Ist das Kunst oder kann das Wissenschaft?

Ist das Kunst oder kann das Wissenschaft?

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Dieser Beitrag ist ein Gastbeitrag von den Student:innen des Studienganges „Wissenschaft- Medien- Kommunikation“ des Karlsruher Institut für Technologie und ist in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kommunikation entstanden. Verschiedene Perspektiven auf die Konzeption, Durchführung und Kommunikation der „Back to Future“-Ausstellung wurden erarbeitet und in Blogbeiträgen zusammengeführt.

In Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie und dem Museum für Kommunikation Frankfurt entstanden acht Blogbeiträge zu unterschiedlichen Themen. Wir haben für euch die Kuratorin Katja Weber und die wissenschaftliche Volontärin Carolin Dörr interviewt. Dabei haben wir den Zusammenhang zwischen Kunst und Wissenschaft aufgegriffen, welcher auch in der Sonderausstellung „Back to Future. Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ präsentiert wird.

Einblick hinter die Kulissen

© Pinar Yoldas, Designer Babies, 2013.

 

Zunächst wollten wir von den beiden wissen, wie sie auf die Idee kamen, Kunstwerke in die Ausstellung zu integrieren. „Da fehlt der Magic Moment“, dieser Gedanke hat Katja Weber nicht losgelassen. Sie sah sich mit mühseligen Kommunikationen mit den Beteiligten und harten Recherchen konfrontiert. Es fehlte an Kreativität und künstlerischen Zugängen im Hinblick auf die Vermittlung der Inhalte. Besucher:innen sollten über mehrere Ebenen angesprochen werden. Es ist wichtig den Besucher auf eine ästhetische Weise zu berühren. Nach intensiver Recherche stieß Weber auf das Exponat eines designten Babys, dort wird der Magic Moment besonders deutlich. Dieses Kunstwerk wirft ethische und moralische Fragen auf, außerdem berührt die menschennahe Abbildung nachhaltiger als ein technisches Kunstwerk.

Kunstwerke sollten möglichst vielfältig sein. Dementsprechend wollten wir erfahren, ob es bestimmte Attribute gab, die alle Kunstwerke kennzeichneten wie beispielsweise die Herkunft oder die Wahl des Mediums.

Sie haben eher auf Unterschiede bei den Kunstwerken und Internationalität der Künstler:innen gesetzt. Durch diese gegebene Diversität war es möglich, vielfältige Visionen in der Ausstellung zu vereinen. Skulpturen, Fotografien, Virtual Reality oder sogar organische Medien sind bei „Back to Future“ zu sehen. Künstler aus England, den Vereinigten Staaten, dem Senegal und aus Kroatien wirkten bei der Sonderausstellung mit.

Zwischen Kunst und Kultur

Da in der Ausstellung sowohl künstlerische als auch kulturhistorische Exponate vorkommen, hat es unsere Neugier geweckt, wie sich dieser Unterschied in der Ausstellung äußert. Der Unterschied wird vor allem in den Themenräumen und bei den sogenannten poetischen Umwegen deutlich. Dabei macht die Kunst selbst den Unterschied, so die Kuratorin. Je nach Anwendungsbereich variiert die Darstellung der Kunst. So sind beispielsweise Exponate mit kulturhistorischem Hintergrund aus dem jeweiligen Zeitgeschehen zu sehen. Darüber hinaus ist die Kunst groß, raumergreifend und individuell, was folglich die Diversität der Ausstellung noch einmal unterstreicht.

Oftmals kommt es bei Künstler:innen vor, dass sich Ideen für Projekte im Laufe des Prozesses ändern, da die Umsetzung häufig Überraschungen bereithält. Aus diesem Grund hat es uns interessiert, ob das bei der Umsetzung der Ausstellung „Back to Future“ auch der Fall war. Künstler:innen wurden vorab angefragt, inwiefern sie sich vorstellen konnten, bei dieser ungewöhnlichen Ausstellung mitzuwirken. Daraufhin wurde bei der Bundeskulturstiftung ein Antrag gestellt, um die poetischen Umwege zeigen zu können. Die Umsetzung ist dabei immer mit Budget, beziehungsweise der Einnahme von Drittmitteln verbunden. Nach der Genehmigung folgte die Kontaktaufnahme mit den Ateliers und den Galerien, welche jedoch durch die aktuelle Corona Pandemie erschwert wurde. Entsprechend mussten einige Ideen situativ angepasst werden. „Es gab auf jeden Fall Veränderungen“, so Katja Weber.

Fotografie „Flying Bicycle“, um 1900, USA. Quelle: Alamy FF816K FLYING BICYCLE, c1900. /nThe French ‘flying bicycle,’ Aviette. Photograph, c1900. © Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Photo

Seele und Verstand

Virtual Reality Erlebnis “Garten der Lüste” von Hieronymus Bosch

Rationale Wissenschaft und emotionsgeladene Kunst klingen erst mal völlig gegensätzlich. Doch worin besteht ihre Verbindung?

Ohne zu zögern kam die Antwort „Aus der Fähigkeit visionär zu sein“. Kunst und Kultur spiegeln die gesellschaftlichen Herausforderungen und das alltägliche Geschehen wider. Somit ist es wichtig einen Weg zu ebnen, durch den solche Themen in Form von Kunst repräsentiert und verarbeitet werden können. Forscher hingegen nutzen wissenschaftliche Methoden, um relevante Ergebnisse verständlich zu kommunizieren. Der Unterschied zwischen Kunst und Wissenschaft ist demnach die Herangehensweise an die gleichen Themen. Die Verbindung der beiden liefert der Öffentlichkeit ein reflektiertes Gesamtbild und eine leichtere Zugänglichkeit zu bislang unbekannten Themen.

Der Schriftsteller Maxim Gorki trifft den Nagel auf den Kopf, die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele.

Autorinnen: Lara Bitzer, Angela Hyland, Artisa Zhegrova

Ist das Kunst oder kann das Wissenschaft?

Visionen erschaffen und abtauchen in andere Welten

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Dieser Beitrag ist ein Gastbeitrag von den Student:innen des Studienganges „Wissenschaft- Medien- Kommunikation“ des Karlsruher Institut für Technologie  und ist in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kommunikation entstanden. Verschiedene Perspektiven auf die Konzeption, Durchführung und Kommunikation der „Back to Future“ Ausstellung wurden erarbeitet und in Blogbeiträgen zusammengeführt.

Du steigst in dein Auto, nimmst das Lenkrad in die Hand und steuerst auf dein Fahrtziel zu. Mal biegst du nach rechts ab und mal nach links. Du gibst Gas und bestimmst die Geschwindigkeit. Du entscheidest, wie und wo du ankommst: Du hast die Handlungsmacht. Genauso verhält es sich auch mit der Zukunft. Wir als Gesellschaft nehmen das Lenkrad in die Hand und können unsere Zukunft aktiv steuern. Wir bestimmen das Ziel.

„Wir wollen die Besucher anregen, sich selbst in Beziehung zu setzen“ Katja Weber (Kuratorin der Ausstellung)

Mit der Ausstellung “Back to Future. Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität” werden die Besucher:innen nicht nur eingeladen, in die Visionen der Vergangenheit einzutauchen, sondern auch eigene Visionen zu gestalten. Die partizipativen und interaktiven Elemente der Ausstellung ermöglichen es, eine Idee davon zu bekommen, wie „unsere Zukunft später wird und wie wir uns selbst ermächtigen können, Teil davon zu sein“, sagt Katja Weber, die Kuratorin der Ausstellung.

Fremde Welten erkunden

Virtual Reality Erlebnis “Garten der Lüste”

​Im “Garten der Lüste” herumspazieren oder sich eine freie Zukunft prophezeien lassen? Die VR-Anwendungen bieten die Möglichkeit, in verschiedene Welten einzutauchen.
Der „Garten der Lüste“ ist ein Gemälde von Hieronymus Bosch. Die Entwicklergruppe TimeLeapVR aus Frankfurt hat sich diesen zum Anlass genommen, um eine Virtual Reality zu gestalten. Besucher:innen können in den geheimnisvollen Garten eintauchen und in ihm herumspazieren. Hier gibt es allerhand zu entdecken. Was passiert und wo sich hinbewegt wird, ist ihnen allein überlassen. Außenstehende können die Erkundungstour durch einen Monitor mitverfolgen.

Oder als Avatar an einen Ort zwischen Beauty-Salon und „Neurokosmetologielabor“ reisen? „In der VR-Anwendung von Hyphen-Labs begegnen uns Afrofeministinnen, die Prophetinnen sind und uns eine freie Zukunft prophezeien“, erzählt Katja Weber.

