Stay at Home-Podcasttipps: #Medienkompetenz

Stay at Home-Podcasttipps: #Medienkompetenz

Frau beim Musik hören

Für viele Menschen gilt derzeit: Stay at Home – Bleibt zuhause! Räumliche Distanzierung muss aber nicht soziale Distanzierung bedeuten. Es gibt viele Medienformate, die es uns ermöglichen, uns auszutauschen, voneinander zu Lernen und Geschichten zu erzählen. “Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam sind” erklärte Angela Merkel in ihrer Fernsehansprache zum Stand der COVID-19-Maßnahmen der Bundesregierung. Mit “Stay at Home-Podcasttipps” stellen wir regelmässig Podcasts zu Themen der Digitalisierung vor.

Medienkompetenz

Bei der Wahl der Themen orientieren wir uns zunächst an den Episoden unseres Erklärpodcasts zum Digitalen Wandel. Der Leben X.0-Podcast ist im Sommer 2019 gestartet und erklärt Schlagwörter der Digitalisierung. Zu dem jeweiligen Themenfeld existieren natürlich viele weitere Podcast-Episoden anderer Podcastproduzent*innen, mit denen man ebenso seinem Horizont erweitern kann. Wir stellen sowohl einzelne Episoden vor, als auch eine Sammlung von Podcasts – diese Woche zu Medienkompetenz, Digital Literacies und Medienbildung.

Leben X.0-Erklärpodcast zum digitalen Wandel

Der Leben X.0-Podcast ist Teil unseres Dialogprojekts “Leben & Lernen X.0”, in dem im Dialog mit der Bürgerschaft Fragen zur Zukunft der Bildung, Abeit und Demokratie verhandelt werden. Die Episode fragt: “Was ist Medienkompetenz?”. Als Gastgeberin begleitet mich Nina Voborsky (Medienpädagogin am Museum) als Co-Moderatorin. Mit einem Blick in die Wikipedia und mit drei unterschiedlichen Perspektiven auf den Begriff von Kai Hugger (Universität zu Köln), Beate Kremser (Stadt Frankfurt) und Christian Friedrich (Wikimedia Deutschland) versuchen wir uns dem Begriff der Medienkompetenz mit seinen verschiedenen Dimensionen im Gespräch zu nähern.

Kulturkapital – Ein Bildungspodcast

Während es beim Leben X.0-Podcast nur Auszüge aus dem Gespräch mit Christian Friedrich zu Hören gab, ist das ganze Gespräch im Kulturkapital-Podcast publiziert worden (ein privater Podcast, in dem ich seit 2013 – in letzter Zeit nur unregelmäßig – Episoden veröffentliche). Bei der Wikimedia ist Friedrich Teil eines Teams, das mit dem Begriff der Digital Literacies Ideen und Projekte entwickelt. Es geht u.a. um digitale Kompetenzen (“digital Literacies”), die zu einer Öffnung von Bildung in einer diversen Gesellschaft wünschenswert wären: Freies Wissen & Digital Literacies

Medially – Der Medienkompetenzpodcast

Noch vor dem Leben X.0-Podcast widmete sich im Sommer 2018 eine Podcastepisode der Frage: “Was ist Medienkompetenz”. Es ist der Auftakt des Podcasts Medially der zwei Medienpädagoginnen Kim und Natascha, die sowohl im schulischen als auch  außerschulischen Bereich tätig sind. Sie beschreiben sich als Endzwanzigerinnen, die Gesprächsführung ist plaudernd und alltagsnah. Die folgenden Episoden sind an den Lebenswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen orientiert. In der ersten Episode beschreiben sie ihr Verständnis von Medienkompetenz, später geht es u.a. um YouTube, Handynutzung oder Hate Speech.

Forschergeist

Auch wenn es in dieser Episode des Wisseschaftspodcasts des Deutschen Stifterverbands nicht ausschliesslich um Medienkompetenz geht, lohnt es sich in das Gespräch zwischen Moderator Tim Pritlove und Lisa Rosa einzutauchen. “Schule und Lernen in der digitalen Welt” ist das Thema und Lisa Rosa, die in der Unterrichtsentwicklung am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg arbeitet, hat jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der schulischen Medienbildung und Lehrkräfte-Ausbildung. Die Episode ist unterhaltsam, meinungsstark und lehrreich zugleich.

