Asterix bei den Medien. Oder: Vom Textophon zum Tonband

Asterix bei den Medien. Oder: Vom Textophon zum Tonband

Ein bisschen klingt es wie aus dem Universum der unbeugsamen Gallier, der Band könnte heißen „Asterix bei den Medien“, und der kleine Textophon wäre so ein pfiffiges kleines Kerlchen wie Pepe aus dem Band „Asterix bei den Spaniern“. Plappernd ohne Punkt und Komma, seine Eltern Drahtton und Telegraphon mit permanenten Fragen fordernd: „Wann reisen wir nach Paris zur Weltausstellung?“, „Wie lange dauert es noch, bis mit Drahttongeräten Aufzeichnungen von einer halben Stunde gemacht werden können“ oder auch „Werde ich mal berühmt, weil ich der Urahne des ersten iPods bin?“

Die Online-Ausstellung „Von Drahtton über das Textaphon zum Tonband“ zeichnet eine Entwicklungslinie von 1898 bis 2001 nach. Das erste Gerät, das zur elektromagnetischen Aufzeichnung von Schall diente, besaß noch die Ausmaße eines modernen Standkühlschranks. Später wurden die Aufnahmedauer länger, die Tonqualität besser und die Geräte immer kleiner, bis zu den Mitnahmegeräten Ghettoblaster und schließlich dem iPod.

Aufzeichnung von Schall auf Draht
In Zeiten von Corona bilden die Online-Ausstellungen im virtuellen Museum eine Alternative zum analogen Museumsbesuch. Ich habe den Leiter der Sammlung und Kurator der Ausstellung Frank Gnegel gefragt, was die Präsentation auszeichnet und wie sie kuratiert wurde. Den Impuls setzte unser Kooperationspartner Google Arts & Culture, der alle teilnehmenden Museen einlud, Ausstellungen zum Thema „Inventions and Discoveries/Erfindungen und Entdeckungen“ zu entwickeln.
Die Aufzeichnung von Schall auf Draht mit Hilfe des Elektromagnetismus ist solch eine bahnbrechende Erfindung gewesen. Sie geht auf den Ingenieur Valdemar Poulsen zurück, der 1898 das Telegraphon für die Kopenhagener Telefongesellschaft erfand. Es wurde 1900 auf der Weltausstellung in Paris vorgeführt und wurde zur Sensation. Sogar der österreichische Kaiser Franz Joseph I. sprach in ein Telegraphon. Das Tondokument ist von großer Seltenheit und in der Online-Ausstellung zu hören.

Schritt für Schritt vom Drahtton über das Textophon zum Tonband

Die Google Arts & Culture-Ausstellung bietet eine gute Gelegenheit, die Entwicklung von Aufnahme- und Abspielgeräten mit magnetischen Speichermedien Schritt für Schritt zu zeigen. Insgesamt sind es 17 Geräte aus der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Heusenstamm, die dafür ausgewählt wurden. So viel physischen Raum hat das Museum in seiner Dauerausstellung „Mediengeschichte/n neu erzählt“ nicht zur Verfügung, um die Geschichte eines Mediums zu veranschaulichen. Und es wäre schade, wenn diese besonders wertvollen Objekte aus der Sammlung gar nicht oder nur sehr selten in Sonderausstellungen gezeigt werden könnten. Als Online-Präsentation sind sie digital immer präsent. 

 

Boom der Aufnahmegeräte
Speichermedien mit Magnetaufnahmeverfahren gibt es noch heute. So sind die Streifen auf Kreditkarten und Festplatten in großen Servern Poulsens Erfindung zu verdanken. Ab 1927 ersetzte das „Tonband“ – ein Papierstreifen, auf dem gehärteter Stahlstaub mit Lack fixiert wird – den Drahtton. Dies ebnete den Weg zur Massenproduktion. 1935 wurde das Ton-Band von der BASF aus Kunststoff hergestellt, Aufnahmen in Studioqualität waren damit möglich. Wie so häufig wurden die Geräte im Krieg eingesetzt, um daraus strategische Vorteile zu erzielen. Die Wehrmacht nutzte Tonschreiber zur Aufzeichnung von Telefongesprächen und des feindlichen Funkverkehrs.    

