auf die Ausstellungswände geklebt. Neben der Grafik, wurde in der zweiten Woche begonnen die Ausstellungsmedien, also Bildschirme und Hörstationen zu programmieren und in die Architektur einzubauen. 

Zwischendrin werden nach und nach die Leihobjekte und Kunstwerke angeliefert. Leihobjekte sind Exponate, die wir von anderen Museen, Institutionen oder privaten Sammlern für die Dauer der Ausstellung „ausleihen“. Meist handelt es sich um Originale, ihr Wert ist unersetzbar. Aus diesem Grund ist beim Auspacken und bei der sogenannten Einbringung in die Vitrine große Vorsicht geboten. Federführend überwacht und begleitet wird dieser Prozess von unseren Restauratorinnen.

Verpackungsmüll? Vielleicht fragt ihr euch aber auch, was eigentlich mit den ganzen Verpackungsmaterialien, oder auch –müll geschieht, wenn die Sachen einmal ausgepackt sind? Diese werden nicht weggeschmissen, sondern fein säuberlich beschriftet und aufbewahrt, sodass die Exponate in einem Jahr sicher in der gleichen Verpackung zum zweiten Standort transportiert werden.

Dritte Aufbauwoche

In Woche drei werden die Wände weiter beklebt, Leihgaben kommen nach und nach bei uns an und auch Kunst. Diese Ausstellung hat die Besonderheit nicht nur technikhistorische Objekte zu präsentieren, sondern auch Kunst. Die sogenannte „poetischen Umwege“ wurden passend zu jedem Themenraum ausgewählt.

 

 

Ausstellungsaufbau heißt aber auch putzen! Alle Oberflächen und vor allem alle Vitrinen müssen von Innen, wie von Außen gereinigt werden, bevor die Vitrinen nach und nach fest verschlossen werden. Kurz vor Ausstellungseröffnung leuchtet unser Ausstellungstechniker noch die gesamte Ausstellung ein, damit der Spot auf die richtigen Objekte zeigt. Ein letztes Mal wird die gesamte Ausstellung gereinigt und dann geht’s los mit dem „Premierenfieber“.

 

RheinMain TV war bei uns während den Aufbauwochen zu Besuch. Wer noch weitere Impressionen vom Aufbau sehen möchte kann dies unter folgenden Link tun: zum Videobeitrag.

Einen ausführlicheren Post zum inhaltlichen Konzept der Ausstellung und was es mit den „poetischen Umwegen“ auf sich hat folgt in den kommenden Wochen hier auf dem Blog und auf unseren weiteren Social-Media Accounts (Twitter, Instagram, Facebook).

Auf unserem Expotizer erfahrt ihr mehr über die Inhalte der Ausstellung: https://back-to-future.museumsstiftung.de/. Die Ausstelung ist noch bis zum 29.8.2021 im Museum zu sehen.

 

Autorin: Caroline Dörr, 04.12.2020

Zettelkasten digital – Die Zeitschriften der Stiftung in der ZDB

Zettelkasten digital – Die Zeitschriften der Stiftung in der ZDB

Zettelkasten – Kardex – Zeitschriftendatenbank. Die Bearbeitung periodisch erscheinender Publikationen durch Bibliotheken hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich entwickelt zu einer besseren Nutzbarkeit. Durch vielfältige Recherchemöglichkeiten im Internet lassen sich Periodika weltweit suchen und finden. Zum heutigen Welttag der Zeitschriften stellt die Bibliothek des Museums für Kommunikation Frankfurt ihre Zeitschriftenbestände vor.

Fachzeitschriften zur Kommunikationsgeschichte

Die Kultur- und Technikgeschichte des Post- und Fernmeldewesens bildet den Schwerpunkt des Bestandes von ca. 35 000 Bänden der Bibliothek des Museums für Kommunikation Frankfurt. Zu diesen Beständen gehören auch rund 300 zum größten Teil historische Fachzeitschriften.

Zunächst wurden die Titel in einer klassischen Zettelkartei geführt und in den letzten Jahren sukzessive in die Onlinekataloge der Museumsstiftung inventarisiert. Zusammen mit den Zeitschriften unserer Schwesterbibliothek im Museum für Kommunikation Berlin, lassen sich hier Titel, Jahrgänge und Standorte aller erfassten Zeitschriften auf einen Blick ermitteln.