Mann beim Radio hören mit einen Detekorempfänger nach dem Studium der Rundfunkzeitschrift "Funk-Stunde"

Weitere Podcasts zu Medienkompetenz, Digital Literacies und Medienbildung:

Zum Preppen Eurer Podcast-Vorräte habe ich bei der Podcast-Suchmaschine FYYD eine Sammlung erstellt und zudem hier eine Linkliste mit Podcastfutter zu Edu-Podcasts zusammengetragen. Bei Fyyd kann man thematisch nach weiteren Podcasts suchen, wer genau schaut, findet dort eine detaillierte Suchfunktion, die man nach Sprache, Episodenlänge und Erscheinugszeitraum verfeinern kann.

 

Autorin: Tine Nowak
22. März 2020

 

Vernetzung gestern und in Zeiten von Corona

Vernetzung gestern und in Zeiten von Corona

Der Datenverkehr schnellt während der Corona-Isolation in die Höhe. Auch am weltweit größten Internetknoten in Frankfurt ist das derzeit zu spüren. Doch die Möglichkeit, über ausgedehnte Netzwerke weite Distanzen zu überwinden und Informationen auszutauschen, beschäftigte auch schon Menschen im vergangenen Jahrhundert. Wir stellen euch in den nächsten Wochen vier der Phänomene vor, die in unserer Dauerausstellung behandelt werden. Den Auftakt macht das Phänomen „Vernetzung“, elementar in Zeiten von Heimarbeit, Schulausfall und sozialer Distanzierung.

Phänomene in der Dauerausstellung

Kommunikations- und Mediengeschichte lässt sich aus zahlreichen Perspektiven betrachten. Das Museum für Kommunikation in Frankfurt eröffnet den Besucher*innen in seiner Dauerausstellung vier dieser Blickwinkel auf ein spannendes Kapitel menschlicher Evolution. Die Phänomene „Vernetzung“, „Beschleunigung“, „Teilhabe“ und „Kontrolle“ sind prägend für die Art und Weise, wie wir Informationen austauschen – und fungieren deshalb in der 2017 eröffneten Ausstellung im hellen Untergeschoss des Museums als „Überschriften“ für zahlreiche Geschichten rund um die technische Entwicklung und Verfeinerung dieses Austauschs.

Berichtet wird von historischen Meilensteilen wie der Entwicklung der Keilschrift oder dem Untergang der Titanic aber auch von Kuriositäten wie der Veröffentlichung von Schallplatten, die aufgrund von Materialknappheit und staatlicher Zensur aus alten Röntgenaufnahmen hergestellt wurden. In den kommenden Wochen werden wir Ihnen nach und nach alle vier Kommunikations-Phänomene kurz vorstellen, in dem wir Ihnen einige unserer Lieblingsgeschichten erzählen.

Phänomen Vernetzung

Den Auftakt macht das Phänomen „Vernetzung“ – heute, in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, ein scheinbar allgegenwärtiges Schlagwort. Vernetzung beschäftigte schon viele Menschen in vergangenen Jahrhunderten. Der Ausbau von Passagierschifffahrt und Eisenbahnstrecken, sowie die Entwicklung der Telegrafie sind Zeichen eines gesteigerten Bedürfnisses, über – früher schier unüberbrückbar erscheinende – geographische Distanzen hinweg Kontakt miteinander aufzunehmen.

Bedingt durch dieses Bedürfnis stieg auch die Notwendigkeit, dass neue Kommunikationsnetzwerke zuverlässig funktionierten und alle Beteiligten dies durch kompetenten Umgang gewährleisteten.

“We are sinking!” – die Titanic-Katastrophe

 

Der Untergang der Titanic – des größten und luxuriösesten Passagierschiffes der damaligen Zeit – ist ein Beispiel dafür, dass ein Mangel an Know-How bei gleichzeitig überbordenden Ambitionen verheerende Folgen haben kann. Denn der an Board befindliche und damals hochmoderne Drahtlos-Telegraf wurde in erster Linie für das Versenden privater Nachrichten genutzt. Bei der Navigation wollte sich der Kapitän des Schiffs dagegen lieber nicht auf die neue Technologie verlassen und ignorierte die vorliegende Warnung über das nahende Eisbergfeld. Nach der Kollision sendete die Titanic dann einen Notruf an andere Schiffe in der Umgebung – der aber ausgerechnet auf dem nächstgelegenen Dampfer ungehört blieb, weil der dortige Funker fest schlief.

Bringt uns die zunehmende Vernetzung einander näher?

Nach dem Titanic-Unglück wurden internationale Kommunikationsstandards für die Schifffahrt festgelegt, die unter anderem vorschrieben, dass Funkkabinen rund um die Uhr besetzt sein müssen. So gewährleistet die drahtlose Vernetzung fortan eine sichere Reise auf See.