Nutzer:innen der VR-Anwendung sehen sich in einem Salonspiegel als ein junges afroamerikanisches Mädchen – dem futuristischen Avatar ‘Brooke’. Anstelle von gewöhnlichen Zöpfen werden die Kund:innen des Salons/Labors mit Elektroden ausgestattet. Diese lösen eine Halluzination aus, die einen durch eine tranceartige afrofuturistische Weltraumlandschaft führt. Die VR-Anwendung soll Nutzer:innen beeinflussen und möglicherweise Voreingenommenheit und Angst verringern, indem sie in positive, ansprechende Darstellungen von afroamerikanischen Frauen eintauchen.

VR-Anwendung von Hyphen-Labs

Einen eigenen Planeten erschaffen

Utopie Generator

Stell dir vor, du hättest in der Hand, wie das Leben auf einem zukünftigen Planeten ablaufen könnte. Wie würdest du es gestalten?

Der Utopie-Generator lädt die Besucher:innen am Ende des Rundgangs dazu ein, ihren Fantasien und Visionen zur Zukunft freien Lauf zu lassen. Er ist das Highlight der Ausstellung sowie das bei der Umsetzung so ziemlich herausforderndste interaktive Element. Für die Nutzer:innen selbst bleibt er aber „ein ganz einfaches Tool“, meint die Kuratorin Katja Weber.

Über einen Schalter können Fragen über die Vorstellungen eines zukünftigen Lebens mit “Ja” oder “Nein” beantwortet werden. Dazu erscheinen passende Animationen auf einer Leinwand und das Schlussbild zeigt die fertig generierte Utopie.

„Der Utopie-Generator funktioniert so, dass man immer ein Bild bekommt für das, wofür man sich entschieden hat. Man möchte, dass auf seiner Erde die Sonne aufgeht, also geht die Sonne auf.”Katja Weber

Das soll schlussendlich dazu führen, sich seinen eigenen Planeten zu erschaffen. Die Besucher:innen werden zum Schöpfer ihrer zukünftigen Welt und haben den Hebel selbst in der Hand. Gefragt wird, ob es humanoide Bewohner:innen geben soll, ob diese kooperativ sind, ob es Wasser in dieser Welt gibt, ob das Leben auf der Erde stattfinden soll, ob sich in der Nähe eine Sonne befindet und ob es hoch entwickelte Technologien geben wird.

Trotz der überschaubaren Zahl an Fragen und nur zwei Wahlmöglichkeiten, musste der Gestalter um die 128 Zeichnungen anfertigen, da es zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten gibt.

Hier geht’s zur Online-Anwendung: https://chrismon.evangelisch.de/utopie-generator 

Flaschenpost in die Zukunft

Urlaubsreisen auf den Mond? Oder fliegende Taxis? – Wie stellen wir uns heute die Zukunft vor? Und was wollen wir nächsten Generationen sagen? Was soll es in 50 oder 100 Jahren geben und was soll im Hier und Jetzt bleiben? Über diese Fragen können sich die Besucher:innen inmitten der Ausstellung an einem Tisch in Ruhe Gedanken machen. 

Postkarten an die Zukunft zum Selberschreiben

 „Besucher können ihre Botschaft an zukünftige Generationen auf einer Postkarte hinterlassen, in die Zeitkapsel stecken und die geht in das Archiv des Museums ein. Dort wird sie unter wissenschaftlichen Bedingungen inventarisiert“Katja Weber 

Die Kuratorin Katja Weber erhofft sich, dass „vielleicht in ferner Zukunft irgendwann mal jemand, der dort arbeitet, diese Archivkapsel finden und möglicherweise daraus eine Ausstellung machen wird.“ 

Auch wir haben überlegt, wie wir uns die Zukunft vorstellen. Eine Postkarte möchten wir gerne zeigen:  

Beim Schreiben dieser Postkarte musste ich daran zurückdenken, wie ich im Alter von 13 Jahren einen Brief an mein 30-Jähriges Ich geschrieben habe. Ich wollte meiner Zukunft sagen, was ich mir erträume bis dahin erlebt zu haben. Meine eigene Zeitkapsel, die im Gegensatz zur Museums-Zeitkapsel, nur für mich bestimmt ist.

Für jeden ist etwas dabei

Die Ausstellung kann durch die interaktiven Elemente bei mehreren Zielgruppen punkten.

„Weil Gruppen von Jugendlichen und Kindern am liebsten sitzen und wenn es da, wo es etwas zu Sitzen gibt, auch noch etwas zum Spielen ist, dann hat man schon einmal zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“ – Katja Weber

Kinder und Jugendliche sind begeistert, wenn sich irgendwo etwas bewegen lässt und auch die Erwachsenen können sich an sogenannten Votingstationen oder der Zeitkapsel intensiv mit der Thematik beschäftigen und etwas zu der Ausstellung beitragen. 

Die Zukunft liegt in unseren Händen

 „Dieser Versuch mit der Interaktivität, diese eigene Handlungsmacht spürbar zu machen. Selbstwirksamkeit spürbar zu machen. Den Selbstbezug.“ Katja Weber 

Durch die interaktiven Elemente in der Ausstellung werden wir angeregt, in Fantasien zu schwelgen, Utopien zu generieren, über die Zukunft nachzudenken, die Visionen der Vordenker nachzuempfinden und Wünsche an die Zukunft zu äußern. 

WIR haben das Lenkrad in der Hand. Wir haben mehr Macht, als wir denken. Also: Lass uns in unser Auto setzen, das Lenkrad in die Hand nehmen und das Ziel bestimmen!  

Autorinnen: Céline Ullrich, Viviane Seeberger, Karla Wolff

„Smartphone.25 – Erzähl mal!“ – Eine Smartstory aus dem Alltag

„Smartphone.25 – Erzähl mal!“ – Eine Smartstory aus dem Alltag

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Die vollständige Gerätereihe.

Das Smartphone ist zu einem Begleiter in allen Lebenslagen geworden. Informationen können über unterschiedliche Suchmaschinen zu jeder Zeit aufgerufen werden, über Messenger-Dienste wird miteinander kommuniziert, die Lieblingsmusik ist nur eine App entfernt und wenn die Bahn Verspätung hat, wird dir auch dies über das Smartphone mitgeteilt. Das „intelligente Mobiltelefon“ ist längst Teil unseres Lebens und aus diesem auch schwer wieder wegzudenken. Anlässlich des 25. Geburtstags des Smartphones am 15. August starten wir schon jetzt das Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“.

Smartphone.25 – Erzähl mal

1996 kam der Nokia 9000 Communicator als erstes Handy mit mobilem Internetzugang auf den Markt und prägte von da an nicht nur die Industrie der Mobiltelefone nachhaltig, sondern leitete Veränderungen im Nutzungs- und Kommunikationsverhalten der Menschen in die Wege. Für das Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“ interessieren wir, die Museumsstiftung Post und Telekommunikation, uns für eure Smartphone-Erlebnisse. Eure persönliche Smartstory könnt ihr uns gemeinsam mit euren Gerätereihen bestehend aus mehreren eurer alten Handys und Smartphones zukommen lassen. Nähere Informationen findet ihr auf unserem Sammlungsaufruf. Wir freuen uns über jede einzelne Geschichte, die ihr uns zu erzählen habt!

Der Nokia 9000 Communicator von 1996.
Foto: Bert Bostelmann

Die kleinen Geschichten

Ich bin Katharina, zurzeit Masterstudentin der Erziehungswissenschaften und absolviere im Zuge meines Studiums noch bis Ende Juli mein Praktikum im Museum für Kommunikation in Frankfurt. Als Assistentin des Projekts „Smartphone.25 – Erzähl mal!“ bin ich wesentlich an dessen Konzeption beteiligt und gelte als Ansprechpartnerin für diejenigen, die sich entscheiden, uns ihre Gerätereihen und Smartstorys zukommen zu lassen.

Zugegeben: als ich über meine eigene Smartphone-Geschichte nachdachte, erschienen mir meine Smartphoneerlebnisse zunächst nicht der Rede wert. Erst nach und nach begriff ich, dass es die vermeintlich kleinen Geschichten sind, denen rückblickend mehr Bedeutung zukommt, als ich zunächst vermutet hätte.

