Vernetzung gestern und in Zeiten von Corona

Vernetzung gestern und in Zeiten von Corona

Der Datenverkehr schnellt während der Corona-Isolation in die Höhe. Auch am weltweit größten Internetknoten in Frankfurt ist das derzeit zu spüren. Doch die Möglichkeit, über ausgedehnte Netzwerke weite Distanzen zu überwinden und Informationen auszutauschen, beschäftigte auch schon Menschen im vergangenen Jahrhundert. Wir stellen euch in den nächsten Wochen vier der Phänomene vor, die in unserer Dauerausstellung behandelt werden. Den Auftakt macht das Phänomen „Vernetzung“, elementar in Zeiten von Heimarbeit, Schulausfall und sozialer Distanzierung.

Phänomene in der Dauerausstellung

Kommunikations- und Mediengeschichte lässt sich aus zahlreichen Perspektiven betrachten. Das Museum für Kommunikation in Frankfurt eröffnet den Besucher*innen in seiner Dauerausstellung vier dieser Blickwinkel auf ein spannendes Kapitel menschlicher Evolution. Die Phänomene „Vernetzung“, „Beschleunigung“, „Teilhabe“ und „Kontrolle“ sind prägend für die Art und Weise, wie wir Informationen austauschen – und fungieren deshalb in der 2017 eröffneten Ausstellung im hellen Untergeschoss des Museums als „Überschriften“ für zahlreiche Geschichten rund um die technische Entwicklung und Verfeinerung dieses Austauschs.

Berichtet wird von historischen Meilensteilen wie der Entwicklung der Keilschrift oder dem Untergang der Titanic aber auch von Kuriositäten wie der Veröffentlichung von Schallplatten, die aufgrund von Materialknappheit und staatlicher Zensur aus alten Röntgenaufnahmen hergestellt wurden. In den kommenden Wochen werden wir Ihnen nach und nach alle vier Kommunikations-Phänomene kurz vorstellen, in dem wir Ihnen einige unserer Lieblingsgeschichten erzählen.

Phänomen Vernetzung

Den Auftakt macht das Phänomen „Vernetzung“ – heute, in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, ein scheinbar allgegenwärtiges Schlagwort. Vernetzung beschäftigte schon viele Menschen in vergangenen Jahrhunderten. Der Ausbau von Passagierschifffahrt und Eisenbahnstrecken, sowie die Entwicklung der Telegrafie sind Zeichen eines gesteigerten Bedürfnisses, über – früher schier unüberbrückbar erscheinende – geographische Distanzen hinweg Kontakt miteinander aufzunehmen.

Bedingt durch dieses Bedürfnis stieg auch die Notwendigkeit, dass neue Kommunikationsnetzwerke zuverlässig funktionierten und alle Beteiligten dies durch kompetenten Umgang gewährleisteten.

“We are sinking!” – die Titanic-Katastrophe

 

Der Untergang der Titanic – des größten und luxuriösesten Passagierschiffes der damaligen Zeit – ist ein Beispiel dafür, dass ein Mangel an Know-How bei gleichzeitig überbordenden Ambitionen verheerende Folgen haben kann. Denn der an Board befindliche und damals hochmoderne Drahtlos-Telegraf wurde in erster Linie für das Versenden privater Nachrichten genutzt. Bei der Navigation wollte sich der Kapitän des Schiffs dagegen lieber nicht auf die neue Technologie verlassen und ignorierte die vorliegende Warnung über das nahende Eisbergfeld. Nach der Kollision sendete die Titanic dann einen Notruf an andere Schiffe in der Umgebung – der aber ausgerechnet auf dem nächstgelegenen Dampfer ungehört blieb, weil der dortige Funker fest schlief.

Bringt uns die zunehmende Vernetzung einander näher?

Nach dem Titanic-Unglück wurden internationale Kommunikationsstandards für die Schifffahrt festgelegt, die unter anderem vorschrieben, dass Funkkabinen rund um die Uhr besetzt sein müssen. So gewährleistet die drahtlose Vernetzung fortan eine sichere Reise auf See.

