4, 3, 2, 1 – Weihnachten!

4, 3, 2, 1 – Weihnachten!

Digital im Museum zur Advents- und Weihnachtszeit

Was haben wir uns gefreut – auf die Weihnachts- und Adventszeit im Museum und auf den Nürnberger Christkindlesmarkt. Dort fahren seit über 50 Jahren unsere historischen Museumspostkutschen ihre gemächlichen Runden durch die festlich geschmückte Nürnberger Altstadt. Auf der Kinderweihnacht schreiben Familien mit Kindern aus der ganzen Welt ihre Wunschzettel ans Christkind, an Santa Claus oder Väterchen Frost. Und natürlich dreht sich auch im Museum alles rund um Weihnachten. Als der Christkindlesmarkt Ende Oktober abgesagt wird ist klar, dass Weihnachten 2020 im Museum digital stattfinden muss.

Mal selbst KutscherIn sein – auf virtueller Rundfahrt mit der Museumspostkutsche


Ausgestattet mit einer 360°-Panorama-Kamera von Önder Bingöl haben wir zusammen mit Patrick Dechent unsere historische Museumspostkutsche durch die festlich geschmückte Nürnberger Altstadt geschickt. Zu erleben sind drei verschiedene Fahrten (bei Tageslicht und bei Nacht) und Perspektiven (aus der Kabine oder vom Kutschbock) und mit verschiedenen Überraschungs-Elementen (z.B. mit einem Postillion, der das Posthorn bläst oder mit einem Akkordeon-Spieler, der uns zauberhafte Musik vorspielt). Die NutzerInnen können sich mit der Maus oder mit den Tasten WASD in den Filmen umsehen. Ganz besonders eindrucksvoll sind die Fahrten, wenn man eine VR-Brille aufsetzt. Achtung, es wird eine wackelige Fahrt!

Weihnachten hören – Glöckchen und Trommeln erklingen in Wohnzimmerlautstärke
Tosender Applaus im Festsaal, begeistert mit den Füßen trommelnde Kinder. So oder so ähnlich hatten wir uns das interaktive Mitmachkonzert mit Hilde Pohl & Yogo Pausch im Festsaal des Museums zum geplanten Aktionswochenende vorgestellt. Pandemiebedingt sind alternativ zwei wunderbare Online-Konzerte entstanden, die im weihnachtlich dekorierten Festsaal aufgezeichnet wurden. Gemeinsam mit den MusikerInnen haben wir uns die Frage gestellt, wie wir unser Museum am besten zum Klingen bringen. Natürlich mit Hilfe von verschiedensten Glocken und Trommeln, wie wir sie auch in unserer Dauerausstellung zeigen. Kinder und Eltern vor dem Bildschirm werden von den KünstlerInnen auf liebevolle Weise zum Mitmachen angeregt. Töpfe, Kochlöffel aus der Küche und eine Gestaltungsanleitung für die eigene Trommel aus einem Blumentopf helfen dabei. Reinhören lohnt sich!
Jedes Wochenende ein neues Angebot

Ein Füllhorn an Ideen und gute Zusammenarbeit machten es möglich, dass wir die Website an jedem Adventwochenende mit neuen Angeboten befüllen konnten. Ideen aus unserer traditionellen adventlichen Sonntagswerkstatt wurden ins Digitale umgewandelt, so bringen Gestaltungsanleitungen zum Thema Päckchen und Papier” oder “Engelchens Eilbriefe” kreative Mitmachangebote unkompliziert nach Hause. Zum Neujahr kommen sogar noch weitere Angebote hinzu. Schätze aus unserer Sammlung, schöne historische Weihnachtspostkarten werden neu interpretiert, indem sie von Kindern heruntergeladen und zu Hause ausgemalt werden können. In einer Live-Lesung via Zoom mit der Kinderbuchautorin Antje Herden erleben wir die chaotische Vorweihnachtszeit der liebenswerten Patchwork-Familie Buddenberg.

Wir sind vorbereitet – nun kann Weihnachten kommen!

Das gesamte digitale Weihnachtsprogramm des Museums für Kommunikation Nürnberg ist noch bis zum 6. Januar 2021 online zu erleben: mfk-nuernberg.de/weihnachten/

Einzelne Angebote werden darüber hinaus auf unserem Youtube-Kanal verbleiben.

