Frauen Technik Icons

Unsere Ausstellung Back to Future erzählt von technischen Visionen der Vergangenheit, die oftmals zu Innovationen der Gegenwart wurden. Erfindungsgeschichte ist häufig nicht nur die Geschichte von einzelnen Genies, sondern von Umständen, Kollaborationen und Konflikten verschiedener Ideen. Erst in den letzten Jahren wird dabei auch verstärkt auf die Rolle jener Frauen hingewiesen, die an Innovationsprozessen wesentlich beteiligt waren und deren Erfindungen die Basis unserer heutigen Technik bilden. Viele von ihnen arbeiteten dabei inmitten von Zeitgenossen, deren Visionen zwar die Besiedlung von Mond und Meeresboden als möglich ansahen, kaum aber eine Zukunft mit gleichen Rechten für Frauen. Umso heldinnenhafter ihr Beitrag, dem wir am heutigen Frauentag mit nur einigen der mittlerweile zahlreichen Literaturtipps gedenken wollen.

Mütter der Erfindungen

Ein guter Start in das weite Feld weiblicher Erfindungen, ist das Buch Geniale Frauen von Deborah Jaffé. Sie stellt bekannte Erfinderinnen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert vor, und widmet jedes Kapitel einem Gebiet von Gegenständen, an denen Frauen Patente anmeldeten. So zum Thema Körper und Haushalt, Erfindungen für Kinder, Wissenschaft und Medizin. Das Kapitel Transportwesen, Reisen und Technik erzählt von Frauen, die die Unabhängigkeit der neuen technischen Innovationen nicht nur sehr zu schätzen wussten, sondern auch aktiv mitgestalteten. So Sarah Guppys Verfahren zur Sicherung von Hängebrücken, Eva Balfours Befestigung für Eisenbahnschwellen und Patente für Transportmittel von Frances Young und Mabel van Vechten. Telegrafie, Schreibmaschine und Fahrrad erschlossen Frauen neue Betätigungsfelder und Freiheiten. Sarah Buckwell arbeitete an einem Chiffriersystem, das vielseitig verwendbar war, ähnlich wie Martha Coston, die ein Patent ihres Mannes weiterentwickelte, das später von der Marine genutzt wurde. Gerade das Fahrrad inspirierte viele Erfinderinnen zu Ideen, dieses neue Freiheitsvehikel noch zu verbessern, zum Beispiel durch Lavinia Laxton. Die Visionärin Clara Louise Wells beschäftigte sich gleich mit mehreren Ideen und entwarf Projekte zur Wasseraufbereitung und kreative Ideen zum Transport der Zukunft. Das Buch enthält zahlreiche technische Entwürfe und verzeichnet die Erfindungen in einem Anhang über die von Frauen eingereichten Patente.

Jaffé, Deborah: Geniale Frauen. Berühmte Erfinderinnen von Melitta Bentz bis Marie Curie.  München : Piper. ISBN: 978-3-492-25018-4

 

“Not ist die Mutter der Erfindungen” sagt ein englisches Sprichwort. Dies mag so sein, unterschlägt aber die Tatsache, dass Erfinder auch wirkliche Mütter sein können.”

Queen of Science

Von einer Pionierin der Computertechnik handelt das Buch Ada Lovelace. Sie schrieb 1843 das weltweit erste Programm für eine informationsverarbeitende Maschine. Herausgegeben von Sybille Krämer, erzählt das Buch ihre kurze Lebensgeschichte und enthält Beiträge verschiedener Autor*innen zur Frage, welchen Anteil Frauen bis heute an der digitalen Welt haben. In der Auseinandersetzung mit Adas Stilisierung als Ikone und „Queen of Science“, enthält das Buch Kapitel über Frauen, Gender und Digitalisierung, gibt einen Ausblick auf ihre Nachfolgerinnen und aktuelle Tendenzen zum Thema Geschlecht und Informatik, Gender in Naturwissenschaften und Gestaltung von Softwaretechnik durch Frauen.

Krämer, Sybille (Hg.): Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen. Paderborn : Fink, ISBN: 978-3-7705-5986-2

 

“I believe myself to possess a most singular combination of qualities exactly fitted to make me pre-eminently a discoverer of the hidden realities of nature.”

