Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Neuen und dem Alten Lernen? Oder: Welche Rohstoffe werden eigentlich für ein Smartphone benötigt und wo kommen sie her? Und daran schließt sich dann gleich eine weitere Frage an: Gibt es eine Alternative dazu? Doch, die gibt es, und wir müssen uns dafür noch nicht einmal weit von Frankfurt entfernen. Um diese und andere Themen ging es in den letzten Abendveranstaltungen, die im Museum für Kommunikation Frankfurt stattgefunden haben, bevor das Museum vorübergehend seine Türen schließen musste. 

Wir erinnern uns: Das Museum war noch bis vor Kurzem ein überaus beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort. Wenn um 18 Uhr die letzten Ausstellungsbesucher*innen verschwunden waren, stand schon die nächste Gruppe von Gästen vor der Tür. Die Zauberformel für einen großen Zuspruch – aktuelle und heikle Themen mit guten Redner*innen – hat bei diesen externen Events mehr als gut funktioniert.

 

Das neue Lernen heißt Verstehen

Was man sich genau unter dem Begriff „das Neue Lernen“ vorstellen soll? Darüber und über sein neues Buch mit dem Titel „Das neue Lernen heißt Verstehen“ hat der Neurowissenschaftler Dr. Henning Beck mit 3sat-Moderator Gert Scobel im Kommunikationsmuseum diskutiert. Beck erklärte, warum es fundamental ist, Zusammenhänge herzustellen und welche Rolle der sogenannte „Klick“ dabei spielt.

Bei der von der Redneragentur PODIUM organisierten Veranstaltung gab es für Langeweile keinen Platz, stattdessen wurde hier überzeugend und lehrreich für das „alte Lernen“ (das Büffeln) wie auch für das „neue Lernen“ plädiert.

Den Videorückblick zum Event im
Museum für Kommunikation Frankfurt
findet Ihr hier auf Facebook.

Smartphones ohne Schattenseite?

Sofortiges Verstehen und genügend „Klicks“ gab es eine Woche später auch bei der anregenden Debatte zum Thema „Smartphones ohne Schattenseite?“. In dieser Folge der Debattenreihe Forum Entwicklung, die von der GIZ, der Frankfurter Rundschau und hr-Info organisiert wurde, stand die Herstellung unseres Lieblingsspielzeugs im Fokus. Wer sich bis dahin nur Sorgen über die negativen Auswirkungen von Smartphones auf die eigene Gesundheit gemacht hatte, bei dem wurden gleich noch Zweifel anderer Art gesät.

Die Fakten über die Herstellung unserer Smartphones sind bitter: Für ein 80 Gramm leichtes Handy sind rund 60 Rohstoffe nötig, unter anderen Kobalt, Kupfer und Gold, die zumeist in Konfliktregionen unter (Überraschung!) menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen abgebaut werden.

Besonders sympathisch an dieser Diskussion war, dass sie nicht nur Kritik übte, sondern auch Lösungen zur Hand hatte. Wie etwa die „Recycling Kiste“ für alte Smartphones, die das Publikum im Laufe des Abends mit über 100 Geräten füllte. Ein absolutes Highlight war der Auftritt von Carsten Waldeck, einem deutschen Hersteller von fairen Smartphones, der mit seinem Familienunternehmen „Shift“ sofort zum Publikumsliebling wurde. Ist ja auch leicht nachzuvollziehen: Die von „Shift“ modular designten, „alternativen“ Smartphones sind langlebig, ihre Bauteile lassen sich leicht austauschen oder reparieren, und die Aktualisierung der Software wird garantiert.

 

Waldeck erzählte amüsiert, ein chinesischer Hersteller habe sein Modell bereits kopiert. Aber deshalb ein Patent beantragen? Nichts für ihn, – schließlich könne man mit diesem Gerät viel Gutes tun, weshalb es laut Waldeck keinen Sinn mache, die Produktion zu beschränken. Applaus.

Bis die Räumlichkeiten des Museum wieder für tolle Veranstaltungen gemietet werden können, müssen wir uns allerdings einen anderen, privaten Ort für unsere Treffen suchen, neue Rituale entdecken oder uns erlauben, über das nur vor Kurzem Erlebte nostalgisch nachzudenken. Der Treffpunkt kann vermisst werden, darf dennoch nicht vergessen werden. 

 

Text: Jana Sunderman, 8. April 2020