Nachdem Tonbandgeräte in den Nachkriegsjahren zunächst sehr teuer waren, boomten erschwingliche Aufnahmegeräte wie die der Firma Grundig in 1960er Jahren. Ich erinnere mich noch, wie ich als Kinder vor laufendem Tonbandgerät von meinem Vater interviewt wurde und Alltagsgeschehen für Oma und Opa erzählen sollte: „Was gab es denn heute zum Mittagessen?“, „Wer hat denn alles mitgegessen?“ „Hat das geschmeckt?“ Erzählt von ihrer dreijährigen Mutter, könnten meine Kinder solche Aufzeichnungen heute vielleicht wegen der Sprachqualität und der Wortwahl unterhaltsam finden. 

 

Wie die Geräte in die Sammlung kamen?

Die ersten Apparate haben Entwicklerfirmen wie Mix & Genest, Telephon- und Telegraphenwerke Aktiengesellschaft noch selbst an das 1872 von Heinrich von Stephan gegründete Reichspostmuseum gesandt. Im 20. Jahrhundert erwarben die Museumsmitarbeiter regelmäßig Objekte, die neu auf den Markt kamen für die Sammlung. Und nach der Gründung der Museumsstiftung 1995 wurde nach Sammlungskonzepten gearbeitet und es wurde gezielt nach Objekten gesucht um die Entwicklung lückenlos dokumentieren zu können. 

 

Online Präsentation von fragilem Sammlungsgut

 

Aktuell kann die Ausstellung „Germania. Mythos und Marke“ wegen der Corona-Schließung nicht im Museum besucht werden. Wir planen eine Verlängerung über den letzten Zeigetag, den 31. Mai, hinaus, weil sich sehr viele Interessierte an uns gewandt und gefragt haben, ob sie die originalen Entwurfszeichnungen für die berühmte Germania-Marke noch sehen können. Da die Marken aktuell nur spärlichem Licht ausgesetzt sind, ist dies aus konservatorischer Sicht vertretbar. Ebenfalls in Arbeit ist aber auch die Online-Präsentation bei Google Arts & Culture. Denn mit der Gestaltung der Marke als Propagandainstrument zur Kommunikation eines geeinten Deutschland im Zeichen der Germania, stellt auch sie eine bemerkenswerte Erfindung dar. Zuvor war auf Briefmarken bis auf wenige Ausnahmen der Geldwert für den Versand des Briefs abgedruckt. Mit der Gestaltung der Germania gerät eine durchdachte künstlerische Komposition en miniature auf dem kleinen Papier in den Blick von Millionen Empfängern. Wir informieren darüber, wenn die Ausstellung online ist. Bis dahin heißt es zuversichtlich und gesund bleiben!

 

Corinna Engel, 30. März 2020

Digitale Teilhabe im Museumsalltag

Digitale Teilhabe im Museumsalltag

Jeden Samstag beleuchten wir ein Phänomen unserer Dauerausstellung vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse, schlagen Verbindungen und nehmen ein passendes kommunikationswissenschaftliches Thema in den Fokus: Heute das Phänomen Teilhabe. In Zeiten der Corona-Pandemie verschiebt sich der Museumsalltag mehr und mehr ins Digitale und fordert das Museumsteam immer wieder zu kreativen Lösungen heraus. Am letzten Mittwoch sollte die Eröffnung der Ausstellung „#neuland: Ich wir & die Digitalisierung“ stattfinden. Aufgrund der aktuellen Situation war an eine klassische Eröffnung nicht zu denken. Blieben die Lichter an dem Abend im Museum aus – gingen die digitalen Museumtüren auf und luden alle Besucher*innen zu einer „digitale Sneak-Preview“ ein. So konnten die Gäste zumindest einen ersten Blick auf die neue Ausstellung erhaschen, online das Gespräch zu den Kurator*innen suchen und digital an einem Museumsevent teilhaben. Wahres Neuland für unser Museum. 
Soziale Medien, Zeitungen, Radio, Fernsehen – Sie informieren uns über das Weltgeschehen. Durch Internet und Smartphone können wir nun aktiver Teil von digitalen Gemeinschaften werden: Wir teilen unsere Meinungen, Erfahrungen und Neuigkeiten.

