Wie hast Du Dir die Zukunft vorgestellt?

Wie hast Du Dir die Zukunft vorgestellt?

Während der Laufzeit unserer Ausstellung BACK TO FUTURE. TECHNIKVISIONEN ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT erzählen unsere Mitarbeiter*innen, welche Gedanken sie sich früher über die Zukunft gemacht haben! Wir werfen damit einen Blick auf die Zukunftsvisionen von gestern.

 

Ceren Topcu – Referentin Digitale Medien, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Meine Vorstellung von der Zukunft war sehr optimistisch und fortschrittsorientiert. Sicherlich beeinflusst durch Science-Fiction-Literatur und Zeichentrickfilme, z. B. Die Jetsons, die ich als Kind gerne gesehen habe. Als Kind war ich mir sicher, dass es in der Zukunft Roboter geben wird, die uns den Alltag erleichtern. Das tun sie auch jetzt schon, aber nicht in Form von menschenähnlichen Kreaturen. Ich war auch fasziniert von der Idee der Teleportation, die mit den Bildtelefonen teilweise Wirklichkeit geworden ist. Ich glaubte auch an Konzepte wie “Essen in der Pille (Meal-in-the-pill)”, fliegende Autos und die Kolonisierung des Weltraums. Leider ist die Realität oft weniger spektakulär als die Fiktion.

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Muna Mawassii -Event Managment / Vermietungen

“Mein Bild von der Zukunft war schon früh sehr ambivalent geprägt. So las ich Gudrun Pausewangs Bücher „Die Wolke“ und „Die letzten Kinder von Schewenborn“ wodurch mir die Gefahr atomarer Energie bewusst wurde. Statt die Zukunft schwarz zu malen wollte ich jedoch handeln und beschäftigte mich früh mit Umweltthemen. In einer Umwelt-AG an meiner Schule lernten wir, was unser Beitrag zu einem gesunden Planeten und damit einer besseren Zukunft sein könnte. Ich phantasierte über Tanks, die man an den Auspuff von Autos stecken könnte, um die Abgase einzufangen und im Nachhinein chemisch aufzubereiten und träumte von einer grüneren Welt mit weniger stinkenden Autos.
Auch wenn ich meine Abgastank-Idee nie zur Marktreife gebracht habe, haben sich meine Zukunftsvisionen kaum verändert. Ich erhoffe mir immer noch eine Zukunft, in der wir in besserem Einklang mit der Natur leben, eine grünere Art von Verkehr etablieren und auch künftigen Generationen eine lebenswerte Welt bieten.”

 

 

 

 

Ruken Eroglu, Praktikantin – Ausstellungsmanagement/-organisation

In meiner Kindheit verband ich mit dem Begriff „Zukunft“ ausschließlich nur Positives. Mit der Zeit wurde die Frage nach dem, was zukünftig noch alles an technisch Neuem kommen wird, immer größer. Zugleich stimmte es mich aber auch ängstlich, wenn ich allein daran gedacht habe, dass meine geliebten CD-Player und Kassetten-Recorder eines Tages nicht mehr in der Form auf dem Markt erhältlich und stattdessen nur noch digitalisiert irgendwo im World Wide Web abrufbar sein werden. Heute kann und will ich auf diese nicht verzichten, da ich die Möglichkeit, Musik ohne die Notwendigkeit eines Wlan-Zuganges (aber leider noch mit Strom-Anschluss) als praktisch erachte.
Der fortschreitenden Digitalisierung unserer Alltagswelt gegenüber verspüre ich nicht allein nur Neugierde und Hoffnung, sondern vielmehr auch Wehmut: Waren es gestern noch bspw. ausgedruckte Eintrittskarten für das Konzert der Lieblingsband – die nach Gebrauch als materielle bzw. allgegenwärtig präsente Erinnerungsstücke fungieren können – sind es morgen immaterielle bzw. physisch nicht-greifbare, digitalisierte Eintrittsbefugnisse. Das klassische „In-Erinnerung-schwelgen“ nimmt so durch die Absenz der haptischen Wahrnehmung an Bedeutung ab, was ich sehr bedauerlich finde.
Der Standardspruch „Aus Fehlern lernt man“ begegnet einem nicht nur im Alltag sondern auch in der Technik- bzw. Innovationswelt, wenn es darum geht bereits existierende Erfindungen immer wieder aufs Neue zu verbessern und damit auch weiterzuentwickeln. Die digitale Revolution mitsamt u.a. der immer smarter werdenden Maschinen wird den Menschen bei weitem nicht zufrieden stellen, da das individuelle psychische und physische Wohlbefinden bekanntlich immer wieder von ihm optimiert werden muss.
Fakt ist: Der Technologie gegenüber habe ich einen riesigen Respekt, besonders im Hinblick auf ihre Fähigkeit, Raum und Zeit überwinden zu können. Sie macht mich in vielerlei Hinsicht sprachlos: Hoffen wir doch, dass diese Sprachlosigkeit zukünftig ausschließlich positiv konnotiert bleibt bzw. ist.

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Timo Gertler – Wissenschaftlicher Volontär

Als Kind habe ich erwartet, dass man in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts sanft und geräuschlos vom eigenen Auto durch die Luft transportiert wird. Inzwischen bin ich mir annährend sicher, dass die Zukunft, wie man sie sich ausmalt, nicht eintreten wird. Manch fantasierte Entwicklung wurde zwischenzeitlich bereits überholt oder ad acta gelegt, anderes konnte sich zum Glück nie durchsetzen. Stattdessen wurde die Welt und unsere Kommunikation vom Internet und später vom Smartphone revolutioniert, was auch als (fast) digital native nicht unbedingt zu antizipieren war. Der Überraschungsfaktor ist also immer dabei.

Eigentlich ist es fast schade, wenn man so darüber nachdenkt, wie sich die eigene Vorstellung der Zukunft entwickelt hat. Gerne würde ich sagen, dass sich meine eigene Kreativität grenzenlos Bahn brach, indes waren es wohl auch viele medial vermittelte Zukunftsvorstellungen, die das Bild nachhaltig geprägt haben – und weiterhin prägen.
Als Kind waren es die Jetsons, welche mir eine erste Idee über die technische Zukunft in den Kopf setzten. Später hatten sicher auch Star Wars, das fünfte Element und Matrix einen Anteil daran. Romane von Asimov, Huxley, Samjatin und Orwell zeichneten mit Ihrer Mischung aus technischer Faszination und gesellschaftspolitischen Zwängen ein sehr gruseliges Bild der Zukunft, welche auch durch Computerspiele wie beispielsweise Deus Ex nicht unbedingt rosiger erschien. Da wünscht man sich fast die niedlichen Cartoons zurück.

Aber zum Glück leben wir weder von Nanites verändert noch von Soma sediert, sondern die Realität liegt irgendwo zwischen den erdachten Dystopien und Utopien. Das Prinzip Hoffnung mitsamt technischer Neugier scheint mir eine recht gute Strategie zu sein. Und auch wenn die Zukunft nicht genau so sein wird, wie erwartet, lohnt es sicher darüber nachzudenken, jenes zu verarbeiten, was man wahrnimmt und letztlich auch selbst zu Fantasieren. Nur auf mein schwebendes Transportmittel muss ich wohl noch etwas warten.