 

Weltweit recherchierbar in der Zeitschriftendatenbank
 

 

Waren die Bestände bereits im lokalen Onlinekatalog sichtbar, so gehen die Bibliotheken der Museumsstiftung seit letztem Jahr noch einen überregionalen Schritt weiter und verzeichnen ihre Bestände auch in der Zeitschriftendatenbank ZDB. Diese ist die weltweit größte Datenbank für den Nachweis von Zeitschriften, Zeitungen, Schriftenreihen und anderen periodisch erscheinenden Veröffentlichungen in gedruckter und elektronischer Form. Als hilfreiches Werkzeug für Studium und Forschung zeigt diese Datenbank an, in welchen Einrichtungen die gesuchten Zeitschriften verfügbar sind und informiert über Möglichkeiten zur Fernleihe und Dokumentenlieferdiensten. So lassen sich in der ZDB Listen aufrufen, welche erfassten Zeitschriften eine Einrichtung besitzt oder ob eine seltene historische Zeitschrift, die man vielleicht dringend benötigt, sogar in einer Bibliothek der eigenen Stadt oder Region genutzt werden kann. Dies ermöglicht gerade kleineren Spezialbibliotheken eine überregionale Sichtbarkeit ihrer Schätze.

Bestände aus verschiedenen Quellen

Und davon gibt es in den Museumsbibliotheken der Stiftung jede Menge. Nicht nur beruht ihr literarisches Erbe auf dem Bestand des ehemaligen Reichspostmuseums, hinzu kamen für alle Bibliotheksstandorte, die im Zuge der Postreform aufgelösten Bestände zahlreicher ehemaliger Einrichtungen der Postdirektionen, sowie wertvolle Nachlässe und Sondersammlungen. Artikel dieser gesammelten historischen Zeitschriften dienen den Mitarbeiter*innen der Museen zur Vorbereitung von Ausstellungen, stehen externen Forschenden zur Einsicht zur Verfügung und bilden einen wertvollen Teil der Literatur zur Telekommunikationsgeschichte.

 

Autorin: Sandy Lang, 26.11.2020

Hinter den Kulissen: Sammlungsarbeit im Depot

Hinter den Kulissen: Sammlungsarbeit im Depot

Leere Regale sind in unseren Depots ein sehr seltener Anblick. Trotzdem sind zurzeit einige Regale vollkommen leer. Was auf den ersten Blick an die leergekauften Supermarktregale des Corona-Lockdowns denken lässt, ist tatsächlich eine Begleiterscheinung der systematischen Überarbeitung des Sammlungsbereichs „Computer und Internet“, mit der wir auf die rasante Entwicklung der digitalen Kommunikation reagieren.

Neue Kommunikationsformen

 

Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich der Computer von einer sperrigen Anlage zu einem kompakten Tischgerät entwickelt, das längst nicht mehr nur im Büro, sondern auch zu Hause vielfach genutzt wird. Während sich um das Jahr 2000 noch viele gefragt haben, was sie eigentlich mit einem Computer anfangen sollen, zählen Laptops und PCs heute zur Grundausstattung. Ebenso Smartphones und Tablets – und auch Smart Watches und andere Smart Objects werden immer beliebter. Das Internet hat diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst, indem es neue Informations- und Kommunikationsangebote bietet.

Die Sammlung

 

Mit rund 1.300 Objekten dokumentiert das Museum für Kommunikation im Sammelgebiet „Computer und Internet“ die Entwicklung der Computertechnik und die damit verbundenen digitalen Kommunikationsformen. Großrechner, Bürocomputer, Arbeitsplatzrechner, Laptops, PCs und zahlreiche Peripheriegeräte (z.B. Drucker, Plotter, Scanner) sowie Smartphones, Smartphone-Zubehör und zahlreiche Smart Objects zeigen die technische Vielfalt und den funktionalen Facettenreichtum der digitalen Technologien auf. Hinzu kommen Objekte, mit denen die Nutzung und der Aufbau früher Datennetze (z.B. BTX), Internetverbindungen und Netzwerkarchitekturen nachvollziehbar sind.

 

 
Depotsituation

Die wachsende Bedeutung digitaler Technologien während der letzten Jahrzehnte hat auch zu einem deutlichen Anstieg der Objekte des Sammlungsgebietes geführt. Grundsätzlich ist das sehr gut, doch ergeben sich daraus auch Herausforderungen für die Sammlung.