Heute sind wir dank des Internets sogar noch besser miteinander vernetzt als jemals zuvor – die Grenze zur digitale Welt ist fließend geworden. In Zeiten von Corona stellen wir uns mehr denn je die Frage: Bringt uns die zunehmende Vernetzung einander auch näher?

Autorin: Anjuli Spieker
21. März 2020

Episode 2: Was ist Medienkompetenz?

Episode 2: Was ist Medienkompetenz?

Der Erklärpodcast zum Digitalen Wandel widmet sich zentralen Begriffen der Digitalisierung: Von A wie Algorithmen bis S wie Social Scoring reicht das Themenspektrum. Der Podcast ist Teil des Dialogprojekts “Leben & Lernen X.0” am Museum für Kommunikation Frankfurt, in dem im Dialog mit der Bürgerschaft Fragen zur Zukunft der Bildung, Abeit und Demokratie verhandelt werden.

Die zweite Episode des Leben X.0-Podcasts am Museum für Kommunikation Frankfurt fragt: Was ist Medienkompetenz? Neben Podcast-Gastgeberin Tine Nowak ist diesmal als Co-Moderatorin Medienpädagogin Nina Voborsky mit an Bord des Erklärpodcasts zum Digitalen Wandel. Mit einem Blick in die Wikipedia und mit drei unterschiedlichen Perspektiven auf den Begriff von Kai Hugger, Beate Kremser und Christian Friedrich versuchen Tine Nowak und Nina Voborsky sich dem Begriff der Medienkompetenz mit seinen verschiedenen Dimensionen im Gespräch zu nähern.

Die folgenden Kapitel lassen sich im Player direkt ansteuern, wenn man im Player (oben) über “Alle Episode” das Icon ganz links anklickt, damit öffnet sich das Kapitelverzeichnis.

00:00:17 – Begrüßung

00:00:57 – Co-Moderatorin Nina Voborsky & Medienpädagogik im Museum
In jeder Episode ist eine andere Museumskollegin oder ein -kollege als Co-Moderation dabei. In dieser Episode ist es Nina Voborsky, die als Medienpädagogin im Museum für Kommunikation in Frankfurt tätig ist. Der Begriff Medienkompetenz ist für sie relevant, da sich beim Kuratieren der Kommunikations- und Mediengeschichte immer die Frage stellt, wie man die Inhalte am besten an die Besucherinnen und Besucher vermittelt. Themen wie Fake News und Hate Speech sind aktuelle Herausforderungen, für die Medienkompetenz wichtig ist. Durch Programme des Museums für alle verschiedenen Altersgruppen soll Medienkompetenz gefördert werden.

00:06:40 – Wikipedia: Medienkompetenz
Die Wikipedia ist ein viel genutztes Nachschlagewerk, weshalb Tine Nowak als Ausgangspunkt des Podcasts den ersten Absatz des Wikipedia-Artikels über Medienkompetenz vorliest. Inwiefern ist die Definition zutreffend? Es wird zu den drei Gesprächspartner*innen übergeleitet, die in Folge ihre Sichtweise auf den Begriff „Medienkompetenz“ darstellen, ihn erweitern und Antworten auf die gestellte Frage liefern.

00:12:01 – Kai Hugger
Kai Hugger ist Professor für Medienpädagogik an der Universität zu Köln. An der Universität Bielefeld hat er mit Dieter Baacke zusammengearbeitet, der den Begriff der Medienkompetenz maßgeblich geprägt hat. Kai Hugger zufolge ist Medienkompetenz die Lösung für ein Dilemma: Der Umgang mit Medien ermöglicht ein großes Maß an Freiheit, es braucht aber auch gerade bei Kindern und Jugendlichen Grenzen. Medienkompetenz soll den selbstständigen Umgang mit Medien ermöglichen. Kai Hugger erzählt außerdem, wie der Begriff Medienkompetenz entstand. In den 1970er Jahren gab es eine Kompetenzdebatte in den Wissenschaften. Aus Habermas’ Begriff der „kommunikativen Kompetenz“ und Chomskys „Sprachkompetenz“ entwickelte Baacke mit Blick auf die pädagogischen Aspekte Mitte der 90er Jahre das Konzept der Medienkompetenz. Die Wahl dieses Zeitpunkts hängt stark mit der zunehmenden Nutzung des Internets zusammen. Medienkompetenz lässt sich in vier Dimensionen einteilen: Medienkunde, Mediennutzung, Medienkritikfähigkeit und Mediengestaltung. Kai Hugger führt als Schwäche des Begriffs auf, dass dieser von vielen Personen mit unterschiedlichen Hintergründen verwendet wird und instrumentalisiert werden kann.

