Der heutige Diversity-Tag erinnert an das Zusammenleben in Vielfalt. Die Öffnung der Museen für alle Menschen ist kein neuer Gedanke. Schon 1979 veröffentlichte Hilmar Hoffman, der “geistige Vater” des Frankfurter Museumsufers das Buch “Kultur für Alle”.

Kultur für Alle

Den 2018 verstorbenen Sozialdemokraten Hoffmann beschäftigte Zeit seines Lebens u.a. das von ihm propagierte Konzept Kultur für alle. Damit ist die Teilhabe an, von und mit Kultur für alle Menschen und vor allem deren ästhetische Erziehung im Sinne Schillers gemeint. Hoffmann engagierte sich, alle Menschen gleichberechtigt und demokratisch an Kultur teilhaben lassen zu können. Doch was kann das bedeuten? Eine für alle zugängliche Kultur muss u.a. finanziell erschwinglich sein, – Stichwort Eintrittspreis – aber auch verständlich für möglichst viele Menschen.

In seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen begründete bereits Friedrich Schiller, dass es nicht genüge, den Menschen mit einem tabellarischen Verstand und mit mechanischen Fertigkeiten auszurüsten, sondern dass auch musische und ästhetische Bildung früh zu vermitteln sind.

Hilmar Hoffmann im Interview (Kultur für alle – quo vadis?, 2018)

Einfache Sprache

Das Museum für Kommunikation möchte ebenfalls möglichst vielen Menschen den Museumsgenuss ermöglichen. Dazu gehört neben günstigen Eintritts- und Führungsgebühren natürlich auch die Aufarbeitung der Inhalte des Hauses für alle. Auch für die, die gerade erst Deutsch lernen, oder für die, die Lese- oder Verständnisschwierigkeiten haben. Dazu entwickeln wir momentan im Team ein Führungsskript in vereinfachter/leichter Sprache.

Das könnte so aussehen:

Herzlich willkommen!
Sie befinden sich in einem Museum.
In einem Museum werden verschiedene Dinge gezeigt.
Wir sind im Museum für Kommunikation.
Kommunikation ist ein schwieriges Wort.

Kommunikation bedeutet:
Informationen werden ausgetauscht.
Das kann so funktionieren:
Jemand redet.
Jemand schreibt.
Jemand malt ein Bild.
Jemand lacht.
Das alles gibt eine Information weiter.

Wir kommunizieren in diesem Moment.
Ich rede mit Ihnen.
Also kommuniziere ich.
Ich bin der Absender einer Information.
Sie hören mir zu.
Sie sind die Empfänger einer Information.

Man kann unterschiedlich kommunizieren.
Fällt Ihnen etwas ein?

Das Museum zeigt die Geschichte der Kommunikation.
Wir schauen uns heute das Museum an.
Das dauert etwa 40 Minuten.
Wir werden viele Dinge sehen.
Sie alle haben etwas mit Kommunikation zu tun.
Kommunikation ist ein großes Thema.
Sie werden sich manchmal fragen:
Was hat das mit Kommunikation zu tun?
Das werden wir gemeinsam herausfinden.

So wie sich Gesellschaften verändern, verändert sich im Laufe der Zeit Sprache. Mit der Form der Sprache kann man Menschen in Gespräche einladen, aber auch ausschliessen.

 
Inklusion

Der Begriff der Inklusion war zu Hoffmanns Zeiten noch nicht so verbreitet wie heute. Wir verstehen natürlich viel mehr darunter, als nur die leichte oder einfache Sprache. Wir wollen möglichst viele Menschen in allen Bereichen inkludieren. Dafür gibt es für unterschiedliche Zielgruppen die verschiedensten Möglichkeiten. Eine davon ist eine leicht verständliche Kommunikation.

Hoffman und seine Mitstreiter*innen haben den Weg angefangen, den wir alle weitergehen sollten. Zwischenzeitlich hatte Frankfurt unter Hilmar Hoffmann den größten Kulturetat einer europäischen Kommune und setzte damit ganz bewusst auf die Förderung und den Ausbau vielfältiger kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen – von der Stadtteilbibliothek über das Theater bis hin zum Museum. So entstanden in seiner Amtszeit (1970-1990) nicht nur 15 neue Museen in Frankfurt, sondern er gilt auch als wichtiger Initiator für das Museumsufer.

Diese Erfolge sind die Basis für unser heutiges Arbeiten und diese Basis gilt es ständig auszubauen und weiterzuentwickeln.

 
Kulturelle Teilhabe

Eine zentrale Aufgabe von Kulturinstitutionen liegt heute auch darin, das Bewusstsein für die eigene kulturelle Identität zu stärken und  Diskussionen darüber anzuregen. Die Angebote dazu für alle Besucher*innen ständig zu erweitern und zu optimieren ist eine der vielen spannenden Herausforderungen der Abteilung Bildung und Vermittlung. Dieser stellen wir uns mit Freude und Begeisterung – zufriedene Gesichter und der Erkenntnisgewinn der Teilnehmer*innen sind unser Lohn.

Na, neugierig geworden? – Dann kommt  vorbei! Seit dem 12. Mai haben wir wieder geöffnet. Momentan ist durch die Gesetzgebung nur der Einzelbesuch möglich. Auf die hoffentlich bald startenden weiteren Angebote freuen wir uns sehr. Wenn Du Dich fragst: Wie barrierearm ist ein Besuch für mich? Seit dieser Woche kann man die Informationen zur Barrierefreiheit bei Reisen für Alle nachschlagen. Wir bauen die Angebote weiter aus, wie den Rundgang in einfacher Sprache, an dem wir gerade arbeiten.

Denn Sprache ist ein elementarer Teil der Kommunikation mit den Gruppen. Verschiedene Sprachen, unterschiedliche Bedeutungssysteme wie Piktogramme oder auch das Experimentieren mit Schrift und Sprache können, dürfen und sollen bei uns Thema sein.

Text: Fabian Lenczewski, 26. Mai 2020