 

 

 

Marina Schilke – Praktikantin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

„Meine Zukunftsvorstellungen schwankten zwischen Neugierde und Resignation. Auf der einen Seite könnte man jetzt schon anfangen zu trauern, wenn man an Filme wie „Wall-e: Der Letzte räumt die Erde auf“ aus dem Jahr 2008 denkt. Kleine Roboter werden dazu verdonnert die Erde aufzuräumen, da diese durch die Umweltverschmutzung unbewohnbar geworden ist. Wird das ein Teil der zukünftigen Realität sein? Machen wir uns dann alle in autarken Raumschiffen davon und lassen die Erde zurück? Das Ende des Filmes lässt einen Hoffnungsschimmer zurück, nämlich den Wiederaufbau der Erde gemeinsam durchgeführt von den Menschen und Robotern. Auf der anderen Seite ist vielleicht auch gerade der gemeinschaftliche Aspekt etwas Positives. Dazu fallen mir auch andere Filme und Serien von früher ein wie „Avatar – Aufbruch nach Pandora“, „Men in Black“ und „Futurama“. Da schien das Zusammenleben der verschiedenen Lebensformen ja mehr oder weniger gut zu funktionieren. Vielleicht etwas ungewohnt, aber auch Teil meiner Zukunftsvorstellung war/ist es daher, dass wir im Universum nicht alleine sind. Und die Vorstellung in der Zukunft nicht ganz auf sich alleine gestellt zu sein, ist doch auch etwas sehr Schönes.“

 

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Katharina Kohl – Praktikantin für das Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“

Als Kind war ich fasziniert von Heldinnen und Helden, die durch ihre Fantasie, ihre Unerschrockenheit und ihren Mut spannende Abenteuer erlebten. Alice im Wunderland, Pippi Langstrumpf, Nils Holgersson oder Wicki ließen sich durch Probleme und Hindernisse nicht von ihrem Weg abbringen und „machten sich ihre Welt, wie sie ihnen gefällt“. Ganz so übertragen lässt sich diese kindliche Sicht in der realen Welt selbstverständlich nicht und doch prägte es mich in der Hinsicht, auch für mein Leben einen eigenen Weg zu finden. Ich beschäftigte mich mit der Frage: Wie möchte ich später einmal leben?

Wenn ich so zurückblicke, stelle ich interessanterweise fest, wie wenig ich mir im Gegensatz dazu als Kind Gedanken über zukünftige technische Entwicklungen machte. Technische Geräte wie Fernseher, Radio, Kassettenrecorder, Walkman, MP3-Player, der erste Computer und das erste Handy später das erste Smartphone integrierten sich in meinen Alltag, sodass ich die Gerätschaften nicht hinterfragte. Aus heutiger Sicht hat sich mein Blick dahingehend verändert, indem ich mich öfter frage: Welche technischen Möglichkeiten werden auf uns zukommen? Diese Frage ist seitdem ich als Projektassistentin am Projekt „Smartphone.25 – Erzähl mal!“ mitwirke noch einmal mehr in den Vordergrund gerückt. Das Projekt anlässlich des 25.-jährigen Geburtstags des Smartphones am 15. August führt mir vor Augen, wie schnell die Technik der letzten 25 Jahren voranschritt und das Smartphone zu einem Tausendsassa mit einer unglaublichen Funktionenvielfalt hat werden lassen. Die heutige Tendenz, immer schneller technische Neuheiten auf den Markt zu bringen, macht es spannend sich vorzustellen, wie das Smartphone sich weiterentwickeln wird und von was das Smartphone vielleicht eines Tages abgelöst wird.

 

 

Linus Wambach – Praktikant Ausstellungen

„Die Zukunftsvorstellung meiner Kindheit ist sicher geprägt von der Zeit, in der ich aufgewachsen bin. Da ich 1999 geboren wurde, habe ich natürlich noch einiges an analoger Technik erlebt. Allerdings war diese damals schon am Ende ihrer Nutzungszeit angelangt und verschwand nach und nach.
Am längsten unter den analogen Geräten hielt sich bei mir mein roter Kassettenrekorder von Sony (mit Pipi Langstrumpf Kassettenkoffer), den ich sehr gemocht habe. Noch nicht selbstverständlich war für mich damals, dass ich ihn ohne Kabel mit in den Garten des Kindergartens nehmen konnte, auch wenn die Batterien riesig waren und nicht lange hielten.
In meiner Grundschulzeit hatten wir dann auch schon einen Laptop, mit dem man einfach und schnell (das würde ich heute natürlich anders sehen) ins Internet konnte und der über eine Webcam verfügte und die ersten Menschen liefen mit Smartphones herum. Kameras hatten die Handys damals ohnehin bereits, selbst mein Nintendo DSi verfügte über Kamera und Touchscreen.
In meinen Augen war damit das Entwicklungspotential schon relativ ausgeschöpft, denn dass Laptops schneller und Handys flacher werden, sind ja in Bezug auf eine Zukunftsvorstellung nur Kleinigkeiten.
Beim Thema Verkehr verhält es sich ähnlich. Seit meiner Kindheit ist es möglich, von Frankfurt aus mit Zügen mit bis zu 300 Km/h durch Deutschland und ins benachbarte Ausland zu fahren und man erreicht mit dem Flugzeug fast jeden Kontinent nonstop. Auch den Meeresgrund kann man an seinen tiefsten Stellen erreichen und es flog regelmäßig ein Spaceshuttle zu einer internationalen Raumstation.
Einige Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet habe ich allerdings schon erwartet, wie zum Beispiel das Erreichen des Mars, das Fliegen mit vielfacher Schallgeschwindigkeit um die Erde oder Reisen durch Deutschland in einer Magnetschwebebahn. Bei Letzterem war ich mir auch eigentlich sicher, das noch mitzuerleben.
Besonders cool fand ich immer die Vorstellung von Luftkissenfahrzeugen, wie Lukes Landspeeder oder die Speederbikes für eine Person, wie man sie aus den Star Wars-Filmen kennt. Ich war mir als Kind schon ziemlich sicher, dass dies mal möglich sein wird, allerdings dachte ich auch damals schonan eine fernere Zukunft.“

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Daniel Voigt – Pressereferent

“Meine Zukunftsvisionen von gestern sind vor allem geprägt von Büchern. An eine Anekdote erinnere ich mich noch sehr gut. Im Bücherregal meiner Eltern fand ich in jungen Jahren, vielleicht war ich 10 Jahre alt, ein Buch mit einem seltsamen Cover: es zeigt den Kopf einer Person, die durch einen (Fenster?)-Rahmen schaut – oder besser gesagt, nicht der Kopf ist dort abgebildet, sondern lediglich eine futuristisch anmutende Gasmaske, aus der eine Vielzahl von Kabeln dringen, die sich wiederum mit besagtem Rahmen und dem Buchcover vereinen, so dass man das Gefühl hat, die nicht-identifizierbare Person sei nicht nur unter der Gasmaske gefangen, sondern gleichzeitig angekettet an den Rahmen des Buches.

Gleichzeitig verängstigt und begeistert, verschlang ich das Buch in Windeseile. Der dystopische Roman erzählt von einer fernen zukünftigen Zeit, in der Raumfahrt und der Besuch anderer Planeten etwas Alltägliches sind. Der Protagonist des Romans landet aufgrund unglücklicher Umstände auf dem Planeten Oxygenien, wo eine hochindustrialisierte Kultur lebt, die am Problem enormer Umweltverschmutzung leidet. Die Gesellschaft Oxygeniens ist stark hierarchisch strukturiert und unterliegt Regeln der Ungleichheit, die sich in Ausbeutung, Kontrolle und Beherrschung äußern: Sauerstoff wird rationiert, Gehirnaktivitäten und Triebverlangen werden durch synthetische Drogen gesteuert, soziale Interaktion ist beinahe unmöglich. Die Geschichte ist die einer Flucht des Protagonisten aus diesen widrigen Umständen … mehr will ich an dieser Stelle gar nicht verraten.

