Zur Zusammenarbeit von Schule und Museum

Zur Zusammenarbeit von Schule und Museum

Auch in der aktuellen Situation denkt, entwickelt und diskutiert die Abteilung Bildung und Vermittlung schon bestehende oder neue Kooperationsmöglichkeiten mit Schulen. Doch warum ist das eigentlich so wichtig?

Die große Gemeinsamkeit von Schulen und Museen ist der Bildungsauftrag. Der Nutzen von außerschulischen Bildungsangeboten bekommt seit Jahren einen immer höheren Stellenwert zugeschrieben. Und das zu recht! Seit 2012 besteht das Kooperationsprojekt mit der Integrierten Gesamtschule (IGS) Nordend in Frankfurt. Eine Gruppe von Schüler*innen besucht das Museum für Kommunikation über das gesamte Schuljahr hinweg und erarbeitet Videoprojekte gemeinsam mit der Kunst- und Medienpädagogin Jutta Mertens und ihrem Lehrer Necmettin Atasoy

“Das Besondere an dem Projekt ist, dass die Schülerinnen und Schüler tatsächlich selbstständig agieren müssen. D.h. sie müssen Ideen entwickeln, handeln, in dem sie ihr Material organisieren und aktiv auf Menschen zugehen können. Zu guter Letzt müssen sie ihr gefilmtes Material schneiden. Dies erfordert ein hohes Maß an Teamfähigkeit, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit. Die Jugendlichen haben aber auch unglaublich viele Gestaltungsfreiheiten. Diese Art von ‘Freiheit’ – in der Schule gibt es Lehrpläne/Bildungsstandards – kennen sie aus ihrem schulischen Alltag eher seltener.”

Necmettin Atasoy, seit 10 Jahren Lehrer an der IGS-Nordend, seit 2012 betreut er das Projekt

Kreativ und offen für Neues

Seit acht Jahren ist jeden Donnerstagvormittag eine jährlich wechselnde Gruppe bei uns im Seminarraum zu Gast. Jutta Mertens begleitet das Kooperationsprojekt seit Beginn: „Zu verschiedenen Themen – rund um Kommunikation – erarbeiten die Jugendlichen ihre eigenen Filme – vom ersten Essay übers Drehbuch bis hin zu Schnitt. Es erfordert Kreativität, Offenheit, Kooperationsbereitschaft und technisches Know How.” 

Das museumspädagogische Team konnte in den letzten Jahren ganz unterschiedliche Gruppen, Prozesse und Ergebnisse begleiten: Von sehr freien und expressiven Momenten über dokumentarisch emotionale bis hin zu Filmen, die es als Exponat in unsere Sonderausstellungen geschafft haben, war alles dabei.

 

“Wir als Pädagogen haben natürlich unsere Erfahrungen der Vorjahre mitgebracht und weiterentwickelt. Verändert haben sich auch die technischen Voraussetzungen. Zu Beginn haben wir mit großen Kameras des Offenen Kanals gearbeitet. Inzwischen bevorzugen wir I-Pads.”

Jutta Mertens, Kunst- und Medienpädagogin, seit 2012 betreut sie das Projekt

Wie wird das neue Schuljahr geplant? Jutta Mertens beschreibt ihr methodisches Vorgehen: “Zunächst müssen wir natürlich wissen, was es im Museum in einem Schuljahr zu sehen gibt. Die Themen, die wir filmisch bearbeiten sind inspiriert von aktuellen Wechselausstellungen oder auch der aktualisierten Sammlung.

Die Gruppe wird in Teams eingeteilt, die zunächst gemeinsam Ideen entwickeln aus denen später Storyboard und Drehbuch entstehen. Kreative Freiheit wird bei uns groß geschrieben – vom Spielfilm über Interviews bis hin zum Dokumentar- oder Experimentalfilm ist alles möglich.”

Wildes Denken

Nicht nur das inhaltliche „über den Tellerrand schauen“, sondern auch die soft skills werden durch das Projekt gefördert. Das Museum ist ein Raum für wildes und kreatives Denken in dem Fehler erlaubt sind. „Das macht ein Museum so unglaublich wertvoll in Kombination mit dem schulischen Bildungsalltag“, resümiert Necmettin Atasoy. Und dem schließen wir uns an!

Wir freuen uns auf den Abschluss des Projektes Ende Juni und viele weitere, die folgen werden.

Aber jetzt erstmal viel Spaß bei den folgenden Filmen zum Thema Zeit. Wunderbar passend zur aktuellen Situation, in der für viele Menschen die Zeit, deren Beschleunigung und Entschleunigung eine ganz neue Bedeutung bekommen. 

Videoprojekte zum Thema Zeit

Kooperation IGS-Nordend und Museum für Kommunikation

Schüler*innen der Integrierten Gesamtschule Nordend Frankfurt besuchen einen Video-Workshop über das gesamte Schuljahr hinweg im Museum für Kommunikation Frankfurt. Das Projekt regt die Schüler*innen zur Auseinandersetzung mit dem Thema Kommunikation und Video an, ermöglichte ihnen das Kennenlernen des Museums als außerschulischen Lernort und förderte ihre Medien- und Sozialkompetenz.

