Episode 7: Was sind OER?

Episode 7: Was sind OER?


Der Erklärpodcast zum Digitalen Wandel widmet sich zentralen Begriffen der Digitalisierung: Von A wie Algorithmen bis S wie Social Scoring reicht das Themenspektrum. Der Podcast ist Teil des Dialogprojekts “Leben & Lernen X.0” am Museum für Kommunikation Frankfurt, in dem im Dialog mit der Bürgerschaft Fragen zur Zukunft der Bildung, Arbeit und Demokratie verhandelt werden.

“Was sind OER?” fragt Tine Nowak als Gastgeberin des Leben X.0-Podcasts. Als Co-Moderator ist dieses Mal Stefan Jahrling dabei, er arbeitet als Medienpädagoge am Museum für Kommunikation Berlin. Nach einem Blick in die Wikipedia entfalten drei Expert*innen den Begriff der Open Educational Resources (OER) aus unterschiedlichen Blickrichtungen: Anja Lorenz (TH Lübeck) führt grundlegend in den Begriff ein, Lawrence Lessig (Harvard Law School & Harvard University) blickt zurück, als Creative Commons gegründet wurden und Christian Friedrich (Wikimedia Deutschland) spricht über den Nutzen von OER gerade für Lernen in einer digital geprägten Welt.

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00:00:39 Einstieg mit Stefan Jahrling
Stefan Jahrling ist Medienpädagoge am Museum für Kommunikation Berlin. Er befasst sich da mit klassischer Museumspädagogik, allerdings mit einem medienpädagogischen Fokus: dem Einsatz von Medien in der Vermittlung, Medienkompetenzförderung, sowie Themen wie Cybermobbing oder Fake News. Museen versteht er als Orte der Bildung.

00:03:44 Podcast-Konzept
Der Podcast erläutert in jeder Episode ein Schlagwort der Digitalisierung. Die Begriffe wurden durch ein Publikumsvoting ermittelt. Immer eine* andere* Museumskollegin oder ein -kollege aus der Museumsstiftung ist als Co-Moderation dabei, zudem wird der Begriff in der Wikipedia nachgeschlagen und es gibt Erläuterungen von drei verschiedenen Expert*innen.

00:05:01 Begriffsklärung OER
Stefan Jahrling beschreibt OER als freie Bildungsmaterialien, die zur Nutzung frei gestellt wurden. Er selbst verwendet auch OER, diese sind gerade im Bereich Medien und Medienpädagogik sinnvoll, weil das Thema ständig im Wandel ist.

00:06:37 Wikipedia: Open Educational Resources
In allen Episoden wird als Ausgangspunkt des Podcasts der erste Absatz des Wikipedia-Artikels zum Thema – OpenEducational Resources – vorgelesen. In diesem Fall ist es jedoch nur ein Auszug, da der ganze Absatz etwas länger ist. In dem Absatz werden OER als freie Lern- und Lehrmaterialien mit einer offenen Lizenz beschrieben, als Anwendungsfelder werden zunächst die Fern- und Hochschulbildung benannt. Etwas überraschend erscheint der prominente Verweis auf Reputationsarbeit als Motiv der Autor*innen, da von Stefan Jahrling und Tine Nowak die Community stärker von Aktivismus und dem Sharing-Gedanken geprägt erlebt wird. Die Wikipedia ist ein weitverbreitetes Beispiel für die Verwendung von Creative Commons Lizenzen, und kann durch dieses Lizenzmodell selbst als offene Bildungsresource genutzt werden.