Menschliche Computer im Schatten

Keine Apollo-Missionen ohne die sogenannten „menschlichen Computer“. Mathematikerinnen, die während der rassistischen Segregation in den USA, im Rechenzentrum des Westflügels der späteren NASA angestellt waren. Im Kernschatten des Mondes von Margot Lee Shetterly erinnert an einige der Wissenschaftlerinnen, die die Grundvoraussetzungen für die ersten Raummissionen schufen, während sie sich zugleich in einer männerdominierten Behörde durchsetzen mussten und den Bedingungen der Rassentrennung unterworfen wurden. Unter ihnen Dorothy McFadden Hoover, Dorothy Vaughan und Mary Jackson, deren Forschungsberichte zu Grundlagen für die zukünftige Arbeit mit mechanischen Rechenmaschinen wurden und Katherine Johnson, die mit bahnbrechenden mathematischen Operationen die Umlaufbahn für die erste bemannte Raumfahrt berechnete.

Ihre wesentliche Teilhabe an der Raumfahrtgeschichte blieb lange Zeit nicht erwähnt. Das Buch versucht, das Leben und die Arbeit der Mathematikerinnen wieder in Erinnerung zu rufen und wurde unter dem Titel „Hidden Figures“ verfilmt.

Shetterly, Margot Lee: Im Kernschatten des Mondes. Die unbekannten Heldinnen der NASA.  New York : HarperCollins, ISBN: 978-3-95967-403-4

 

„Was mir für sie vorschwebte, war die große mitreißende Story, die sie verdient haben, vergleichbar mit der, die man mit den Brüdern Wright und den Astronauten, mit Alexander Hamilton und Martin Luther King Jr. verbindet.“ 

Mrs. Bluetooth

Was macht man eigentlich so als mysteriöse Hollywood-Diva, die ihrer Zeit voraus ist, neben dem Produzieren skandalöser Filmgeschichte? Genau, die Grundlagen der heutigen Mobilfunktechnik erfinden. Und einen Torpedo gegen Nazis. Zumindest ist das die spektakuläre Geschichte von Hedy Lamarr, die in letzter Zeit eine Reihe von Publikationen inspirierte. Darunter das Buch Hedy Darling von Jochen Förster, das auf Gesprächen mit ihrem Sohn beruht.

Gemeinsam mit ihrem Freund George Antheil entwickelte sie eine Methode zur Fernsteuerung von Torpedos, aus dem Bereich der Frequenzsprung-Technik, die 1942 patentiert wurde. Damals ein Mittel der geheimen militärischen Kommunikation, ist es die Basis heutiger kabelloser Verbindungen und GPS.

Förster / Loder: Hedy Darling. Hollenstedt : Ankerherz Verlag, ISBN: 978-3-94013-825-5

 

 

„Filme haben zu einer bestimmten Zeit einen bestimmten Platz. Aber Technologie ist für immer.“ 

 

Das programmierende Geschlecht

Janet Abbate schreibt in ihrer Einleitung, dass viele Leute überrascht sind, zu entdecken, welche Rolle Frauen in der Geschichte der Computertechnik spielen. Ihr Buch Recoding Gender, das seit den 90er Jahren mehrfach neu verlegt wurde, ist einerseits ein Streifzug durch die Geschichte des Programmierens und dokumentiert gleichzeitig, wie und welche Frauen, Einfluss auf jede der einzelnen Dekaden vom 2. Weltkrieg bis ins 21. Jahrhundert hatten. Sie untersucht, was die Zahlen von Frauen in diesem Berufsfeld seit den 80er Jahren rückläufig macht und bindet damit die Geschichte der Computertechnik an die aktuelle Genderforschung.

Abbate, Janet: Recoding Gender. Women’s changing participation in computing.  Cambridge : MIT Press, ISBN: 978-0-262-53453-6

 

„It really amazed me that men were programmers, because I thought it was women’s work!“

 

Mehr spannende Bücher zum Thema findet Ihr im Online-Katalog

Wir eröffnen Museum und Bibliothek am 12.03.2021 und freuen uns, Euch zu sehen!

 

Autorin: Sandy Lang, 08. März 2021