Stay at Home-Podcasttipps: #Corona

Stay at Home-Podcasttipps: #Corona

Für viele Menschen gilt weiterhin: Stay at Home – Bleibt zuhause! Räumliche Distanzierung muss aber nicht soziale Distanzierung bedeuten. Es gibt viele Medienformate, die es uns ermöglichen, uns auszutauschen, voneinander zu Lernen und Geschichten zu erzählen. “Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam sind” erklärte Angela Merkel in ihrer Fernsehansprache zum Stand der COVID-19-Maßnahmen der Bundesregierung. Mit “Stay at Home-Podcasttipps” stellen wir regelmässig Podcasts zu Themen der Digitalisierung vor.

 

Corona als Thema in Podcasts

Bei der Wahl der Themen haben wir uns bisher an den veröffentlichten Episoden unseres Leben X.0-Podcast zum Digitalen Wandel orientiert. Diese sind nun erstmal durchgespielt. Die nächste Episode zu “Arbeit 4.0” ist frisch aufgenommen, wird aber erst in der nächsten Woche online gehen. So starten wir heute mit einer freien Themenwahl, das wird sich in den nächsten Wochen wiederholen, denn neue Leben X.0-Episoden kommen nur alle vier Wochen. Aufhänger der heutigen Podcast-Tipps ist eine Episode des Hertie Interview Podcasts, dort finden sich Interviews, die den Umgang mit Corona fokussieren.

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Nachdem das Museum im März zur Corona-Prävention schliessen musste, gab es eine Anfrage zum Podcasten der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Die neu eröffnete Ausstellung “#neuland: Ich, wir und die Digitalisierung“, die von niemanden aufgrund des geschlossenen Museums besucht werden konnte, war Thema der Episode. Anlass genug über Kultur in Zeiten von Corona nachzudenken. Zwischenzeitlich gibt einige z.T. sehr erfolgreiche Corona bezogene Podcasts. In den heurtigen Stay at Home-Podcasttipps stelle ich drei davon kurz vor.

Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten

Der bekannteste Corona-Podcast von allen und gerade erst letzte Woche in der Kategorie Information für den Grimme Online Award (GOA) nominiert worden ist: „Coronavirus-Update mit Christian Drosten”. In dem Podcast des Norddeutschen Rundfunks wird seit 26. Februar der Virologe Dr. Christian Drosten interviewt. Die Episoden laufen on Air über NDR Info, sind aber auch über Podcast-Kanäle und Social Media rezipierbar. Anfangs noch an jedem Wochentag hat sich der Veröffentlichungsrhythmus auf zwei Episoden pro Woche reduziert. Laut Jury des GOA gibt der Podcast dabei “dem Wissenschaftler ausreichend Raum, um über aktuelle Studien, Symptome oder mögliche Gegenmaßnahmen zu sprechen – und um sich aufgrund neuer Entwicklungen auch zu korrigieren.”

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 Die “Wahrheit” in Zeiten von Corona Verschwörungstheorien und Mythen rund um das Virus

“Die ‘Wahrheit’ in Zeiten von Corona Verschwörungstheorien und Mythen rund um das Virus” ist ein neuer Podcast der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Episoden klingen etwas nach Radio, es gibt nur zwei Episoden, aber die Gäste sind sehr gut gewählt. Der Journalist Axel Schröder unterhält sich u.a. mit Karolin Schwarz oder Katharina Nocun. Karolin Schwarz hat erst vor kurzem ein Buch mit dem Titel “Hasskrieger: Der neue globale Rechtsextremismus” veröffentlicht. Katharina Nocun schreibt gerade an einem Buch zu Verschwörungstherien.

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Verfassungsblog: Corona Constitutional

Der dritte Tipp ist der Podcast des Verfassungsblogs. Maximilian Steinbeis betreibt das Blog seit 2009. Neu ist die Podcastreihe namens “Verfassungsblog: Corona Constitutional”, die Anfang April startete. Die Episioden sind recht kurz (ca. 20 min). Deutsche Verfassungsrechtler*innen diskutieren hier u.a. über staatliche Eingriffe. Den Fragen nach den Grundrechten, der Demokratie und nach dem Rechtsstaat während der Corona-Krise stellt Steinbeis regelmäßig seinen Gästen im Podcast..