 

Das betrifft zum einen den Platz in den Regalen der Depots, der immer knapper wird. Zum anderen wirkt sich dies auch auf die Inventarisierung der Neuzugänge aus, die bislang nur in kleinen Schritten vorankam. So reihten sich gut und weniger gut erschlossene Objekte neben noch gar nicht erschlossenen Objekten und es kam zunehmend zu unklaren Grenzen zwischen den einzelnen Objektgruppen. Auch die Datensätze in der Museums-Datenbank hatten keinen einheitlichen Aufbau.

Seit Juni 2019 wird der Sammlungsbereich deshalb neu geordnet und die vorhandenen Datensätze geprüft und überarbeitet. Objekte, die noch nicht in der Datenbank verzeichnet sind, werden dabei systematisch erfasst und ordnungsgemäß in die Sammlung aufgenommen.

Objekt-Wellness

 

Neben eingehenden Recherchen zur Objekt- und Nutzungsgeschichte der Exponate werden dabei sämtliche Objekte einem „Beauty-Programm“ unterzogen. Das Standardprogramm umfasst: wiegen, messen, fotografieren und etikettieren. Das Komfortprogramm beinhaltet außerdem eine Reinigung, die auf Nachfrage auch Sonderleistungen, wie beispielsweise die eine oder andere Restaurierungsmaßnahme enthalten kann. Im Anschluss werden die Objekte geordnet und an ihren neuen Standort gebracht. Stück für Stück füllen sich so die Regale wieder mit sauber aufgereihten und einheitlich erfassten Objekten. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Das Vorgehen ist sehr zeitintensiv und wird uns noch einige Monate lang beschäftigen.

 

Die vollständig inventarisierten und bearbeiteten Objekte sind in unserem Online-Katalog einsehbar. Besondere Objekte stellen wir zudem am #Depotdienstag vor. Außerdem wird es in der nächsten Zeit Blog-Beiträge geben, in denen wir einzelne Objekte oder Objektgruppen genauer vorstellen.

 

Text: Joel Fischer, 24.11.2020

Live dabei – Premierenfieber

Live dabei – Premierenfieber

Back to Future: Live dabei.

Ab jetzt zählen wir nur noch wenige Stunden: heute Abend werden wir unsere neue Ausstellung „Back to Future – Technikvisionen zwischen Realität und Fiktion eröffnen, natürlich virtuell und ihr könnt online live dabei sein. Mit unserer Blog-Reihe „Live dabei“ geben wir Euch dazu einen kleinen Blick hinter die Kulissen. Wir erzählen Euch davon, wer hier so alles mitwirkt, was die Lieblingsobjekte dieser Menschen sind und wie deren Zukunftsvisionen einmal aussahen. Nachdem ihr im ersten Beitrag nun schon zwei Kollegen kennengelernt habt, die einfach immer hier im Haus und für alle da sind, geht es heute um zwei weitere Kolleginnen. Seit ein paar Wochen sind sie ständig im Museum unterwegs und irgendwie an allen Orten gleichzeitig. Warum das so ist und warum sie unserer digitalen Ausstellungseröffnung auf ganz besondere Weise entgegenfiebern, davon berichte ich heute.

Back to Future: Live dabei.

Zwischendrin war es wieder ruhiger hier im Haus, aber das ist auch schon wieder Geschichte. Das Werkeln, Bohren, Schrauben und Rufen ist erstmal dem gewichen, was uns in den nächsten Monaten akustisch begleiten wird: den Geräuschen aus den verschiedenen Videoinstallationen und Medienstationen in der Ausstellung selbst und das klingt wirklich spannend. Aber diese Woche steht alles auf Premierenfieber und Presseterminen: „Kamera?“ „An.“ „Bild?“ „Läuft.“ „Ton?“ „Läuft auch.“ Nein, diese Woche hätte ich keine Chance gehabt, auch nur 5 Minuten mit einer der beiden Kuratorinnen zu sprechen. Letzte Woche ging das noch, also beamen wir uns jetzt mal zurück in die Zukunft und hören mal, was eigentlich hinter dieser Ausstellung steckt und wer natürlich.