00:11:08 Anja Lorenz
Anja Lorenz ist Online-Redakteurin und MOOC-Makerin am Institut für Lerndienstleistungen der Technischen Hochschule Lübeck. Dort finden sich u.a. auch Onlinekurse zu OER statt (z.B. #COER16). Zudem ist sie die eine Hälfte des BildAltEntf-Podcasts. Sie erläutert, dass OER-Bildungsmaterialien verschieden sind: das können Arbeitsblätter, Videos oder ganze Kurse sein. Das O steht für Open also offen, das heißt zumeist kostenlos und frei zugänglich. Der englische Begriff der Open Educational Resources hat sich auch in Deutschland durchgesetzt, er ist durch den internationalen Diskurs geprägt worden. Eingeführt wurde der Begriff OER 2002 in einem Abschlussbericht der UNESCO, in dem stand, dass Bildungsmaterialien im Idealfall offen und frei und für alle nutzbar sein sollten. Diese OER können in allen Bildungsbereichen eingesetzt werden, sowohl in der informellen Bildung als auch in den Schulen oder Hochschulen. Anja Lorenz würde zum Start von OER drei Dinge vorschlagen: 1) den MOOC zum OER-Fachexpert*innen #OERexp, der im März 2020 neu startet. 2) Die Webseite der OER Infostelle: https://open-educational-resources.de. 3) Und zuletzt eines der OER Camps, die nächsten finden im Februar und März 2020 in Berlin und Bonn statt. Als weitere Quellen und Orte von OER ergänzt Stefan Jahrling z.B. das Medienpädagogok-Praxis Blog und die Medienpädagogik-Praxis Camps.

00:31:12 Lawrence Lessig
Lawrence Lessig gehört zum Gründungs-Team der Creative Commons-Lizenzen. Er Professor für Rechtswissenschaften (Harvard Law School und Harvard University). Er berichtet von den Anfängen der Creative Commons (CC). In den frühen Jahren, so um Jahr 2002/03 erlebte er das Web als von “Urheberrechts-Kriegen” geprägt, mit polarisierenden Positionen von Urheberrechts-Extremist*innen und Urheberrechts-Anarchist*innen. Die Creative Commons-Lizenzen brachten eine Alternative ins Spiel. Die Innovation in der Arbeit an den Lizenzen selbst beschreibt Lessig als vergleichweise langweilig, wenn man die Möglichkeiten in der Anwendung betrachtet. Die Wissenschafts- und Bildungs-Communities testeten die neuen Lizenzen in aufregenderen Bereichen aus. Der Einsatz von CC-Materialien veränderte das Lehr-/Lern-Setting. Lehrmaterialien selbst zu erstellen und verändern zu können hat die Art zu Lehren geprägt. Die CC-Lizenzen waren nicht die ersten freien Lizenzen: die Free Software Foundation und Open-Source-Bewegung war hier schon vorab aktiv. Doch diese Lizenzen eignen sich besser für Software und weniger gut für kulturelle Erzeugnisse. Die Herausforderung bestand darin, so Lessig, ein Umfeld zu fördern, dass die Menschen dazu ermutigte, Dinge zu tun, die niemand zuvor geplant hatte. Diese Innvationsfreiheit sei ein Grundpfeiler des freien Internets, die er durch geschlossene Plattformen wie z.B. Facebook bedroht sieht. Das freie Internet sei wichtig für die Freiheit der Bildung.
Disclaimer: Das Gespräch mit Lessig fand am 12.9. in der Wikimedia statt. Wir empfehlen den zur Netzpolitik-Tagung aufgenommenen Netzpolitik-Podcast zu hören, in dem sich Lessig u.a. zu einem am 14.9. in der New York Times veröffentlichten Interview äußert. Die im Podcast thematisierten Äußerungen Lessigs zum MIT und den von dort angenommenen Epstein-Spenden werden bis heute kritisch diskutiert. Beim Podcastgespräch war dieser Diskurs uns selbst nicht präsent gewesen, sie blieb somit nicht wissentlich unerwähnt.