Heute sind wir dank des Internets sogar noch besser miteinander vernetzt als jemals zuvor – die Grenze zur digitale Welt ist fließend geworden. In Zeiten von Corona stellen wir uns mehr denn je die Frage: Bringt uns die zunehmende Vernetzung einander auch näher?

Autorin: Anjuli Spieker
21. März 2020

5 Fragen zum “Pre Bell Man”

5 Fragen zum “Pre Bell Man”

Selbst wenn das Museum für Kommunikation Frankfurt geschlossen ist, es gibt zwei Dinge, die stets verfügbar sind: die historische Telefonzelle und die Skulptur des “Pre Bell Man” des Medienkünstlers Nam June Paik. Dieses Angebot wurde von den Flaneuren und Flaneusen des Museumsufers bislang reichlich genutzt. Neben den Telefonschafen im Museumsinneren gehören sie zu den meistfotografierten Motiven, die auf Instagram in Bezug auf das Museum zu finden sind.

Der “Pre Bell Man” ist ein Reiterstandbild. Das Pferd trägt aber keine historische Persönlichkeit, sondern eine roboterhafte Figur, dessen Körper aus Objekten der Technikgeschichte zusammengesetzt ist. Da nicht jede*r die Geschichte zu diesem Kunstwerk kennt, haben wir uns selbst fünf Fragen zum Pre Bell gestellt.

 

Pre Bell Man, 1990, Foto: MSPT1. Warum hat Nam June Paik in Frankfurt dieses Kunstwerk erschaffen?

Das Museum für Kommunikation Frankfurt beauftragte 1989 den international bekannten Künstler Nam June Paik mit einer Videoskulptur. Diese sollte zur Eröffnung des einstigen “Bundespostmuseums”  fertiggestellt werden. Die Figur besteht aus historischen Objekten der Sammlung der Museumsstiftung Post & Telekommunikation.

 

2. Was ist ein “Pre Bell Man”?

Die Geschichte der Menschheit wird in der westlichen Wissenschaftsgeschichte in verschiedene Entwicklungschritte unterteilt. Der heutige “Homo Sapiens” wird auch als “Cro-Magnon-Mensch” (Cro Magnon Man) bezeichnet. Ein “Pre Bell Man” wäre dann ein Mensch nach der Erfindung des Fernsprechers durch Alexander Graham Bell im Jahr 1876.

 

3. Was für Bestandteile hat der “Pre Bell Man”?

Der Kopf ist ein Volksempfänger (1930er Jahre), der Rumpf kombiniert ein Radio- und ein Fernsehgerät. Der rechte Arm ist ein Allverstärker und ein Vorschaltwiderstand. Der linke Arm besteht aus einer Test- und Prüfantenne für Richtfunk. Neonröhren lassen die Skulptur bunt leuchten. Das Pferd wurde vermutlich vom Künstler in einem Trödelladen erworben.

 

4. Warum musste der “Pre Bell Man” restauriert werden?

Die Skulptur stand lange draussen und war der Witterung ausgesetzt. Nach einer Restaurierung in 2006, wurde der “Pre Bell Man” 2012 abgebaut und im Depot eingelagert.  In Folge wurde ein Abdruck des Pferde aus Kunststoff nachgegossen. Aus baugleichen Objekten konnte die Technik ersetzt werden. Im Sommer kam der Pre Bell Man zurück vor den Eingang des Museums.

 

5. Ist die Skulptur vor dem Museum der echte “Pre Bell Man”?

Bei einer Tagung im März 2019 diskutierten Kunstexpert*innen, ob der neue “Pre Bell Man” ein Original oder eine Kopie sei. Der “Pre Bell Man” von 1990 steht im Sammlungsdepot, der von 2019 leuchtet kraftvoll am alten Platz. Am Museum sprechen wir von einer Nachschöpfung, eine Plakette am Sockel gibt über das Kunstwerk Auskunft.