Das erste Mobiltelefon

Unser erstes Mobiltelefon: Nokia 2110i, Typenbezeichnung Nokia NHE-4NX

Als der Nokia 9000 Communicator 1996 auf den Markt kam, hatte ich noch keinerlei Vorstellung davon, welch großen Stellenwert Smartphones in meinem Leben einmal haben werden. Lange Zeit wurde ich mit dem Begriff des „Smartphones“ nicht konfrontiert. Das erste Mobiltelefon meiner Familie war 1999 ein schwarzes Nokia 2110i und wurde klassisch für Telefonate von unterwegs genutzt. Erst als im Jahr 2007 Apple-Chef Steve Jobs das erste iPhone präsentierte, wurde der Begriff „Smartphone“ auch in meinem Freundes- und Familienkreis präsent. Das kleine, handliche Gerät mit Multi-Touch-Bildschirm überzeugte damit, viel mehr zu können als nur telefonieren oder SMS schreiben. Internetzugang, die Vernetzung mit WLAN und Bluetooth und die Wiedergabemöglichkeiten unterschiedlicher Medien vereinte sich nun in nur einem Gerät, das zudem auch noch schick aussah. Kein Wunder, dass dies teilweise zu langen Schlangen vor den Verkaufsgeschäften und zu einer „iPhone-Euphorie“ in meinem Freundeskreis führte. 

Die ersten Smartphones

Im Jahr 2009 kam ich zu meinem ersten Smartphone Samsung GT-S5230. Ich genoss es, damit auf dem Weg zur Schule Musik hören zu können oder SMS schreiben zu können. Erstaunlicherweise spielte für mich die Internetfunktion zunächst keine große Rolle, denn das mobile „Surfen“ war stets mit Kosten verbunden. Mit Besitz des ersten Smartphones änderte sich rückblickend auch mein Kommunikationsverhalten entscheidend. Immer seltener griff ich nach dem Festnetztelefon, um meine Freunde anzurufen, sondern ich entschied mich dazu, kurze Textnachrichten zu verfassen. Das Smartphone bedeutete für mich Freiheit und Flexibilität, führte gleichzeitig jedoch auch das erste Mal zu einem Gefühl ständiger Erreichbarkeit. Dieses Gefühl setzte verstärkt ein als ich später immer häufiger auf Messenger-Dienste zurückgriff, um zu kommunizieren. Auf meinem Samsung Galaxy Fame GT-S6810P installierte ich das erste Mal WhatsApp und den Facebook-Messenger. Lange Zeit verzichtete ich auf derartige Messenger-Dienste. Besonders wichtige Nachrichten erhielt ich weiterhin per SMS oder ich griff auf anderweitige immobile Chatmöglichkeiten zurück. Über ICQ, später über Facebook konnte sich auch hier ausgetauscht werden.

Von links: Samsung GT-S5230 von 2009, Samsung Galaxy Fame GT-S6810P von 2013, Samsung Galaxy Trend Lite (GT-S7390) von 2014

Beginn des Studiums

Das Huawei P10 von 2017 begleitet mich bis heute

Mit Beginn des Studiums erschloss sich mir jedoch immer mehr die Verwendung von Messenger-Diensten und anderweitigen Apps auf dem Smartphone. In den Einführungsveranstaltungen der Studiengänge kamen Studierende zusammen, die sich alle zunächst fremd waren. Nette Gespräche entstanden, erste Kontakte wurden geknüpft. Dass diese Kontakte jedoch auch in der Zukunft weiterhin Bestand hatten, hing ganz essenziell mit dem Smartphone zusammen. In Whatsapp- und Signalgruppen wurden Fragen zu Studieninhalten gestellt, über Instagram, Facebook und Twitter fand ebenfalls eine Vernetzung statt. Bei mir war der Beginn der Studienzeit unweigerlich mit dem Kauf eines neuen Smartphones mit mehr Speicherplatz verbunden. Das Huawei P10 begleitet mich bis heute. Mit der Zeit erkannte ich, wie Smartphones Menschen miteinander verbinden und zueinander bringen können. Smartphone bedeutet Nähe trotz Distanz. Insbesondere in der heutigen Zeit des social distancing ist derartige Nähe ungemein wichtig geworden, denn lassen wir dieses Gedankenexperiment einmal zu: Wie hätte die Corona-Pandemie ohne Smartphones ausgesehen?

Autorin: Katharina Kohl

Wie hast Du Dir die Zukunft vorgestellt?

Wie hast Du Dir die Zukunft vorgestellt?

Während der Laufzeit unserer Ausstellung BACK TO FUTURE. TECHNIKVISIONEN ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT erzählen unsere Mitarbeiter*innen, welche Gedanken sie sich früher über die Zukunft gemacht haben! Wir werfen damit einen Blick auf die Zukunftsvisionen von gestern.

 

Ceren Topcu – Referentin Digitale Medien, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Meine Vorstellung von der Zukunft war sehr optimistisch und fortschrittsorientiert. Sicherlich beeinflusst durch Science-Fiction-Literatur und Zeichentrickfilme, z. B. Die Jetsons, die ich als Kind gerne gesehen habe. Als Kind war ich mir sicher, dass es in der Zukunft Roboter geben wird, die uns den Alltag erleichtern. Das tun sie auch jetzt schon, aber nicht in Form von menschenähnlichen Kreaturen. Ich war auch fasziniert von der Idee der Teleportation, die mit den Bildtelefonen teilweise Wirklichkeit geworden ist. Ich glaubte auch an Konzepte wie “Essen in der Pille (Meal-in-the-pill)”, fliegende Autos und die Kolonisierung des Weltraums. Leider ist die Realität oft weniger spektakulär als die Fiktion.

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Muna Mawassii -Event Managment / Vermietungen

“Mein Bild von der Zukunft war schon früh sehr ambivalent geprägt. So las ich Gudrun Pausewangs Bücher „Die Wolke“ und „Die letzten Kinder von Schewenborn“ wodurch mir die Gefahr atomarer Energie bewusst wurde. Statt die Zukunft schwarz zu malen wollte ich jedoch handeln und beschäftigte mich früh mit Umweltthemen. In einer Umwelt-AG an meiner Schule lernten wir, was unser Beitrag zu einem gesunden Planeten und damit einer besseren Zukunft sein könnte. Ich phantasierte über Tanks, die man an den Auspuff von Autos stecken könnte, um die Abgase einzufangen und im Nachhinein chemisch aufzubereiten und träumte von einer grüneren Welt mit weniger stinkenden Autos.
Auch wenn ich meine Abgastank-Idee nie zur Marktreife gebracht habe, haben sich meine Zukunftsvisionen kaum verändert. Ich erhoffe mir immer noch eine Zukunft, in der wir in besserem Einklang mit der Natur leben, eine grünere Art von Verkehr etablieren und auch künftigen Generationen eine lebenswerte Welt bieten.”

 

 

 

 

Ruken Eroglu, Praktikantin – Ausstellungsmanagement/-organisation

In meiner Kindheit verband ich mit dem Begriff „Zukunft“ ausschließlich nur Positives. Mit der Zeit wurde die Frage nach dem, was zukünftig noch alles an technisch Neuem kommen wird, immer größer. Zugleich stimmte es mich aber auch ängstlich, wenn ich allein daran gedacht habe, dass meine geliebten CD-Player und Kassetten-Recorder eines Tages nicht mehr in der Form auf dem Markt erhältlich und stattdessen nur noch digitalisiert irgendwo im World Wide Web abrufbar sein werden. Heute kann und will ich auf diese nicht verzichten, da ich die Möglichkeit, Musik ohne die Notwendigkeit eines Wlan-Zuganges (aber leider noch mit Strom-Anschluss) als praktisch erachte.
Der fortschreitenden Digitalisierung unserer Alltagswelt gegenüber verspüre ich nicht allein nur Neugierde und Hoffnung, sondern vielmehr auch Wehmut: Waren es gestern noch bspw. ausgedruckte Eintrittskarten für das Konzert der Lieblingsband – die nach Gebrauch als materielle bzw. allgegenwärtig präsente Erinnerungsstücke fungieren können – sind es morgen immaterielle bzw. physisch nicht-greifbare, digitalisierte Eintrittsbefugnisse. Das klassische „In-Erinnerung-schwelgen“ nimmt so durch die Absenz der haptischen Wahrnehmung an Bedeutung ab, was ich sehr bedauerlich finde.
Der Standardspruch „Aus Fehlern lernt man“ begegnet einem nicht nur im Alltag sondern auch in der Technik- bzw. Innovationswelt, wenn es darum geht bereits existierende Erfindungen immer wieder aufs Neue zu verbessern und damit auch weiterzuentwickeln. Die digitale Revolution mitsamt u.a. der immer smarter werdenden Maschinen wird den Menschen bei weitem nicht zufrieden stellen, da das individuelle psychische und physische Wohlbefinden bekanntlich immer wieder von ihm optimiert werden muss.
Fakt ist: Der Technologie gegenüber habe ich einen riesigen Respekt, besonders im Hinblick auf ihre Fähigkeit, Raum und Zeit überwinden zu können. Sie macht mich in vielerlei Hinsicht sprachlos: Hoffen wir doch, dass diese Sprachlosigkeit zukünftig ausschließlich positiv konnotiert bleibt bzw. ist.

