Schneller, höher weiter – Überwindung von Raum und Zeit

Schneller, höher weiter – Überwindung von Raum und Zeit

Back to Future_Autonomes Fahren_Futurama

Fotografie„Travelling sound chairs at Futurama exhibit” Design von Norman Bel Geddes, Weltausstellung 1939, New York City. © General Motors LLC

Private Luftttaxis, Zeitmaschinen, Personenrohrpost – es sind nur einige Mobilitätsvisionen, die aufzeigen, wie sich die Menschen in der Vergangenheit zukünftige Transportmittel imaginiert haben. Ein Ziel hatten alle Visionäre gemein, die Überwindung von Raum und Zeit. Einige dieser technischen Visionen sind heutzutage selbstverständlicher Alltag geworden, andere sind gänzlich unbekannt und wirken in der Retroperspektive gar amüsant.

 

In regelmäßigen Abständen stellen wir euch die Ausstellungsinhalte der Ausstellung „Back to Future. Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ vor. Einer von insgesamt vier Themenräumen heißt „Überwindung von Raum und Zeit“ und nimmt die technischen Visionen rund um das Thema Mobilität in den Fokus.

Crossover-Utopie

 

Vor allem am Ende des 19. Jahrhundert gehörten Geschwindigkeitsüberbietungen zu den am meisten verbreiteten Zukunftsvorstellungen, in der viele Transportmittel erfunden und perfektioniert wurden. Nicht selten wurden diese Transportmittel miteinander kombiniert. Dieses Phänomen wird „Crossover-Utopie“ genannt: Transportmittel für das Wasser, die Straße, die Gleise und die Luft wurden auf abenteuerliche Weise miteinander zu neuen Verkehrsmitteln kombiniert. Herauskamen spannende neue Verkehrsmittel wie das Flugfahrrad, rollende Meeresdampfer und fliegende Autos.

 

Flugfahrrad_Back to Future
Convair Car_Back to Future

Fotografie „Flying Bicycle“ um 1900 erbaut, USA. Quelle: Alamy FF816K FLYING BICYCLE, c1900. /nThe French ‘flying bicycle,’ Aviette. Photograph, c1900. © Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Photo

Fotografie „Convaircar“ aus dem Jahr 1948, USA.Quelle: Alamy HRPN97 1948 Convaircar. Image shot 1948. Exact date unknown. © Motoring Picture Library / Alamy Stock

 
 
Wissenschaft und Science-Fiction befruchten sich gegenseitig

Doch sind es nicht nur die kreativen Bastler, die an den Fahrgefährten der Zukunft herumbasteln, sondern auch Science-Fiction Autoren wie beispielsweise Kurd Laßwitz, H.G. Wells und Jules Verne die in ihren Romanen Verkehrszukünfte beschreiben und skizzieren.

 

Sie verfolgten Technik-Diskurse und rezipierten diese in Ihren Werken. Texte, Zeichnungen und Technik befruchteten sich im unterschiedlichen Maße Gegenseitig. Technische Entwicklungsstufen sagen auch immer etwas über den Zeitgeist aus, denn Technik wird vom Menschen gemacht – und nicht umgekehrt.

© Sven Moschitz / MSPT

Meisten Mobilitätsvisionen sind älter als man denkt

Der Themenraum im Museum für Kommunikation nimmt fünf Mobilitätsvisionen unter die Lupe: Von erfüllten Verkehrszukünften wie den Flugobjekten, dem autonomen Fahren und dem Hyperloop, bis hin zu unerfüllten Transportmittel wie dem Beamen und der Zeitreise.

Beim Konzipieren der Ausstellung sind wir immer der Frage nachgegangen: Wie kommt das Neue in die Welt? Wann wurde zum allerersten Mal etwas in diese Richtung visioniert?

Erstaunlich ist, wie alt manche Visionen sind, obwohl man sie eher neueren und moderneren technischen Entwicklungen zuschreiben würde. Das autonome Fahren ist eine solche Entwicklung, welche medial seit den 2010er Jahren rezipiert wird. Die erste Vision stammt jedoch bereits aus dem 15. Jahrhundert.

