VoloMuPo – Volontariat, Museum, Podcast

 

Das wissenschaftliche Volontariat ist so etwas wie die “Ausbildung” zum Museumsmenschen. Innerhalb von zwei Jahren erhält man Einblicke in alle Bereiche der Museumsarbeit. Vom Sammeln und Bewahren hin zur Museumspädagogik und Verwaltung. Doch wie sieht das genau aus? Was gibt es alles zu tun und welche möglichen Herausforderungen können einen erwarten? Diesen Fragen geht der VoloMuPo nach. Ein Podcast zum Informieren, Vernetzen und Austauschen für Volontär*innen, Interessierte und alle, die mal einen Blick hinter die Kulissen der Museumslandschaft schauen wollen.

Du absolvierst zurzeit dein wissenschaftliches Volontariat und möchtest gerne im VoloMuPo über deine Erfahrungen austauschen? Dann melde dich hier!

 

 

Die Dauerausstellung ist das Herzstück eines jeden Museums. Hier treffen die Ergebnisse von wissenschaftlicher Recherche und Provenienzforschung auf Besucher:innen jeder Altersgruppe. Doch wie es der Name verrät, ist eine Dauerausstellung für einen längeren Zeitraum angelegt – zwar nicht für die Ewigkeit, aber dennoch kann sie für mehrere Jahre unverändert stehen bleiben, bis sie entweder in Teilen überarbeitet oder in einem Rutsch komplett neu konzipiert wird. Dennoch schlummern in den Sammlungen der Museen und in den Köpfe ihrer Mitarbeit:innen unzählige Ideen und Themen, die nur darauf warten, in einer Ausstellung präsentiert zu werden.

Hier kommen Wechselausstellungen ins Spiel, die für diese Ideen einen Entfaltungsraum bieten. Oftmals nur für einige Monate konzipiert, stoßen sie neue Impulse und Diskurse an, präsentieren Objekte, die bis dahin über Jahrzehnte in den Sammlungen auf ihren großen Moment gewartet haben. Sie können experimentell, bahnbrechend oder auch ganz schlicht sein. Aber was braucht es alles dafür? Wie wird aus einer Idee eine fertige Ausstellung?

Lasst uns darüber mal reden…

 

00:00:45 – Begrüßung
Willkommen zur dritten Episode des VoloMuPo! Mit zwei neuen Gästen werfen wir den Blick auf eine der schönsten Arbeiten, die man im Museum machen kann.

00:01:10 – Heute zu Gast
Heute berichten Linda Günther und Christopher Hölzel von ihren Erfahrungen aus dem Volontariat und den Ausstellungen, an denen sie mitgewirkt haben.

00:04:10 – Linda Günther (Museen Böttcherstraße Bremen)
Linda ist seit August 2019 wissenschaftliche Volontärin in den Museen Böttcherstraße in Bremen. Diese umfassen das Ludwig Roselius Museum und das Paula Modersohn-Becker Museum und präsentieren Kunstwerke vom Mittelalter bis in die Moderne.

00:04:40 – Christopher Hölzel (Vorderasiatisches Museum Berlin)
Christopher hat sein wissenschaftliches Volontariat im Januar 2020 begonnen. Dieses vollbringt er im Vorderasiatischen Museum im Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel zwischen Pergamonaltar und Ischtar-Tor.

00:05:40 – Das heutige Thema
Wir sprechen heute über eine der schönsten Aufgaben, die man im Museum machen kann: Das Konzipieren und Produzieren von Ausstellungen bzw. deren Umplanung angesichts unerwarteter Ereignisse. Besonders Wechselausstellungen, die nur auf eine kurze Laufzeit ausgelegt sind, bieten Museen die Möglichkeit nicht nur ihre weitreichenden Sammlungsbestände zu präsentieren, sondern auch neue Vermittlungswege auszuprobieren oder einen zeitaktuellen Ansatz zu einem Diskurs zu schaffen. Wie eine solche Planung von der Idee bis zur Umsetzung aussehen kann, betrachten wir an zwei Wechselausstellungen, die in Bremen und Berlin produziert wurden.