Erst später fand ich heraus, dass dies der Roman “Oxygenien” (1974) der ungarischen Autorin Klará Fehér war, der lediglich in der damaligen DDR in deutscher Sprache erschien. Das Buch von Fehér habe ich nun seit meiner Kindheit nicht mehr in der Hand gehabt – aber mit der jetzigen Auffrischung meiner Erinnerung verspüre ich große Lust, “Oxygenien” noch einmal zu lesen, um meine Visionen von Zukunft, die mir durch die Lektüre damals vermittelt wurden, einer aktuellen Bestandsaufnahme zu unterziehen.”

 

Niko Bogdan – Haustechnik

„Als Kind träumte ich von Abenteuern im Weltraum. Mit dem Raumschiff in den Urlaub auf andere Planeten fliegen zu können. Zum Mond oder noch lieber auf den Pluto. Verrückt, was in der Raumfahrt heute technisch schon möglich ist.
Ich stellte mir für die Zukunft aber auch vor, dass die soziale Situation für alle Menschen besser sein würde. Alle Krankheiten konnten geheilt werden und es würde keine Kriege mehr geben.“

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt
Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Susanne Uhl – Asisstenz Öffentlichkeitsarbeit

“Ich bin ein typisches Kassettenkind der 80er Jahre und habe u.a. die Science Fiction Hörspielserien ‘Jan Tenner’ und ‘Flash Gordon’ aber auch Klassiker wie Jule Vernes ‘20.000 Meilen unter dem Meer’ geliebt. Daher waren meine Bilder von der Zukunft stark von Maschinen, Robotern, sprechenden Computern und fantastischen Erfindungen wie z.B. dem ‘Flugserum’ und Zeitreisemaschinen durchsetzt. In meiner Vorstellung war die Zukunft ein riesengroßes technisches Wunderland. Allerdings kamen im Zuge des Älterwerdens auch eher düstere Aspekte hinzu: Filme wie Mad Max, Terminator oder Strange Days in Kombination mit ganz realen Ereignissen wie dem Reaktorunglück von Tschernobyl, der Explosion der Challenger und alltägliche Meldungen von Umweltverschmutzung und Arbeitslosigkeit machten teilweise beinahe Angst vor der Zukunft.

Zwanzig Jahre nach dem mit Spannung erwarteten Jahrtausendwechsel bin ich froh, dass sich die Szenarien aus ‘Zurück in die Zukunft II’ im Jahr 2015 nicht bestätigt haben – auch wenn ich es bedauerlich finde, dass es immer noch keine Hoverboards gibt.”

Xenia Gärtner – Praktikantin Bibliothek MfK Frankfurt

“Wenn ich daran zurück denke, wie ich mir als Kind die Zukunft vorgestellt habe, fällt mir sofort der Film ‘Zurück in die Zukunft II’ ein, den ich erstmals etwa 15 Jahre nach der Erscheinung gesehen habe (die Ankunft Marty McFlys im Jahr 2015 rückte bereits näher).
Der zweite Teil der Kult-Trilogie ist geprägt von den Zukunftsvisionen der 1980er Jahre (man denke z.B. an die Mode, die sich die Filmproduzenten für die 2010er Jahre vorgestellt haben) und trotzdem beeinflusste der Film meine damaligen Vorstellungen der Zukunft, etwa durch fliegenden Autos oder Hoverboards.
Heute, im Jahr 2021, finde ich es immer noch sehr spannend, mich mit früheren Vorstellungen von der Zukunft zu beschäftigen- denn einige Visionen der Autoren haben sich ja durchaus bewahrheitet, wie die fortschreitende Digitalisierung mit Videotelefonie und Co.”

Wie Haben Wir uns die Zukunft vorgestellt

Nina Voborsky – Medienpädagogin


Ich bin durch und durch Optimistin aber ich gestehe, ich habe eine Schwäche für dystopische Geschichten. Als Jugendliche war ich fasziniert von den Tagebucheinträgen von D-503 in Samjatins WIR und von Aldous Huxleys Schöner neuer konditionierter Welt, in der Religion, Kunst, Liebe, freies Denken und echte Emotionen nicht mehr vorkommen. Egal ob Orwells Überwachungsstaat oder Atwoods theokratische Diktatur (im Übrigen auch eine echte Serienempfehlung ‘The Handmaid’s Tale’) bieten sie alle auch Rebell*innen und Weltenretter*innen, die nach gesellschaftlichen Gegenentwürfen, Freiheit und Individualität streben. ‘Hurra die Welt geht unter’ ist nicht nur spannender, sondern beinhaltet auch die Frage nach dem und dann…?

In welcher Gesellschaft wollen wir leben und wie können wir diese mitgestalten?

Dystopien fördern mein utopisches Denken…und gegen zu viel düstere Zukunftsvisionen hilft ein Besuch in ‘Quality Land’.”

 

Violetta Wohland – Praktikantin Presse MfK Frankfurt

“Ich erinnere mich aus meiner Kinderzeit nur an wenige meiner konkreten Vorstellungen von neuen technischen Gerätschaften, die es künftig geben sollte – vieles von dem, was noch 10 oder 20 Jahre zuvor als Zukunftsmusik gegolten hatte (Videotelefonie! Internet! Intelligente Kühlschränke!), wurde ja schon während meiner Jugendzeit selbstverständlicher Teil des Alltags.

Vielmehr interessierte ich mich für die gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen, die die technische Innovation bringen würde. Ich erwartete, dass immer mehr physische Arbeiten von Maschinen bzw. Robotern übernommen werden und Herstellungsprozesse technisch optimiert würden und in der Folge die Menschen hier ebenso wie in anderen Teilen der Welt immer weniger und vor allem in weniger prekären Bedingungen arbeiten müssten. Ich malte mir eine Welt aus, in der es gerechter zuginge, in der es mehr Wohlstand und Bequemlichkeit für alle gäbe und in der 40-Stunden-Wochen, Lohnsklaverei und Ausbeutung von Menschen, Tieren und Ressourcen einer mittelalterlich anmutenden Vergangenheit angehörten.

Leider scheint diese Zukunftsvorstellung weiterhin in weiter Ferner zu liegen. Doch wer weiß, was die nächsten Jahrzehnte bringen!”

Alexandra Reimer – Archivarin


„Meine kindliche Vorstellung einer Zukunft wurde sehr durch Film, Fernsehen, Comics, Bücher und Hörspielkassetten der 1980er sowie 1990er geprägt. Insbesondere Filme wie „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, „Zurück in die Zukunft“ oder Serien wie „Star Trek: The Next Generation“ hatten dabei einen entscheidenden Einfluss auf meine Vorstellungskraft. Die menschliche Zivilisation war nicht mehr an die Erde gebunden, sondern hatte den Weltraum längst zu erobern begonnen und pflegte eine Ideologie der Toleranz gegenüber andersartigen Lebensformen. Raumschiffe, Überlichtgeschwindigkeit, künstliche Intelligenz in Form von kommunizierenden Computern, schwebende Fahrzeuge und Roboter, die kaum von Menschen zu unterscheiden waren, spielten dabei natürlich eine Rolle. Holodecks schienen unendliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu bieten und beamen ersetze Langstreckenflüge auf der Erde sowie anderen Planeten. Kommunikation fand über Computern ohne Bildschirm in 3-dimensionaler Form statt und ersetzte Telefon, Telefax sowie Anrufbeantworter. Nicht zu vergessen, in der Zukunft gab es natürlich auch Hoverboards! Diese Zukunftsvorstellungen waren in meiner kindlichen Welt jedoch weit entfernt und wenn ich heute darüber nachdenke, dass Teile davon sich schon realisiert haben, muss ich etwas schmunzeln und werde neugierig, was die Zukunft noch mit sich bringen wird.“

Matthias Lieb – Wissenschaftlicher Volontär MfK Frankfurt

„Meine Vorstellungen von der Zukunft als Kind waren geprägt von Eindrücken aus Filmen und Serien. Häufig wiederkehrende Themen waren dort mobile Kommunikationsmittel, die in jede Hosentasche passen, selbstfahrende Autos oder Computer, die auf große Wissensspeicher zugreifen können. Alles gar nicht so unbekannte Szenarien. Die rasanten und umwälzenden technischen Entwicklungen im realen Leben brachten bald viele Innovationen mit sich, die die Darstellungen im Fernsehen überholten. Die Beschäftigung mit diesen Neuerungen war dann oftmals so spannend, dass für einen Blick in die ferne Zukunft gar keine Zeit blieb.”