 

Autorin: Theresia Heinz, 17.12.2020

Kommunikation im 21. Jahrhundert

Kommunikation im 21. Jahrhundert

Werden wir Privatheit in Zukunft kaufen müssen? Wie wird ein Kind in 30 Jahren kommunizieren? Wie wird der Körper als Interface eingesetzt? In der Dauerausstellung des Museums für Kommunikation stellen 21 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik ihre Perspektiven auf die Kommunikation im 21. Jahrhundert und den Einfluss der Digitalisierung zur Diskussion.

 

21 Perspektiven auf die Digitalisierung

Viele Expert*innen glauben, wir erleben gerade eine Revolution, vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks oder der Industrialisierung. Sprache, Schrift, Bilder und Töne lassen sich digital miteinander verbinden. Wir vernetzen uns mit anderen Menschen auf der Welt in Echtzeit. Intelligente Maschinen, Roboter und künstliche Intelligenz sind dabei, unsere Lebens- und Arbeitswelten zu durchdringen. Das wird unser Verhalten prägen und wie wir die Welt zukünftig erleben: Weiß ein Kind in 30 Jahren noch, was ein Smartphone ist? Wird es Chips im Körper tragen, um mit Freunden und Alltagsgegenständen zu kommunizieren?

Wird es immer noch Herzklopfen haben, wenn es sich verliebt? Wir wollen Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung verstehen und zum Thema im Museum machen. Wir haben darum 21 kluge Köpfe gefragt. Sie stellen ihre Sicht auf die Digitalisierung zur Diskussion und bieten Ideen, wie wir sie alle mitgestalten können. Ihre Perspektiven verdeutlichen auch, mit welcher Geschwindigkeit die digitale Transformation voranschreitet: Was heute wie Zukunftsmusik klingt, ist morgen schon Realität.

In Videostatements und Interviews präsentieren Expert*innen ihre Sichtweisen auf die möglichen Trends der Kommunikation von morgen. Oft enden Museumsrundgänge mit unseren Besucher*innen in der Galerie der 21 Köpfe, um sich einzelnen Fragen zur Zukunft der Kommunikation zu widmen.

Schwerpunkt I & II

  • Digitaler Wandel – Künstliche Intelligenz: Stefan Aufenanger, Yvonne Hofstetter, Stephan Althoff
  • Big Data – Smarte Maschinen: Thomas Schildhauer, Lino Teutenber, Patrick Baudisch

Schwerpunkt III, IV & V

  • Privatheit – Öffentlichkeit – Demokratie: Harald Welzer, Dirk Baecker, Regina Ammicht Quinn
  • Journalismus und Soziale Medien: Bernhard Pörksen, Markus Beckedahl, Barbara Hans
  • Datenschutz: Andrea Astrid Voßhoff, Peter Zoche, Wolfgang Schulz

Schwerpunkt VI & VII

  • Arbeit und Lernen: Christian Rickerts, Thomas Arend, Frederik G. Pferdt
  • Arbeit und Industrie 4.0: Frank Appel, Constanze Kurz, Sabina Jeschke

In drei Blogposts stellen wir die Schwerpunkte mit Auszügen aus den Video-Statements vor. Wir beginnen mit:

 

Schwerpunktthemen I & II

Verlieren wir in der digitalen Welt die Kontrolle über unsere Daten?

 

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Videostatement von Yvonne Hoftstetter

 

Werden wir Privatheit in Zukunft kaufen müssen?

 

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Videostatement von Thomas Schildhauer

 

Die Gegenwart der Zukunft

Dauerausstellungen in Museen sind oft recht statisch – wie kann man einem Feld voll dynamischer Entwicklungen da gerecht werden? Seit dem Tag der Eröffnung der neuen Dauerausstellung im September 2017 als der Bereich der 21 Köpfe der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, stellen wir uns die Frage: Ist die Zukunft der Videostatements schon Gegenwart geworden? Oder reichen die Projektionen viel weiter in die Zukunft hinein?