Zukunft selbst gestalten

Erinnert ihr euch noch an die Zukunftsvisionen meiner zwei Kollegen aus dem ersten Blog-Beitrag, Raumschiffe, Planeten, Weltraumreisen usw.? Das hat bei mir größte Fragen aufgeworfen, denn mir wollten so gar keine eigenen technischen Visionen einfallen, die ich selbst jemals gehabt hätte. Genau so geht es meiner Kollegin Katja Weber mit dem großen Unterschied, dass sie sich die letzten Jahre intensivst mit dem Thema Technikvisionen beschäftigt hat. Sie ist nämlich die Ideengeberin und Hauptkuratorin von „Back to Future“. Wieso um Himmels Willen entscheidet sie sich dann für eine solch technik-lastige Ausstellung? Die Frage klären wir gleich, aber zunächst einmal klären wir eine andere: was genau macht eigentlich eine Kuratorin und was genau hat das mit ihrem Lieblingsobjekt zu tun, dem Zettelkasten vom Soziologen Niklas Luhmann?

Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche. Foto: Wietschorke/ MSPT

Katja Weber ist selbst Soziologin und freie Kuratorin in Berlin und man muss sich ihren Arbeitsplatz vorstellen irgendwo zwischen Büchern und Monitoren und in Gruppen diskutierend. Es geht darum, eine Idee in ein räumliches Konzept zu übersetzen, sagt sie mir, und natürlich relevante Themen rauszuarbeiten. Und so sind für die Technikvisionen die vier Themenräume „Optimierung des Menschen“, „Überwindung von Raum und Zeit“, „Suche nach einer anderen Welt“ und ihr „eigener“ Themenraum „Grenzenlose Kommunikation“ entstanden.

Das alles ist ihr wieder einmal ganz wunderbar gelungen, wie ich finde. Wieder einmal deshalb, weil sie für die Dauerausstellung im Untergeschoss des Museums schon an der Entwicklung der „21 Köpfe“ mitgewirkt hat. Dies ist eine Video-Installation, in der Expert*innen über die Kommunikation der Zukunft sprechen und war auch der Auftakt für das tolle Projekt Leben und Lernen X.0. Es geht um die Entwicklungen der Zukunft und gleichzeitig um die Frage, wie unser Museum zukunftsrelevant sein kann, wie es durch Bildung und Medienpädagogik entscheidende Impulse für die vielleicht wichtigsten Fragen überhaupt setzen kann: wie entsteht Zukunft und wie wollen wir in Zukunft leben?

Eine Menge Ideen braucht es da und jede Menge Informations- und Ideenmanagement. Ich kann sofort nachvollziehen, warum sie von diesem Zettelkasten so fasziniert ist. Es gibt aber noch einen weiteren Hintergrund dazu: Katja Weber ist dem Zettelkasten nebst Erfinder im Rahmen einer Weiterbildung schon begegnet – Thema: systemische Organisationsentwicklung. Jetzt ist alles klar. Anfangs war das gar nicht so, da machte ihr die Zukunft eher Angst. Aber dieses Ohnmachtsgefühl war so unnötig, sagt sie mir. „Wir können unsere Zukunft selbst gestalten.“

​Es geht um Menschen

Zettelkasten hin oder her, bei so vielen Fäden in der Hand und das Ganze von Berlin aus kann man jede Menge unterstützender Hände, Köpfe und Herzen gut gebrauchen. Und so hat Katja Weber eine weitere Kuratorin hier vor Ort zur Seite. Caroline Dörr heißt sie und auch uns beide verbindet die gleiche erstmal nicht vorhandene technische Zukunftsvision in der Kindheit.

Caroline Dörr ist als Wissenschaftliche Volontärin von Anfang mit in die Vorbereitung eingebunden und sieht sich zum einen als Ausstellungsassistentin an der Schnittstelle zwischen externen Kurator*innenteam und Museum mit vielen organisatorischen und vor allem kommunikativen Aufgaben. Außerdem hat sie aber auch einen der vier Themenräume mit kuratiert: die Überwindung von Raum und Zeit. Hierfür hat sie sich ein Konzept überlegt und eine Erzählform, in dem Fall eine chronologische mit Ausblick in die Zukunft und die passenden Stellvertreter-Objekte ausgesucht. Und genau hier finden wir auch ihr ganz persönliches Lieblingsobjekt und man staunt.

Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche

„Das sieht so unspektakulär aus“, sagt sie mir, „aber die Geschichte dahinter ist so schön.“ Und sie erzählt davon, dass man selbstfahrenden Autos quasi das Sehen beibringen wollte. Mir kommen die letzten aktuellen Debatten um Fahrsicherheit in den Sinn und jetzt bin ich doppelt erstaunt: das Fahrzeugauge ist von 1987. Wie sagte sie so schön? „Stellvertreter-Objekte“ sind das zu der Frage, die auch schon Katja Weber angesprochen hat: wie kommt das Neue in die Welt?