Dr. Corinna Engel – Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit

“Meine Vorstellung von der Zukunft war geprägt von der Idee, dass es möglich sein müsse, allen Menschen zu einem friedlichen und selbstbestimmten Leben in Wohlstand zu verhelfen. Dazu waren technische Erfindungen im Einsatz: autonom fahrende Betten, fließbandartige Bürgersteige und Automaten, die an Bäumen hängen und aus Obst auf Knopfdruck ein leckeres Gericht zaubern. Alle diese Geräte kommen in Erich Kästners Buch „Der 35. Mai“ vor. Meine kindlichen Ideen waren immer auch ein Paradies, „Arbeit“ kam darin nicht vor, alle Menschen taten, was ihnen gerade einfiel und Spaß machte. Dazu waren Haushalts- und Fertigungsroboter im Einsatz, wie sie in Star Wars und Star Trek vorkommen. Außerdem erinnere ich mich daran, dass wir bei Rollenspielen aus unserem Kassettenrekorder einen Übersetzer machten. Man musste nur seine Funktionen umkehren, in den Lautsprecher sprechen und mit dem Mikro am Ohr die Nachricht empfangen. Sofort konnte die außerirdische Prinzessin alles verstehen.”

Regina Kölsch – Sekretariat Mfk Frankfurt

“Unendliche Weiten …Für mich sah als Kind die Zukunft ein wenig wie Raumschiff Enterprise aus, das ich so gerne im Fernsehen sah. Als im Freundeskreis der erste CD-Player auftauchte, dachten wir alle “das setzt sich doch nicht durch” – haha, jetzt gehört meine CD-Sammlung schon beinahe ins Museum. So ist es ein Mix: wir schreiben das Jahr 2021, und so viel anders fühlt sich alles nicht an, einerseits, aber andererseits gibt es da die ständige Erreichbarkeit und den schnelleren Takt. Ja, unser Tempo nähert sich manches Mal doch der Lichtgeschwindigkeit, dann gibt es nur einen Ausweg: Beam me up, Scotty.”

Susanne Höfer – Assistenz Verwaltung, Haushalt/Liegenschaften

“Als Kind/Jugendliche fand ich die Idee, ein Bild- bzw. Videotelefon zu haben ganz spannend und wollte gerne die andere Person nicht nur sprechen, sondern auch sehen. Ich wollte meinen Vater überreden, so etwas anzuschaffen. Er meinte, dass das die andere Person ja dann auch haben müsse, damit man sich gegenseitig sieht. Somit müsste ja eigentlich jeder so etwas haben und er konnte sich nicht vorstellen, dass es diese Möglichkeit geben wird. Das sei zu teuer. Zum Glück hat er sich geirrt.”

Sandy Lang – Museumsbibliothek

„Meine kindlichen Vorstellungen über die Zukunft kreisten fast immer um das Thema Fliegen. Das Fluggerät meiner Träume war leicht zu steuern und durchsichtig für möglichst viel Aussicht über den Wolken. Später fand ich die Idee einer Art Bildtelefon faszinierend, um ferne liebe Menschen zu sehen. Vor dem Hintergrund damals gebräuchlicher Geräte, beschränkte sich meine Vorstellung aber auf eine Art Verbindung von Festnetztelefon und grisseligem Röhrenfernseher. Dass wir heute auf kleinen mobilen Geräten Videochats mit der ganzen Welt halten können, geht weit über das hinaus, was sich mein kleines analog geprägtes Ich damals vorstellen konnte.“

Tine Nowak – Referentin Ausstellungen

“Als ich ein Kind war, habe ich mir die Technologien der Zukunft so vorgestellt, wie sie mir in Film, Fernsehen und Comics gezeigt wurden. Ich stellte mir vor, wie cool es wäre zu beamen, da ich dies durch “Raumschiff Enterprise” kannte. Ich dachte, wir würden vll. in Zukunft fliegende Fahrzeuge nutzen, wie in “Star Wars”. Ich wollte wissen, wie ich programmiere und Welten erschaffe, nachdem ich “Tron” gesehen hatte und ich tippte hilflos auf das BTX-Gerät im Postamt, als ich in “Jumping Jack Flash” gesehen hatte, dass man per Computer weltweit Nachrichten senden kann. Zwischen Vision und Realität gab es einen Graben der Umsetzbarkeit, aber durch diese Vorbilder war es zumindest möglich, meine Fantasie wandern zu lassen.

Mir fiel es jedoch schwer, darüber hinaus zu denken. Das Unvorstellbare und das Neue zu denken. Diesen Gedanken hab ich als extrem frustrierend erlebt, ich hatte das Gefühl, alles was möglich wäre, sei schon gedacht worden. Was nicht stimmen konnte, denn wie wären sonst in der Vergangenheit neue Dinge entstanden. Heute weiss ich, dass selten etwas komplett neu visioniert wird, sondern sich aus dem Vorherigen heraus entwickelt.”

Anne Wietschorke, Besucherservice:

„Erst dachte ich ja, ich hätte früher als Kind gar keine Zukunftsvisionen gehabt, jedenfalls keine technischen. Aber jetzt sind mir 2 Filme eingefallen, deren Innovationspotential mich schon damals sofort überzeugt hat. Das eine war das vollautomatische Haus von Jacques Tati, Staubsauer, die von alleine loslegen, wo sich Kühlschränke automatisch öffnen, Roboterhände alle Zutaten bereitstellen und den Rest machen Herd und Backofen natürlich auch von alleine. Und das 2. war Dudu, der Käfer, der je nach Not- und Lebenslage wahlweise fahren, schwimmen oder fliegen konnte. Geräte, die uns das Leben leichter machen, fand ich schon immer höchst attraktiv genau wie die Vorstellung, im Urlaubsstau einfach die Seitenflügel auszufahren und den Propeller anzuwerfen.“

 Magdalena Fichter, Besucherservice

“Unentdeckte Welten waren etwas, das ich auch als Kind mit einer gewissen Skepsis und mit Befremden betrachtet habe. Bei einem Malwettbewerb habe ich eine Unterwasserstadt gepinselt und nichtsahnend bin ich davon ausgegangen, dass es einfach eine meeresbiologische Forschungsstation in tieferen Gewässern ist, aber niemand unfreiwillig dort wohnen muss. Die erwachsenen Rezipienten des klecksigen Werks, hatten ganz andere, düstere Vorstellungen davon, was das sein soll und sie haben mir deswegen einen kleinen Preis für das Bild gegeben. Nicht die Zukunft an sich, die sich an den pfadabhängigen Möglichkeiten orientiert, die ja bereits in der Gegenwart existieren und angelegt sind, ist dabei unverständlich, sondern das Schwarz-Weiß-Denken der Menschen in Utopien und Dystopien, das darin Verharren und sich so der eigenen Verantwortung zu entziehen. Vielleicht werden da Dinge auf die lange Bank geschoben?