00:55:57 Christian Friedrich
Christian Friedrich ist Referent für Bildung und Wissenschaft bei der Wikimedia in Deutschland, außerdem ist er freiberuflich im Bereich Bildung & „Open Educational Resources“ tätig. Er ist zudem Podcast-Gastgeber und Teil des „Feierabendbier Open Education“-Podcasts. Er beschreibt OER als eines der Kernthemen für Wikimedia Deutschland und OER als freie Bildungsmaterialien sind somit Teil seiner Arbeit. Dabei ist für ihn der Aspekt der Öffnung von Bildung immens wichtig. Martin Weller (Open University) spricht von der Wikipedia als eine der ersten Open Education Resources. Das Problem, dass dem allem eigentlich zugrunde liegt ist jedoch das Urheberrecht, das nicht mehr zeitgemäß ist, gerade wenn es um Bildungsmaterialien geht. OER seien nicht Selbstzweck, sondern derzeit notwendige Krücken. Nicht überall ist das Urheberrecht der Hauptmotor für offene Bildungsmaerialien. In einer globalen Perspektiven kommen Faktoren wie Ungleichheit hinzu, für die OER einer der Lösungswege sein kann. Er fragt sich mit Blick auf das deutsche Bildungssystem, warum so wenig Bildungsmaterialien öffentlich finanziert werden. Es gäbe ein Ungleichgewicht in Hinblick auf kommerzielle Anbieter, was gar nicht bedeutet solle, dass Bildung umsonst sein müsse oder nichts kosten dürfe, nur die Kosten müssten anders verteilt werden. Und man müsse generell öffentlich über eine Haltung zu digitaler Bildung und Lernen digital nachdenken.

01:17:14 Resümee
Stefan Jahrling resümmiert, dass Bildungsarbeit und Bildungspolitik hier stärker gefordert sein sollten: in Bildung müsse stärker investiert werden. Creative Commons und freie Bildungsmaterialien sieht er als Riesenchance, um Bildung voranzubringen. Auch wenn OER für ihn persönlich kein neues Thema sind, hat ihn im Verlauf der Episode der Gedanke beschäftigt, dass es bei seiner eigenen Arbeit im Museum großes Potential gibt, in Richtung offener Bildungsmaterialen zu arbeiten. Wichtig scheint ihm auch – gerade aus den Reihen der Museen – dass man politisch forden müsse, dass Bildungsarbeit kostet und verweist dabei auf ein Zitat von Derek Bok (Havard University):  “If you think education is expensive, try ignorance”.

01:20:40 Abschied
Wir verweisen bei der Gelegenheit gleich noch auf die nächste Episode zu: Was ist Arbeit 4.0?

01:21:25 Extra track: Lawrence Lessig and OER (in english)
The interview with Lawrence Lessig took place on 12th of September at Wikimedia Germany: Lawrence Lessig is part of the founding team of Creative Commons Licenses. He is Professor of Law (Harvard Law School and Harvard University). He reports on the beginnings of the Creative Commons movement. In the early years, around 2002/03, he experienced the Web as being marked by “copyright wars”, with polarizing positions of copyright extremists and copyright anarchists. The Creative Commons licenses brought an alternative into play. Lessig describes the innovation in the work on the licenses themselves as comparatively boring when one considers the possibilities in application. The scientific and educational communities tested the new licenses in more exciting ways. The use of CC materials changed the teaching and earning setting. Being able to create and modify educational materials yourself has shaped the way teaching is done. The CC licenses were not the first free licenses: the Free Software Foundation and Open Source movement had been active in this area before. But these licenses are more suitable for software and less suitable for cultural products. The challenge, according to Lessig, was to foster an environment that encouraged people to do things that no one had ever planned for. This freedom of innovation is a cornerstone of the free Internet, which he sees threatened by closed platforms and ‘walled gardens’ such as Facebook. The free internet is important for the freedom of education.
Disclaimer: We recommend in this context listening to the Net Politics Podcast (NPP 184) recorded at the Netzpolitik Conference in Berlin, in which Lessig comments on his Medium article and an interview published in the New York Times on 14th of September. Lessig’s comments on MIT and the Epstein donations accepted by MIT are still being critically discussed.

Gibt es zu der Episode noch offene Fragen oder Ergänzungen? Dann schreibt uns per Mail oder Twitter (@mfk_frankfurt mit Hashtag #LebenX0). Wenn die Episode oder der Podcast Euch gefallen hat, dann könnt Ihr uns mit einer Bewertung oder Rezension bei iTunes eine Freude machen.