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Timo Gertler – Wissenschaftlicher Volontär

Als Kind habe ich erwartet, dass man in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts sanft und geräuschlos vom eigenen Auto durch die Luft transportiert wird. Inzwischen bin ich mir annährend sicher, dass die Zukunft, wie man sie sich ausmalt, nicht eintreten wird. Manch fantasierte Entwicklung wurde zwischenzeitlich bereits überholt oder ad acta gelegt, anderes konnte sich zum Glück nie durchsetzen. Stattdessen wurde die Welt und unsere Kommunikation vom Internet und später vom Smartphone revolutioniert, was auch als (fast) digital native nicht unbedingt zu antizipieren war. Der Überraschungsfaktor ist also immer dabei.

Eigentlich ist es fast schade, wenn man so darüber nachdenkt, wie sich die eigene Vorstellung der Zukunft entwickelt hat. Gerne würde ich sagen, dass sich meine eigene Kreativität grenzenlos Bahn brach, indes waren es wohl auch viele medial vermittelte Zukunftsvorstellungen, die das Bild nachhaltig geprägt haben – und weiterhin prägen.
Als Kind waren es die Jetsons, welche mir eine erste Idee über die technische Zukunft in den Kopf setzten. Später hatten sicher auch Star Wars, das fünfte Element und Matrix einen Anteil daran. Romane von Asimov, Huxley, Samjatin und Orwell zeichneten mit Ihrer Mischung aus technischer Faszination und gesellschaftspolitischen Zwängen ein sehr gruseliges Bild der Zukunft, welche auch durch Computerspiele wie beispielsweise Deus Ex nicht unbedingt rosiger erschien. Da wünscht man sich fast die niedlichen Cartoons zurück.

Aber zum Glück leben wir weder von Nanites verändert noch von Soma sediert, sondern die Realität liegt irgendwo zwischen den erdachten Dystopien und Utopien. Das Prinzip Hoffnung mitsamt technischer Neugier scheint mir eine recht gute Strategie zu sein. Und auch wenn die Zukunft nicht genau so sein wird, wie erwartet, lohnt es sicher darüber nachzudenken, jenes zu verarbeiten, was man wahrnimmt und letztlich auch selbst zu Fantasieren. Nur auf mein schwebendes Transportmittel muss ich wohl noch etwas warten.

 

 

 

Marina Schilke – Praktikantin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

„Meine Zukunftsvorstellungen schwankten zwischen Neugierde und Resignation. Auf der einen Seite könnte man jetzt schon anfangen zu trauern, wenn man an Filme wie „Wall-e: Der Letzte räumt die Erde auf“ aus dem Jahr 2008 denkt. Kleine Roboter werden dazu verdonnert die Erde aufzuräumen, da diese durch die Umweltverschmutzung unbewohnbar geworden ist. Wird das ein Teil der zukünftigen Realität sein? Machen wir uns dann alle in autarken Raumschiffen davon und lassen die Erde zurück? Das Ende des Filmes lässt einen Hoffnungsschimmer zurück, nämlich den Wiederaufbau der Erde gemeinsam durchgeführt von den Menschen und Robotern. Auf der anderen Seite ist vielleicht auch gerade der gemeinschaftliche Aspekt etwas Positives. Dazu fallen mir auch andere Filme und Serien von früher ein wie „Avatar – Aufbruch nach Pandora“, „Men in Black“ und „Futurama“. Da schien das Zusammenleben der verschiedenen Lebensformen ja mehr oder weniger gut zu funktionieren. Vielleicht etwas ungewohnt, aber auch Teil meiner Zukunftsvorstellung war/ist es daher, dass wir im Universum nicht alleine sind. Und die Vorstellung in der Zukunft nicht ganz auf sich alleine gestellt zu sein, ist doch auch etwas sehr Schönes.“

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Katharina Kohl – Praktikantin für das Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“

Als Kind war ich fasziniert von Heldinnen und Helden, die durch ihre Fantasie, ihre Unerschrockenheit und ihren Mut spannende Abenteuer erlebten. Alice im Wunderland, Pippi Langstrumpf, Nils Holgersson oder Wicki ließen sich durch Probleme und Hindernisse nicht von ihrem Weg abbringen und „machten sich ihre Welt, wie sie ihnen gefällt“. Ganz so übertragen lässt sich diese kindliche Sicht in der realen Welt selbstverständlich nicht und doch prägte es mich in der Hinsicht, auch für mein Leben einen eigenen Weg zu finden. Ich beschäftigte mich mit der Frage: Wie möchte ich später einmal leben?

Wenn ich so zurückblicke, stelle ich interessanterweise fest, wie wenig ich mir im Gegensatz dazu als Kind Gedanken über zukünftige technische Entwicklungen machte. Technische Geräte wie Fernseher, Radio, Kassettenrecorder, Walkman, MP3-Player, der erste Computer und das erste Handy später das erste Smartphone integrierten sich in meinen Alltag, sodass ich die Gerätschaften nicht hinterfragte. Aus heutiger Sicht hat sich mein Blick dahingehend verändert, indem ich mich öfter frage: Welche technischen Möglichkeiten werden auf uns zukommen? Diese Frage ist seitdem ich als Projektassistentin am Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“ mitwirke noch einmal mehr in den Vordergrund gerückt. Das Projekt anlässlich des 25.-jährigen Geburtstags des Smartphones am 15. August führt mir vor Augen, wie schnell die Technik der letzten 25 Jahren voranschritt und das Smartphone zu einem Tausendsassa mit einer unglaublichen Funktionenvielfalt hat werden lassen. Die heutige Tendenz, immer schneller technische Neuheiten auf den Markt zu bringen, macht es spannend sich vorzustellen, wie das Smartphone sich weiterentwickeln wird und von was das Smartphone vielleicht eines Tages abgelöst wird.

 

 

Linus Wambach – Praktikant Ausstellungen

„Die Zukunftsvorstellung meiner Kindheit ist sicher geprägt von der Zeit, in der ich aufgewachsen bin. Da ich 1999 geboren wurde, habe ich natürlich noch einiges an analoger Technik erlebt. Allerdings war diese damals schon am Ende ihrer Nutzungszeit angelangt und verschwand nach und nach.
Am längsten unter den analogen Geräten hielt sich bei mir mein roter Kassettenrekorder von Sony (mit Pipi Langstrumpf Kassettenkoffer), den ich sehr gemocht habe. Noch nicht selbstverständlich war für mich damals, dass ich ihn ohne Kabel mit in den Garten des Kindergartens nehmen konnte, auch wenn die Batterien riesig waren und nicht lange hielten.
In meiner Grundschulzeit hatten wir dann auch schon einen Laptop, mit dem man einfach und schnell (das würde ich heute natürlich anders sehen) ins Internet konnte und der über eine Webcam verfügte und die ersten Menschen liefen mit Smartphones herum. Kameras hatten die Handys damals ohnehin bereits, selbst mein Nintendo DSi verfügte über Kamera und Touchscreen.
In meinen Augen war damit das Entwicklungspotential schon relativ ausgeschöpft, denn dass Laptops schneller und Handys flacher werden, sind ja in Bezug auf eine Zukunftsvorstellung nur Kleinigkeiten.
Beim Thema Verkehr verhält es sich ähnlich. Seit meiner Kindheit ist es möglich, von Frankfurt aus mit Zügen mit bis zu 300 Km/h durch Deutschland und ins benachbarte Ausland zu fahren und man erreicht mit dem Flugzeug fast jeden Kontinent nonstop. Auch den Meeresgrund kann man an seinen tiefsten Stellen erreichen und es flog regelmäßig ein Spaceshuttle zu einer internationalen Raumstation.
Einige Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet habe ich allerdings schon erwartet, wie zum Beispiel das Erreichen des Mars, das Fliegen mit vielfacher Schallgeschwindigkeit um die Erde oder Reisen durch Deutschland in einer Magnetschwebebahn. Bei Letzterem war ich mir auch eigentlich sicher, das noch mitzuerleben.
Besonders cool fand ich immer die Vorstellung von Luftkissenfahrzeugen, wie Lukes Landspeeder oder die Speederbikes für eine Person, wie man sie aus den Star Wars-Filmen kennt. Ich war mir als Kind schon ziemlich sicher, dass dies mal möglich sein wird, allerdings dachte ich auch damals schonan eine fernere Zukunft.“

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Daniel Voigt – Pressereferent

“Meine Zukunftsvisionen von gestern sind vor allem geprägt von Büchern. An eine Anekdote erinnere ich mich noch sehr gut. Im Bücherregal meiner Eltern fand ich in jungen Jahren, vielleicht war ich 10 Jahre alt, ein Buch mit einem seltsamen Cover: es zeigt den Kopf einer Person, die durch einen (Fenster?)-Rahmen schaut – oder besser gesagt, nicht der Kopf ist dort abgebildet, sondern lediglich eine futuristisch anmutende Gasmaske, aus der eine Vielzahl von Kabeln dringen, die sich wiederum mit besagtem Rahmen und dem Buchcover vereinen, so dass man das Gefühl hat, die nicht-identifizierbare Person sei nicht nur unter der Gasmaske gefangen, sondern gleichzeitig angekettet an den Rahmen des Buches.