Warum sollten wir überhaupt auf dem Mars siedeln in der Zukunft und dafür künstliche Biosphären entwickeln, wenn wir jetzt auf die Erde aufpassen und dafür sorgen, dass die Ressourcen reichen? Warum suchen wir Erlösung in einer Technik einer fernen Zeit, die noch nicht existiert, wenn wir die Probleme selbst noch verhindern können und diese Schwierigkeiten absehbar sind? Warum wollen wir Gedanken lesen und kontrollieren können, wenn wir uns sonst darauf verständigen, den Willen jeder einzelnen Person zu respektieren? Das ist nicht konsequent und ein kultureller Rückschritt. Viele Fragen zu Zukunftsvisionen erscheinen mir also auch heute noch nicht besonders avantgardistisch, sondern wie die Begehrlichkeiten einer Person, die die menschliche Kultur und unser Verhalten als mächtigen Faktor der Gestaltung der Gegenwart abgeschrieben hat und stattdessen Erlösung in der Technik sucht. Anstatt sich den Träumereien hinzugeben, könnte man den jungen Aktivist*innen von Fridays for Future zuhören und endlich etwas in der Gegenwart tun.”

Konrad Künkel, Besucherservice

„Meine Vision von Zukunft in Kinderzeiten war stark von der TV-Optik wie „Raumpatrouille“ oder „UFO“ geprägt. Später war die spielerische Sicht eher dem Wandel der Realität gewichen: AKW’s, Umweltverschmutzung, etc. ähnlich wie die Fridays for Future – Bewegung heute, also eher bedrohlich. Es bleibt wie es ist: Früher war alles besser – sogar die Zukunft!“

Caroline Dörr, Wissenschaftliche Volontärin und Kuratorin der Back To Future Ausstellung

„Früher dachte ich, dass in der Zukunft alle Autos mit einem Helikoptersystem versehen sind. Bei langen Staus könnte man diesen aktivieren und dem Stau sprichwörtlich davonfliegen. Auch war ich davon überzeugt, dass wir nicht nur überirdisch, sondern auch in Unterwasserstädten einmal leben werden. Den Zugang würden schwimmende Aufzüge bilden, die die Menschen in ihre jeweilige Wohnung oder auf den Unterwasser-Marktplatz bringen würden. Beim Blick aus dem Fenster würde sich eine wunderschöne Unterwasserlandschaft präsentieren.“

Judith Ritter, Eventmanagement & Vermietungen

„Ich habe früher gedacht, dass es in der Zukunft (also ungefähr heute) keine Umweltverschmutzung mehr gibt, keine Armut, nur noch freundliche Menschen und fliegende Fortbewegungsmittel für alle, auch kleinere, wie die Karussell-Flugzeuge bei Jahrmärkten!”

Peter Mollenhauer, Ausstellungstechniker

“Für die Zukunft hatte ich mir vorgestellt, dass ich zu Hause in ein Verkehrsmittel einsteige, maximal das Ziel eingebe und autonom zum Ziel/ zur Arbeit gebracht werde… oder von zu Hause auf die Arbeit beamen. :-)”

Dr. Helmut Gold, Direktor des Museums für Kommunikation Frankfurt und Kurator der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

“Am allermeisten hat mich früher als Jugendlicher die Vorstellung von Zeitreisen und Zeitmaschinen fasziniert. Dazu gab (und gibt) es natürlich literarisch und filmisch viele und inspirierende Erzählungen und Varianten. Spannend an der Vorstellung war für mich zum einen, dadurch etwas von der Zukunft kennenzulernen, zu erfahren, wie sich die Welt oder nur meine nähere Umgebung entwickeln wird. Zum anderen aber, nicht minder spannend, sah ich die Chance, in die Vergangenheit eintauchen zu können mit dem Wissen von heute. In beiden Fällen konnte ich darüber phantasieren, ob und wie man die Geschehnisse dann beeinflussen könnte, dass Vergangenheit oder Zukunft einen anderen besseren Verlauf nehmen. Eigentlich bis heute eine faszinierende Idee.”

Ausstellung “Back To Future”: 18.11.2020 – 29.08.2021 im MfK Frankfurt

 

Caro Dörr/ Tine Nowak, 22. Januar 2021

#MuseumForFuture – Die Zukunft gehört dem Museum?  Gedanken dazu aus dem Museum für Kommunikation Nürnberg

#MuseumForFuture – Die Zukunft gehört dem Museum? Gedanken dazu aus dem Museum für Kommunikation Nürnberg

Wenn Jörn Brunotte zur Blogparade aufruft, ist es eine Freude mitzumachen. Zudem ist das Thema dieses Mal besonders spannend, denn es geht um die „Zukunft des Museums“ oder #museumforfuture.

Intro: #museumforfuture

Es geht darum, wie wir als Museum „nach der Krise“ weitermachen wollen und noch viel mehr darum, wo wir stehen und – anders als in den politischen Debatten seit März 2020 – wie relevant wir sein wollen. Ein weites Feld also, aber ein spannendes Thema und natürlich kommen wir als Museum für Kommunikation Nürnberg dem Aufruf mit Freude nach und beteiligen uns mit einem Beitrag an die Diskussion. Die Idee hinter unserem Post ist, dass unterschiedlichen Bereiche des Hauses zu Wort kommen, um das weit gefächerte Thema „Zukunft des Museums“ aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Wie geht es weiter im Bereich „Bildung und Vermittlung“, wie werden morgen Ausstellungen und wie das Rahmenprogramm aussehen? Wie sieht unser Volontär sein zweites Jahr Volontariat und wie wirkt sich dies alles zusammen auf die Vision des gesamten Hauses aus? Der Blogbeitrag ist eine kollaborative Zusammenarbeit – eine Art, in der in kleinen Häusern wie dem unsrigen oft gearbeitet wird und vielleicht auch eine, um in der Zukunft transparenter und offener zusammen zu arbeiten?!

Das Museum für Kommunikation Nürnberg gehört mit seinen beiden Schwestermuseen Museum für Kommunikation Frankfurt und Museum für Kommunikation Berlin sowie den Sammlungen und dem Archiv für Philatelie zur Museumsstiftung Post und Telekommunikation. In „normalen“ Jahren ist unser Haus mit seinem spannenden Vermittlungs-, Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm besonders stolz auf seine interaktive und partizipative Ausrichtung. Diese wird unter der Woche vor allem von Schulklassen und an den Wochenenden sowie Ferien vor allem von Familien sehr gut angenommen und schlägt sich in über 120.000 Besucher*innen (in 2019) nieder.

Seit Beginn der Pandemie im letzten März hat sich das Museum für Kommunikation Nürnberg, gemeinsam mit den beiden anderen Standorten, natürlich auf digitale Museumsarbeit umgestellt. Die drei Häuser haben ihren bereits breit aufgestellten virtuellen Bereich – der von virtuellen Ausstellungsrundgängen (Expotizern) über Online-Sammlung(en) bis hin zu rein digitalen Ausstellungen reichte – nochmals deutlich erweitert (siehe hierzu z. B. den „Digitalbereich“ des Museums für Kommunikation Nürnberg). Hinzugekommen sind neben Veranstaltungsstreamings und Online-Vermittlungsangeboten für Kinder (wie der z. B. Programmierkurs oder Schrott-Robos-Bauen) in Nürnberg u. a. ein Let´s Play und Podcast-Projekt mit Namen VoloMuPo, Volontär*innen-Podcast.

Zu den verschiedenen Projekten erfährt man im Folgenden noch mehr und es sind noch weitere Angebote geplant.