In Zeiten des Corona-Virus verschiebt sich Teilhabe – in allen Lebensbereichen mehr und mehr ins Digitale. So auch der Museumsbesuch. Es entsteht eine neue Form der digitalen Gemeinschaft.

Die vereinte Welt – Globales Miteinander oder digitale Ausgrenzung?

Theoretisch – denn nicht jede*r kann oder will sich beteiligen. Nicht jede*r besitzt einen Internetzugang oder ein Endgerät um sich digital zu vernetzen. Die Gründe hierfür sind divers: finanziellen Möglichkeiten, schlechte oder nicht vorhandene Infrastrukturen. Auch kann es auch am Zugang zu Wissen und an der Kompetenz für die Anwendung scheitern. Über diese Voraussetzungen verfügt nicht jede*r, weltweit sind viele Menschen ausgeschlossen.

 

Radio – das erste elektronische Massenmedium

 

Es ist heutzutage zu unserem selbstverständlichen Alltag geworden über die zahlreichen Kanäle an Informationen über das Weltgeschehen in Echtzeit heranzukommen. Vor fast 100 Jahren sah das in Deutschland noch ganz anders aus: 1923 schaltete der erste deutsche Radiosender auf Sendebetrieb. Die erste Radiosendung ging eine Stunde. Radiohören wurde zu einer sinnstiftenden Feierabendbeschäftigung und einte ganze Familien vor den mal größer mal kleineren Empfangs/Hörgeräten. Radio war für alle gedacht. Es sollte ein Unterhaltungs- und Informationsmedium für die Öffentlichkeit werden. Erstmals konnte eine große Masse an Menschen in Echtzeit an Informationen – später auch an Musik, Fußballspielen und Ansprachen teilhaben.


Radio-Pionier Hans Bredow prophezeite dem Radio eine große Zukunft

Weit über die Grenzen der Länder hinaus wird Radio einst Bedeutung haben. Es wird die Völker zu einer großen Gemeinde zusammenschließen, und ihnen durch tägliches gemeinsames Erleben die Erkenntnis vermitteln, dass sie alle Glieder einer einzigen großen geistigen Gemeinschaft sind.”
Hans Bredow


Vom Schmuckstück zum Nebenmedium

Wer in den 50er Jahren etwas von sich hielt, besaß eine repräsentative Musiktruhe. Dieses moderne Tonmöbel kombinierte Radio und Plattenspieler und enthielt gelegentlich sogar einen integrierten Fernseher. Dieses wurde zur zentralen Zierde des häuslichen Wohnzimmers. In unserer Dauerausstellung ist solch ein Schmuckstück ausgestellt. Zeitgleich wir das Radio mobil: Die großen Radios verschwinden auf einmal in kleinen Koffern und lassen sich handlich überall mit hinnehmen.
Große geistige Gemeinschaft?

In 100 Jahren hat sich viel getan: Die Endgeräte und die Informationskanäle haben sich vervielfältigt und passen sich mehr und mehr unseren Bedürfnissen an. Die Sehnsucht nach Individualität treibt diese Entwicklung voran. Ob wir zu einer großen geistigen Gemeinschaft geworden sind, wie es der Radiopionier Hans Bredow einst vorausgesagt hat? Im digitalen teilweise schon – doch ist es auch wichtig gerade in Zeiten der Corona-Pandemie Teilhabe auch im Analogen zu leben und so niemanden auszuschließen.