Um der Prozesshaftigkeit der Digitalisierung gerecht zu werden hat sich aus dem Bereich zur “Zukunft der Kommunikation” das Bürgerdialogforum “Leben und Lernen X.0” entwickelt. Das von Katja Weber gestartete und ab Oktober 2018 von mir übernommene Projekt fragt nach der Zukunft der Bildung, der Demokratie und der Arbeit. Dabei laden wir Bürger*innen und Experten*innen ins Museum ein, um gemeinsam zu diskutieren, welche Herausforderungen der Digitale Wandel mit sich bringt. Ob im Rahmen von Bürgerforen, Kunstaktionen, Debatten-Dienstagen, dem Leben X.0-Podcast oder der Literaturreihe der Acht Visionen – immer wird partizipativ den Fragen von Leben und Lernen X.0 nachgeforscht, um in der Gegenwart über die Zukunft nachzudenken. Die 21 Perspektiven wurden so in den letzten 2,5 Jahren durch viele weitere Perspektiven ergänzt und die nächste Herausforderung ist, wie man diese wieder im Ausstellungsraum wirksam macht. Ein Ergebnis ist sicherlich die Ausstellung #neuland: Ich, wir und die Digitalisierung, die das Museumsteam gemeinsam mit der Nemetschek Stiftung kuratiert hat.

Wir können also gespannt bleiben, was uns die Zukunft weiter bringen wird. Die Vergangenheit der Zukunft ist zumindest das nächste große Ausstellungsthema mit “Back to Future”, welches der #neuland-Ausstellung ab Herbst 2020 folgen wird.

 

Tine Nowak, 15. April 2020

#DepotDienstag: wirbleibenzuhause

#DepotDienstag: wirbleibenzuhause

Mehr Inhalte für mehr Geld: Die Idee des Bezahlfernsehens kam in den USA schon in den 1950er-Jahren auf. Nach Deutschland kam es mit dem Teleclub 1986, der ab 1991 premiere und heute Sky heißt. Waren es am Anfang vor allem Sportereignisse, wie Boxen in den USA und Fußball hierzulande, kann man heute fast alles dazukaufen.

Mit dem Fernsehen kommt die Fernsehkritik

Wir müssen im Moment zu Hause bleiben. Viele von uns greifen da gerne auch zur Fernbedieung und sorgen damit für etwas Abwechslung. Doch längst nicht alles, was da über die Kanäle läuft, findet unseren Zuspruch. Das war auch früher nicht anders. Mit dem Fernsehen kam auch die Fernsehkritik. So ließ der damalige Bundestagspräsident Hermann Ehlers 1953 den Intendaten des NWDR Adolf Grimme in einem Telegramm wissen:

“Sah eben Fernsehprogramm. Bedauere, dass Technik uns kein Mittel gibt, darauf zu schießen”.

Wo sonst als im Mutterland des Fernsehens, den USA, kam entsprechend schon in den 1950er-Jahren die Idee auf, ‘bessere’ Inhalte gegen eine Gebühr anzubieten. Das Zenith Phonevision-System war einer der ersten Pay-TV-Testläufe und begann 1951 in den Vereinigten Staaten. Das verschlüsselt gesendete Signal wurde mit einem über die Telefonleitung übertragenen Signal decodiert. Eine allgemeine Betriebserlaubnis wurde allerdings nicht erteilt. Nachfolgende Projekte konnten sich aber durchaus am Markt etablieren.

Vom Schweizer Teleclub zu premiere und Sky

In Deutschland kam als erstes Angebot 1986 der Schweizer Teleclub auf den Markt, allerdings nur lokal in Hannover. Aus diesem Angebot entwickelte sich premiere, das 1991 den Betrieb aufnahm und heute Sky heißt.

Mit der Einführung des digitalen Fernsehens DVB wurde die technische Umsetzung einfacher und das Angebot reichhaltiger. 1996 kam das von der Kirch-Gruppe gegründete und auf Spartenprogramm spezialisierte DF1 dazu, das über die so genannte d-box empfangen wurde. Eine Smartcard lieferte die Daten zur Entschlüsselung. Durch den zunehmenden Ausbau des Breitband-Internets war es den Kabelnetzbetreibern ab Mitte der 2000er Jahre möglich, Bezahlfernsehen im Rahmen ihrer Kabelanschluss-Pakete anzubieten. Ebenfalls zu dieser Zeit setzte ein Boom bei so genannten Video-on-demand oder Streamingdiensten wie netflix oder maxdome ein.