Museumsleitung (Dr. Annabelle Hornung): „In (die) Zukunft führen“

Ich habe im Juni 2020 als Leiterin des Museums für Kommunikation Nürnberg begonnen und bin somit kurz nach der Wiedereröffnung im Mai eingestiegen. Wer in der Pandemie ebenfalls den Job gewechselt hat, weiß wovon ich spreche, wenn ich sage, dass es eine schwierige Situation war. Man kommt neu – in meinem Fall wieder zurück – ins Museum, das noch immer mit den Folgen des ersten Lockdowns zu kämpfen hat. Ab dem ersten Tag war es, noch mehr als normalerweise als Führungskraft, wichtig, die Motivation hoch zu halten, transparent über alle Entwicklungen zu sprechen und für Ängste und Bedenken ein stets offenes Ohr zu haben. Die weiteren Sommermonate brachten Erleichterungen, die Zahlen der Infektionen waren auf Tiefststand und es war sogar möglich, sich draußen (mit Abstand) zu begegnen. So konnten wir im August mit Besucher*innen zum Beispiel, den Aktionstag anlässlich des 40. Geburtstags unseres Nürnberger Fernsehturms, besser bekannt als „Nürnberger Ei“, feiern oder im September in reduzierterer Form, die Stad(ver-)Führungen mit kleinem analogen Angebot begehen. Momente, die heute, im Januar 2021, meilenweit weg erscheinen. Erneut sind wir wie alle anderen Museen seit Anfang November wieder geschlossen. Der zweite Lockdown, eine schon seit über drei Monaten andauernde Zwangspause. Allerdings konnten wir vor der erneuten Schließung Ende Oktober noch unsere neue Wechselausstellung „#neuland – Ich, wir und die Digitalisierung“ eröffnen. Die Präsentation, eine Übernahme aus dem Museum für Kommunikation in Frankfurt und ein Gemeinschaftsprojekt mit der Nemetschek Stiftung, befasst sich mit dem digitalen Wandel und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft, aber auch auf das Individuum. Passend zu diesem Thema, aber auch angesichts der seit Oktober stetig steigenden Infektionszahlen haben wir das Rahmenprogramm bereits vor der Eröffnung zu großen Teilen remote und hybrid geplant, so dass eine – wie dann leider auch eingetreten – Übertragung des Rahmenprogramm ins rein Digitale kein größeres Hindernis dargestellt hat. Leider konnten die Besucher*innen die Ausstellung gerade einmal fünf Tage besuchen und es steht in den Sternen, wann das wieder möglich ist.

So möchte ich im Moment als Direktorin erst einmal nur in die unmittelbare Zukunft, also in die nächsten zwei, drei Monate, blicken: Eingedenk meines ersten Dreiviertel-Jahres zurück im Museum, geprägt durch die Krise, müssen wir uns als Institution in erster Linie jeden Tag neu mit der Frage nach unserer Relevanz beschäftigen. Hier müssen wir Lösungen und kreative Ideen anbieten, um uns zugleich als wichtigen Ort des gesellschaftlichen Diskurses und der Bildung aufzustellen. Dieses nahe und zugleich Fern-Ziel möchte ich mit meinen Kolleg*innen erreichen und dazu müssen wir gemeinsam lernen und uns weiterbilden. Nur so können wir den neuen Herausforderungen der Museumsarbeit und ihrer Zukunft (1) gewachsen sein.

(1) Lektüre zur Zukunft des Museums: Andrés Szántós Gesprächssammlung „The Future of the Museum” oder Joachim Baur + schnittpunkt (Hg.): „Das Museum der Zukunft“.

Presse und Öffentlichkeitsarbeit (Dr. Vera Losse): „Öffentlichkeitsarbeit während und nach Corona“ 

Das Museum für Kommunikation Nürnberg (MKN) gehört mit den beiden Schwestermuseen zur Museumsstiftung Post und Telekommunikation, wir haben eine gemeinsame Webseite und arbeiten in der Kommunikation vieler Themen besonders im digitalen Bereich eng zusammen. Vor Ort kümmern sich die Pressereferent*innen um standortspezifische Angebote und stehen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.

Die Kommunikation des MKN war im ersten Lockdown zunächst davon geprägt, vorhandene Kontakte in die Medien hinein zu pflegen und Wege zu entwickeln und das #closedbutopen Museum mit seinen digitalen Angeboten in die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei entstanden auch neue Formate: Elke Schneider, unsere Kollegin aus dem Bereich Bildung und Vermittlung, nutzte den Instagram-Kanal des Hauses für Angebote, wie etwa eine Museumsführung. Im zweiten Lockdown  haben wir konsequent alle Angebote, etwa für die Advents- und Weihnachtszeit, von vorn herein ins Digitale verlegt (2) , was die Planung der Medienarbeit erleichterte. Eine weitere neue Erfahrung: Viele Journalist*innen waren und sind nach im Homeoffice. Begegnungen im Museum sind daher kaum möglich, so fanden die ersten Interviews mit der neuen Direktorin Annabelle Hornung per Telefonkonferenz oder Zoom statt.  Auf die Einladung zur Pressekonferenz zu unserer Sonderausstellung #neuland am 27.10.2020 kamen sehr unterschiedliche Reaktionen, einige Journalist*innen wollten die Schau unbedingt vor Ort sehen, andere komplett aus dem Homeoffice recherchieren. Hier hat sich der digitale Expotizer sehr bewährt, der um eine Kurzführung durch die Ausstellung erweitert wurde, ein Format mit viel Zukunft. Insgesamt war und ist das Interesse am Thema Kommunikation gerade in Pandemiezeiten seitens der Medien hoch. So erfuhr etwa ein dpa-Interview zum Thema: „Kommunikation mit Maske“ mit der Stimmtrainerin und Schauspielerin Luna Mittig, die unsere Museumspädagog*innen in der Kommunikation mit dem „Schnutenpulli“ schulte, ein sehr großes überregionales Echo. Eingebunden wurden Mittigs Äußerungen in einen Text, der das Thema aus verschiedenen Perspektiven, etwa einer Lehrerin oder eines Mimikforschers beleuchtete.

Wie wird es weitergehen? Ich persönlich glaube, dass die Erfahrung von Entgrenzung durch Digitalität eine immer größere Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit spielen wird. Zwar wird es hoffentlich bald wieder Angebote und Veranstaltungen im Museumsraum geben, im Moment fällt die mittelfristige Themensetzung im Analogen schwer. Aber schon heute werden  das Haus und die Museumsstiftung Post und Telekommunikation über die Webseite und die digitalen Kanäle insgesamt als kompetente Informations- und Veranstaltungsplattform zum Thema Kommunikation wahrgenommen. Dies geschieht durch ganz unterschiedliche analoge, digitale und hybride Formate, Gesprächsangebote sowie die Recherchemöglichkeiten in unseren Datenbanken. Hieraus ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, geographisch und zeitlich uneingeschränkt, gemeinsam mit Journalist*innen, Blogger*innen, Plattformbetreiber*innen Themen zu entwickeln. Medienarbeit wird dadurch auch partizipativer werden und wir werden Ansprechpartner*innen in einem noch ganz anderen Ausmaß als heute nicht mehr nur für klassische Journalist*innen sein.

Beschäftigen wird uns auch weiterhin der rasante Wandel in den klassischen Medien, der schon vor schon vor Corona in vollem Gange war, sei es beim Verlag Nürnberger Presse, der jetzt eine konsequente digital first-Strategie fährt oder beim BR, der die Trimedialität weiter vorantreibt.(3) Wir werden in den kommenden Monaten das Infektionsgeschehen und seine Konsequenzen, unsere Arbeitserfahrungen aus der Pandemiezeit und den Medienwandel beobachten und reflektieren, es bleibt spannend.

(2) Ein Beispiel hierfür war unsere Weihnachstwebsite, auf der Angebote, wie unsere Postkutschenfahrten auf dem Christkindlesmarkt für das Web aufbereitet wurden.