Text: Fabian Lenczewski, 7. Mai 2020

Ein Frühling voll (Gem-)Einsamkeit

Ein Frühling voll (Gem-)Einsamkeit

Die letzten Wochen haben zahlreiche tiefgreifende Veränderungen für unsere Gesellschaft und unser Privatleben mit sich gebracht. Wer kann, meidet den öffentlichen Raum und zieht sich stattdessen in die eigenen vier Wände oder in den eigenen Garten zurück. Wie kleine Planeten kreisen wir seit Mitte März im eigenen Orbit unseres Zuhauses oder des Einzelbüros. Direkten privaten Kontakt haben wir nur noch mit wenigen Menschen. Und das ausgerechnet in der Jahreszeit, in der sich das Leben normalerweise zunehmend nach draußen verlagert. In der man die ersten lauen Abende in Straßencafés und warme Nachmittage am Badesee verbringt – und in der man so offen für romantische Momente und für neue Begegnungen ist, für die sprichwörtlichen Frühlingsgefühle und Schmetterlinge im Bauch. Wie gestaltet sich eigentlich die Liebe in Zeiten von Corona?

Absence makes the heart grow fonder” – so drückt ein englisches Sprichwort poetisch die Erfahrung aus, dass man manche Dinge erst richtig zu schätzen lernt, wenn man auf sie verzichten muss. In der Corona-Krise müssen wir nun täglich auf vieles verzichten, was wir lange für selbstverständlich erachtet haben. Besonders schmerzlich vermissen wohl die meisten von uns Bewegungsfreiheit – kommen und gehen können, wann oder wohin auch immer man möchte. Gerade für die Liebe ist dieser Aspekt besonders wichtig, sowohl für Menschen in einer festen Beziehung als auch für diejenigen, die auf der Suche nach einem oder einer Partner*in sind.

In Gesellschaft wider Willen

Für Paare kann die durch Social Distancing erzwungene intensivere Bezogenheit auf den jeweils anderen eine wirkliche Herausforderung sein. Wenn beide im Homeoffice arbeiten, teilt man sehr viel mehr vom Alltag als unter normalen Umständen. Da fallen kleine Spleens, die man sonst eher amüsiert ignorieren kann, plötzlich gewaltig auf die Nerven. Die bis zum Rand gefüllte Kaffeetasse, deren Inhalt täglich überschwappt und braune Ringe auf dem neuen Esstisch hinterlässt. Die achtlos auf den Schlafzimmerboden geworfenen Klamotten vom Vortag. Die viel zu hochgedrehte Heizung im Wohnzimmer. Was bisher höchsten Anlass, zu einer neckenden Bemerkung war, wird nun zum Streitpunkt. Dagegen fallen die kleinen liebevollen Gesten, die der Tagesablauf sonst so mit sich bringt, oft weg. Die schnelle aber doch liebevolle Umarmung morgens vor der Arbeit. Die Vorfreude darauf, nach dem stressigen Tag in ein gemütliches Zuhause zurückzukommen, wo der Partner einen im Flur entgegenkommt und einen mit einem Kuss begrüßt. Wenn Gesellschaft alternativlos wird, empfinden wir sie meist irgendwann als anstrengend – selbst, wenn es die Gesellschaft eines geliebten Menschen ist.

Auf der Suche nach Herzklopfen

Die andere Seite der Medaille sind diejenigen, die zur Zeit auf der Suche sind nach der Liebe oder auch einfach nur nach einer leidenschaftlichen Nacht, die das Herz zum Klopfen bringt. Neuen Menschen zu begegnen oder gar diese Begegnungen zu verstetigen, ist im Augenblick sehr viel komplizierter als sonst. Die Dating-App Tinder teilt ihren Nutzer*innen an prominenter Stelle mit:  

Wir wollen natürlich, dass du weiterhin Spaß beim Matchen & Daten hast. Trotzdem ist es uns wichtig, dass deine Gesundheit dabei an erster Stelle steht.

Tinder

Dazu schicken die Betreiber auch einen kleinen Hygiene-Guide zu. Darüber hinaus enthält man sich aber dezidierter Anweisungen und appelliert stattdessen an die Eigenverantwortlichkeit der Nutzer*innen. Die meisten nehmen diese Verantwortung für sich und potentielle Partner*innen sicher auch ernst und verzichten auf reale Treffen. Verstärkt genutzt werden auf diversen Datings-Apps in den letzten Wochen allerdings die Chat-, Anruf- und Video-Funktionen. Tägliche virtuelle Dates anstelle des ersten Tapas-&-Vino-Dinners im kleinen Lieblingsrestaurant um die Ecke? Auch ein Chatverlauf kann das Herz zum Klopfen bringen, keine Frage – aber den Zauber der Berührung, den viele gerade jetzt in Zeiten der Isolation schmerzlich vermissen, kann dieses Kribbeln nicht ersetzen.

Die Liebe hat es in Zeiten von Corona nicht leicht. Sowohl Paare als auch Singles müssen sich in Geduld üben – miteinander oder mit sich selbst, wenn das Gefühl der Einsamkeit zuschlägt. Diese Zeit macht uns aber auch bewusst, wie wertvoll manche Dinge sind, die wir häufig für selbstverständlich erachten: Die vielen Freiheiten, die wir normalerweise genießen – und ja, natürlich auch die Gesellschaft des Partners, der einen jetzt in Momenten der Unsicherheit in den Arm nimmt. An diese Momente können wir denken, wenn die Kaffeetasse am nächsten Tag mal wieder einen Ring hinterlassen hat. Und dann vielleicht – statt genervt die Augen zu rollen – ein Post-It mit dem Satz darüber zu kleben: „Zusammen schaffen wir das!“ 

Nächster Debatten-Dienstag

Wenn euch das Thema Online-Dating & Corona interessiert und beschäftigt, dann schaut gerne beim nächsten digitalen Debatten-Dienstag mit dem Titel „Match, Swipe, Like – von Dating & Daten“ am 25.05.2020 vorbei! Der Debatten-Dienstag wird per Livestream übertragen. Nähere Infos findet Ihr unter der Rubrik Veranstaltungen.

Text: Anjuli Spieker, 6. Mai 2020