 

© Sven Moschitz / MSPT

© Sven Moschitz / MSPT

Leonardo Da Vinci skizzierte bereits 1478 das sogenannte erste „Roboterauto“ der Welt. Es ist heute umstritten, ob dieses Fahrgefährt tatsächlich ein Selbstfahrendes ist, jedoch geht es nicht nur um die Funktionalität, sondern auch um die Idee, die Vision die dahinter steckt. Bis es zum ersten selbstfahrenden Auto kommen sollte, sollte es noch einige Jahrhunderte dauern.

Auf unserem Expotizer erfahrt ihr mehr über die Inhalte der Ausstellung:

https://back-to-future.museumsstiftung.de/

Laufzeit der Ausstellung: 18.11.2020 bis zum 29.08.2021

Autorin: Caroline Dörr, 17.12.2020

Live dabei – Premierenfieber

Live dabei – Premierenfieber

Back to Future: Live dabei.

Ab jetzt zählen wir nur noch wenige Stunden: heute Abend werden wir unsere neue Ausstellung „Back to Future – Technikvisionen zwischen Realität und Fiktion eröffnen, natürlich virtuell und ihr könnt online live dabei sein. Mit unserer Blog-Reihe „Live dabei“ geben wir Euch dazu einen kleinen Blick hinter die Kulissen. Wir erzählen Euch davon, wer hier so alles mitwirkt, was die Lieblingsobjekte dieser Menschen sind und wie deren Zukunftsvisionen einmal aussahen. Nachdem ihr im ersten Beitrag nun schon zwei Kollegen kennengelernt habt, die einfach immer hier im Haus und für alle da sind, geht es heute um zwei weitere Kolleginnen. Seit ein paar Wochen sind sie ständig im Museum unterwegs und irgendwie an allen Orten gleichzeitig. Warum das so ist und warum sie unserer digitalen Ausstellungseröffnung auf ganz besondere Weise entgegenfiebern, davon berichte ich heute.

Back to Future: Live dabei.

Zwischendrin war es wieder ruhiger hier im Haus, aber das ist auch schon wieder Geschichte. Das Werkeln, Bohren, Schrauben und Rufen ist erstmal dem gewichen, was uns in den nächsten Monaten akustisch begleiten wird: den Geräuschen aus den verschiedenen Videoinstallationen und Medienstationen in der Ausstellung selbst und das klingt wirklich spannend. Aber diese Woche steht alles auf Premierenfieber und Presseterminen: „Kamera?“ „An.“ „Bild?“ „Läuft.“ „Ton?“ „Läuft auch.“ Nein, diese Woche hätte ich keine Chance gehabt, auch nur 5 Minuten mit einer der beiden Kuratorinnen zu sprechen. Letzte Woche ging das noch, also beamen wir uns jetzt mal zurück in die Zukunft und hören mal, was eigentlich hinter dieser Ausstellung steckt und wer natürlich.

Zukunft selbst gestalten

Erinnert ihr euch noch an die Zukunftsvisionen meiner zwei Kollegen aus dem ersten Blog-Beitrag, Raumschiffe, Planeten, Weltraumreisen usw.? Das hat bei mir größte Fragen aufgeworfen, denn mir wollten so gar keine eigenen technischen Visionen einfallen, die ich selbst jemals gehabt hätte. Genau so geht es meiner Kollegin Katja Weber mit dem großen Unterschied, dass sie sich die letzten Jahre intensivst mit dem Thema Technikvisionen beschäftigt hat. Sie ist nämlich die Ideengeberin und Hauptkuratorin von „Back to Future“. Wieso um Himmels Willen entscheidet sie sich dann für eine solch technik-lastige Ausstellung? Die Frage klären wir gleich, aber zunächst einmal klären wir eine andere: was genau macht eigentlich eine Kuratorin und was genau hat das mit ihrem Lieblingsobjekt zu tun, dem Zettelkasten vom Soziologen Niklas Luhmann?

Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche. Foto: Wietschorke/ MSPT

Katja Weber ist selbst Soziologin und freie Kuratorin in Berlin und man muss sich ihren Arbeitsplatz vorstellen irgendwo zwischen Büchern und Monitoren und in Gruppen diskutierend. Es geht darum, eine Idee in ein räumliches Konzept zu übersetzen, sagt sie mir, und natürlich relevante Themen rauszuarbeiten. Und so sind für die Technikvisionen die vier Themenräume „Optimierung des Menschen“, „Überwindung von Raum und Zeit“, „Suche nach einer anderen Welt“ und ihr „eigener“ Themenraum „Grenzenlose Kommunikation“ entstanden.