Waren zu Beginn des Bezahlfernsehens Sportübertragungen, in den USA besonders Boxkämpfe, hierzulande Fußball, sehr gefragt, kann man heute ein breites Angebot an Inhalten von Sport über eigens produzierte Serien bis hin zu Spartensendungen erwerben oder auch gegen eine Extragebühr die frei verfügbaren Inhalte des Privatfernsehen in HD-Qualität ansehen.

Autorin: Tina Kubot 
14. April 2020

Stay at Home-Empfehlungen: Hito Steyerl

Stay at Home-Empfehlungen: Hito Steyerl

Auch das Museumsteam tummelt sich derzeit auf verschiedenen Websites, entdeckt “Unentdecktes” im Netz und gibt Tipps, wie wir unseren Horizont in #stayathome-Zeiten erweitern können. Einige Ratschläge sind aus unserem Leben & Lernen X.0-Newsletter entnommen, der Euch regelmäßig über die neuesten Entwicklungen im Projekt informiert. Klickt mal über Euren digitalen Tellerrand hinaus! 

 

 

Regina Hock ist Pressereferentin am Museum für Kommunikation Frankfurt. Hier ist ihre Empfehlung für #stayathome:

 

Einige Internetphänomene, die ich jetzt zu Corona-Zeiten beobachte, lassen mich wahrlich staunen: Habt Ihr z.B. schon diese wundersamen Tarntechniken entdeckt, die Eltern entwickelt haben, denen zu Hause mit den Kindern die Decke auf den Kopf fällt? Vielleicht haben sie dabei auch einfach die fünf Lektionen von Hito Steyerl beherzigt, die ich Euch hier vorstellen möchte.

Wie wäre es eigentlich in unserer digitalen Welt einfach zu verschwinden? Keine digitalen Spuren zu hinterlassen und einfach unsichtbar zu werden? Eine mögliche Methode (aufgepasst Augenzwinkern!): Wir schrumpfen auf die Größe eines Pixels und entschlüpfen dadurch der allgegenwärtigen Überwachung. Oder aber wir tragen Tarnfarbe auf und legen der Bilderkennung im öffentlichen Raum das Handwerk. Verschwinden leichtgemacht, das erklärt Hito Steyerl in ihrem Werk HOW NOT TO BE SEEN: A F**king Didactic Educational .MOV File von 2013.

 

WIE MAN NICHT GESEHEN WIRD

Hito Steyer stellt fünf (zum Teil schreiend komische) Lektionen vor, um der digitalen Erfassung zu entkommen:

  • Lesson I: How to make something visible for a camera.
  • Lesson II: How not to be visible in plain sight.
  • Lesson III: How to become invisible by becoming a picture.
  • Lesson IV: How to become invisible by disappearing.
  • Lesson V: How to become invisible by merging in a world made of pictures.

 

SICHTBAR SEIN KANN TÖDLICH SEIN

Mehr Informationen zu Hito Steyerl und ihrem Kunstwerk How Not to Be Seen: A Fucking Didactic Educational .MOV File gibt es bei MoMALearning oder auf der Seite der Tate Modern.

Die Situation, mit der die meisten Menschen konfrontiert sind, ist, dass sie für bestimmte Arten der Überwachung ständig sichtbar sind. Das ist bedauerlich, denke ich. Denn die Menschen möchten vielleicht dieser ständigen Überwachung entgehen. (…)

Die ursprüngliche Idee stammt aus einem Monty Python’s Flying Circus Sketch von 1970. Er heißt auch: “How Not to Be Seen”. Damit ist mein Film eine Art Hommage an diesen Sketch. Ich gebe den Zuschauer*innen eine Art Bedienungsanleitung für das Verschwinden an die Hand.

Hito Steyerl

Quelle: Tate Shots

Hito Steyerl lehrt als Professorin für Experimentalfilm und Video an der Universität der Künste in Berlin. Ihre Arbeiten präsentierte sie auf zahlreichen internationalen Ausstellungen, u.a. bei der documenta und den Skulptur Projekten Münster sowie auf der Biennale in Venedig.

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen bereitet gerade eine große Überblicksausstellung von Hito Steyerl vor, die ab Juni auch im Centre Pompidou Paris gezeigt werden soll – sofern die Schau wegen Corona nicht verschoben wird. Bis dahin könnt Ihr einige dieser Tarntechniken vielleicht schonmal selbst testen.

 

Regina Hock, 6. April 2020