Ein Podcast des Museums für Kommunikation Frankfurt (Museumsstiftung Post und Telekommunikation).

Gäste: Anja Lorenz, Lawrence Lessig und Christian Friedrich
Co-Moderator: Stefan Jahrling
Redaktion/Produktion: Tine Nowak
Sprecher Lessig: Marc Rodriguez
Lizenz: CC-BY SA 4.0
Intro-Musik: “F” by Initials DC (mit freundlicher Genehmigung).
Remix mit Tonfragmenten aus der Sammlung der MSPT durch Uvo Pauls.

Autorin: Tine Nowak

#neuland-Entdecker*innen gesucht!

#neuland-Entdecker*innen gesucht!

Stellen wir uns die Digitalisierung und ihre Folgen für Gesellschaft und Individuum als großes Land vor: Ein Land, das uns in weiten Teilen wohl vertraut ist – in dem es aber auch noch unendlich viel zu entdecken gibt! Ab 26. März 2020 wird das Museum für Kommunikation Frankfurt zusammen mit der Nemetschek Stiftung eine Ausstellung zeigen, die der Frage nachgeht: Was hat die Digitalisierung mit uns zu tun? Wie wirkt sich die die Digitalisierung auf meine Lebenswelt aus?

Die inhaltliche Erarbeitungsphase hierfür ist endlich abgeschlossen und es geht jetzt an den Feinschliff. Wir tragen unsere Ausstellungsstücke zusammen, wählen Schriftarten aus, verfeinern Ideen für Mitmachstationen – und arbeiten an unseren Medien-Stationen. Und hier kommt IHR ins Spiel: Wir brauchen Eure Unterstützung für ein Schlüsselelement unserer Ausstellung – die BIOGRAFISCHEN INTERVIEWS!

Wir suchen Dich und Deine #neuland-Erfahrungen

Wie wirkt sich die Digitalisierung ganz konkret auf unser Leben aus? Verändert sie die Gesellschaft und kann man sich ihr verweigern, wenn man das möchte? Wer bin ich online? Wo ist der Unterschied zwischen dem Profil und der Person? Wie fühlt sich das Kennenlernen im Netz an? Wie gehen wir im Netz miteinander um? Und wem gehören eigentlich unsere Daten im Internet?

Schlagworte der Ausstellung sind: #Identität #Profil #Daten #Identifikation #Kommunikation #Diskurs #Optimierung #Bewertung #Beziehung #Dating #Statusarbeit #Wissen #Lernen #Orientierung #Wahrheit #Medien #Demokratie #Gesellschaft

Unser digitaler Alltag: Berichte aus unserer Lebenswelt sollen ein zentraler Teil der Ausstellung “#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung” werden. Melde Dich bei uns – mit Stichworten, welchen Blickwinkel Du zur Digitalisierung mit einbringen könntest – per Telefon bei Tine Nowak oder per Mail an lebenundlernen (at) mspt.de, damit wir Dich kennenlernen können.

Video-Interviews

Wir melden uns bei allen und laden nach einem Vorgespräch ein, ausgewählte Erfahrungen mit uns zu teilen. Die Video-Interviews entstehen in Kooperation mit dem Medienprojektzentrum Offener Kanal Rhein-Main in Offenbach, wo die Interviews professionell aufgezeichnet werden.  Natürlich kannst Du auch gerne Freund*innen, Familie, Bekannte und Kolleg*innen ansprechen – wir freuen uns über viele Teilnehmende aus allen Altersgruppen. Es ist nicht wichtig, ob Du einen voll digitalen Lebensstil hast, ob Du der Digitalisierung eher kritisch gegenüberstehst oder Du Dich ihr sogar soweit wie möglich entziehst. Alle Perspektiven auf dieses wichtige Thema sind für uns interessant und wertvoll.

Vielen Dank für die Teilnahme! Die Interviews sind aufgzeichnet und werden nun gesichtet. Ab 26. März sind sie Teil der #neuland-Ausstellung

Autorin: Anjuli Spieker

Anjuli Spieker ist freie Kuratorin und Kulturvermittlerin.