Das alles ist ihr wieder einmal ganz wunderbar gelungen, wie ich finde. Wieder einmal deshalb, weil sie für die Dauerausstellung im Untergeschoss des Museums schon an der Entwicklung der „21 Köpfe“ mitgewirkt hat. Dies ist eine Video-Installation, in der Expert*innen über die Kommunikation der Zukunft sprechen und war auch der Auftakt für das tolle Projekt Leben und Lernen X.0. Es geht um die Entwicklungen der Zukunft und gleichzeitig um die Frage, wie unser Museum zukunftsrelevant sein kann, wie es durch Bildung und Medienpädagogik entscheidende Impulse für die vielleicht wichtigsten Fragen überhaupt setzen kann: wie entsteht Zukunft und wie wollen wir in Zukunft leben?

Eine Menge Ideen braucht es da und jede Menge Informations- und Ideenmanagement. Ich kann sofort nachvollziehen, warum sie von diesem Zettelkasten so fasziniert ist. Es gibt aber noch einen weiteren Hintergrund dazu: Katja Weber ist dem Zettelkasten nebst Erfinder im Rahmen einer Weiterbildung schon begegnet – Thema: systemische Organisationsentwicklung. Jetzt ist alles klar. Anfangs war das gar nicht so, da machte ihr die Zukunft eher Angst. Aber dieses Ohnmachtsgefühl war so unnötig, sagt sie mir. „Wir können unsere Zukunft selbst gestalten.“

​Es geht um Menschen

Zettelkasten hin oder her, bei so vielen Fäden in der Hand und das Ganze von Berlin aus kann man jede Menge unterstützender Hände, Köpfe und Herzen gut gebrauchen. Und so hat Katja Weber eine weitere Kuratorin hier vor Ort zur Seite. Caroline Dörr heißt sie und auch uns beide verbindet die gleiche erstmal nicht vorhandene technische Zukunftsvision in der Kindheit.

Caroline Dörr ist als Wissenschaftliche Volontärin von Anfang mit in die Vorbereitung eingebunden und sieht sich zum einen als Ausstellungsassistentin an der Schnittstelle zwischen externen Kurator*innenteam und Museum mit vielen organisatorischen und vor allem kommunikativen Aufgaben. Außerdem hat sie aber auch einen der vier Themenräume mit kuratiert: die Überwindung von Raum und Zeit. Hierfür hat sie sich ein Konzept überlegt und eine Erzählform, in dem Fall eine chronologische mit Ausblick in die Zukunft und die passenden Stellvertreter-Objekte ausgesucht. Und genau hier finden wir auch ihr ganz persönliches Lieblingsobjekt und man staunt.

Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche

„Das sieht so unspektakulär aus“, sagt sie mir, „aber die Geschichte dahinter ist so schön.“ Und sie erzählt davon, dass man selbstfahrenden Autos quasi das Sehen beibringen wollte. Mir kommen die letzten aktuellen Debatten um Fahrsicherheit in den Sinn und jetzt bin ich doppelt erstaunt: das Fahrzeugauge ist von 1987. Wie sagte sie so schön? „Stellvertreter-Objekte“ sind das zu der Frage, die auch schon Katja Weber angesprochen hat: wie kommt das Neue in die Welt?

Back to Future: Zitat von Wilbur Wright.

Durch solche Grafiken zum Beispiel, die den gesellschaftlichen Nährboden dafür schaffen, dass etwas Neues in die Welt kommen sollte. Und so hat Caroline Dörr für sich eine sehr schöne Antwort gefunden und ich erinnere mich an einen meiner Schlüsselmomente mit Aha-Effekt in einer unserer letzten Ausstellungen. Technik wird entwickelt aufgrund eines Bedürfnisses. Die Grenzen zwischen Mensch und Technik sind fließend. Technik entsteht von Menschen, aber vor allem für Menschen. „In der Ausstellung geht es nicht einfach um Technik. Es geht um Menschen und wir wollen empowern“, sagt sie.

Die beiden Kuratorinnen sind sich offenbar sehr einig.