Back to Future: Zitat von Wilbur Wright.

Durch solche Grafiken zum Beispiel, die den gesellschaftlichen Nährboden dafür schaffen, dass etwas Neues in die Welt kommen sollte. Und so hat Caroline Dörr für sich eine sehr schöne Antwort gefunden und ich erinnere mich an einen meiner Schlüsselmomente mit Aha-Effekt in einer unserer letzten Ausstellungen. Technik wird entwickelt aufgrund eines Bedürfnisses. Die Grenzen zwischen Mensch und Technik sind fließend. Technik entsteht von Menschen, aber vor allem für Menschen. „In der Ausstellung geht es nicht einfach um Technik. Es geht um Menschen und wir wollen empowern“, sagt sie.

Die beiden Kuratorinnen sind sich offenbar sehr einig.

Caroline Dörr und ich sind uns auch einig, denn nach längerem Überlegen kommen wir ja doch noch auf unsere Technikvisionen von früher: Da gab es zwei Filme mit Innovationspotential für uns. Das eine war bei “Mein Onkel” das vollautomatische Haus von Jacques Tati, Staubsauer, die von alleine loslegen, wo sich Kühlschränke automatisch öffnen, Roboterhände alle Zutaten bereitstellen und den Rest machen Herd und Backofen natürlich auch von alleine. Und das Zweite war Dudu, der Käfer, der je nach Not- und Lebenslage wahlweise fahren, schwimmen oder fliegen konnte.

Und was kommt nach der Eröffnung?

Hier im Blog geht es auch bald weiter mit den nächsten Zukunftsvisionen, Kindheitsträumen und einem kleinen Blick hinter die Kulissen.

 

Anne Wietschorke, 18. November 2020

Live dabei – Zukunftsvisionen, Kindheitsträume  und ein kleiner Blick hinter die Kulissen

Live dabei – Zukunftsvisionen, Kindheitsträume und ein kleiner Blick hinter die Kulissen

Back to Future: Live dabei.
Seit Anfang November ist unser Museum für Besucher*innen geschlossen, doch intern passiert viel: unsere neue spannende Ausstellung steht in den Startlöchern. „Back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“  heißt sie und erzählt davon, was sich Generationen vor uns für unsere Zukunft ausgemalt haben… und was daraus geworden ist. Wir im Museum, wir freuen uns schon alle darauf. Wir haben sie nämlich schon gesehen, also im Aufbau, in der Planung, in Listen und Konzepten. Wer wir sind? Wir sind sowas wie die Museumsfamilie – wir wohnen hier, also manchmal. Was wir alle hier im Museum so machen, was unsere Lieblingsobjekte sind und was wir selbst mit Zukunftsvisionen verbinden, davon erzählen wir hier im Blog in der Serie „Live dabei“, die heute mit diesem Beitrag startet. Und ihr seid dabei, fast live, aber auf jeden Fall in Farbe.
Besucherservice in der Museums-Pause
„Wie geht´s dir, bist du gut im Lockdown angekommen? Hast du noch im Museum zu tun oder ist das komplett zu?“ Ich muss grinsen, als ich diese Nachricht lese, denn so wirklich systemrelevant scheint unsere Aufgabe im Besucherservice ja nicht zu sein… so ganz ohne Besucher*innen. Aber wir sind noch für andere da, die auch jetzt im Lockdown bei uns vorbeikommen, weil sie alle höchst systemrelevant dafür sorgen, dass wir demnächst eine neue wunderbare, Ausstellung eröffnen dürfen.  Mit Abstand versteht sich virtuell, digital, live, aber dazu später mehr.
Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche. Foto: Wietschorke/ MSPT
Denn jetzt ist ja noch alles im Aufbau, eine mittlere Großbaustelle würde ich sagen, denke an unseren letzten privaten Umzug und bewundere das Aufbau-Team inklusive Architektin, Mediengestaltern, Technikern, Schreiner*innen und vielen anderen mehr für ihre Arbeit und die gute Laune, die sie dabei auch noch verströmen.

Letzteres wiederum ist mir auch ohne Aufbau hier im Haus mehr als vertraut, denn an meinem persönlichen Lieblingsplatz mitten im Foyer bin ich umgeben von gut gelaunten Kolleg*innen, die nur darauf warten, mir für diese Blogreihe die eine oder andere persönliche Frage zu beantworten. Ich betrachte das Blogschreiben derzeit als Besucherservice im weitesten Sinne.