Episode 5: Was ist Big Data?

Episode 5: Was ist Big Data?

Der Erklärpodcast zum Digitalen Wandel widmet sich zentralen Begriffen der Digitalisierung: Von A wie Algorithmen bis S wie Social Scoring reicht das Themenspektrum. Der Podcast ist Teil des Dialogprojekts “Leben & Lernen X.0” am Museum für Kommunikation Frankfurt, in dem im Dialog mit der Bürgerschaft Fragen zur Zukunft der Bildung, Arbeit und Demokratie verhandelt werden.

In der fünften Episode des Erklärpodcasts zum Digitalen Wandel fragt Gastgeberin Tine Nowak des Leben X.0-Podcasts: Was ist Big Data? Die Direktorin des Museums für Kommunikation Nürnberg Marion Grether ist in dieser Episode als Co-Moderatorin dabei. Mit einem Blick in die Wikipedia und mit drei unterschiedlichen Perspektiven auf den Begriff von Valentin Dander, Julia Krüger und Stephan Bartholmei, diskutieren Tine Nowak und Marion Grether gemeinsam über Big Data.

00:00:17 Begrüßung

00:02:48 Marion Grether & Museum für Kommunikation Nürnberg
Die Bühne für diese Episode ist dieses Mal nicht das Museum für Kommunikation Frankfurt, sondern sein Schwestermuseum, das Museum für Kommunikation Nürnberg. Als Co-Moderatorin ist Marion Grether dabei, die Direktorin des Nürnberger Museums. Das Nürnberger Kommunikationsmuseum wurde 1899 gegründet und teilt sich das Haus mit dem Deutsche Bahn (DB) Museum. 2010 eröffnete die neue Dauerausstellung des Museums, vier Jahre später kamen die „Netzwelten“ zum Thema Digitalisierung und Digitalität dazu. Passend zum Thema des Podcasts fanden bereits im Rahmen der Vortragsreihe „Datendienstag“ verschiedene Vorträge zu aktuellen Themen der Digitalisierung statt.

00:06:55 Leben X.0-Podcast
Der Podcast erläutert in jeder Episode ein Buzzword der Digitalisierung, die Begriffe wurden durch Publikumsvoting ermittelt. Immer eine* andere* Museumskollegin oder ein -kollege aus der Museumsstiftung ist als Co-Moderation dabei, zudem wird der Begriff in der Wikipedia nachgeschlagen und es gibt Erläuterungen von drei verschiedenen Expert*innen.

00:06:55 Vorverständnis zu Big Data
Für Marion Grether bedeutet „Big Data“ die Möglichkeit, viele Daten in kurzer Zeit zu analysieren und aus diesen neue Erkenntnisse zu ziehen. Es kommt die Frage auf, wie groß der vorhandene Datensatz überhaupt sein muss, um sich „Big Data“ nennen zu dürfen.

00:09:29 Wikipedia: Big Data
Die Wikipedia als Nachschlagwerk ist der erste Anlaufpunkt bei der Frage nach „Big Data“. Wie wird das Phänomen dort geschildert? Tine Nowak liest den ersten Absatz des Wikipedia-Artikels zu „Big Data“ (oder auch „Massendaten“) vor und gemeinsam vergleichen Tine Nowak und Marion Grether die Definition der Wikipedia mit ihren vorherigen Vorstellungen zu „Big Data“.

00:13:49 Valentin Dander
Valentin Dander ist Bildungswissenschaftler, hat eine Professur für Medienbildung und pädagogische Medienarbeit an der Fachhochschule Clara Hofbauer Potsdam. Er hat u.a beim Grimme Forschungskoleg zu Medienbildung und Big Data geforscht. Für Valentin Dander bedeutet „Big Data“ unvorstellbar große, vielfältige Datenmengen, welche wegen ihrer Größe und Diversität (neue) Muster und Zusammenhänge erkennbar machen können. Eine klare Definition zu erstellen scheint ihm schwierig, da die Technologien und unser Verständnis dieser einem ständigen und schnellen Wandel unterworfen sind. Wirklich aufmerksam auf das Thema machten ihm zufolge 2013 vor allem die „Snowden Leaks“, welche eindrucksvoll zeigten, wie weit die Möglichkeiten der digitalen Überwachung und des Daten-Sammeln schon reichen und einige Debatten über Privatsphäre im digitalen Raum anstießen. Als Medienpädagoge beschäftigt sich Valentin Dander vor allem mit dem Thema „Big Data“, um Menschen für solche Themen zu sensibilisieren und zu einer gewissen Medienkompetenz zu führen.