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Podcasts recherchieren…

Wenn Ihr selbst Podcasts zu bestimmten Themen recherchieren möchtet, dann testet dazu die Podcast-Suchmaschine Fyyd. Für die bisherigen Podcast-Tipps haben wir sowohl Sammlungen und Kurationen angelegt. Bei Fyyd kann man thematisch nach weiteren Podcasts suchen. Wer genau schaut, findet dort eine detaillierte Suchfunktion, die man nach Sprache, Episodenlänge und Erscheinugszeitraum verfeinern kann. So könnt Ihr Podcasts zu Euren Lieblingsthemen ausfindig machen  und diese sogleich abonnieren.

 

 

Tine Nowak, 3. Mai 2020

Online-Angebote für Kinder

Online-Angebote für Kinder

Ganz neu auf den Webseiten der Museen für Kommunikation findet sich rechts oben ein neuer Punkt: KINDER. Was steckt wohl dahinter? Klickt man dorthin findet sich eine Seite mit Mitmach-Angeboten. Da unsere Museumspäadagog*innen derzeit nicht in den Museen mit unseren kleinen und großen Besucher*innen vor Ort arbeiten können, gibt es nun aus der museumspädagogischen Aktionskiste die Klassiker der Knobel- und Basteltipps online als Anleitung zum Selbermachen zuhause.

Schrott-Robos

Eine Besondeheit hat es auf der Frankfurter Kinder-Seite: Dort gibt es zusätzlich den Hinweis zur Schrott-Robo-Aktion, von der wir hier im Blog schon berichtet haben. Es können weiterhin noch Fotos mit selbsgebauten Robos aus Elektroschrott eingereicht werden. Aus dieser Sammlung der Schrott-Robos entsteht eine Online-Ausstellung, in der sich schon erste Robo-Schrott-Werke bewundern lassen.

Weitere Bastelaktionen

Die Mitmach-Aktionen der Kinder-Seite begleiten inhaltlich einige unserer Online-Ausstellungen bei Google Arts & Culture. So kann man sich via Link dort mit Muße den Geschichten aus der Geschichte der Kommunikation widmen. Auf der Kinder-Museumsseite hingegen finden sich passende Bastel-und Knobeltipps, die sich mit der Familie oder Freund*innen und mit Dingen, die Zuhause sind, umsetzen lassen. Wir stellen hier alle Angebote und die dazugehörigen Online-Ausstellungen vor:

 

Postkutschen

Für die Online-Ausstellung Man fliegt fast vorwärts… …oder das Reisen mit der Schnellpost finden sich gleich drei Bastel-Ideen: der Bau eines Fahrschein-Stempels oder einer Posthorn-Vuvuzela bis hin zu DIY-Masken der Posträuber*innen.

 

Fernsehen

Zur Online-Ausstellung Fernsehen. Wie die Bilder laufen lernten zum bewegten Bild wird, verweist ein Tutorial zum Bau einer Wunderscheibe – auch Thaumatrop genannt. Hier wird mit einem optischen Trick Bewegung simuliert.

 

Telefonie

In der Online-Ausstellung geht es um die Idee bis zur Realisierung der ersten Telefone: Das Pferd frisst keinen Gurkensalat. Wie Philipp Reis das Telefon erfand“. Abgeleitet davon sind gleich zwei Basteltipps mit Anleitung: zum Bau eines Dosentelefons sowie zum Nähen einer sicheren Smartphone-Hülle.

 

Enigma

Ob Geheim-Tinte, der Cäsar-Code oder antike Verschlüsselungstechniken: Spionage und Verschlüsselungstechniken widmen sich die Mitmach-Ideen zu Streng geheim! Verschlüsselung im Zweiten Weltkrieg – eine Online-Ausstellung für alle, die sich für die Geschichte der Enigma interessieren.