Gleichzeitig verängstigt und begeistert, verschlang ich das Buch in Windeseile. Der dystopische Roman erzählt von einer fernen zukünftigen Zeit, in der Raumfahrt und der Besuch anderer Planeten etwas Alltägliches sind. Der Protagonist des Romans landet aufgrund unglücklicher Umstände auf dem Planeten Oxygenien, wo eine hochindustrialisierte Kultur lebt, die am Problem enormer Umweltverschmutzung leidet. Die Gesellschaft Oxygeniens ist stark hierarchisch strukturiert und unterliegt Regeln der Ungleichheit, die sich in Ausbeutung, Kontrolle und Beherrschung äußern: Sauerstoff wird rationiert, Gehirnaktivitäten und Triebverlangen werden durch synthetische Drogen gesteuert, soziale Interaktion ist beinahe unmöglich. Die Geschichte ist die einer Flucht des Protagonisten aus diesen widrigen Umständen … mehr will ich an dieser Stelle gar nicht verraten.

Erst später fand ich heraus, dass dies der Roman “Oxygenien” (1974) der ungarischen Autorin Klará Fehér war, der lediglich in der damaligen DDR in deutscher Sprache erschien. Das Buch von Fehér habe ich nun seit meiner Kindheit nicht mehr in der Hand gehabt – aber mit der jetzigen Auffrischung meiner Erinnerung verspüre ich große Lust, “Oxygenien” noch einmal zu lesen, um meine Visionen von Zukunft, die mir durch die Lektüre damals vermittelt wurden, einer aktuellen Bestandsaufnahme zu unterziehen.”

 

Niko Bogdan – Haustechnik

„Als Kind träumte ich von Abenteuern im Weltraum. Mit dem Raumschiff in den Urlaub auf andere Planeten fliegen zu können. Zum Mond oder noch lieber auf den Pluto. Verrückt, was in der Raumfahrt heute technisch schon möglich ist.
Ich stellte mir für die Zukunft aber auch vor, dass die soziale Situation für alle Menschen besser sein würde. Alle Krankheiten konnten geheilt werden und es würde keine Kriege mehr geben.“

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Susanne Uhl – Asisstenz Öffentlichkeitsarbeit

“Ich bin ein typisches Kassettenkind der 80er Jahre und habe u.a. die Science Fiction Hörspielserien ‘Jan Tenner’ und ‘Flash Gordon’ aber auch Klassiker wie Jule Vernes ‘20.000 Meilen unter dem Meer’ geliebt. Daher waren meine Bilder von der Zukunft stark von Maschinen, Robotern, sprechenden Computern und fantastischen Erfindungen wie z.B. dem ‘Flugserum’ und Zeitreisemaschinen durchsetzt. In meiner Vorstellung war die Zukunft ein riesengroßes technisches Wunderland. Allerdings kamen im Zuge des Älterwerdens auch eher düstere Aspekte hinzu: Filme wie Mad Max, Terminator oder Strange Days in Kombination mit ganz realen Ereignissen wie dem Reaktorunglück von Tschernobyl, der Explosion der Challenger und alltägliche Meldungen von Umweltverschmutzung und Arbeitslosigkeit machten teilweise beinahe Angst vor der Zukunft.

Zwanzig Jahre nach dem mit Spannung erwarteten Jahrtausendwechsel bin ich froh, dass sich die Szenarien aus ‘Zurück in die Zukunft II’ im Jahr 2015 nicht bestätigt haben – auch wenn ich es bedauerlich finde, dass es immer noch keine Hoverboards gibt.”

Xenia Gärtner – Praktikantin Bibliothek MfK Frankfurt

“Wenn ich daran zurück denke, wie ich mir als Kind die Zukunft vorgestellt habe, fällt mir sofort der Film ‘Zurück in die Zukunft II’ ein, den ich erstmals etwa 15 Jahre nach der Erscheinung gesehen habe (die Ankunft Marty McFlys im Jahr 2015 rückte bereits näher).
Der zweite Teil der Kult-Trilogie ist geprägt von den Zukunftsvisionen der 1980er Jahre (man denke z.B. an die Mode, die sich die Filmproduzenten für die 2010er Jahre vorgestellt haben) und trotzdem beeinflusste der Film meine damaligen Vorstellungen der Zukunft, etwa durch fliegenden Autos oder Hoverboards.
Heute, im Jahr 2021, finde ich es immer noch sehr spannend, mich mit früheren Vorstellungen von der Zukunft zu beschäftigen- denn einige Visionen der Autoren haben sich ja durchaus bewahrheitet, wie die fortschreitende Digitalisierung mit Videotelefonie und Co.”

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Nina Voborsky – Medienpädagogin


Ich bin durch und durch Optimistin aber ich gestehe, ich habe eine Schwäche für dystopische Geschichten. Als Jugendliche war ich fasziniert von den Tagebucheinträgen von D-503 in Samjatins WIR und von Aldous Huxleys Schöner neuer konditionierter Welt, in der Religion, Kunst, Liebe, freies Denken und echte Emotionen nicht mehr vorkommen. Egal ob Orwells Überwachungsstaat oder Atwoods theokratische Diktatur (im Übrigen auch eine echte Serienempfehlung ‘The Handmaid’s Tale’) bieten sie alle auch Rebell*innen und Weltenretter*innen, die nach gesellschaftlichen Gegenentwürfen, Freiheit und Individualität streben. ‘Hurra die Welt geht unter’ ist nicht nur spannender, sondern beinhaltet auch die Frage nach dem und dann…?

In welcher Gesellschaft wollen wir leben und wie können wir diese mitgestalten?

Dystopien fördern mein utopisches Denken…und gegen zu viel düstere Zukunftsvisionen hilft ein Besuch in ‘Quality Land’.”

 

Violetta Wohland – Praktikantin Presse MfK Frankfurt

“Ich erinnere mich aus meiner Kinderzeit nur an wenige meiner konkreten Vorstellungen von neuen technischen Gerätschaften, die es künftig geben sollte – vieles von dem, was noch 10 oder 20 Jahre zuvor als Zukunftsmusik gegolten hatte (Videotelefonie! Internet! Intelligente Kühlschränke!), wurde ja schon während meiner Jugendzeit selbstverständlicher Teil des Alltags.

Vielmehr interessierte ich mich für die gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen, die die technische Innovation bringen würde. Ich erwartete, dass immer mehr physische Arbeiten von Maschinen bzw. Robotern übernommen werden und Herstellungsprozesse technisch optimiert würden und in der Folge die Menschen hier ebenso wie in anderen Teilen der Welt immer weniger und vor allem in weniger prekären Bedingungen arbeiten müssten. Ich malte mir eine Welt aus, in der es gerechter zuginge, in der es mehr Wohlstand und Bequemlichkeit für alle gäbe und in der 40-Stunden-Wochen, Lohnsklaverei und Ausbeutung von Menschen, Tieren und Ressourcen einer mittelalterlich anmutenden Vergangenheit angehörten.

Leider scheint diese Zukunftsvorstellung weiterhin in weiter Ferner zu liegen. Doch wer weiß, was die nächsten Jahrzehnte bringen!”

