Stellen wir uns die Digitalisierung und ihre Folgen für die Gesellschaft einmal als großes Land vor: Ein Land, in dem es jenseits der von einem Großteil der Weltbevölkerung täglich beschrittenen Pfade noch unendlich viel zu entdecken gibt. In dem allen neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung offen stehen und gleichzeitig Überwachung zur Tagesordnung gehört. In dem es Informationsschätze zu heben gilt und in dem mit Daten bezahlt wird. In diesem Land bewegen sich die meisten jeden Tag mit größter Selbstverständlichkeit.

Wir überschreiten unbemerkt seine Grenzen, wenn wir unser Smartphone herausholen und eine  Nachricht beantworten. Wenn wir kontrollieren, ob unser Zug pünktlich ist oder wenn wir auf der folgenden Fahrt einen Podcast anhören. Wenn wir im Büro E-Mails beantworten und mit Kolleg*innen in anderen Städten Skype-Konferenzen abhalten. Die Digitalisierung ist längst Teil unseres Alltags geworden. Und dennoch gibt es am Horizont dieses Landes auch Regionen, die uns wie „Neuland“ erscheinen.

Das liegt zum einen daran,  dass sich die Oberfläche durch neue technische Entwicklungen ständig verändert. In keiner Epoche der Menschheitsgeschichte geschahen Innovationen im Informations- und Kommunikationssektor in so hoher Frequenz. Soziale Netzwerke, die heute noch beliebt sind, können morgen schon durch eine andere Plattform abgelöst werden, die vielleicht spezifischer auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten ist. Manche Plattformen agieren besonders erfolgreich, indem sie junge Menschen adressieren: So sind etwa 90 % der etwa 1 Milliarde Instagram-Nutzer*innen unter 35. Die App zählt gemeinsam mit Facebook, Youtube und Whatsapp zu dem am stärksten genutzten SocialMedia-Plattformen weltweit.

Gerade am Beispiel von SocialMedia lässt sich illustrieren, warum es interessant ist, nach den Folgen der Digitalisierung für die Gesellschaft und die Identität des Einzelnen zu fragen. Denn an die Art, wie und mit wem wir täglich in Kontakt treten und vor allem, wie wir uns selbst dabei darstellen, knüpfen sich wichtige sozialpsychologische Fragen.

Wie entwickelt sich unsere Identität, wenn sich ein großer Teil unserer Selbstdarstellung online abspielt? Verändert die Kommunikation über soziale Medien langfristig unsere zwischenmenschlichen Beziehungen? Und was bedeutet es für die Demokratie, wenn Phänomene wie HateSpeech beginnen, bis auf höchste politische Ebenen den Ton zu bestimmen?

Die #neuland-Ausstellung

Mit all diesen Fragen wird sich die Ausstellung #neuland – Ich, wir und die Digitalisierung beschäftigen, die wir gemeinsam mit der Nemetschek-Stiftung seit einigen Monaten planen.  „Wir“, das sind Silke Zimmermann, Programmleiterin der Nemetschek-Stiftung, Tine Nowak, Projektleiterin von Leben & Lernen X.0, und Anjuli Spieker, Projektmitarbeiterin und Wissenschaftliche Volontärin.

Aktuell befinden wir uns mitten in einer intensiven inhaltlichen Konzeptionsphase. Zuvor gab es bereits mehrere Workshops, im Rahmen derer wir die Expertise von verschiedenenen Museumskolleg*innen und Externen nutzen konnten, um neue Ideen zu entwickeln und miteinander zu verknüpfen. Die gestalterische Umsetzung all dieser Ideen übernimmt übrigens das dynamische Gestalter*innen-Duo Kristine Fester und Patrizia Widritzki von Good to Know, einer Agentur für räumliche Wissensvermittlung.

Das besondere an unserer gemeinsamen Ausstellung ist ihr offener und lebendiger Charakter: Sie soll Dialograum und Kommunikationsort sein, sie möchte unsere Besucher*innen zur Reflexion und zum Diskutieren einladen und sie soll gleichzeitig viele „Aha!“-Moment auslösen. Haben Sie sich beispielsweise auch schon mal gefragt, was es eigentlich mit Algorithmen auf sich hat oder was genau eine Blockchain ist? Aber auch inwiefern die stetig fortschreitende Digitalisierung unseren Alltag prägt.

Im Rahmen der Ausstellung sollen diese und ähnliche Fragen von ganz unterschiedlichen Menschen aus ihrer Lebenwelt heraus beantwortet werden. Unsere Leitfrage ist: Was hat der Digitale Wandel mit mir zu tun?

 

Raum, Farbe, Form

Die Ausstellung wird ab Ende März bis Ende August 2020 im 2. Obergeschoss des Museums zu sehen sein. Noch steht die Raumaufteilung nicht fest und wir arbeiten in Entwurfsversionen. Die runden Farbflächen stehen für unterschiedliche Themencluster, die von dem gelb markierten offenen Dialogräumen gerahmt werden.

 

Derzeit sind Material- und Farbauswahl ein großes Thema. Im Juli waren wir Good to Know in der Werkstatt des Ausstellungsbauers in Köln und konnten uns dort schon umschauen. So viel vorab: Wir werden mit hellem Holz, buntem Lochblech und viel natürlichem Licht arbeiten. Und natürlich sollen die Möbel dann Raum gestalten für Workshops, um sich kreativ auszutoben, oder um in den gemütlichen Sitzmöbeln seinen Gedanken nachzuhängen.

Abstrakte Ideen und Konzepte nehmen zunehmend konkrete Formen und Farben an. Vor unserem geistigen Auge entsteht langsam die Ausstellung. Bis März ist noch einiges zu tun, aber wir freuen uns auf den kreativen Prozess und laden alle ein, uns hier auf unserem Blog dabei zu begleiten!

Autorin: Anjuli Spieker