Heute ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Auch der diesjährige internationale Museumstag (17. Mai) hatte Inklusion als zentrales Thema, durch Corona hat sich das Thema zu “Museen digital entdecken” verändert. Zum #DepotDienstag nimmt uns die Kustodin Lioba Nägele auf Spurensuche im Archiv und der Sammlung mit. Sie erzählt uns die Geschichte des ersten rollstuhlgerechten Telefonhäuschens, welche sie vorab schon recherchiert hatte.
Zugang für alle!?
Vorausgegangen war 1978 ein öffentlicher Wettbewerb um die Entwicklung eines für Rollstuhlfahrer*innen geeigneten Fernsprechhäuschens. Die zuständigen Stellen der Deutschen Bundespost und von Behindertenverbänden hatten Wünsche und Anforderungen formuliert, aber erst der Praxistest konnte zeigen, ob die neuen Telefonzellen die in sie gesetzten Erwartungen auch erfüllen konnten. Das Pilotprojekt mit einer Kleinserie von elf Stück begann in der zweiten Maiwoche 1980 und in elf deutschen Städten, verteilt über die verschiedenen Oberpostdirektionen, wurde je eines der 2x 2 m großen Telefonhäuschen aufgestellt.
R wie Rollstuhl
Wie das Standard-Telefonhäuschen FeH 78 besteht das FeH R (das R in der Modellbezeichnung steht für Rollstuhlbenutzer*in) aus Kunststoffteilen, hat aber eine sechseckige Grundfläche von 180 x 180 cm und eine breite, von innen und außen elektrisch zu öffnende Tür. Auch die Anbringung des Münztelefons und die Halterungen für die Telefonbücher sind auf die besonderen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrer*innen ausgerichtet.
Ob es die hohen Kosten, die mancherorts beklagte Zweckentfremdung mit entsprechenden Benutzungsspuren oder andere Unzulänglichkeiten waren – das FeH R konnte nie ganz einlösen, was es bei der Präsentation vor vierzig Jahren versprochen hatte.
Text: Lioba Nägele, 5. Mai 2020
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