Alexandra Reimer – Archivarin


„Meine kindliche Vorstellung einer Zukunft wurde sehr durch Film, Fernsehen, Comics, Bücher und Hörspielkassetten der 1980er sowie 1990er geprägt. Insbesondere Filme wie „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, „Zurück in die Zukunft“ oder Serien wie „Star Trek: The Next Generation“ hatten dabei einen entscheidenden Einfluss auf meine Vorstellungskraft. Die menschliche Zivilisation war nicht mehr an die Erde gebunden, sondern hatte den Weltraum längst zu erobern begonnen und pflegte eine Ideologie der Toleranz gegenüber andersartigen Lebensformen. Raumschiffe, Überlichtgeschwindigkeit, künstliche Intelligenz in Form von kommunizierenden Computern, schwebende Fahrzeuge und Roboter, die kaum von Menschen zu unterscheiden waren, spielten dabei natürlich eine Rolle. Holodecks schienen unendliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu bieten und beamen ersetze Langstreckenflüge auf der Erde sowie anderen Planeten. Kommunikation fand über Computern ohne Bildschirm in 3-dimensionaler Form statt und ersetzte Telefon, Telefax sowie Anrufbeantworter. Nicht zu vergessen, in der Zukunft gab es natürlich auch Hoverboards! Diese Zukunftsvorstellungen waren in meiner kindlichen Welt jedoch weit entfernt und wenn ich heute darüber nachdenke, dass Teile davon sich schon realisiert haben, muss ich etwas schmunzeln und werde neugierig, was die Zukunft noch mit sich bringen wird.“

Matthias Lieb – Wissenschaftlicher Volontär MfK Frankfurt

„Meine Vorstellungen von der Zukunft als Kind waren geprägt von Eindrücken aus Filmen und Serien. Häufig wiederkehrende Themen waren dort mobile Kommunikationsmittel, die in jede Hosentasche passen, selbstfahrende Autos oder Computer, die auf große Wissensspeicher zugreifen können. Alles gar nicht so unbekannte Szenarien. Die rasanten und umwälzenden technischen Entwicklungen im realen Leben brachten bald viele Innovationen mit sich, die die Darstellungen im Fernsehen überholten. Die Beschäftigung mit diesen Neuerungen war dann oftmals so spannend, dass für einen Blick in die ferne Zukunft gar keine Zeit blieb.”

Dr. Corinna Engel – Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit

“Meine Vorstellung von der Zukunft war geprägt von der Idee, dass es möglich sein müsse, allen Menschen zu einem friedlichen und selbstbestimmten Leben in Wohlstand zu verhelfen. Dazu waren technische Erfindungen im Einsatz: autonom fahrende Betten, fließbandartige Bürgersteige und Automaten, die an Bäumen hängen und aus Obst auf Knopfdruck ein leckeres Gericht zaubern. Alle diese Geräte kommen in Erich Kästners Buch „Der 35. Mai“ vor. Meine kindlichen Ideen waren immer auch ein Paradies, „Arbeit“ kam darin nicht vor, alle Menschen taten, was ihnen gerade einfiel und Spaß machte. Dazu waren Haushalts- und Fertigungsroboter im Einsatz, wie sie in Star Wars und Star Trek vorkommen. Außerdem erinnere ich mich daran, dass wir bei Rollenspielen aus unserem Kassettenrekorder einen Übersetzer machten. Man musste nur seine Funktionen umkehren, in den Lautsprecher sprechen und mit dem Mikro am Ohr die Nachricht empfangen. Sofort konnte die außerirdische Prinzessin alles verstehen.”

Regina Kölsch – Sekretariat Mfk Frankfurt

“Unendliche Weiten …Für mich sah als Kind die Zukunft ein wenig wie Raumschiff Enterprise aus, das ich so gerne im Fernsehen sah. Als im Freundeskreis der erste CD-Player auftauchte, dachten wir alle “das setzt sich doch nicht durch” – haha, jetzt gehört meine CD-Sammlung schon beinahe ins Museum. So ist es ein Mix: wir schreiben das Jahr 2021, und so viel anders fühlt sich alles nicht an, einerseits, aber andererseits gibt es da die ständige Erreichbarkeit und den schnelleren Takt. Ja, unser Tempo nähert sich manches Mal doch der Lichtgeschwindigkeit, dann gibt es nur einen Ausweg: Beam me up, Scotty.”

Susanne Höfer – Assistenz Verwaltung, Haushalt/Liegenschaften

“Als Kind/Jugendliche fand ich die Idee, ein Bild- bzw. Videotelefon zu haben ganz spannend und wollte gerne die andere Person nicht nur sprechen, sondern auch sehen. Ich wollte meinen Vater überreden, so etwas anzuschaffen. Er meinte, dass das die andere Person ja dann auch haben müsse, damit man sich gegenseitig sieht. Somit müsste ja eigentlich jeder so etwas haben und er konnte sich nicht vorstellen, dass es diese Möglichkeit geben wird. Das sei zu teuer. Zum Glück hat er sich geirrt.”

Sandy Lang – Museumsbibliothek

„Meine kindlichen Vorstellungen über die Zukunft kreisten fast immer um das Thema Fliegen. Das Fluggerät meiner Träume war leicht zu steuern und durchsichtig für möglichst viel Aussicht über den Wolken. Später fand ich die Idee einer Art Bildtelefon faszinierend, um ferne liebe Menschen zu sehen. Vor dem Hintergrund damals gebräuchlicher Geräte, beschränkte sich meine Vorstellung aber auf eine Art Verbindung von Festnetztelefon und grisseligem Röhrenfernseher. Dass wir heute auf kleinen mobilen Geräten Videochats mit der ganzen Welt halten können, geht weit über das hinaus, was sich mein kleines analog geprägtes Ich damals vorstellen konnte.“

Tine Nowak – Referentin Ausstellungen

“Als ich ein Kind war, habe ich mir die Technologien der Zukunft so vorgestellt, wie sie mir in Film, Fernsehen und Comics gezeigt wurden. Ich stellte mir vor, wie cool es wäre zu beamen, da ich dies durch “Raumschiff Enterprise” kannte. Ich dachte, wir würden vll. in Zukunft fliegende Fahrzeuge nutzen, wie in “Star Wars”. Ich wollte wissen, wie ich programmiere und Welten erschaffe, nachdem ich “Tron” gesehen hatte und ich tippte hilflos auf das BTX-Gerät im Postamt, als ich in “Jumping Jack Flash” gesehen hatte, dass man per Computer weltweit Nachrichten senden kann. Zwischen Vision und Realität gab es einen Graben der Umsetzbarkeit, aber durch diese Vorbilder war es zumindest möglich, meine Fantasie wandern zu lassen.

Mir fiel es jedoch schwer, darüber hinaus zu denken. Das Unvorstellbare und das Neue zu denken. Diesen Gedanken hab ich als extrem frustrierend erlebt, ich hatte das Gefühl, alles was möglich wäre, sei schon gedacht worden. Was nicht stimmen konnte, denn wie wären sonst in der Vergangenheit neue Dinge entstanden. Heute weiss ich, dass selten etwas komplett neu visioniert wird, sondern sich aus dem Vorherigen heraus entwickelt.”

Anne Wietschorke, Besucherservice:

„Erst dachte ich ja, ich hätte früher als Kind gar keine Zukunftsvisionen gehabt, jedenfalls keine technischen. Aber jetzt sind mir 2 Filme eingefallen, deren Innovationspotential mich schon damals sofort überzeugt hat. Das eine war das vollautomatische Haus von Jacques Tati, Staubsauer, die von alleine loslegen, wo sich Kühlschränke automatisch öffnen, Roboterhände alle Zutaten bereitstellen und den Rest machen Herd und Backofen natürlich auch von alleine. Und das 2. war Dudu, der Käfer, der je nach Not- und Lebenslage wahlweise fahren, schwimmen oder fliegen konnte. Geräte, die uns das Leben leichter machen, fand ich schon immer höchst attraktiv genau wie die Vorstellung, im Urlaubsstau einfach die Seitenflügel auszufahren und den Propeller anzuwerfen.“

 Magdalena Fichter, Besucherservice

“Unentdeckte Welten waren etwas, das ich auch als Kind mit einer gewissen Skepsis und mit Befremden betrachtet habe. Bei einem Malwettbewerb habe ich eine Unterwasserstadt gepinselt und nichtsahnend bin ich davon ausgegangen, dass es einfach eine meeresbiologische Forschungsstation in tieferen Gewässern ist, aber niemand unfreiwillig dort wohnen muss. Die erwachsenen Rezipienten des klecksigen Werks, hatten ganz andere, düstere Vorstellungen davon, was das sein soll und sie haben mir deswegen einen kleinen Preis für das Bild gegeben. Nicht die Zukunft an sich, die sich an den pfadabhängigen Möglichkeiten orientiert, die ja bereits in der Gegenwart existieren und angelegt sind, ist dabei unverständlich, sondern das Schwarz-Weiß-Denken der Menschen in Utopien und Dystopien, das darin Verharren und sich so der eigenen Verantwortung zu entziehen. Vielleicht werden da Dinge auf die lange Bank geschoben?