(3) Zum Thema Medienwandel gibt es umfangreiche Literatur, siehe den Artikel von Prof. Klaus Meyer (Katholische Universität Eichstätt, Studiengang Journalistik), der besagt, dass die letzte Zeitung 2033 erscheinen wird; oder die Entwicklung im Bereich TV, siehe hier.

Bildung und Vermittlung (Elke Schneider): „Lust, Frust, Flexibilität – und: das digitale Publikum ist ein anderes“

Bevor ich in die Zukunft schaue, ein Blick zurück in ein völlig anderes Jahr, in dem ein erster Lockdown verhinderte, dass wir die Geschichten unseres Museums vor Ort Menschen erzählten, Museumsthemen in der Sonntags-Werkstatt praktisch erfahrbar machten, in dem Homeschooling angesagt war, Ferien-Aktionen ausfielen, die vulnerable Gruppe der älteren Menschen ebenso nicht mehr zu Smartphone-Kursen ins Museum kommen konnte wie die Besucher*innen unserer Veranstaltungsreihe Daten-Dienstag. Und an Postkutschenfahrten mit neun Passagieren auf engstem Raum war gar nicht zu denken. Flexiblität war gefragt: lange Instagram-Posts ersetzen Expressführungen, mittlerweile ist eine Audiospur daraus geworden und wird demnächst als Medienguide nutzbar sein. Ebenso startete im Sommer eine Instagram-Reihe mit praktischen Ideen als #MitmachMittwoch, FerienWerkstatt und schließlich #SonntagsWerkstatt. Daneben galt es, Online-Tools wie Zoom, Jitsi, MS Teams, Wonder.me, Trello, Padlet, Mural und Miro nicht nur kennenzulernen, sondern auch den Datenschutz zu prüfen und Bedenken auszuräumen. Sind wir nach einem Jahr Experten, wie es unlängst ein Museumsdirektor feststellte? Nein, aber wir sind neugierig, mutig und probieren.

Nach dem Lockdown folgte eine Wiederöffnung nach zwei Monaten mit einem völlig veränderten Museum: Wo eigentlich zahlreiche interaktive Stationen Anlässe zur Kommunikation stiften, sind nun Absperrungen – bewusst improvisiert, weil diese Stationen doch unser Museum eigentlich auszeichnen, aber dennoch auch nach gut fünf Monaten Publikumsbetrieb immer noch ansehnlich. Öffentliche Führungen starteten im Frühsommer langsam und in sehr kleinen Gruppen wieder mit Maske. Spannend, was der Geistesblitz, Schulungen zum „Sprechen mit Maske“ anzubieten ausgelöst hat. Bis ins ARD-Morgenprogramm schaffte es das Thema.

Allerdings konnte unser Team aus freien Mitarbeiter*innen Schüler*innen nicht zeigen, wie wir dies machen: Bayerischen Schulklassen waren schon im vergangenen Schuljahr nach den zwei Lockdown-Monaten Ausflüge und damit Museumsbesuche verboten – dies hält an und aktuell haben wir im vierten Monat Distanzunterricht. Die Diskussion darum geht aktuell wieder durch die Medien. So ist es bis heute schwierig für uns Lehrer*innen zu erreichen, die mit vielerlei Problemen ringen. Nur ab und an kommt ein*e Referendar*in, um für eine Lehrprobe historische Telefone auszuleihen. Aktuell prüfen Umfragen der Museums-Kolleg*innen der Museen für Kommunikation in Bern und Frankfurt, welche Bedarfe bei Lehrer*innen bestehen. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.

Eine große Freude war das erste Ferienprogramm, das am Ende des entspannten Sommers wieder stattfinden konnte: „Entwickle Dein eigenes Computerspiel!“ für eine reduzierte Zahl von 10 Kindern in unserem Festsaal mit fast 200 qm. Statt der Arbeit in kleinen Teams arbeiten die Kinder einzeln. Wie aber kann ein Gespräch in der Gruppe stattfinden, wenn 1,5 m Abstand gelten? Die Lösung ist eine Zoom-Konferenz im Raum. Mit Headset und Laptop waren die Kinder so nahe beieinander wie erlaubt, konnten sich aber gut verstehen, dabei analog und digital sehen und spielten nebenbei das Homeoffice der Eltern nach.

Ebenso war es ein Highlight, als an einem Termin Ende September unsere Museums-Postkutsche wieder mit einem Hygienekonzept wieder fahren konnte. Die zwei Fahrgasträume waren reserviert für zwei Familien, die Fahrzeit war statt eines halben Tages über 25 Minuten vom Museum durch die südliche Nürnberger Altstadt und wieder zurück. Und vor der Fahrt gab es einen Rundgang durch das Museum zu Posthorn, Uniformen, „Trittbrettfahrer“ und „Schmiergeld“ inklusive des Autogramms von Neil Armstrong auf einem Postkutschen-Ticket. Die sechs Runden waren ausgebucht und strahlende Gesichter bei den teilnehmenden Familien, aber auch bei den freien Mitarbeiter*innen, der Postillionin und dem Conducteur machten uns glücklich.

Ein großer Frust dagegen war es, als wir einer Mutter im November zum zweiten Mal die Geburtstagsfeiern ihrer zwei Kinder absagen mussten. Sie hatte die zwei Feiern eigentlich bereits im März geplant. Planbarkeit, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit werden in diesen Zeiten leider unmöglich. Und es ergibt sich die Sorge, ob die Mutter es ein drittes Mal probieren wird, einen Geburtstag bei uns zu feiern und wie sich das Publikum verändern wird. Wie lange bleiben Abstand, Masken und Vorsicht?

Völlig neue Möglichkeiten ergeben sich durch die Umstellung unserer Veranstaltungsreihe „Daten-Dienstag“, bei der einmal im Monat ein*e Expertin einen Aspekt der Datensicherheit bzw. des Datenschutzes in den Blick nimmt. Seit Juli bieten wir dies online via Zoom an. Dabei offenbart sich ein völlig verändertes Publikum: kommen zu den Vor-Ort-Terminen neben unserem Museumspublikum und mitunter ganzen Berufsschulklassen auch Datenschutzbeauftragte und Jurist*innen, übernehmen letztere online die Mehrheit. Wir erreichen damit auch nicht mehr nur das Publikum aus Nürnberg und Umgebung, sondern in unser E-Mail-Postfach gehen Anmeldungen aus der ganzen Bundesrepublik und sogar der Schweiz ein. Eine völlig neue Qualität! Schon zeichnen sich darunter neue Stammgäste ab und bereits jetzt treibt dieses Fachpublikum die Frage um, ob wir den “Digitalen Daten-Dienstag” beibehalten, auch wenn Corona vorbei ist.

Fazit: Wir alle – Museumspublikum und Museumsmitarbeiter*innen sind angestrengt in der neuen Normalität unter der Maßgabe, flexibel mit den Vorgaben umzugehen, um uns dennoch zu erreichen. Es fehlen Nähe, direkte Begegnung und Austausch, Partizipation, Raumerfahrung und vor allem sinnliche Eindrücke. Ich sehe reichlich Ausbaubedarf der Online-Möglichkeiten, aber kaum die Chance, in die Situation davor ohne diese zurückzugehen. Digitale Angebote werden bleiben, weil sie uns alle verwöhnt haben – mich zum Beispiel mit zahlreichen Online-Fortbildungen und einem völlig neuen monatlichen Jour Fixe per Videokonferenz mit meinem vier Kolleg*innen aus der „Bildung & Vermittlung“ an den anderen Standorten der Museumstiftung Berlin und Frankfurt. So halte ich fest: Online-Angebote können die Arbeit vor Ort nicht ersetzen, bereichern aber das Angebot auf neue Weise. Sie sind faszinierend und sollten ihren Möglichkeiten entsprechend entwickelt werden. Was sich dort in der Zukunft ergeben wird, darauf bin ich gespannt.