 

Telegrafie

Die Telegrafie vernetzte die Welt – nachzulesen bei Alles nur geklaut! Das Morsealphabet und die Einführung der Telegraphie in Deutschland. Bei den Mitmach-Ideen dreht sich alles Experimente mit Morse-Code.

 

Bildtelegrafie

Ein kariertes Papier und einen Stift braucht es für das Übertragen von Bildern durch Codierung. Dies verdeutlicht die Mitmach-Idee passend zur Online-Ausstellung Bilder reisen um die Welt. Die Erfindung der Bildtelegrafie.

 

Aktion der Museumsstiftung

Auf allen drei Webseiten der Museen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation finden sich seit letzter Woche die neuen Kinderseiten – voll mit den oben aufgeführten Mitmach-Angeboten (Frankfurt | Berlin | Nürnberg). Auch wenn im Mai die ersten Museen wieder öffnen werden, so wird uns die Kombination aus physischen Erleben und digitaler Praxis noch über das Jahr weiter begleiten.

Und auch über die Corona-Zeit hinaus freuen wir uns, dass diese Seiten für Kinder unser Onlineangebot von nun an ergänzen werden.

 

Autorin: Tine Nowak, 2. Mai 2020

„Hier Amt, was beliebt?“ – Die Telefonistin. Ein historischer Frauenberuf bei der Post

„Hier Amt, was beliebt?“ – Die Telefonistin. Ein historischer Frauenberuf bei der Post

„Hier Amt, was beliebt?“ – so wurden Gesprächsteilnehmer über viele Jahrzehnte begrüßt, wenn sie einen Telefonanruf tätigen wollten. Bevor sich zuerst die automatisierte und später die digitale Vermittlung fest etablierte, stellten nämlich die sogenannten Fräuleins vom Amt Telefonverbindungen per Hand her. Jeder Telefonanruf begann mit der Kontaktierung des zuständigen Postamts und einer kurzen Kommunikation mit der zuständigen Vermittlungs- oder Fernmeldebeamtin, die dann durch Steckverbindungen das Gespräch mit dem gewünschten Teilnehmer herstellte. Dem Beruf wird rückblickend oft ein emanzipatorisches Moment zugeschrieben – denn er gilt als einer der ersten, der es ledigen Frauen ermöglichte, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften, ohne dabei ihren Ruf zu schädigen. Dabei sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, dass die Arbeitsbedingungen oft schwierig und die Bezahlung verhältnismäßig niedrig war. Am heutigen „Tag der Arbeit“ wollen wir euch einen historischen Frauenberuf bei der Post mit all seinen Facetten ein wenig näher vorstellen. Schaut euch dazu gerne auch unsere zugehörige digitale Ausstellung an!

 

Das Telefon gehört zu den technischen Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts, die unseren heutigen Alltag am meisten prägen. Es ist selbstverständlich, zum Smartphone zu greifen und Kollegen, Freunde oder Familie direkt zu erreichen.

Zu Beginn der Telefongeschichte sah das aber noch ganz anders aus. Die Telefone waren massive Tischapparate ohne Wählscheiben oder Tastenfelder, dafür aber versehen mit einer Kurbel. Betätigte man diese Kurbel, entstand ein elektrischer Impuls, der über Leitungen in das nächst gelegene Postamt gelangte. Dort löste er ein kleines nummeriertes Metallplättchen am Vermittlungs- oder Klappenschrank. Dieses Plättchen fiel herunter und signalisierte, dass der zugeordnete Teilnehmer ein Gespräch führen wollte. Ab den 1890er Jahren beschäftigt die deutsche Post vermehrt unverheiratete junge Frauen, um die Klappenschränke zu bedienen – zunächst versuchsweise als Hilfsarbeiterinnen für den Fernsprechdienst, später als verbeamtete Telefonistinnen. 