00:07:35 – Berührend – Annäherung an ein wesentliches Bedürfnis
Vom 19. September 2020 bis zum 28. Februar 2021 zeigt das Paula Modersohn-Becker Museum eine Ausstellung zum Thema Berührungen. Ein Thema, das gerade in Zeiten von Hygienemaßnahmen und Social Distancing immer mehr an Bedeutung gewinnt. Berührend ist hier Doppeldeutig gemeint: Neben der körperlichen Berührung soll vor allem die seelische Berührung im Fokus stehen. Mit den Augen soll gefühlt werden, schließlich sind Museumsobjekte zum Anfassen immer noch eine Seltenheit, gerade in Kunstausstellungen. Wie man sich dennoch diesem Thema annähern kann, erläutert Linda, die gemeinsam mit dem Direktor Dr. Frank Schmidt diese Ausstellung kuratiert hat.

00:32:45 – Eigene Sammlungen
Oftmals für Besucher:innen verborgen, sind Sammlungen wahre Schatzkammern für Museen, denn die Objekte, die man in den Dauerausstellungen findet, machen in der Regel nur einen kleinen Teil der Gesamtzahl aus, auf die man theoretisch zurückgreifen kann. Wechselausstellung bieten dazu die Möglichkeit auch lange eingelagerte Objekte – wenn auch nur für kurze Zeit – zum Vorschein zu bringen. Je nachdem, wie gut die eigene Sammlung erschlossen ist, kann sich die Objektsuche auch zur wahren Entdeckungstour entwickeln.

00:42:00 – Vom Fragment zum Monument – Das Ischtar-Tor in Berlin
Die Museumsinsel ist ein Must-see für alle Urlauber:innen in der Hauptstadt. Mittendrin befindet sich das Pergamonmuseum, in dem archäologische und kulturhistorische Objekte ausgestellt werden. Dazu zählen der namensgebende Pergamonaltar aus Kleinasien als Teil der Antikensammlung, die Mschatta-Fassade aus dem heutigen Jordanien im untergebrachten Museum für Islamische Kunst und das beeindruckende babylonische Ischtar-Tor im Vorderasiatischen Museum. Eben dieses Tor ist Gegenstand der Wechselausstellung Vom Fragment zum Monument – Das Ischtar-Tor in Berlin, die sich nicht nur mit der Geschichte des Tores auseinandersetzt, sondern auch mit dessen Weg aus dem mesopotamischen Sandboden auf die Berliner Museumsinsel, dessen Restauration und Rekonstruktion. Christopher erzählt, wie Wechselausstellung nicht nur Kulturgeschichte vermitteln können, sondern auch Museumsgeschichte.

00:56:15 – Alle (Museums-)Bereiche mitnehmen
Museumsarbeit besteht aus verschieden Bereichen, die auch alle bei der Planung und Umsetzung von Wechselausstellungen eingebunden werden müssen. Welche Vermittlungskonzepte sollen angewandt werden? Welche begleitenden Veranstaltungen müssen geplant werden? Wie macht man auf die kommende Wechselausstellung aufmerksam? Eins steht fest: Ausstellungsplanung kann nie ein Alleingang sein. Ebenso müssen Besucher:innen und deren individuellen Bedürfnisse beachtet werden. Gerade das macht die Ausstellungsplanung so spannend, weil sie jeden Aspekt der Museumsarbeit umfasst, umso stolzer kann man auf das Ergebnis sein.

00:57:20 – Letzter Werbeblock // Verabschiedung
Die Ausstellung Berührend – Annäherung an ein wesentliches Bedürfnis ist noch bis zum 28. Februar 2021 im Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen zu sehen. Die Ausstellung Vom Fragment zum Monument – Das Ischtar-Tor in Berlin zeigt das Vorderasiatische Museum in Berlin noch bis zum 3. Oktober 2021. Ein großes Dankeschön an Linda und Christopher für die Einblicke und vielen Dank fürs Zuhören.

 

Zu Gast: Linda Günther (Museen Böttcherstraße Bremen), Christopher Hölzel (Vorderasiatisches Museum Berlin)
Redaktion/Moderation:
 Christian Bihn
Intro- und Outro-Musik: “Hau ab!” von der CD: „Bruders große Reise“, mit freundlicher Genehmigung von Stephan Völker (www.stephan-voelker.de)

Ein Projekt der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Autor: Christian Bihn, 15.01.2021