Wissenschaftliches Volontariat (Christian Bihn): „Museen, auf die Straße!“

In der Zukunft werden wir via Flugtaxi oder Unterdruck-Transport-Röhre à la “Futurama” zu den Museen dieser Welt reisen. Dort angekommen, betritt man die nunmehr gänzlich digitalisierten Sammlungen mittels der Datenbrille und kann bequem per Handbewegung zwischen den einzelnen Sammlungsgebieten hin und her wechseln. Und noch während ich das hier schreibe, führe ich eine Hand an meine Stirn und schüttle nur den Kopf angesichts dieser spekulativen und vor allem utopischen Vorstellungen, die ich hier abtippe. Die Zukunft ist in der Regel unspektakulär, unaufgeregt und – verständlicherweise – sehr weit entfernt. Der Historiker in mir blickt dann gerne auf den Bilderzyklus „En l’an 2000“ (4), der Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist und die technischen Wunder des Jahres 2000 zeigen wollte. Schüler*innen lernen mittels Maschine, die Bücherinhalte direkt in die Köpfe transferiert – natürlich noch per Kurbelantrieb. Feuerwehrleute, die mit mechanischen Flügeln brennende Gebäude löschen. Oder die komfortable Videotelefonie mit dem Handspiegel. Im Grunde viele biedere Damen und Herren in einer Welt aus Lochblech, viel Draht und Glühbirnen. Mein im Jahr 2000 verhungertes Tamagotchi verkneift sich im Jenseits eine Träne, da es offenbar schon im Jahr 1900 ein potenzielles Dasein in Vergessenheit geführt hat.

Schieben wir also die spektakuläre Zukunft zur Seite und werfen wir einen Blick auf die nächsten Jahre. Das Zeitalter nach Corona. Mich hat es im Januar 2020 vom Untermain an die Pegnitz gezogen. Der Plan: Zwei Jahre Volontariat. Der Plan wird nach nur zwei Monaten umgeworfen. Lockdown 1, Homeoffice und die Frage, wie soll das eigentlich funktionieren: Museum in der Pandemie? Man macht sich Gedanken, beginnt zu experimentieren und plant die ersten Veranstaltungen und Angebote, die die Zeit der pandemiebedingten geschlossenen Museumspforten überwinden sollen. Die Frage nach dem Danach, dem Jahr 1 nach Corona, bleibt aber noch unbeachtet, drängt sich aber allmählich auf. Abseits der Museumsarbeit macht sich die Pandemie auch bemerkbar. Der Kulturverein in der Heimat, in dem ich trotz der Entfernung weiterhin tätig bin, muss seine Kulturkonferenz absagen. Mein Redemanuskript, das ich hierfür vorbereitet habe, wandert in die Schublade. Der Appell, der darin zum Anklang kommt, erscheint in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht unpassend: Künstler*innen auf die Straße! Ein Appell, der sich gegen die Entfremdung zwischen Kunstschaffenden und Publikum richtet, Teilhabe fordert, indem die direkte Partizipation befördert wird.

Ein Appell, der sich auch auf den Bereich Museum anwenden lässt. Besucher*innen nicht nur als Gäste und Konsumenten des Hauses verstehen, sondern als aktive Partizipierende. Letztendlich macht die Schaffung von Denk- und Diskussionsräume nur dann Sinn, wenn sich die Institution Museum dabei nicht als letzte Instanz versteht, die sich dennoch vorbehält, festzulegen, was am Ende die Wahrheit ist und was nicht. Es muss ein langfristiges Ziel sein, Besucherinnen eine Möglichkeit zu schaffen, sich direkt an musealen Prozessen zu beteiligen und das sollte  über einen bloßen Fragebogen hinausgehen. Und der Weg dahin, ist im Grunde genauso unspektakulär wie die Zukunft selbst. Ein erster Schritt kann bereits sein, einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren: Wer arbeitet im Museum und was machen diese Leute überhaupt den ganzen Tag? Das mag banal klingen, ist aber durchaus nötig, wenn ich daran denke, dass mich immer noch Leute fragen, warum ich montags zur Arbeit ins Museum gehe, wenn es doch montags geschlossen ist.

Corona hat Museen vor die Herausforderung gestellt sich umzuorientieren, neue Methoden anzuwenden und alte Schemata fallen zu lassen. Dies gilt es auch nach der Pandemie beizubehalten. Neues ausprobieren, abseits der Norm. Popkulturelle Ansätze, Partizipation, die über das Knöpfe-drücken hinausgeht. Bietet doch mal eine Führung durch die Verwaltungsräume an. Lasst Besucher*innen einen Ausstellungsraum einrichten. Wartet nicht darauf, dass die Leute zu Euch ins Haus kommen und geht hinaus, geht auf die Straße. Der Rest wird folgen.

(4) Siehe: hier.

Fazit: #thefutureismuseum

Zukunft ist ein großes Wort. Sicher hat keiner eine Glaskugel, um genau zu wissen, wie die Zukunft der vielen, unterschiedlichen kleinen und großen Museen, der gesamten heterogenen Museumslandschaft oder im speziellen unseres Museums aussehen wird. Was wir aber aus der Krise gelernt haben, ist, dass man die Zukunft mitgestalten sollte bzw. als Bildungsinstitution das Morgen mitgestalten muss. Ansonsten braucht man gar keine Diskussion über die Relevanz des Museums führen.

Den Besucher*innen sollten wir nach der Krise, noch mehr als zuvor, einen Denk-Ort bieten, an dem sie in die Vergangenheit eintauchen, aber auch über die Zukunft nachdenken können. Zudem sollten wir ein Kommunikations-Ort sein, der Möglichkeiten des Austausches, der Vernetzung und des Diskurses für verschiedenste Gruppen bieten kann. Vielleicht sollten wir auch ein kreativer und freudiger Ort sein, den man (mit) gestalten kann und an dem Engagement und Spaß gelebt wird. Schließlich und vielleicht am wichtigsten sollten wir auch immer ein Museum sein und in unserem konkreten Fall ein Programm bieten, das anhand von Exponaten unserer Sammlungen bzw. aus dem Mediengeschichte aufzeigt, wie die Zukunft der Kommunikation aussehen kann. Anhand unserer kuratorischen und vermittelnden Arbeit – ob im analogen oder digitalen – können wir Geschichte(n) erzählen, aber auch Visionen bieten. Beispielsweise, wie wir in 2030 kommunizieren und was das für unsere Gesellschaft bedeutet. Solche spannende Fragen für die Zukunft des Museums für Kommunikation versuchen wir an allen Standorten mit unseren Dauer- und Wechselausstellungen zu beantworten. Wer Lust auf einen virtuellen Ausflug „zurück in die Zukunft hat“ und wie Technikvisionen der Vergangenheit aussehen können, schaut mal bei der aktuellen Ausstellung „Back to Future in unserem Frankfurter Schwestermuseum vorbei.

Gerne werden wir neben allen Visionen versuchen, den Besucher*innen heute und „in Zukunft“ vor allem auch Freude am Museum zu vermitteln, indem wir – analog und digital – das bestmögliche Programm bieten. Den Rest können und wollen wir nicht bestimmen, sondern, um es mit Johann Wolfgang Goethe zu sagen: „Man muss auch der Zukunft etwas überlassen…“. Bis dahin machen wir einfach unsere (Museums-)Arbeit.

 

 

 

Zum Abschied: Impressionen der Fahrt mit der Museumspostkutsche durch die Nürnberger Altsstadt.

Autor*innen: A. Hornung mit C. Bihn, V. Losse & E. Schneider, 11.02.2021