Caroline Dörr und ich sind uns auch einig, denn nach längerem Überlegen kommen wir ja doch noch auf unsere Technikvisionen von früher: Da gab es zwei Filme mit Innovationspotential für uns. Das eine war bei “Mein Onkel” das vollautomatische Haus von Jacques Tati, Staubsauer, die von alleine loslegen, wo sich Kühlschränke automatisch öffnen, Roboterhände alle Zutaten bereitstellen und den Rest machen Herd und Backofen natürlich auch von alleine. Und das Zweite war Dudu, der Käfer, der je nach Not- und Lebenslage wahlweise fahren, schwimmen oder fliegen konnte.

Und was kommt nach der Eröffnung?

Hier im Blog geht es auch bald weiter mit den nächsten Zukunftsvisionen, Kindheitsträumen und einem kleinen Blick hinter die Kulissen.

 

Anne Wietschorke, 18. November 2020

Live dabei – Zukunftsvisionen, Kindheitsträume  und ein kleiner Blick hinter die Kulissen

Live dabei – Zukunftsvisionen, Kindheitsträume und ein kleiner Blick hinter die Kulissen

Back to Future: Live dabei.
Seit Anfang November ist unser Museum für Besucher*innen geschlossen, doch intern passiert viel: unsere neue spannende Ausstellung steht in den Startlöchern. „Back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“  heißt sie und erzählt davon, was sich Generationen vor uns für unsere Zukunft ausgemalt haben… und was daraus geworden ist. Wir im Museum, wir freuen uns schon alle darauf. Wir haben sie nämlich schon gesehen, also im Aufbau, in der Planung, in Listen und Konzepten. Wer wir sind? Wir sind sowas wie die Museumsfamilie – wir wohnen hier, also manchmal. Was wir alle hier im Museum so machen, was unsere Lieblingsobjekte sind und was wir selbst mit Zukunftsvisionen verbinden, davon erzählen wir hier im Blog in der Serie „Live dabei“, die heute mit diesem Beitrag startet. Und ihr seid dabei, fast live, aber auf jeden Fall in Farbe.
Besucherservice in der Museums-Pause
„Wie geht´s dir, bist du gut im Lockdown angekommen? Hast du noch im Museum zu tun oder ist das komplett zu?“ Ich muss grinsen, als ich diese Nachricht lese, denn so wirklich systemrelevant scheint unsere Aufgabe im Besucherservice ja nicht zu sein… so ganz ohne Besucher*innen. Aber wir sind noch für andere da, die auch jetzt im Lockdown bei uns vorbeikommen, weil sie alle höchst systemrelevant dafür sorgen, dass wir demnächst eine neue wunderbare, Ausstellung eröffnen dürfen.  Mit Abstand versteht sich virtuell, digital, live, aber dazu später mehr.
Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche. Foto: Wietschorke/ MSPT
Denn jetzt ist ja noch alles im Aufbau, eine mittlere Großbaustelle würde ich sagen, denke an unseren letzten privaten Umzug und bewundere das Aufbau-Team inklusive Architektin, Mediengestaltern, Technikern, Schreiner*innen und vielen anderen mehr für ihre Arbeit und die gute Laune, die sie dabei auch noch verströmen.

Letzteres wiederum ist mir auch ohne Aufbau hier im Haus mehr als vertraut, denn an meinem persönlichen Lieblingsplatz mitten im Foyer bin ich umgeben von gut gelaunten Kolleg*innen, die nur darauf warten, mir für diese Blogreihe die eine oder andere persönliche Frage zu beantworten. Ich betrachte das Blogschreiben derzeit als Besucherservice im weitesten Sinne.

Raumschiff Orion, Raumschiff Wohnzimmer und der Wilde Westen
Für den heutigen Beitrag habe ich mich mit zwei meiner Kollegen unterhalten, auf die einfach immer Verlass ist. Der eine ist mein direkter Kollege Konny am Empfang und der andere unser Hausmeister Niko. Was sie machen, bringt Niko auf den Punkt: „Ich muss das hier am Laufen halten und wir sind hier alle ein Team“ und genau das ist auch der Grund, warum ich diese vielen Mitwirkenden hinter den Kulissen anspreche. Ich kann das nämlich nur bestätigen. Niko sorgt für den reibungslosen Ablauf vor Ort, dafür, dass die Objekte an Ort und Stelle kommen, dass überhaupt morgens schon sehr früh geöffnet werden kann und er hat sicherlich hundert kleine Aufgaben vergessen, die er noch so nebenbei miterledigt.
Museum für Kommunikation Frankfurt: Postkutsche

