Im Jahr 2000 glaubten Weltraumvisionar*innen an rotierende Raumstationen. Foto: NASA

Am 26. Juni hat die Ausstellung „Raumschiff Wohnzimmer. Die Mondlandung als Medienereignis“ erfolgreich eröffnet und die ersten Besucher*innen blickten auf die Exponate der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation sowie des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums in Feucht. Das Historische Archiv des WDR zeigt in Bewegbildern und Tönen Ausschnitte, die das größte Medienereignis der Geschichte dokumentieren und die zulassen, sich in dieses zurückzuerinnern. Mit der “Sendung mit der Maus” im Raumanzug oder dem Sandmännchen beschreibt die Ausstellung einen bedeutenden Meilenstein, der den intrinsischen menschlichen Einfallsreichtum beweist.

Leben im Weltraum – eine Vision?

Die Menschen hegten in ihrer Geschichte aber nicht nur den Traum, auf den Mond zu reisen. Visionäre Erfinder*innen gab es schon im 17. Jahrhundert: Gilt der französische Schriftsteller Savinien Cyrano de Bergerac mit seinen fantastischen Romanen zu Reisen zu Mond- und Sonnenbewohnern als Vorläufer der Aufklärung und seine Romane zum Genre des Science-Fiction, ist die Erkundung des Planeten Mars eine Vision, die im Juni 2002 zur Gründung des privaten US-amerikanischen Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmen SpaceX führte. Dieses soll es der Menschheit eines Tages ermöglichen, den Mars zu kolonisieren. Der mit großer Fantasie besetze Traum der Marskolonisation ist nur eine von zahlreichen Ideen, die die Ausstellung „Back to Future – Technikvisionen zwischen Science-Fiction und Realität“ ab November 2020 in einem der vier Themenräume im Frankfurter Museum für Kommunikation zeigen wird.

 

Aufblasbare Raumstation entsteht aus der Not heraus

Um Transportkosten zu sparen aber ein größeres Volumen als Wohnfläche im All zur Verfügung stellen zu können, entwickelte die NASA in den 1990er Jahren die Idee einer aufblasbaren Raumstation. Erste Ideen dazu gab es schon in den 1960er Jahren. Ihr Name TransHab ist eine Abkürzung für „Transit Habitat“, welcher die von den Entwickler*innen erhoffte Nutzung beschreibt: Ein Wohnmodul eines Raumschiffes für einen Flug zum Mars! Jedoch wurde das Projekt wegen zu hoher Kosten von der NASA nicht weiter verfolgt und zu einer Nutzung für die Internationale Raumstation ISS kam es dadurch vorerst nicht.

 

Erstes Modell der aufblasbaren Raumstation noch in Torusform von 1961. Foto: NASA

Später nahm sich der amerikanische Milliardär Robert Bigelow dieser Idee an und gründete 1999 mithilfe seines Vermögens das Unternehmen Bigelow Aerospace, das seither an der Umsetzung dieser aufblasbaren Raumstationen weiterarbeitet.

Modell der aufblasbaren Raumstation als Wohnmodul. Foto: NASA/Wikimedia

Mit Erfolg: am 12. Juli 2006 startete der Experimentalsatellit Genesis 1, der die Entfaltungstechnik in nur zehn Minuten demonstriert. Von 1,6 Metern auf 2,54 Metern im Durchmesser bläst sich das Volumen auf 11,5 Kubikmeter. Den Schutz vor einem Beschuss mit kleinsten Meteoriten im All, der bei der ersten maßstabsgerechten Darstellung als Modell noch befürchtet worden war, scheint die 15,24 Zentimeter dicke Außenhaut aus mehreren Schichten zu bieten. Auch die Weltraummüll-Verträglichkeit wurde mittels der Missionsdaten durch das Mission Control Center in Las Vegas überprüft. Knapp ein Jahr später am 28. Juni 2007 gelingt der Start samt Entfaltung im All des Nachfolgers Genesis 2 ebenfalls vom russischen Raketenstartplatz in der Nähe der Stadt Jasny. Zu einer Umsetzung der Idee als Wohnmodul ist es bisher nicht gekommen, auch wenn der Hotelkettenbesitzer Bigelow vielversprechende Visionen zu haben scheint.

Dem SpaceX-Gründer Elon Musk zufolge soll es schon in den nächsten 20 Jahren bemannte Flüge zum Mars geben. Ferner sollen in 100 Jahren Menschen dauerhaft auf dem Mars leben können. Das Konzept der aufblasbaren Raumstation könnte das Leben auf dem Mars für Menschen möglich machen.

Autorin: Hanna Gottschalk, 13. Juli 2020.