Nachdem die Telefonistin durch das Klappensignal über den Gesprächswunsch eines Teilnehmers informiert worden war, meldete sie sich kurz und knapp, um zu erfragen, mit wem der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung zu sprechen wünschte. Im Anschluss wurde ein Verbindungskabel zwischen den entsprechenden beiden Anschlüssen eingestöpselt und so das Gespräch hergestellt. Die Gebühren wurden per Minuten berechnet und dem Anrufer in Rechnung gestellt. Besagte Rechnungen waren zu Beginn der Telefongeschichte astronomisch – Telefonieren war ein moderner Luxus, den sich nur wenige und dann meist auch nur zu geschäftlichen Zwecken leisten konnten.

Immer gleiche Bewegungs- und Sprachabläufe

Nach und nach erhöhte sich jedoch die Zahl der Anschlüsse und damit wuchs der Bedarf für gutgeschultes Vermittlungspersonal insbesondere in den Großstädten rapide. Die vermehrte Einstellung von Frauen in diesem Berufsbereich wurde von der Post damit begründet, dass die als “typisch weiblich” geltenden Eigenschaften – Geduld und Empathie – perfekt zu den Anforderungen des hektischen Vermittlungsdienstes passten. Tatsächlich hing diese Entwicklung aber eher mit den niedrigeren Löhnen für weibliche Angestellte zusammen. 

Der Arbeitsalltag einer Telefonistin war geprägt durch immer gleiche Bewegungs- und Sprachabläufe. Dadurch entstand eine Monotonie, die sowohl körperlich als auch psychisch stark beanspruchte. Dennoch mussten die Frauen permanent konzentriert sein, denn sie wurden von Aufsichten kontrolliert. Wiederholte Fehler in der Vermittlung führten zu Lohnkürzungen. 

Berufsbild im Wandel

Zudem gab es strenge Dienstauflagen, die sich bis ins Privatleben erstreckten. Eine Telefonistin mussten jederzeit einen einwandfreien Leumund vorweisen können und für die Dauer ihres Dienstes ledig bleiben. Den Stand der Ehefrau hielt man für unvereinbar mit den hohen Anforderungen des Vermittlungsdienstes. Wer dennoch heiraten wollte, musste den Dienst quittieren und verlor bis 1923 auch sämtliche Pensionsansprüche. 

Trotz des fordernden Arbeitsalltags war der Beruf der Telefonistin sehr begehrt. Er galt als modern und ermöglichte es ledigen Frauen, sich eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu erarbeiten ohne dabei ihren gesellschaftlichen Ruf aufs Spiel zu setzen. Die „Fräuleins vom Amt“ wurden in Schlagern besungen und in der Literatur verewigt – denn die körperlosen und kompetenten Frauenstimmen am anderen Ende der Leitung bot viel Platz für Phantasie der Anrufer.

Mit der Zeit und der Weiterentwicklung der Telefontechnologie veränderte sich auch das Berufsbild der Fernmeldebeamtinnen. In der BRD waren 1966 bereits alle Ortsnetze automatisiert, Ferngespräche mussten allerdings viel länger händisch vermittelt werden. Manche von euch erinnern sich sicher noch an das gespannte Warten und die horrenden Vermittlungsgebühren, wenn man im Ausland lebende Verwandte oder Freunde anrufen wollte. 5 Minuten die verzerrte Stimme des Anderen zu hören, kostete so viel wie ein Abendessen in einem guten Restaurant. 

All das erscheint heute – in Zeiten von Smartphones und Flatrates – unendlich weit weg. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb umweht den Beruf der Telefonistin wieder ein gewisser nostalgischer Zauber, den sich Autor*innen und Drehbuchschreiber*innen für die Entwicklung emanzipatorischer Geschichten zu Nutze machen. Die spanische Serie „Las Chicas del Cable“, die über den US-amerikanischen Streamingdienst Netflix ausgestrahlt wird, lässt die Ästhetik von Klappenschränken und Wählscheiben-Telefonen im Madrid der 1920er und 1930er Jahre wieder lebendig werden.

Text: Anjuli Spieker, 1. Mai 2020