Text: Caroline Dörr, 27. März 2020
Die Liebe zur Literatur in Zeiten von Corona

Die Liebe zur Literatur in Zeiten von Corona

Am letzten Mittwoch haben wir aus der momentanen Ausnahmesituation das Beste gemacht und Eindrücke unserer neuen Ausstellung „#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung“ digital präsentiert. Auch unsere Museumsbibliothek ist von der Schließung zur Eindämmung von COVID-19 betroffen und kann zu unser aller Sicherheit derzeitig keine Besucher*innen empfangen. Wir sind aber trotzdem für Euch da und werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen über unsere Fachbibliothek zum Thema Kommunikation berichten.

Literaturtipps zur neuen Ausstellung #neuland

Die Bibliothek des Museums für Kommunikation in Frankfurt betreut das Projekt Leben & Lernen X.0 seit seinem Bestehen aktiv mit Literatur zu allen Themen der Digitalisierung, mit besonderem Schwerpunkt auf die Frage: was macht Digitalisierung mit unserer Kommunikation und in welch vielfältiger Weise sind wir als Gesellschaft vom digitalen Wandel betroffen. Aus unserem neuen Thementisch zu #neuland möchten wir Euch heute und in den nächsten Wochen ein paar Titel vorstellen:

Was ist eigentlich diese Digitalisierung, von der alle reden?

Auch wenn die meisten von uns schon mit der Digitalisierung leben, sind wir mit einer Fülle neuer Schlagwörter konfrontiert, deren Bedeutung man sich nicht immer erklären kann. Eine wunderbare Einführung in das Thema bietet der Überblick digitaler Begriffe im Buch „Die 50 wichtigsten Themen der Digitalisierung“ von Philip Specht. Der Autor selbst beschreibt sich als unbefangenen, neugierigen, digital affinen Menschen und möchte aus dieser Perspektive heraus all jenen ein hilfreiches Kompendium an die Hand geben, die sich ein Grundlagenverständnis von Digitalisierung möglichst schnell und doch umfassend aneignen wollen. Das gelingt ihm in prägnanten Kapiteln über technische Grundlagen wie Hardware, Clouds, Programmieren und Design Thinking bis zu den wichtigsten Technologietrends. Der Einfluss der Digitalisierung auf ausgewählte Lebensbereiche wie das Zuhause, den Arbeitsmarkt bis hin zum Thema Gesundheit, wird ebenso beleuchtet, wie die Frage nach der Zukunft des Menschen in Bezug auf eine digitale Ethik. 

Specht, Philip: Die wichtigsten Themen der Digitalisierung. München : Redline Verlag, 1. Aufl. 2018. ISBN: 978-3-86881-705-8

 

Herausforderungen der Digitalisierung für Unternehmen

 

Mit der Auswirkung der Digitalisierung im Arbeitsbereich beschäftigt sich das Buch „Radikal digital“ von Reinhard K. Sprenger. Der Autor beschreibt mit der Trias „Kunde – Kooperation – Kreativität“ die drei Kernaufgaben für Führungskräfte in Zeiten der Digitalisierung und postuliert die Notwendigkeit einer „Wiedereinführung“ dieser Aspekte in das Unternehmen. Entgegen anderer Positionen im Wirtschaftsbereich, die in der Digitalisierung vor allem ein Potential zur Reduzierung des (Kosten-) Faktors Personal sehen, entfaltet Sprenger die These, dass eine erfolgreiche Digitalisierung nur in der Konzentration auf das Wesentliche – nämlich auf die Leistung des Menschen – funktionieren kann und stellt die Frage: „Was muss Führung tun, um Digitalisierung zu ermöglichen?“ Antworten auf diese Frage könnten die 111 Rezepte zur „Führung in digitalen Zeiten“ geben.

Sprenger, Reinhard K.: Radikal digital: Weil der Mensch den Unterschied macht – 111 Führungsrezepte. München : DVA. 1. Aufl. 2018. ISBN: 978-3-421-4809-7

 

Alles digital? Ohne mich!