Raumschiff Orion, Raumschiff Wohnzimmer und der Wilde Westen
Für den heutigen Beitrag habe ich mich mit zwei meiner Kollegen unterhalten, auf die einfach immer Verlass ist. Der eine ist mein direkter Kollege Konny am Empfang und der andere unser Hausmeister Niko. Was sie machen, bringt Niko auf den Punkt: „Ich muss das hier am Laufen halten und wir sind hier alle ein Team“ und genau das ist auch der Grund, warum ich diese vielen Mitwirkenden hinter den Kulissen anspreche. Ich kann das nämlich nur bestätigen. Niko sorgt für den reibungslosen Ablauf vor Ort, dafür, dass die Objekte an Ort und Stelle kommen, dass überhaupt morgens schon sehr früh geöffnet werden kann und er hat sicherlich hundert kleine Aufgaben vergessen, die er noch so nebenbei miterledigt.
Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche

Dafür erzählt er mir von seinem Lieblingsobjekt in unserer Dauerausstellung, der Kutsche und seinen Kindheitsträumen von Texas, Cowboys und Pferden, die er damit verbindet. Auf den Zusammenhang wäre ich ja im Traum nicht gekommen, handelt es sich doch bei unserer um eine quietschgelbe Postkutsche aus dem Europa des 19. Jahrhunderts. Dafür liegen die Zukunftsvisionen aus seiner Kindheit doch quasi auf der Hand: Raumschiffe, Planeten und Himmelskörper, vor allem der Pluto hat es ihm angetan, denn da gab es mal einen Zeichentrick-Hund namens Pluto. Ich erinnere mich dunkel…

Auch Konnys Zukunftsvisionen von früher sind medien-geprägt. Jules Verne hat er gelesen, Weltraumreisen fallen ihm ein und natürlich das schöne alte „Raumschiff Orion“ hat ihn begeistert. Immer wieder sind es Reisen, neue Verkehrsmittel und neue ferne Welten, wie die alte Postkutsche aus der Dauerausstellung, das E-Mobil-Fahrzeug aus einer der letzten Sonderausstellungen und natürlich der „große Schritt für die Menschheit“, der aktuell in unserem „Raumschiff Wohnzimmer“ zur Mondlandung dargestellt wird. Und dann steht man mitten im Aufbau-Wunder von „Back to Future“ und kann lesen, dass solche Reisen auf größere Distanz niemals möglich sein werden.

Back to Future: Zitat von Wilbur Wright.
Schnittstelle im Museum
Das sind alles Zusammenhänge, über die auch Konny am Empfang gerne plaudert. Denn er sieht es als seine Aufgabe, unsere Museumsgäste nett aufzunehmen, kleine Einleitungen zu geben, hilfreich zur Seite zu stehen, sich aber auch im persönlichen Dialog über die kleinen und großen Ausstellungsthemen auszutauschen. Übrigens: das Lieblingsobjekt von Konny ist ein Geheimtipp, so versteckt ist es hier im Haus. Von da aus ist es nur noch ein Katzensprung zu „Back to Future“. Wer sich im Haus auskennt, kann ja gerne schon mal raten. Und für alle anderen: Am besten, ihr kommt vorbei und lasst es euch zeigen – nach der Museumspause, mit Maske und Abstand, versteht sich.

Jetzt allerdings sind ja eben keine Gäste da. Und so haben wir die ehrenvolle Aufgabe, den vielen wichtigen Menschen und Objekten hier Tür und Tor zu öffnen, für den richtigen Strom im richtigen Stockwerk zu sorgen und was eben sonst noch so gebraucht wird und womit vorher niemand gerechnet hatte. Und als hätten sich meine beiden Kollegen auch in diesem Punkt abgesprochen, sagt Konny: „Das ist ein Riesen-Topf mit beteiligten Leuten und da ist man Schnittstelle.“

Back to Future: Grenzenlose Kommunikation
Das kann ich genau so unterschreiben. Übrigens: meine Lieblingsobjekte und Zukunftsvisionen aus der Kindheit sind doch ganz andere. Aber dazu dann doch mehr anderer Stelle. Dafür antworte ich noch kurz auf meine Sprachnachricht am Abend nach meinem Museumstag im Lockdown: „Danke, mir geht`s prima. Und ja, es ist beides: das Museum ist komplett zu und wir haben gut zu tun.“
Anne Wietschorke, 14. November 2020