Warum sollten wir überhaupt auf dem Mars siedeln in der Zukunft und dafür künstliche Biosphären entwickeln, wenn wir jetzt auf die Erde aufpassen und dafür sorgen, dass die Ressourcen reichen? Warum suchen wir Erlösung in einer Technik einer fernen Zeit, die noch nicht existiert, wenn wir die Probleme selbst noch verhindern können und diese Schwierigkeiten absehbar sind? Warum wollen wir Gedanken lesen und kontrollieren können, wenn wir uns sonst darauf verständigen, den Willen jeder einzelnen Person zu respektieren? Das ist nicht konsequent und ein kultureller Rückschritt. Viele Fragen zu Zukunftsvisionen erscheinen mir also auch heute noch nicht besonders avantgardistisch, sondern wie die Begehrlichkeiten einer Person, die die menschliche Kultur und unser Verhalten als mächtigen Faktor der Gestaltung der Gegenwart abgeschrieben hat und stattdessen Erlösung in der Technik sucht. Anstatt sich den Träumereien hinzugeben, könnte man den jungen Aktivist*innen von Fridays for Future zuhören und endlich etwas in der Gegenwart tun.”

Konrad Künkel, Besucherservice

„Meine Vision von Zukunft in Kinderzeiten war stark von der TV-Optik wie „Raumpatrouille“ oder „UFO“ geprägt. Später war die spielerische Sicht eher dem Wandel der Realität gewichen: AKW’s, Umweltverschmutzung, etc. ähnlich wie die Fridays for Future – Bewegung heute, also eher bedrohlich. Es bleibt wie es ist: Früher war alles besser – sogar die Zukunft!“

Caroline Dörr, Wissenschaftliche Volontärin und Kuratorin der Back To Future Ausstellung

„Früher dachte ich, dass in der Zukunft alle Autos mit einem Helikoptersystem versehen sind. Bei langen Staus könnte man diesen aktivieren und dem Stau sprichwörtlich davonfliegen. Auch war ich davon überzeugt, dass wir nicht nur überirdisch, sondern auch in Unterwasserstädten einmal leben werden. Den Zugang würden schwimmende Aufzüge bilden, die die Menschen in ihre jeweilige Wohnung oder auf den Unterwasser-Marktplatz bringen würden. Beim Blick aus dem Fenster würde sich eine wunderschöne Unterwasserlandschaft präsentieren.“

Judith Ritter, Eventmanagement & Vermietungen

„Ich habe früher gedacht, dass es in der Zukunft (also ungefähr heute) keine Umweltverschmutzung mehr gibt, keine Armut, nur noch freundliche Menschen und fliegende Fortbewegungsmittel für alle, auch kleinere, wie die Karussell-Flugzeuge bei Jahrmärkten!”

Peter Mollenhauer, Ausstellungstechniker

“Für die Zukunft hatte ich mir vorgestellt, dass ich zu Hause in ein Verkehrsmittel einsteige, maximal das Ziel eingebe und autonom zum Ziel/ zur Arbeit gebracht werde… oder von zu Hause auf die Arbeit beamen. :-)”

Dr. Helmut Gold, Direktor des Museums für Kommunikation Frankfurt und Kurator der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

“Am allermeisten hat mich früher als Jugendlicher die Vorstellung von Zeitreisen und Zeitmaschinen fasziniert. Dazu gab (und gibt) es natürlich literarisch und filmisch viele und inspirierende Erzählungen und Varianten. Spannend an der Vorstellung war für mich zum einen, dadurch etwas von der Zukunft kennenzulernen, zu erfahren, wie sich die Welt oder nur meine nähere Umgebung entwickeln wird. Zum anderen aber, nicht minder spannend, sah ich die Chance, in die Vergangenheit eintauchen zu können mit dem Wissen von heute. In beiden Fällen konnte ich darüber phantasieren, ob und wie man die Geschehnisse dann beeinflussen könnte, dass Vergangenheit oder Zukunft einen anderen besseren Verlauf nehmen. Eigentlich bis heute eine faszinierende Idee.”

Ausstellung “Back To Future”: 18.11.2020 – 29.08.2021 im MfK Frankfurt

 

Caro Dörr/ Tine Nowak, 22. Januar 2021

Heldinnenhafte Erfindungen – Literaturtipps zum Frauentag

Heldinnenhafte Erfindungen – Literaturtipps zum Frauentag

Frauen Technik Icons

Unsere Ausstellung Back to Future erzählt von technischen Visionen der Vergangenheit, die oftmals zu Innovationen der Gegenwart wurden. Erfindungsgeschichte ist häufig nicht nur die Geschichte von einzelnen Genies, sondern von Umständen, Kollaborationen und Konflikten verschiedener Ideen. Erst in den letzten Jahren wird dabei auch verstärkt auf die Rolle jener Frauen hingewiesen, die an Innovationsprozessen wesentlich beteiligt waren und deren Erfindungen die Basis unserer heutigen Technik bilden. Viele von ihnen arbeiteten dabei inmitten von Zeitgenossen, deren Visionen zwar die Besiedlung von Mond und Meeresboden als möglich ansahen, kaum aber eine Zukunft mit gleichen Rechten für Frauen. Umso heldinnenhafter ihr Beitrag, dem wir am heutigen Frauentag mit nur einigen der mittlerweile zahlreichen Literaturtipps gedenken wollen.

Mütter der Erfindungen

Ein guter Start in das weite Feld weiblicher Erfindungen, ist das Buch Geniale Frauen von Deborah Jaffé. Sie stellt bekannte Erfinderinnen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert vor, und widmet jedes Kapitel einem Gebiet von Gegenständen, an denen Frauen Patente anmeldeten. So zum Thema Körper und Haushalt, Erfindungen für Kinder, Wissenschaft und Medizin. Das Kapitel Transportwesen, Reisen und Technik erzählt von Frauen, die die Unabhängigkeit der neuen technischen Innovationen nicht nur sehr zu schätzen wussten, sondern auch aktiv mitgestalteten. So Sarah Guppys Verfahren zur Sicherung von Hängebrücken, Eva Balfours Befestigung für Eisenbahnschwellen und Patente für Transportmittel von Frances Young und Mabel van Vechten. Telegrafie, Schreibmaschine und Fahrrad erschlossen Frauen neue Betätigungsfelder und Freiheiten. Sarah Buckwell arbeitete an einem Chiffriersystem, das vielseitig verwendbar war, ähnlich wie Martha Coston, die ein Patent ihres Mannes weiterentwickelte, das später von der Marine genutzt wurde. Gerade das Fahrrad inspirierte viele Erfinderinnen zu Ideen, dieses neue Freiheitsvehikel noch zu verbessern, zum Beispiel durch Lavinia Laxton. Die Visionärin Clara Louise Wells beschäftigte sich gleich mit mehreren Ideen und entwarf Projekte zur Wasseraufbereitung und kreative Ideen zum Transport der Zukunft. Das Buch enthält zahlreiche technische Entwürfe und verzeichnet die Erfindungen in einem Anhang über die von Frauen eingereichten Patente.

Jaffé, Deborah: Geniale Frauen. Berühmte Erfinderinnen von Melitta Bentz bis Marie Curie.  München : Piper. ISBN: 978-3-492-25018-4

 

“Not ist die Mutter der Erfindungen” sagt ein englisches Sprichwort. Dies mag so sein, unterschlägt aber die Tatsache, dass Erfinder auch wirkliche Mütter sein können.”

Queen of Science

Von einer Pionierin der Computertechnik handelt das Buch Ada Lovelace. Sie schrieb 1843 das weltweit erste Programm für eine informationsverarbeitende Maschine. Herausgegeben von Sybille Krämer, erzählt das Buch ihre kurze Lebensgeschichte und enthält Beiträge verschiedener Autor*innen zur Frage, welchen Anteil Frauen bis heute an der digitalen Welt haben. In der Auseinandersetzung mit Adas Stilisierung als Ikone und „Queen of Science“, enthält das Buch Kapitel über Frauen, Gender und Digitalisierung, gibt einen Ausblick auf ihre Nachfolgerinnen und aktuelle Tendenzen zum Thema Geschlecht und Informatik, Gender in Naturwissenschaften und Gestaltung von Softwaretechnik durch Frauen.

Krämer, Sybille (Hg.): Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen. Paderborn : Fink, ISBN: 978-3-7705-5986-2

 

“I believe myself to possess a most singular combination of qualities exactly fitted to make me pre-eminently a discoverer of the hidden realities of nature.”