 

Viele der aktuellen Bücher zum Thema „Digitalisierung“ nehmen in der Beschreibung des Phänomens eine kritische Position ein, fokussiert auf Einzelaspekte der Datenüberwachung und der Gefahr für die Demokratie, bis hin zur Propagierung des Analogen als Verweigerung des Digitalen. In diese Kategorie gehört auch der Titel: „Offliner: Die Gegenkultur der Digitalisierung“ von Joël Luc Cachelin. Anhand der Beschreibung von sechzehn unterschiedlichen Gruppen von Offlinern, die Cachelin einteilt in eine „wirtschaftliche“, „politische“, „soziale“ und „technologische“ Fraktion, zeichnet der Autor das Bild einer Gegenkultur, die nach Alternativen zur hyperdigitalen Zukunft sucht. In ihrer Heterogenität aber von so unterschiedlichen Prioritäten geprägt, stellt das Buch die Frage nach deren Form und Wirksamkeit. Der Begriff „Offliner“ beschreibt hier nicht eine generelle Totalverweigerung gegenüber der Digitalisierung sondern formuliert den Wunsch nach Demokratisierung und Mitgestaltungsmöglichkeiten gegenüber den Treibern und Profiteuren. Das Buch entwickelt mögliche Szenarien der Koexistenz von Offlinern und Onlinern und stellt die Frage, wer es sich zukünftig noch leisten kann, offline zu sein.

Cachelin, Joël Luc: Offliner: Die Gegenkultur der Digitalisierung. Bern : Stämpfli Verlag. 1. Aufl. 2015. ISBN: 978-37272-1431-8

 

Mehr zu unseren Beständen im Online-Katalog

Auch wenn ihr uns im Moment nicht besuchen könnt, hoffen wir, Euch ein bisschen Vorfreude auf die Ausstellung #neuland gemacht zu haben und laden Euch ein, unser umfangreiches Literaturangebot zum Thema zu nutzen, sobald ein Besuch wieder möglich ist. Bis dahin könnt Ihr mit dem Stichwort „Leben & Lernen“ schon mal im Onlinekatalog stöbern. 

Wenn Euch die Tipps zum Buchkauf für die Couch angeregt haben, viele kleine Buchläden bieten im Moment einen super schnellen Lieferservice an und verdienen unsere Unterstützung.

Autorin: Sandy Lang, 27. März 2020

Sneak Preview “#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung”

Sneak Preview “#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung”

Heute, am 25.03.2020, wäre die Ausstellung #neuland: Ich, wir & die Digitalisierung im Lichthof des Museums für Kommunikation in Frankfurt gemeinsam mit der Nemetschek Stiftung eröffnet worden. Das kuratorische Team hat, gemeinsam mit den Gestalterinnen von Good-to-Know und der Werkstatt SIMPLE, in den vergangenen Monaten mit viel Elan daran gearbeitet, alle Interessierten heute zum ersten Mal durch die Ausstellung zu führen und im Anschuss gemeinsam zu feiern. Nun hat uns die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht, das Museum ist vorerst geschlossen. 

 

Dennoch möchten wir den heutigen Tag nutzen, um Ihnen und euch einen ersten Einblick in #neuland zu geben. Zum Zeitpunkt der geplanten Eröffnung – um 19 Uhr – laden wir zur visuellen Sneak Preview ein!

Ein Video zeigt erste Impressionen aus unserem Ausstellungsraum und lässt einige der Menschen zu Wort kommen, die unser Projekt durch ihre Mitarbeit und ihre Perspektiven auf das digitale Leben bereichert haben. Der folgende Blogbeitrag stellt zudem die Grundgedanken der Ausstellung vor, ohne dabei zu viel vorweg nehmen zu wollen. Denn selbstverständlich wünschen wir uns viele neugierige Besucher*innen, sobald die Tore der Frankfurter Museen wieder öffnen können!

Warum heißt eine Ausstellung zum Thema Digitalisierung eigentlich „#neuland“?

