Ostergrüße mit der Post zu verschicken dürfte in diesem Jahr eine gefragte Variante sein, lieben Freundinnen und der Familie ein paar nette Zeilen zukommen zu lassen. Wenn ein persönlicher Besuch schon nicht möglich ist, so sollen doch zumindest die passenden Motive zu den Feiertagen Freude bereiten. Trotz aller gestalterischer Unterschiede waren auch vor mehr als 100 Jahren bereits Ostereier, Osterhasen und Osterküken die erste Wahl, wie unsere kleine Auswahl an Postkarten aus den Jahren 1902 und 1908 zeigt. Unsere Kolleginnen vom Museum für Kommunikation Nürnberg haben für Euch die Hintergründe dieser Oster-Motive recherchiert.

Postkartengrüße

Offenbar sind einige Motive, besonders solche zu Feiertagen, zeitlos und kehren in abgewandelter Form wieder. Dies haben auch die Kuratoren der Ausstellung „Mehr als Worte – 150 Jahre Postkartengrüße“ festgestellt. Mehr dazu im Text “Kultur, Politik und Grüße aus der Fremde” (PDF) von Veit Didczuneit, Thomas Jabs, Dijon Menchén (DAS ARCHIV, 2/2019). Für die Ausstellung, die bis Anfang Februar im Museum für Kommunikation in Berlin zu sehen war, haben sie sich durch die reichhaltige Sammlung von rund 200.000 Exemplaren gearbeitet und die Geschichte der Postkarte recherchiert und aufbereitet. Der Expotizer zur Ausstellung zeigt die Wandlungen, die dieses Medium durchlaufen hat und wie vielfältig die Anlässe waren, zu denen in der Vergangenheit Postkarten versandt wurden.

 

 

Für Dijon Menchén, Wissenschaftlicher Volontär am Berliner Haus und einer der Kuratoren der Ausstellung, sind es gerade diese Wandlungen und damit auch Neuerfindungen des Mediums, die die Geschiche der Postkarte so faszinierend machen. Dabei betont er die besondere Perspektive, die mit Hilfe der Postkarten ermöglicht würde. Sie gebe den ‚einfachen‘ Menschen eine Stimme, mache Einzelschicksale erlebbar und verschaffe so ganz neue Blick auf große, historische Ereignisse, die man sonst nur aus den Geschichtsbüchern kenne.

Nachdem das Team gemeinsam die Themengebiete der Ausstellung erarbeitet hatte, wartete eine besonders große Herausforderung auf sie. So galt es, aus der umfangreichen Sammlung, die rund 200.000 Postkarten umfasst, eine Auswahl von 500 Exemplaren für die Ausstellung zu treffen. Dieser Prozess dauerte letztlich mehrere Monate und ähnelte im Ablauf den ‚Castings‘ und ‚Recalls‘ einer Fernsehshow, wie Menchen berichtet.

Die ausgewählten Exemplare eigneten sich aus Sicht des Kuratoren besonders gut, um die Geschichte eines Landes oder einer Region über einen bestimmten Zeitraum auf verschiedenen Ebenen nachzuerzählen. Etwa über die Darstellungen auf den Postkarten, die Einblicke in das damalige Leben, wichtige Ereignisse oder in die Gestaltung- und Technik der jeweiligen Zeit geben würden.

Die geschriebenen Nachrichten erzählten zusätzlich von persönlichen Schicksalen und Geschichten, ob glücklich oder traurig, so Dijon Menchén. Wie der Kurator betont, liege im Expotizer wie auch in der Ausstellung der Fokus auf den Darstellungen und Inhalten der Postkarten, wobei der zeithistorische Kontext dabei eine wichtige Rolle spiele. Das Angebot ermöglicht es nun, die Ausstellung, auch unabhängig von einem physischen Besuch, digital erlebbar zu machen. Wir wünschen Euch viel Spaß dabei!

Oster-Postkarten

Unsere drei Osterpostkarten und viele weitere Objekte unserer Sammlung findet Ihr auch in der Online-Datenbank, in der Ihr nach Lust und Laune stöbern könnt.

Tolle Vorlagen zum Ausmalen findet Ihr zudem hier: https://www.mfk-nuernberg.de/frohe-ostern/

 

Autor: Matthias Lieb
24. März 2020