 

Zur Vertiefung empfehlen wir den Expotizer zum “Der Pre Bell Man von Nam June Paik. Eine Ikone der Medienkunst!”. Expotizer sind Online-Informationsformate, die unsere Ausstellungen inhaltlich begleiten.

 

Autorin: Tine Nowak
19. März 2020

Schließung Museum und Einladung ins virtuelle Museum

Schließung Museum und Einladung ins virtuelle Museum

Es ist eine Ausnahmesituation: Das Museum für Kommunikation ist seit vergangenem Sonntag bis vorerst für Besucher*innen, physisch geschlossen. Führungen und Veranstaltungen vor Ort finden in den kommenden Wochen nicht statt. Die Ansteckungsgefahr ist zu groß und wir übernehmen Verantwortung für unsere Besucher*innen, unsere freien Mitarbeiter*innen und unser Team. Damit es zu Hause nicht langweilig wird, haben wir Angebote für die Couch.

Einladung ins virtuelle Museum

Wir sind auf unseren Social Media Kanälen aktiv und nutzen das Leben & Lernen Blog, um aus dem Homeoffice, in dem wir alle mit digitalen Tools unsere Arbeit organisieren, zu berichten. Wir laden außerdem ins virtuelle Museum ein: mit Expotizern zu unseren Ausstellungen, fortwährend kuratierten Online-Ausstellungen und Online-Sammlungspräsentationen. Das virtuelle Museum existiert seit Langem und wird verstärkt seit 2017 eingerichtet, auch hier mit den Aktivitäten bei Leben X.0 und mit dem Leben X.0-Podcast und diesem Blog, welches wir während der Schließung täglich bespielen werden. Unsere Inhalte teilen wir zudem via Facebook, Instagram, Youtube oder Twitter.

#neuland Online-Termine zum Vormerken

Von dieser Schließung des Museums ist auch die Eröffnung unserer neuen Sonderausstellung “#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung”, eine Gemeinschaftsproduktion des Museumsstiftung Post & Telekommunikation und der Nemetschek Stiftung, betroffen. In den vergangenen zwei Wochen wurde hier im Museum für Kommunikation Frankfurt am Museumsufer mit Hochdruck am Ausstellungsaufbau unserer neuen Ausstellung gearbeitet. Unsere Museumstechniker*innen haben gezimmert und gebohrt, um die Ausstellung für Sie am Mittwoch, 25. März feierlich zu eröffnen. Da die Ausstellungseröffnung nicht wie gewohnt stattfinden kann, laden wir, das Museum für Kommunikation Frankfurt und die Nemetschek Stiftung zur digitalen Sneak Preview ein: am Mittwoch, 25. März 2020, 19 Uhr. Dorthin gelangen Sie über den #neuland-Expotizer sowie über die Facebook-Seite des Museums. Die Kuratorinnen sind online bei Twitter (#neulandAusstellung) sowie Facebook und beantworten Fragen. Im Anschluss werden weitere Seiten im Expotizer freigeschaltet, sodass man sich online mit den Themen der Ausstellung weiter beschäftigen kann.

Debatten-Dienstag online

“Wir müssen reden” heißt es beim Debatten-Dienstag. Es diskutieren Expert*innen gemeinsam mit der regionalen Bürgerschaft zu Themen der digitalen Diskussionskultur. Moderiert wird die Fishbowl-Veranstaltung von Tine Nowak. Dieses Mal ist unser Treffpunkt nicht der Lichthof des Museums für Kommunikation Frankfurt, sondern der digitale Raum. Der Debatten-Dienstag beschäftigt sich mit dem Thema: “Me, myself & I: Wer bin ich online?” Mit externen Gästen diskutieren wir mit Euch online. Hier kann man sich schon den Dienstag, 31. März 2020, 18.30-19.30 Uhr vormerken. Die Veranstaltung wird live über unsere Kanäle gestreamt.

Wir lesen uns hier im Blog und auf unseren Kanalen. Bleibt gesund, seid solidarisch und #flattenthecurve!

 

Autorin: Regina Hock
19. März 2020