Schließlich bewegen sich doch die meisten von uns, beruflich und privat, täglich im Internet – und das schon seit einigen Jahren. Unser Alltag ist mittlerweile fast untrennbar verbunden mit der digitalen Realität. Viele Prozesse sind so selbstverständlich geworden, dass der oder die Einzelne ihre Bedeutung für die eigene Identität und das gesellschaftliche Miteinander kaum noch hinterfragt. Und an genau dieser Stelle setzt die Ausstellung an. Zugrunde liegt nämlich die Leitfrage:

Was hat die Digitalisierung eigentlich mit MIR zu tun?“

Diese Frage richteten wir in Kooperation mit dem Offenen Kanal Rhein Main im Vorfeld an Menschen unterschiedlichster Alters- und Berufsgruppen. Ihre Statements sind ein zentrales Element der Ausstellung. Trotz faszinierenden Diversität dieser Perspektiven war es möglich, Überthemen zu identifizieren – Bereiche, die für das Leben der meisten Menschen prägend sind, und deshalb bei der Reflektion über den eigenen digitalen Alltag immer wieder auftauchen. Wir haben die Bereiche folgendermaßen benannt: Identität, Optimierung, Kommunikation, Beziehungen und Wissen.

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung betreten die Besucher*innen nacheinander die in sich abgeschlossenen Bereiche und können sich dort umfassend informieren – aber auch selbst aktiv werden. Jeder Bereich bietet neben Informationstexten und besonderen Expert*innen-Interviews nämlich auch interaktive Elemente, die digitale Erfahrungen analog nachbilden und so einmal ganz anders erlebbar machen. Zwischendurch bieten sich immer wieder Gelegenheiten zu Reflektion und zum gemütlichen Verweilen – denn #neuland soll auch ein Ort sein, an dem man sich einfach gerne aufhält.

Gestaltung der Ausstellung: Leichtigkeit und lebendige Farben

Aus unseren vielen kuratorischen Ideen und Wünschen habe die Gestalterinnen der Agentur Good-to-Know, Patrizia Widritzki und Kristine Fester, ein stimmiges Gesamtkonzept entwickelt, das von Leichtigkeit und einladend lebendigen Farben geprägt ist. Wir, die Kuratorinnen, sind übrigens Silke Zimmermann (Nemetschek Stiftung), Tine Nowak und Anjuli Spieker (Museum für Kommunikation).

Die #neuland-Metaphorik war prägend für das gesamte visuelle Konzept – wer die Ausstellung besucht, betritt im wahrsten Sinne des Wortes #neuland. Und so erklärt sich auch die ganz zu Beginn aufgeworfene Frage:

Warum heißt diese Ausstellung zum Thema Digitalisierung eigentlich #neuland?

Weil dieser Aspekt unseres Lebens so dynamisch ist, dass er nach wie vor (oder immer wieder) für jeden und jede von uns etwas Unbekanntes bereithält. Weil sich hinter dem eigenen Horizont neue Welten verbergen, die sowohl Gefahren als auch Chancen bereithalten. Weil sich diese Welten mit jedem Schritt vorwärts immer weiter erschließen. Und weil all das so sehr an die historische Erschließung der Terra Incognita erinnert, des Unbekannten Lands – oder eben Neulands.

Autorin: Anjuli Spieker  23. März 2020

 

Als die Bilder laufen lernten

Als die Bilder laufen lernten

 

Die Häuser der Museumsstiftung sind aufgrund der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus aktuell geschlossen. Es ist nicht mehr möglich, unsere Objekte vor Ort zu bewundern. Doch glücklicherweise leben wir im Zeitalter der digitalen Revolution und „haben da mal etwas vorbereitet“, wie Jean Pütz sagen würde. Seit letztem Jahr sind wir bei Google Arts and Culture mit unseren virtuellen Ausstellungen vertreten. Die Plattform bietet einen würdigen Rahmen, Objekte zu einem bestimmten Thema kontextualisiert zu präsentieren.

Unser Einstieg in Google Arts and Culture war die Ausstellungsreihe „Once upon a try – Eine Reise durch die Geschichte von Erfindungen und Entdeckungen, mit CERN, NASA, und mehr als 100 Museen weltweit“. Die Reihe setzt sich mit genialen Erfindungen und Erfinder*innen auseinander.

