Konservierung und Restaurierung im Depot – Erfahrungen aus drei Monaten Praktikum
In dieser Woche nutzen wir den #DepotDienstag, um uns von unserer Kollegin Jihye Kim zu verabschieden. Sie war in den vergangenen drei Monaten als Praktikantin in der Restaurierungswerkstatt Teil unseres Teams. Sie hat zum Abschluss einen kleinen Bericht über ihre Zeit beim Museum für Kommunikation Frankfurt und dem Sammlungsdepot in Heusenstamm verfasst.
Wissenschaftliche Praxis im Depot
Das Studium der Konservierung und Restaurierung umfasst in den zehn Semestern, die bis zum Master-Abschluss vorgesehen sind, nicht nur zahlreiche Theoriemodule wie etwa Materialkunde oder Chemie, sondern auch einen hohen Praxisanteil. Die meisten Fakultäten verlangen vor einer Bewerbung einen Nachweis über ein Vorpraktikum, das zwischen einem und zwei Jahre dauert. Während des Studiums absolvieren die Studierenden zudem noch Fachpraktika in Museen und Ateliers. Denn die Möglichkeit, das erlernte Wissen praktisch umzusetzen, ist für dieses Studium essenziell.
Auch beim Museum für Kommunikation können Studierende ihr Vor- oder Fachpraktikum im Schwerpunkt ‚Technisches Kulturgut und moderne Materialien‘ ableisten. In den letzten drei Monaten hat Jihye Kim, eine Studentin an der französischen Ecole supérieure d’art d’Avignon, ein solches Praktikum im Sammlungsdepot Heusenstamm absolviert. Die gebürtige Südkoreanerin spricht fließend Französisch und Englisch und hat zum Abschluss einen persönlichen Text verfasst, in dem sie Einblicke in ihre Tätigkeiten und Erfahrungen gewährt. Ihre Betreuerin, Julia Hammerschmied, hat den Text für uns aus dem Englischen übersetzt:
Mein dreimonatiges Praktikum im Sammlungsdepot in Heusenstamm brachte mir eine Fülle von Eindrücken. Ich bewegte mich nicht nur im großen Feld der Konservierung, sondern auch in den Bereichen der Technik und der Geschichte der technischen und industriellen Objekte.
Kommunikation bedeutet für mich, etwas von einer Person zu einer anderen weiterzugeben. Das Museum für Kommunikation in Frankfurt ist für mich ein Ort, der konstant mittels der Sammlungsobjekte mit seinen Besucher*innen kommuniziert. Dafür werden die Objekte in unterschiedlichen Zusammenhängen gezeigt, um einen vielfältigen Zugang zu ermöglichen. Dies erzeugt eine Interaktion zwischen Besucher*innen und Objekten, die nur gemeinsam funktioniert und die eine einzigartige Erfahrung ist.
Daher war es für mich eine Bereicherung, diese Objekte konservatorisch und restauratorisch zu bearbeiten. Vor allem die unterschiedlichsten Spuren des Gebrauchs und die physikalische Entwicklung der Materialien waren beeindruckend.
Restaurierung & Corona
Die meiste Zeit während meines Praktikums arbeitete ich eng (aber mit räumlichem Abstand) mit der Restauratorin des Museums, Julia Hammerschmied, zusammen. Sie und die anderen Kolleg*innen der Sammlungsabteilung unterstützten mich in meiner Arbeit und gaben mir Einblick in die verschiedenen Museumsabläufe. Die Corona-Pandemie machte auch vor dem Sammlungsdepot keinen Halt. Dies hatte natürlich auch Folgen für den Arbeitsalltag von meinen Kolleg*innen und mir. Während viele ins Home-Office wechselten, war es für mich und meine Betreuerin schwer möglich, von zu Hause zu restaurieren. Glücklicherweise verfügt das Depot über mehrere Werkstätten und separate Magazine, sodass wir unsere Arbeit fortsetzen konnten.
Ausstellungen
Während des Praktikums war ich unter anderem am Aufbau der Wechselausstellungen „Germania“ und „#neuland“ beteiligt. Neben einigen Objekten aus der Abteilung Kunstgewerbe arbeitete ich zuletzt vor allem an einer Auswahl von Radiogeräten, die für die große Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des Rundfunks (geplante Eröffnung im September 2020 in Berlin) vorgesehen sind.
Maßnahmen der Restaurierung
Die ergriffenen Maßnahmen der Restaurierung dienten vor allem dazu, den originalen Zustand des Objekts aus der Zeit der Entstehung bzw. der Benutzung zu zeigen. Verschmutzungen der Oberfläche sowie Risse und Brüche stören die Originalität, die Historizität und die Ästhetik des Objekts. Meine restauratorisch-konservatorischen Arbeiten konzentrierten sich daher auf das Reinigen, Kleben, Ergänzen und Retuschieren. Für mich war es eine einzigartige Erfahrung in diesem Museum. Ich lernte verschiedene Techniken im Umgang mit Objekten kennen und konnte neue Impulse für meine kommende Master-Abschlussarbeit aufnehmen. (Jihye Kim)
Wir bedanken uns bei Jihye Kim für die Unterstützung im Depot und die gemeinsame Zeit und wünschen Ihr alles Gute für ihr weiteres Studium!
Text: Jihye Kim/Julia Hammerschmied, 28. April 2020
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