00:38:18 – Beate Kremser
Beate Kremser ist Medien- und Sozialpädagogin und hat beim Infocafé Neu Isenburg, einem medienpädagogisch orientieren Kinder- und Jugendtreff, gearbeitet. Mittlerweile ist sie bei der Stadt Frankfurt beim Jugend- und Sozialamt im Bereich des präventiven Jugendschutz tätig. Außerdem wirkt sie beim Projekt der Digitalen Helden mit, in dem es um die Peer-to-peer-Förderung von Medienkompetenz an Schulen geht. Sie erzählt über ihre Arbeit im Infocafé. Dort geht es darum, Medienkompetenz auf alltägliche, praktische Art zu vermitteln. Anstatt Kontrolle steht Kommunikation hier im Vordergrund, man tauscht sich mit den Jugendlichen aus und gibt ihnen die Möglichkeit, die medialen Inhalte kritisch zu hinterfragen. Dabei erachtet Beate Kremser es als wichtig, nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Eltern und Lehrkräfte mit Medienkompetenz zu befähigen. Besonders von Bedeutung ist für sie, das richtige Maß im Umgang mit digitalen Medien zu finden. Beispielsweise die Social Media tragen in einem erheblichen Maß zu Identitätsbildung ihrer Nutzer*innen bei. Beate Kremser findet, dass die Eltern und Lehrkräfte als Vorbilder fungieren und somit den Kindern und Jugendlichen einen angemessenen Umgang mit Medien vorleben sollten.

00:56:46 – Christian Friedrich
Christian Friedrich ist Referent für Bildung und Wissenschaft bei der Wikimedia in Deutschland, außerdem ist er freiberuflich im Bereich Bildung & „Open Educational Resources“ tätig. Er ist zudem Podcast-Gastgeber und Teil des „Feierabendbier Open Education“-Podcasts. Christian Friedrich erklärt. was Digital Literacies sind, indem er sie den Digital Skills gegenüberstellt. Bei den Digital Literacies steht mehr der Kontext und die beteiligten Personen im Vordergrund. Außerdem ist das Ziel des eigenen Handelns von zentraler Bedeutung. Mehr über Digital Literacies erklärt Christian Friedrich auch in seinem Wikimedia-Artikel. Die Wikimedia arbeitet darauf hin, sich mit unterschiedlichen Organisationen zusammenzutun, durch welche die Öffnung von Bildung und gesellschaftlicher Partizipation gefördert werden soll. Die Gesellschaft ist ohne Frage digital geprägt und die Meinungsbildung, die online stattfindet hat einen großen Einfluss auf das reale Leben. Für die Politiker bleibt dabei die Frage offen, inwiefern Rahmenbedingungen und Regulierungen für den digitalen Raum geschaffen werden sollen und ob alle Menschen an diesem Meinungsbildungsprozess teilhaben sollten. Christian Friedrich ist der Meinung, dass jeder in der Lage ist, an diesem Prozess mitzuwirken und möchte selbst zu dieser Entwicklung beitragen.

01:21:40 – Resümee
Mit einem Rückblick auf den Wikipedia-Artikel schlussfolgern Nina Voborsky und Tine Nowak, dass für sie die Definition von Medienkompetenz erweitert werden müsste, da die Gesellschaft sich verändert hat. Es ist wichtig, immer weiter zu verhandeln was für eine Medienkompetenz für die jeweiligen technischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bedeutsam ist. Schließlich gibt es noch einen Ausblick auf die nächste Folge. In dieser wird die Frage, was Algorithmen sind, beantwortet.

Gibt es zu der Episode noch offene Fragen oder Ergänzungen? Dann schreibt uns per Mail oder Twitter (@mfk_frankfurt mit Hashtag #LebenX0). Wenn die Episode oder der Podcast Euch gefallen hat, dann könnt Ihr uns mit einer Bewertung oder Rezension bei iTunes eine Freude machen.

Ein Podcast des Museums für Kommunikation Frankfurt (Museumsstiftung Post und Telekommunikation).

Gäste: Kai Hugger, Beate Kremser und Christian Friedrich
Co-Moderatorin: Nina Voborsky
Redaktion/Produktion: Tine Nowak
Lizenz: CC-BY SA 4.0
Intro-Musik: “F” by Initials DC (mit freundlicher Genehmigung). Remix mit Tonfragmenten aus der Sammlung der MSPT durch Uvo Pauls.

 

Autorinnen: Tine Nowak / Irma Perizonius