Das Projekt ist international angelegt, doch da wir einen besonders großen Wissensschatz an Erfindungen und Erfinder*innen aus Deutschland haben, beschränkten wir unsere Auswahl auf Objekte und Personen aus dem Land der Dichter und Denker: Von besonderen Leitexponaten, zum Teil einmalige Originalobjekte, über weit verbreitete und vielfältig genutzte Technik bis hin zu originalen Labormustern aus den Kindertagen einer bestimmten Technologie ist in unserer Sammlung fast alles vorhanden, ergänzt von Archivalien, Fotos, Videos und technischen Unterlagen.

Aus der Perspektive einer Kustodin

Genau wie in einer physischen Ausstellung ist die Anzahl der virtuellen Exponate allerdings beschränkt Die Auswahl fällt naturgemäß schwer: Als Kustos oder Kustodin ist man seiner Sammlung sehr verbunden und möchte am liebsten alles zeigen. Um eine Auswahl zu treffen, erstellen wir zuerst ein Narrativ, die Geschichte, die wir erzählen als Grundlage für die Präsentation der Objekte, Archivalien und Bilder. Daran orientieren wir uns dann bei der Auswahl, die zuerst viel mehr umfasst, als man im Rahmen einer solchen Ausstellung zeigen kann.

Virtuelle Ausstellungen und ihre Vorzüge

Die Anforderungen sind dabei für physische und virtuelle Ausstellungen ähnlich: Die Besucherin/ der Besucher muss entweder durch das Objekt selbst oder anhand des (sowieso immer zu) kurzen Objekttextes erkennen können, um was es sich handelt und warum es da ist, es muss aus restauratorischer Sicht ausstellungsfähig sein und muß die angestrebte Aussage transportieren können. Ein Vorteil der Virtualität ist, dass auch zu große, zu kleine oder konservatorisch empfindliche Objekte gezeigt werden können, da sie nur für das Foto kurz aus ihrer sicheren Aufbewahrung im Magazin entnommen werden müssen. Sobald die Menge reduziert, die Texte geschrieben und in die von Google geforderte Form gebracht worden sind, kann es ans Hochladen gehen.

Die Ausstellung, die wir euch heute vorstellen möchten heißt „Fernsehen: Wie die Bilder laufen lernten”. Viele der heute weit verbreiteten Technologien nahmen ihren Anfang in einer Zeit, als Erfindertum und technische Überlegenheit Teil einer nationalen Identität waren. Die Stärke einer Nation wurde in den Größen Rationalisierung, Mechanisierung und technologischem Fortschritt gemessen. Daher entwickelten viele Länder zu den dominanten Technologien ihr eigenes, nationales Narrativ, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren.

Pioniere des Fernsehens

Auch das Deutsche Reich hat zum Thema Fernsehen einiges zu bieten: Paul Nipkow, später zum Vater des Fernsehens erhoben, entwarf ein mechanisches System mit dem eine zeilenweise Bildabtastung und -wiedergabe synchron möglich waren. Denes von Mihaly setzte es in einen der ersten kommerziell vertriebenen Fernsehapparate um. Manfred von Ardenne überwand den Nachteil der Trägheit von mechanischen Systemen und entwickelte ein vollelektronisches, die Übertragung der Olympiade 1936 aus Berlin war das erste mediale Großereignis und Kuba Tonmöbel entwarf eines der futuristischten Designs seiner Zeit. In der virtuellen Ausstellung zeigen wir einige der absoluten Highlights der Sammlung und eine Auswahl meiner persönlichen Lieblingsobjekte.

Wenn das nicht reicht und ihr mehr sehen möchtet: Sobald wieder Normalität eingekehrt ist, werden wir unsere Depotführungen wieder aufnehmen. Diese finden eigentlich jeden ersten Freitag im Monat in unserem Depot in Heusenstamm statt. Im Moment sind sie natürlich ausgesetzt, aber wir informieren euch, sobald wir sie wieder anbieten können.

Autorin: Tina Kubot
23. März 2020