Dafür erzählt er mir von seinem Lieblingsobjekt in unserer Dauerausstellung, der Kutsche und seinen Kindheitsträumen von Texas, Cowboys und Pferden, die er damit verbindet. Auf den Zusammenhang wäre ich ja im Traum nicht gekommen, handelt es sich doch bei unserer um eine quietschgelbe Postkutsche aus dem Europa des 19. Jahrhunderts. Dafür liegen die Zukunftsvisionen aus seiner Kindheit doch quasi auf der Hand: Raumschiffe, Planeten und Himmelskörper, vor allem der Pluto hat es ihm angetan, denn da gab es mal einen Zeichentrick-Hund namens Pluto. Ich erinnere mich dunkel…

Auch Konnys Zukunftsvisionen von früher sind medien-geprägt. Jules Verne hat er gelesen, Weltraumreisen fallen ihm ein und natürlich das schöne alte „Raumschiff Orion“ hat ihn begeistert. Immer wieder sind es Reisen, neue Verkehrsmittel und neue ferne Welten, wie die alte Postkutsche aus der Dauerausstellung, das E-Mobil-Fahrzeug aus einer der letzten Sonderausstellungen und natürlich der „große Schritt für die Menschheit“, der aktuell in unserem „Raumschiff Wohnzimmer“ zur Mondlandung dargestellt wird. Und dann steht man mitten im Aufbau-Wunder von „Back to Future“ und kann lesen, dass solche Reisen auf größere Distanz niemals möglich sein werden.

Back to Future: Zitat von Wilbur Wright.
Schnittstelle im Museum
Das sind alles Zusammenhänge, über die auch Konny am Empfang gerne plaudert. Denn er sieht es als seine Aufgabe, unsere Museumsgäste nett aufzunehmen, kleine Einleitungen zu geben, hilfreich zur Seite zu stehen, sich aber auch im persönlichen Dialog über die kleinen und großen Ausstellungsthemen auszutauschen. Übrigens: das Lieblingsobjekt von Konny ist ein Geheimtipp, so versteckt ist es hier im Haus. Von da aus ist es nur noch ein Katzensprung zu „Back to Future“. Wer sich im Haus auskennt, kann ja gerne schon mal raten. Und für alle anderen: Am besten, ihr kommt vorbei und lasst es euch zeigen – nach der Museumspause, mit Maske und Abstand, versteht sich.

Jetzt allerdings sind ja eben keine Gäste da. Und so haben wir die ehrenvolle Aufgabe, den vielen wichtigen Menschen und Objekten hier Tür und Tor zu öffnen, für den richtigen Strom im richtigen Stockwerk zu sorgen und was eben sonst noch so gebraucht wird und womit vorher niemand gerechnet hatte. Und als hätten sich meine beiden Kollegen auch in diesem Punkt abgesprochen, sagt Konny: „Das ist ein Riesen-Topf mit beteiligten Leuten und da ist man Schnittstelle.“

Back to Future: Grenzenlose Kommunikation
Das kann ich genau so unterschreiben. Übrigens: meine Lieblingsobjekte und Zukunftsvisionen aus der Kindheit sind doch ganz andere. Aber dazu dann doch mehr anderer Stelle. Dafür antworte ich noch kurz auf meine Sprachnachricht am Abend nach meinem Museumstag im Lockdown: „Danke, mir geht`s prima. Und ja, es ist beides: das Museum ist komplett zu und wir haben gut zu tun.“
Anne Wietschorke, 14. November 2020
Die Idee einer aufblasbaren Raumstation

Die Idee einer aufblasbaren Raumstation

Im Jahr 2000 glaubten Weltraumvisionar*innen an rotierende Raumstationen. Foto: NASA

Am 26. Juni hat die Ausstellung „Raumschiff Wohnzimmer. Die Mondlandung als Medienereignis“ erfolgreich eröffnet und die ersten Besucher*innen blickten auf die Exponate der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation sowie des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums in Feucht. Das Historische Archiv des WDR zeigt in Bewegbildern und Tönen Ausschnitte, die das größte Medienereignis der Geschichte dokumentieren und die zulassen, sich in dieses zurückzuerinnern. Mit der “Sendung mit der Maus” im Raumanzug oder dem Sandmännchen beschreibt die Ausstellung einen bedeutenden Meilenstein, der den intrinsischen menschlichen Einfallsreichtum beweist.