00:39:24 Julia Krüger
Julia Krüger (Diplom Politikwissenschaft) beschäftigt sich mit Digitaler Netzpolitik. Sie arbeitet seit Juni 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Saskia Esken (MdB SPD). Sie ist Fellow am Center for Internet & Human Rights (Viadrina, Frankfurt/ Oder) und als Autorin bei netzpolitik.org. Unter „Big Data“ versteht Julia Krüger einen Oberbegriff, der verschiedene Analyseformen von sehr großen Datenmengen in unterschiedlichen Strukturen meint. Sie sieht vor allem das Problem der Intransparenz der Plattformen: Was können diese schon und was nicht? Was geschieht mit den gesammelten Daten? Das grundsätzliche Recht auf Privatsphäre und informelle Selbstbestimmung ist für sie ein wichtiges demokratisches Thema, ebenso der Missbrauch der Daten für die Kommerzialisierung, zum Beispiel in Form von personalisierter Werbung.

00:58:01 Stephan Bartholmei
Stephan Bartholmei, Physiker, ist Leiter der Produktentwicklung und Innovation, Deutsche Digitale Bibibliothek. Er ist Mitgründer des Kulturhackathons „Coding da Vinci“ und seit 2015 Mitglied im Council/ Rat der Europeana. Für Stephan Bartholmei ist der Begriff „Big Data“ eher diffus. Wie auch Marion Gerther stellt er die Frage, ab welcher Datengröße oder Datenmenge überhaupt von „Big Data“ gesprochen werden kann. Er sieht viel Potential in „Big Data“, vor allem auch für Kulturinstitutionen. So könnten Objekte anhand größerer Muster und Vergleichswerte besser datiert und bestimmt werden. Bis es allerdings soweit ist, müssen noch viel mehr Daten digitalisiert, gesammelt und strukturiert werden.

01:19:12 Resümee
Zum Ende der Podcast-Folge blicken Tine Nowak und Marion Gerther auf den Artikel der Wikipedia zurück. Der Artikel bringt große Datenmengen, Data-Technologien und den dadurch entstehenden gesellschaftlichen Umbruch mit „Big Data“ in Verbindung. Was Tine Nowak und Marion Gerther allerdings im ersten Abschnitt des Artikels vermissen, sind Themen wie die Auswirkungen von „Big Data“, im Hinblick auf Privatsphäre und Kommerzialisierung und auch die Frage nach der Wertigkeit unterschiedlicher Daten.
Zuletzt wird ein Ausblick auf die nächste Episode zum Thema „Machine Learning“ gegeben

Gibt es zu der Episode noch offene Fragen oder Ergänzungen? Dann schreibt uns per Mail oder Twitter (@mfk_frankfurt mit Hashtag #LebenX0). Wenn die Episode oder der Podcast Euch gefallen hat, dann könnt Ihr uns mit einer Bewertung oder Rezension bei iTunes eine Freude machen.

Ein Podcast des Museums für Kommunikation Frankfurt (Museumsstiftung Post und Telekommunikation).

Gäste: Valentin Dander, Julia Krüger, Stephan Bartholmei
Co-Moderatorin: Marion Grether
Redaktion/Produktion: Tine Nowak
Lizenz: CC-BY SA 4.0
Intro-Musik: “F” by Initials DC (mit freundlicher Genehmigung). Remix mit Tonfragmenten aus der Sammlung der MSPT durch Uvo Pauls.

Autorinn: Tine Nowak/ Anna Glombitza