Menschliche Computer im Schatten

Keine Apollo-Missionen ohne die sogenannten „menschlichen Computer“. Mathematikerinnen, die während der rassistischen Segregation in den USA, im Rechenzentrum des Westflügels der späteren NASA angestellt waren. Im Kernschatten des Mondes von Margot Lee Shetterly erinnert an einige der Wissenschaftlerinnen, die die Grundvoraussetzungen für die ersten Raummissionen schufen, während sie sich zugleich in einer männerdominierten Behörde durchsetzen mussten und den Bedingungen der Rassentrennung unterworfen wurden. Unter ihnen Dorothy McFadden Hoover, Dorothy Vaughan und Mary Jackson, deren Forschungsberichte zu Grundlagen für die zukünftige Arbeit mit mechanischen Rechenmaschinen wurden und Katherine Johnson, die mit bahnbrechenden mathematischen Operationen die Umlaufbahn für die erste bemannte Raumfahrt berechnete.

Ihre wesentliche Teilhabe an der Raumfahrtgeschichte blieb lange Zeit nicht erwähnt. Das Buch versucht, das Leben und die Arbeit der Mathematikerinnen wieder in Erinnerung zu rufen und wurde unter dem Titel „Hidden Figures“ verfilmt.

Shetterly, Margot Lee: Im Kernschatten des Mondes. Die unbekannten Heldinnen der NASA.  New York : HarperCollins, ISBN: 978-3-95967-403-4

 

„Was mir für sie vorschwebte, war die große mitreißende Story, die sie verdient haben, vergleichbar mit der, die man mit den Brüdern Wright und den Astronauten, mit Alexander Hamilton und Martin Luther King Jr. verbindet.“ 

Mrs. Bluetooth

Was macht man eigentlich so als mysteriöse Hollywood-Diva, die ihrer Zeit voraus ist, neben dem Produzieren skandalöser Filmgeschichte? Genau, die Grundlagen der heutigen Mobilfunktechnik erfinden. Und einen Torpedo gegen Nazis. Zumindest ist das die spektakuläre Geschichte von Hedy Lamarr, die in letzter Zeit eine Reihe von Publikationen inspirierte. Darunter das Buch Hedy Darling von Jochen Förster, das auf Gesprächen mit ihrem Sohn beruht.

Gemeinsam mit ihrem Freund George Antheil entwickelte sie eine Methode zur Fernsteuerung von Torpedos, aus dem Bereich der Frequenzsprung-Technik, die 1942 patentiert wurde. Damals ein Mittel der geheimen militärischen Kommunikation, ist es die Basis heutiger kabelloser Verbindungen und GPS.

Förster / Loder: Hedy Darling. Hollenstedt : Ankerherz Verlag, ISBN: 978-3-94013-825-5

 

 

„Filme haben zu einer bestimmten Zeit einen bestimmten Platz. Aber Technologie ist für immer.“ 

 

Das programmierende Geschlecht

Janet Abbate schreibt in ihrer Einleitung, dass viele Leute überrascht sind, zu entdecken, welche Rolle Frauen in der Geschichte der Computertechnik spielen. Ihr Buch Recoding Gender, das seit den 90er Jahren mehrfach neu verlegt wurde, ist einerseits ein Streifzug durch die Geschichte des Programmierens und dokumentiert gleichzeitig, wie und welche Frauen, Einfluss auf jede der einzelnen Dekaden vom 2. Weltkrieg bis ins 21. Jahrhundert hatten. Sie untersucht, was die Zahlen von Frauen in diesem Berufsfeld seit den 80er Jahren rückläufig macht und bindet damit die Geschichte der Computertechnik an die aktuelle Genderforschung.

Abbate, Janet: Recoding Gender. Women’s changing participation in computing.  Cambridge : MIT Press, ISBN: 978-0-262-53453-6

 

„It really amazed me that men were programmers, because I thought it was women’s work!“

 

Mehr spannende Bücher zum Thema findet Ihr im Online-Katalog

Wir eröffnen Museum und Bibliothek am 12.03.2021 und freuen uns, Euch zu sehen!

 

Autorin: Sandy Lang, 08. März 2021

Wir leben im globalen Dorf – Dank grenzenloser Kommunikation weltweit vernetzt!

Wir leben im globalen Dorf – Dank grenzenloser Kommunikation weltweit vernetzt!

Back to Future_Autonomes Fahren_Futurama

Sammelbildchen “Zukunftsfantasien” aus dem “Echte Wagner Album Nr.3” von 1930

 

Menschen sollten miteinander kommunizieren können – überall und jederzeit. Dieser Wunsch findet 2020 mehr Unterstützer denn je, treibt doch die Corona-Pandemie dazu an, kontaktlose Kommunikation auszubauen und zu fördern. Doch wie sah der Wunsch nach grenzenloser Kommunikation in der Vergangenheit aus? Dieser Frage gehen wir im zweiten Raum der Ausstellung Back to Future nach!

In regelmäßigen Abständen stellen wir euch die Ausstellungsinhalte der Ausstellung „Back to Future. Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ vor. Einer von insgesamt vier Themenräumen heißt „Grenzenlose Kommunikation“ und nimmt die technischen Visionen rund um das Thema kontaktlose Kommunikation unter die Lupe.

„Zieh dir was Hübsches an, wir rufen Oma an!“

 

Wie können wir uns sehen, obwohl wir räumlich voneinander getrennt sind? Inspiriert von der Erfindung des Telefons entwerfen Zeichner schon Ende des 19. Jahrhunderts Bildtelefone wie das „Telephonoscope“. Ihre Ideen verbreiten sie zunächst als Satire und Falschmeldungen über angebliche Erfindungen in Zeitungen und Zukunftsromanen.

Erste Formen des Bildtelefons kommen Ende der 1920er Jahre auf und werden weiterentwickelt. Hohe Kosten sowie Mängel bei der Bildübertragung verhindern aber die Verbreitung. Erst durch die Internettelefonie Anfang des 21. Jahrhunderts verbessert sich die Qualität und das Telefonieren mit Video wird bezahlbar. Ihre wahre Bedeutung scheint die Videotelefonie jedoch erst durch die soziale Distanzerfahrung während der Corona-Krise seit 2020 zu erleben. Egal ob Meeting, Schulunterricht oder Familienfeier – die Videotelefonie erleichtert so einiges!

Ausstellung Back to Future. Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität - Suche nach einer anderen Welt - Ausstellungsansicht

 

Fotografie eines Telefongesprächs in einer Fernsprechkabine der Deutschen Reichspost um 1936. © MSPT

Immer und überall erreichbar – Fluch oder Segen?

Heute verlässt fast niemand mehr das Haus, ohne sein Handy mitzunehmen. Noch vor 20 Jahren hätte diese Entwicklung kaum jemand für möglich gehalten.

Vom ersten Patent bis zum beliebten Massenmedium benötigt das Mobiltelefon rund ein Jahrhundert: Nathan Stubblefield ist um 1900 von der drahtlosen Telegrafie inspiriert und experimentiert mit mobilen Möglichkeiten zur Übertragung von Sprache – jedoch noch auf sehr kurzen Entfernungen.

Manche Zeitgenossen sagen das damals Unglaubliche voraus: Es wird in der Zukunft möglich sein, seine Freunde anzurufen, ohne zu wissen, wo sie sich gerade befinden. Kritische Schriftsteller und Illustratoren warnen zeitgleich in Zeitungsartikeln vor der Gefahr der Erschöpfung durch die ständige Erreichbarkeit des mobilen Telefons. Diese Schattenseiten sind besonders durch die Verbreitung des Smartphones aktuell geworden und beschäftigen Kritiker weltweit. Wie weit wird unsere Erreichbarkeit wohl in Zukunft gehen?

Versuchsprojekt BIGFON um 1980. © MSPT

Adieu, Sprachkurs!

Weltweit gibt es 6.500 Sprachen und weitaus mehr Dialekte. Es ist ein alter Menschheitstraum, sich über Grenzen hinweg verständigen zu können, ohne mühevoll neue Sprachen zu erlernen. Deshalb erfinden kluge Köpfe ab dem 16. Jahrhundert Universalsprachen und Science-Fiction-Autoren erzählen von technischen Simultanübersetzern.

Die Tage des analogen Wörterbuchs sind seit den 1990er Jahren gezählt. Online-Übersetzungsdienste verbessern sich durch die Weiterentwicklung von Computern, Internet, neuronalen Netzen und Maschinellem Lernen zusehends.

Obwohl wir dem Traum der simultanen Übersetzung nie näher waren, ist eine Verständigung ohne Sprachbarrieren noch weit entfernt. Einen Sprachkurs zu besuchen lohnt sich also nach wie vor!

 

Auf unserem Expotizer erfahrt ihr mehr über die Inhalte der Ausstellung: https://back-to-future.museumsstiftung.de/

Laufzeit der Ausstellung: 18.11.2020 bis zum 29.08

 

Autorin: Christina Komitakis 13.01.2021