Leben im Weltraum – eine Vision?

Die Menschen hegten in ihrer Geschichte aber nicht nur den Traum, auf den Mond zu reisen. Visionäre Erfinder*innen gab es schon im 17. Jahrhundert: Gilt der französische Schriftsteller Savinien Cyrano de Bergerac mit seinen fantastischen Romanen zu Reisen zu Mond- und Sonnenbewohnern als Vorläufer der Aufklärung und seine Romane zum Genre des Science-Fiction, ist die Erkundung des Planeten Mars eine Vision, die im Juni 2002 zur Gründung des privaten US-amerikanischen Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmen SpaceX führte. Dieses soll es der Menschheit eines Tages ermöglichen, den Mars zu kolonisieren. Der mit großer Fantasie besetze Traum der Marskolonisation ist nur eine von zahlreichen Ideen, die die Ausstellung „Back to Future – Technikvisionen zwischen Science-Fiction und Realität“ ab November 2020 in einem der vier Themenräume im Frankfurter Museum für Kommunikation zeigen wird.

 

Aufblasbare Raumstation entsteht aus der Not heraus

Um Transportkosten zu sparen aber ein größeres Volumen als Wohnfläche im All zur Verfügung stellen zu können, entwickelte die NASA in den 1990er Jahren die Idee einer aufblasbaren Raumstation. Erste Ideen dazu gab es schon in den 1960er Jahren. Ihr Name TransHab ist eine Abkürzung für „Transit Habitat“, welcher die von den Entwickler*innen erhoffte Nutzung beschreibt: Ein Wohnmodul eines Raumschiffes für einen Flug zum Mars! Jedoch wurde das Projekt wegen zu hoher Kosten von der NASA nicht weiter verfolgt und zu einer Nutzung für die Internationale Raumstation ISS kam es dadurch vorerst nicht.

 

Erstes Modell der aufblasbaren Raumstation noch in Torusform von 1961. Foto: NASA

Später nahm sich der amerikanische Milliardär Robert Bigelow dieser Idee an und gründete 1999 mithilfe seines Vermögens das Unternehmen Bigelow Aerospace, das seither an der Umsetzung dieser aufblasbaren Raumstationen weiterarbeitet.

Modell der aufblasbaren Raumstation als Wohnmodul. Foto: NASA/Wikimedia

Mit Erfolg: am 12. Juli 2006 startete der Experimentalsatellit Genesis 1, der die Entfaltungstechnik in nur zehn Minuten demonstriert. Von 1,6 Metern auf 2,54 Metern im Durchmesser bläst sich das Volumen auf 11,5 Kubikmeter. Den Schutz vor einem Beschuss mit kleinsten Meteoriten im All, der bei der ersten maßstabsgerechten Darstellung als Modell noch befürchtet worden war, scheint die 15,24 Zentimeter dicke Außenhaut aus mehreren Schichten zu bieten. Auch die Weltraummüll-Verträglichkeit wurde mittels der Missionsdaten durch das Mission Control Center in Las Vegas überprüft. Knapp ein Jahr später am 28. Juni 2007 gelingt der Start samt Entfaltung im All des Nachfolgers Genesis 2 ebenfalls vom russischen Raketenstartplatz in der Nähe der Stadt Jasny. Zu einer Umsetzung der Idee als Wohnmodul ist es bisher nicht gekommen, auch wenn der Hotelkettenbesitzer Bigelow vielversprechende Visionen zu haben scheint.

Dem SpaceX-Gründer Elon Musk zufolge soll es schon in den nächsten 20 Jahren bemannte Flüge zum Mars geben. Ferner sollen in 100 Jahren Menschen dauerhaft auf dem Mars leben können. Das Konzept der aufblasbaren Raumstation könnte das Leben auf dem Mars für Menschen möglich machen.

Autorin: Hanna Gottschalk, 13. Juli 2020.